Rebuilding Tsum

Patenschaft: Nadine Plachta

Die Region

Tsum ist ein lang gestrecktes Tal im nördlichen Hochland des Gorkha Distrikts. Es ist in einen unteren und einen oberen Talabschnitt gegliedert, die durch einen natürlich Steilhang getrennt sind. Tsum ist mit dem nepalesischen Tiefland nur in Richtung Süden verbunden. Im Norden und Osten ragt es in den Verwaltungsbezirk Kyirong, welcher der Tibetischen Autonomen Region Chinas angehört. Die Region wird von den Tsumpa, einer Gemeinschaft von etwa 2.000 ethnischen Tibetern, bewohnt. Ihr Lebensunterhalt besteht aus einer Kombination von Landwirtschaft, Tierhaltung und trans-Himalaja Handel in Dörfern, die sich zwischen 2.240 und 3.361 Metern Höhe befinden. Ihre einzigartige Kultur mischt buddhistische und schamanistische religiösen Praktiken. Die lokal vorherrschenden gesellschaftlichen Institutionen gleichen denjenigen egalitärer Gesellschaften und fördern den Schutz der natürlichen Umwelt.

Tibetische Quellen belegen, dass Menschen bereits im 11. Jahrhundert begannen von Tibet nach Tsum zu migrieren. Tsum wird in der esoterischen tibetischen Literatur als Teil eines verborgenen Landes (sbas yul) beschrieben, als Zufluchtsort, in dem die tibetische Kultur und Religion in Zeiten der sozialen und politischen Unruhen fortbestehen und gedeihen kann. Da das Tal einen wichtigen Platz in der sakralen tibetischen Geographie einnimmt, hat es seit Jahrhunderten Pilger und religiöse Spezialisten angezogen. Die Identifizierung als verstecktes Land hat zudem wichtige religiöse Institutionen von verheirateten Lamas (sngag pa), wie beispielsweise den Nile Labrang, veranlasst, sich dort nieder zu lassen. Kontinuierliche Netzwerke des religiösen Austausches über den Himalaja, insbesondere mit den buddhistischen Meistern, Gelehrten und Autoren des berühmten Pilgerorts Drakar Taso, führten schliesslich zu einem einzigartigen „Grenzland Buddhismus“. Tsum kann somit als bedeutende Stätte religiöser Innovation bei der Übertragung buddhistischer Kultur an der Grenze von Nepal und Tibet betrachtet werden.

Seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelten die Tsumpa spezielle Dekrete (shag rgya), um wild lebende Tiere und die Umwelt vor übermäßiger Ausbeutung schützen. Diese Vorschriften bestimmen die Mensch-Umwelt Interaktionen bis heute. Durch die relativ isolierte Lage der Region haben es die Tsumpa geschafft, viele ihrer einzigartigen kulturellen Praktiken und ihr lokal vorherrschendes Verwaltungssystem aufrecht zu erhalten.

Durch Fortschritt und Entwicklung sind die Tsumpa jedoch mit raschen Veränderungen konfrontiert. Die Geschwindigkeit gegenwärtiger Ereignisse und die hohe Abwanderungsrate nach Kathmandu konfrontieren das Tal mit einem enormen Verlust des kulturellen Wissens; ein Prozess, der vielen Einheimischen—vor allem älteren Menschen und gebildeten Jugendlichen—bewusst ist, den sie aber nicht zu verhindern wissen. Die touristische Erschliessung der Region ist im Begriff neue Anreize zu schaffen. Der gleichzeitige Bau einer Strasse, die China und Indien, die mächtigen Nachbarn Nepals, zu verbinden versucht, stellt die Bevölkerung allerdings vor eine weitere, grosse Herausforderung.

Das Erdbeben

Tsum ist nur einen zweitägigen Fussmarsch vom Epizentrum des verheerenden Erdbebens entfernt, das Nepal am 25. April heim gesucht hat. Das Tal gehört damit zu den am stärksten getroffenen Regionen des Himalajas. Viele Einheimische berichten, dass internationale Hilfe die Region immer noch nicht erreicht hat. Die insgesamt zweiundzwanzig Dörfer des unteren und oberen Tsum stehen deshalb im Fokus der einheimischen Jugend, die verschiedene Hilfsaktionen ins Leben gerufen hat. Diese Bemühungen können die Nonnenklöster des Tals allerdings nicht berücksichtigen. Die Familien, die traditionell die Gemeinschaft der Nonnen unterstützten, sind in der gegenwärtigen Situation mit ihren eigenen Verlusten und traumatischen Erfahrungen konfrontiert.

