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Projektbereich A


Ritualdynamik zwischen Tradition und rezenter religiöser Praxis


Zusammenfassung

Die symbolische Bedeutung, die Ritualen in der Repräsentation sozialer Identitäten und der Manifestation kultureller Traditionen zukommt, ist unumstritten und vielfach dokumentiert. Gleichwohl hat das lange Zeit vordringliche theoretische Interesse am 'expressiven Charakter' von Ritualen die detaillierte Analyse von deren Handlungsabläufen vernachlässigt. Zu kurz kamen darüber nicht allein genauere Einsichten in die von performativen Medien und handelnden Agenten getragene Kompetenz und Signifikanz von Ritualen. Nur wenig wissen wir auch von deren transformativer Rolle in Kontexten, die von sozialen Konflikten, politischen Umbrüchen, religiösen Pluralismen und kulturellen Veränderungen gekennzeichnet sind.

Die im Teilbereich A zusammengefassten Forschungsvorhaben können für sich in Anspruch nehmen, diesen Schwächen der älteren Ritualforschung gegenzusteuern. Als besonderes Potential übergreifender Erkenntnisse ist dabei zu werten, dass die von unterschiedlichen Sachlagen und Theorieansätzen geleiteten Projekte in der Untersuchung handlungsspezifischer Aspekte zusammenfließen, die zugleich differenzierte und vergleichbare Aussagen über die Veränderung und Veränderungskraft von Ritualen erwarten lassen. Von besonderer Tragweite für eine übergreifende Theoretisierung erscheint hier einerseits die Untersuchung der 'Komplexität und Verteilung von Handlungskompetenzen in Ritualen', andererseits die zwischen kosmologischen und politischen Beziehungen angelagerte Thematik 'rituell konstituierter Orte und Territorien'.

Die Projekte des Bereichs A untersuchen die Dynamik und Effektivität, die Ritualen in der Inszenierung und Transformation sozio-kultureller Identitäten zukommen. Dabei weisen sie mithilfe von Fallstudien über ihre spezifischen Kontexte hinaus und fokussieren unter anderem die Aspekte: 'Transfer und Appropriation von Ritualen' (s.a. A2, A4), 'rituelle Verhandlung regionaler, ethnischer, nationalstaatlicher Identitäten' (s.a. A2, A4, A8), 'rituelle Konstituierung von sozialer Autorität' (s.a. A9) und 'performative Medien' (s.a. A4). Damit lassen sich spezifische Anknüpfungspunkte mit anderen Projekten erkennen.

Sie präzisieren Formen der (sei es von lokalen, volksreligiösen oder 'modernen' Modifikationen, sei es von intra- oder interreligiösen Transfers geleiteten) rituellen Prozessualisierung und Diversifikation normativer Traditionen in Nepal und Indien, Bangladesh und Pakistan, und Japan. Sie markieren auch die speziell untersuchten Probleme 'des Verhältnisses von Skript und Performanz', der 'Veränderung von Ritualen im Kontext der Moderne', der 'Spannung zwischen Hoch- und Volkstraditionen' sowie 'unterschiedlichen religiösen Traditionen' und des Verhältnisses von 'Ritual und Akkulturation' und bieten damit spezifische Verknüpfungsmöglichkeiten mit Projekten anderer Projektbereiche.