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Kanchipuram ist eine der sog. "sieben heiligen Städte" Indiens, der im Hinduismus eine besondere Rolle hinsichtlich der ‘Erlösung’ (mokṣa) vom als leidhaft verstandenen Daseinskreislauf (saṃsāra) zugeschrieben wird. Nach hinduistischem Glauben besteht in dieser Stadt und ihren Tempeln eine besondere Verbindung zwischen der Götterwelt und der Menschenwelt, die durch Rituale realisiert wird. Die Stadt ist besonders ‚heilswirksam’, was aus dem Handeln der Götter an eben diesem Ort abgeleitet wird, denn hier ist das Handeln der Götter Modell für menschliches Handeln. Auf diese Weise wird die Welt der Götter durch Menschen erreichbar und erfahrbar. Die zugrunde liegenden mittelalterlichen Erzählungen sind bis heute populär und werden auf vielfältige Weise überliefert: verschriftlicht als Texte in der überregionalen Sprache Sanskrit und der regionalen Sprache Tamil, als Inschriften auf den Tempelmauern verewigt, bildlich dargestellt in Steinreliefs, in Skulpturen und als Wandmalereien, mündlich überliefert durch lokale Tempelpriester, die den Pilgern und Touristen die Signifikanz des Ortes erklären, aber auch in den Tempelfesten, die diese Narrative in Szene setzen. Anhand des Beispiels der Hochzeit zweier Götter, die alljährlich von der ganzen Stadt gefeiert, aber auch von der Hochzeit hunderter menschlicher Paare begleitet wird, beleuchtet dieser Vortrag die besondere Nähe der Menschen- und Götterwelt in Kanchipuram.
Vortrag von Prof. Dr. Ute Hüsken (Heidelberg)
Dienstag, 18. Juli 2023, 18:15 Uhr, Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Vortragssaal)
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Tuesday, 10. October.