Gompa Lungtang ist eine solche Institution, die dringend auf Unterstützung angewiesen ist. Das Kloster ist in die einzigartige Berglandschaft des Ganesh Himal eingebettet und beherbergt derzeit circa dreissig Nonnen. Die Geschichte des Ortes reicht zurück bis ins Jahr 1259, als Mabdun Rachen (1209-1277), der Gründer der wenig bekannten Dochen Kagyü Tradition des tibetischen Buddhismus, eine Einsiedelei an den dicht bewaldeten Berghängen baute.

Einen circa zweistündigen Fussmarsch von Gompa Lungtang entfernt befindet sich das kleine Dorf Domje. Unter den sechs Häusern ist eine kleine Gesundheitsstation, in der eine ältere Nonne die Bewohner des unteren Talabschnitts mit traditioneller tibetischer Medizin behandelt. An die Klinik angeschlossen ist eine Schule, in der zwölf junge Nonnen von der Älteren unterwiesen werden.

Gompa Lungtang und Domje sind vom Erdbeben fast vollständig zerstört worden. Die kleinen Häuser der Nonnen sind eingestürzt. Eilig aufgestellt Holzbalken verhindern, dass die Gebetshalle vollkommen einbricht. Die Küche, der Abstellraum und die Retreatgebäude sind ebenfalls nicht mehr benutzbar. Die religiösen Schriften, Statuen und Wandmalereien—einige mehr als 400 Jahre alt—sind in den Trümmern begraben. Der Anblick der Klinik in Domje ist ähnlich erschütternd. Die jungen Nonnen und ihre Lehrerin suchen derzeit Zuflucht in Gompa Lungtang, wo sie in temporär aufgebauten Unterkünften leben. Und zu allem Überfluss rückt die Monsunzeit immer näher.

Die nächste Strasse ist fünf Tage zu Fuss entfernt. Bisher stellten die Tsumpa Träger an und mieteten Maultiere, um zusätzliche Nahrung und Baumaterialien ins Tal zu bringen. Erdrutsche, die durch das Erdbeben und dessen zahlreichen Nachbeben ausgelöst wurden, blockieren jedoch die Wege. Die gesamte Region kann deshalb nur mit dem Helikopter erreicht werden.

Schnelle Hilfe ist jetzt gefragt. Die Nonnen benötigen dringend Zelte, Decken und Nahrungsmittel. Ihre Spende ermöglicht es uns, die Nonnen mit diesen Hilfsgütern zu versorgen. Zusätzliche Spenden werden an den langfristigen Wiederaufbau von Gompa Lungtang und die Gesundheitsstation in Domje gehen.

  • Das Lungtang Nonnenkloster vor dem Erdbeben

Update 18/05

Ein grosses Dankeschön an alle, die bisher zum Projekt „Rebuilding Tsum“ beigetragen haben. Die grosszügigen Spenden haben einen enormen Unterschied im Leben der Nonnengemeinschaft von Gompa Lungtang und Domje gemacht, welche durch die zwei Erdbeben, die sich in den letzten Wochen in Nepal ereignet haben, aus dem Gleichgewicht gerissen wurde.

Mit der Hilfe von Metteyya Sakyaputta, einem buddhistischen Mönch aus Lumbini, konnten wir am 16. Mai einen ersten Helikopter zu den Nonnen senden, die bisher keine Hilfe erhalten hatten. Im Hubschrauber, der Kathmandu bereits um 06:30 Uhr morgens verliess, waren Mettayya Sakyaputta, Tenzin Kunchok, unser Projektkoordinator, und Michael Kastenbaum, ein unabhängiger Filmemacher aus New York, der uns freundlicherweise Auszüge seiner Filmaufnahmen für Fundraising Zwecke zur Verfügung stellte.

