Startseite > News
|
Durch die Anwendung von Methoden aus den Sound Studies wird eine multisensorische Geschichte des Antikolonialismus entwickelt, die schwerpunktmäßig auf der Bewegung des zivilen Ungehorsams in Indien (1930-1934) liegt. Das Projekt ist eine Erweiterung von Kama Macleans früheren Arbeit, die sich zur Erstellung von historischen Narrativen bereits umfänglich auf visuelle Archive stützte. Dies soll nun erweitert werden, indem angestrebt wird die Resonanz von Klang - insbesondere von vermittelter Sprache, Slogans und Liedern - in der antikolonialen Mobilisierung in der Zwischenkriegszeit nachzuzeichnen. Obwohl mündliche Überlieferung ein entscheidendes Element der politischen Kommunikation war, wurde diese - zum Teil aufgrund der Schwierigkeiten, das gesprochene Wort zu erfassen - noch nicht eingehend untersucht.
Die Archive sind jedoch voll von Klängen. Die stark affektiven Qualitäten von Klang und die Entwicklung von damit verbundenen Technologien zu ihrer Verstärkung und Aufzeichnung in dem untersuchten Zeitraum eröffnen einen ergiebigen Ansatz für das Verständnis antikolonialer Politik jenseits der Beschränkungen des kolonialen Archivs. Zu den Hauptzielen des Projekts zählt die Lokalisierung von archivierten Klangspuren, wobei Tonaufnahmen, Texte, visuelle und mündliche Überlieferungen herangezogen werden. Es wird auch untersucht welchen Einfluss ein fortschreitendes Verständnis für die Wirksamkeit von Klängen bei der Bildung von Gemeinschaften und der Übermittlung nationalistischer Botschaften unter Umgehung der Zensur hatte. Schließlich werden auch die Auswirkungen früher Aufnahme- und Tonprojektionstechnologien auf die nationalistische Mobilisierung beleuchtet, um zu zeigen, wie diese Technologien die existierenden Klanglandschaften in Mitleidenschaft zogen und politische Dynamiken veränderten.
Bild: ´Gandhi spricht zu den Bewohnern des Dorfes Aat`, from Walter Bosshard, Indien Kämpft! Stuttgart, 1931.
Tuesday, 11. July.