Die Unterstützung unserer Freunde und Helfer hat es uns ermöglicht, Reis, Linsen, Öl, Salz, Decken, Zelte und Plastikplanen zu den Nonnen zu bringen—alle von ihnen obdachlos, da ihre Häuser eingestürzt sind. Ungeachtet des Notstands und der Verzweiflung, in der sich die Nonnen befinden, begrüssten sie unser Team mit Buttertee. Diese Willkommensgeste nimmt als Zeichen der Gastfreundschaft einen hohen Stellenwert in den Kulturen des Himalajas ein. Und Lama Sherab Tendar Rinpoche, der Abt des Klosters, zögerte nicht, den Neuankömmlingen die historische Bedeutung der Statuen, Schriften und Wandmalereien zu erklären. Angesichts der begrenzten Zeit eines Helikopterflugs machte sich unser Team schon kurz darauf wieder auf den Weg in Richtung Kathmandu.

In der Hauptstadt angekommen, beschrieb Tenzin Kunchok seine Eindrücke mit folgenden Worten: „Als wir Gompa Lungtang erreichten, standen den Nonnen Tränen der Freude und Verzweiflung in den Augen. Tränen der Freude, da sie bereits für lange Zeit hoffnungsvoll auf Hilfe warteten und wir schliesslich das Kloster mit materieller und emotionaler Unterstützung erreichten. Und Tränen der Verzweiflung, da sie ihre Heimat in den Erdbeben verloren haben und die Monsunzeit kurz bevor steht. Was mich in dieser schwierigen Situation allerdings am meisten beindruckt hat war die Tatsache, dass die Nonnen zuvor kein Wort der Hilfe geäussert hatten. Diese Demut und Dankbarkeit berührte uns alle.“

  • Tenzin Kunchok, Venerable Metteyya, Nadine Plachta, and Melanie Southworth while getting blankets, rice, lentils, oil, and sugar donated by Global Karuna for the nuns' community.

Footage of Michael Kastenbaum, a filmmaker and actor based in New York

Update 28/05

Vor einigen Tagen hat uns ein USB Stick mit aktuellen Fotos der Gompa Lungtang Nonnengemeinschaft erreicht. Wir freuen uns zu sehen, dass die Nonnen nach der ersten Lieferung der Hilfsgüter mit dem Helikopter sofort tatkräftig Zelte und Planen spannten, um die historisch und kulturell bedeutsamen Statuen und Schriften zu schützen. Wie auf den Fotos zu sehen ist, haben die Nonnen auch hart gearbeitet, um Notunterkünfte für sich selbst zu bauen.

  • Fixing a temporary shelter with recently donated tarps

Von unseren Partner vor Ort haben wir erfahren, dass vor kurzem aufgetretene Erdrutsche entlang des Budhi Ghandaki Flusses den Weg zu allen sieben VDCs, die sich nördlichen Gorkha Distrikt befinden, blockieren. Dies macht es für Träger und Maulesel unmöglich, die Region zu erreichen. Uns wurde auch mitgeteilt, dass ein Erdrutsch zwischen den Dörfern Gho und Chhekampar den unteren und oberen Talabschnitt in Tsum unpassierbar macht.

Wir sind deshalb auf Hubschrauber angewiesen, um die Nonnen von Gompa Lungtang und Domje unterstützen. Da ein Helikopter jedoch nur eine maximale Last von 450 kg transportieren kann, sind wir uns der Tatsache bewusst, dass wir mit unserem Vorhaben, die Gesundheit und Sicherheit der Nonnen durch den Monsun hindurch zu gewährleisten, noch am Anfang stehen.

Gleichzeitig arbeiten wir hart daran, die notwendigen Schritte für den Wiederaufbauprozess der Häuser der Nonnen herauszufinden. Wir planen, mit der Hilfe eines Teams von Experten, aktiven Jugendlichen und Dorfbewohnern die lokalen, natürlichen und menschlichen Ressourcen zu nutzen, um nachhaltig und erdbebensicher zu bauen. Wir wollen einen umweltfreundlichen Wiederaufbau gewährleisten, der die Nutzung von Solarenergie an einem Ort beinhaltet, der bisher nicht an ein Wasserkraftwerk angeschlossen wurde, um selbstständig Strom zu erzeugen.

Lassen Sie uns zusammenarbeiten, um die Zukunft der Gompa Lungtang Nonnen, die eine sehr seltene und einzigartige tibetisch-buddhistische Tradition an der Grenze von Nepal und Tibet aufrecht erhalten, zu sichern.

Update 31/07

Seit Mai konnten wir acht Helikopter, die jeweils 400-450 Kilogramm Hilfsgüter transportierten, zu den Nonnen des Gompa Lungtang Klosters senden. Da die häufig vorkommenden Erdrutsche entlang des Budhi Gandaki Flusses die Fusswege im nepalesischen Tiefland blockieren, ist das abgeschiedene Tsum Tal an der tibetischen Grenze immer noch nur mit dem Helikopter erreichbar.

Angesichts der vielen Helikopter, welche die Gemeinschaft mit täglichen Lebensmitteln, Zelten und Decken versorgten, sind wir davon überzeugt unser Vorhaben, die Gesundheit und Sicherheit der Nonnen durch den Monsun hindurch zu gewährleisten, zu erreichen. Allerdings stehen wir mit den notwendigen Schritten für die Rekonstruktion der vollständig zerstörten Klostergebäude noch am Anfang. Vor kurzem hat das Augsburger Ezwo Ingenieursbüro seine Hilfe in diesem Projekt zugesichert. Timo Plachta, ein in energieeffizienten Bauen spezialisierter Ingenieur, besuchte die Region und hat zusammen mit Nadine Plachta, seiner Schwester und Aussenstellenleiterin unserer Zweigstelle in Kathmandu, eine detaillierte Vermessung des Klosters und seiner im Dorf Domje gelegenen Gesundheitsstation vorgenommen. Diese Vermessung soll als Grundlage eines fundierten Wiederaufbauplans dienen.

Timo und Nadine Plachta verbrachten insgesamt sieben Tage in Tsum. Da sich das Nonnenkloster in einem Seitental befindet, das noch nicht an eine Kleinwasserkraftanlage angeschlossen ist, mieteten die Geschwister ein Handvermessungsgerät in Kathmandu, welches sie mit dem Helikopter in die abgelegene Bergregion transportierten. Am Tag ihrer Reise mussten sie aufgrund schlechten Wetters mehrere Stunden am Flughafen in Kathmandu warten. Tiefhängende Regenwolken versperrten die Sicht für die Piloten. Zusammen mit Lama Sherab Tendar Rinpoche, dem Abt des Nonnenklosters, erreichten sie die Gesundheitsstation in Domje deshalb erst am späten Nachmittag. Kurz nach ihrer Ankunft begannen einige der jungen Nonnen eifrig Zelte für die Besucher aufzubauen. Diese waren beim Anblick des eingefallen Gebäudes und dem Schaden, den das Erdbeben an den Vorräten der traditionellen tibetischen Medizin angerichtet hat, zutiefst erschüttert. Ani Kunsang, die lokale Ärztin, führte die Gäste in den aufwendigen Prozess des Sammelns und der Verarbeitung der Heilpflanzen ein: „Es ist nicht einfach, die Pflanzen zu sammeln, welche für die Herstellung von tibetischer Medizin benötigt werden. Man braucht dafür ein spezielles Training. Denn nur wenn man die Wirkung aller Pflanzen und das Klima, in welchem sie wachsen kennt, ist es möglich sie in den Hochgebirgsregionen zu finden. Danach beginnt ein langes Verfahren des Trocknens und Mischens, um die jeweils beste Wirkung für den ausser Balance geratenen Körper zu erzielen. Wir hatten mehr als zwei Hundert verschiedene Kügelchen in unserer Klinik. Und Menschen aus dem gesamten unteren Talabschnitt kamen zu uns, um geheilt zu werden. Jetzt weiss ich nicht, was ich tun soll.“

Am nächsten Morgen vermassen Nadine und Timo Plachta ein lehrstehendes Feld hinter der Gesundheitsstation, das Lama Sherab Tendar Rinpoche am Abend zuvor für den neuen Bau ausgesucht hatte. Erwartungsvoll machte sich das Team dann auf den Weg nach Gompa Lungtang. Die Geschwister wussten, dass sie durch den gesundheitlichen angeschlagenen Abt erst am frühen Abend ihr Ziel erreichen würden. Sie wurden begleitet von drei Nonnen, die dabei halfen, einen Teil der Fracht des Helikopters auf dem engen Bergpfad ins Nonnenkloster zu tragen. Als sie die Hälfte der Tagesetappe hinter sich hatten, konnten sie zum ersten Mal die schneebedeckten Gipfel des imposanten Ganesh Himal Massif erblicken. Das milde Sommerwetter sollte jedoch nicht lange anhalten. In den nächsten Tagen verrichteten sie ihre Arbeit eingehüllt in Nebelwolken und Nieselregen. Von den Witterungsverhältnissen im Himalaya unbeeindruckt, liefen die Nonnen über das gesamte Areal, um die Geschwister mit warmen Tee und Keksen aufzuheitern. Das konstante Geräusch von herabfallenden Felsen auf der anderen Seite des Tales verlieh der Atmosphäre allerdings eine etwas angespannte Stimmung.

Bereits am ersten Tag wurde Nadine und Timo Plachta klar, dass sie den Schaden des Erdbebens unterschätzt hatten. Jedes einzelne Gebäude muss von Grund auf neu gebaut werden. Und angesichts der Grösse des Areals werden die Arbeitsschritte des Architekten auch die Aufgaben eines Stadtplaners beinhalten. Die Gebäude des Nonnenklosters waren traditionell über den gesamten Berghang verstreut. Sie bestanden aus einer Gebetshalle, zwei kleineren Gebetshäusern, eine Küche, einem Aufenthaltsraum, den Häusern der Nonnen und einem abgelegenen Bereich für Zeiten der Meditation und des In-Sich Gehens. Lama Sherab Tendar Rinpoche nahm das Erdbeben zum Anlass, die Architektur und das Baukonzept der gesamten Klosteranlage zu überdenken. Daraufhin empfahl Timo Plachta, den natürlichen Weg der Sonne zu berücksichtigen um möglichst energieeffizient zu bauen. An einigen Stellen müssen Berghänge abtragen werden, um Gebäude energieeffizienter platzieren zu können. Zudem muss eine neue Wasserquelle gefunden und Leitungen verlegt werden, da ein Erdrutsch das herkömmliche Wasserversorgungssystem verschüttet hat.

Bis im September wird Timo Plachta einen Bebauungsplan des Lungtang Nonnenklosters entwerfen. Sobald dieser von Lama Sherab Tendar Rinpoche bestätigt wird, planen wir mit der Erdaushebung und den ersten Steinarbeiten zu beginnen.

Update 24/10

Vom 22. September bis 2. Oktober war Timo Plachta in Kathmandu, um die Pläne und Details zum Wiederaufbau des Lungtang Nonnenklosters Lama Sherab Tendar Rinpoche vorzustellen. Sie trafen sich im O Sal Choling Kloster, der Residenz Lama Sherab’s in Godavari am südlichen Rand des Kathmandu Tals. Timo Plachta hatte ein hundertseitiges Dokument vorbereitet, dass Masterpläne, Baudesign, Umweltkonzept und Konstruktionsanweisungen beinhaltete und als Diskussionsgrundlage für die erforderlichen Baumassnahmen dienen sollte.

      godavari meeting

Um offene Fragen in der Baustruktur zu klären, traf sich Timo Plachta mit Rick Ehlert und Kevin Hagen, zwei Ingenieuren des Engineers Without Borders (EWB) Netzwerkes, die sich zum selben Zeitpunkt in Kathmandu aufhielten. Rick Ehlert war nach den verheerenden Erdbeben in Haiti (2010) und Neuseeland (2011) in der Katastrophenhilfe tätig und konnte uns entscheidend mit seinem Wissen zum erdbebensicheren Bauen helfen. In der verbleibenden Zeit arbeitete Timo Plachta die Resultate der Konversationen in das Baumanual ein, das daraufhin mit grossem Dank von Lama Sherab Tendar Rinpoche entgegen genommen wurde.

Anfang Oktober wurde der Fussweg entlang des Budhi Gandaki Flusses insoweit repariert, dass er von Menschen, die an das schwierige Terrain der Hochgebirgsregionen gewöhnt sind, begangen werden konnte. Kurz nachdem uns diese Neuigkeiten erreichten, sandte Lama Sherab Tendar Rinpoche 18 Arbeiter aus der Helambu Region nach Gompa Lungtang. Unser Plan, die einheimische Bevölkerung des Tsum Tals anzustellen, konnte leider nicht verwirklicht werden. Alle Dorfbewohner, die wir fragten, lehnten unser Angebot mit der Begründung ab, sich zuerst um ihre Häuser, Felder und Fusswege kümmern zu müssen. Die erfahrenen Arbeiter aus Helambu dagegen nahmen unseren Vorschlag dankend an. Das Gehalt, das sie in den folgenden zwei Monaten verdienen, werden sie für den Wiederaufbau ihre zerstörten Häuser einsetzen.

Für 1000 Rupies / Tag (inkl. Unterkunft, Versorgung und Reisekosten) fingen die Arbeiter an, die Erde an dem Ort auszuheben, an dem die neue Gebetshalle gebaut werden soll. Lama Tashi, der jüngere Bruder Lama Sherab Rinpoches besuchte den Bauplatz Mitte Oktober. Als er nach Kathmandu zurückkehrte, berichtete er folgendes: „Die Arbeiter machen gute Fortschritte. Sie bringen nicht nur die Steine in die richtige Form, sondern fällen auch Bäume und bereiten das Holz vor.“ Nachdem er uns Bilder und Videoaufnahmen von den Bauarbeiten zeigte, fügte er lachend hinzu: „Einmal gab die Erde einen so grossen Felsen frei, dass die Arbeiter zehn Tage benötigen, um ihn zu verarbeiten!“

            stone workers 01

Update 22/11

Der tibetischen Kalenderrechnung zufolge wird am 23. Dezember ein so genanntes „schwarzes Jahr“ beginnen. In diesem Zeitraum wird davon abgesehen, mit den Bauarbeiten an einem neuen Kloster anzufangen. Aus diesem Grund führte Lama Sherab Tendar Rinpoche im November ein Ritual durch, das traditionell den Beginn der Arbeiten an einem neuen Kloster markiert: eine Vase wird mit glücksverheissenden Substanzen gefüllt und in die Erde des Ortes platziert, auf dem das neue Gebäude errichtet werden soll. Nach tibetischen Glauben werden damit diejenigen ansässigen Geister des Ortes friedlich gestimmt, die hindernisfreie Bauarbeiten ermöglichen.

                Video:                    Land blessing ceremony

Lama Sherab Tendar Rinpoche berichtete uns, dass angesichts der schnell abfallenden Temperaturen in den Bergen die Arbeiter bald zu ihren Familien in die Helambu Region zurückkehren, wo sie mit der Rekonstruktion ihrer eigenen Häuser beginnen. Die Bauarbeiten an Gompa Lungtang sollen erst nach der Schneeschmelze im Frühjahr fortgeführt werden.

In der Zwischenzeit buchten wir zwei weitere Helikopter mit Baumaterialien für das Lungtang Nonnenkloster. Auch wenn wir das Cargo aufgrund der beschädigten Gebäude im Dorf Nile zwischenlagern müssen, war es uns wichtig von den günstigen Helikoptertarifen zu profitieren, welche Mission Aviation Fellowship (MAF) noch bis zum Ende diesen Kalenderjahres anbietet. Die Helikopter werden am 27. und 30. November von Kathmandu nach Tsum fliegen. Kurz darauf werden sich die Nonnen auf den Fussweg nach Kathmandu machen, wo sie die kalten Wintermonate im O Sal Choling Kloster in Godavari verbringen werden.

Zurück in Deutschland hat sich Timo Plachta mit Philip Müller und Melf Suttner, zwei Statikern aus Berlin, getroffen. Philip Müller ist spezialisiert auf Lehmbau und Melf Suttner arbeitet überwiegend mit Holzbau. Für zwei Tage haben sie Ideen zur Verfeinerung der baulichen Konzepte von Gompa Lungtang diskutiert, die mit der Aufnahme der Bauarbeiten im Frühjahr realisiert werden sollen.