Discussion Paper No. 67: Wolz, Axel: Wirtschaftliche Entwicklung in Thailand. Erfolge und Probleme. March 1998

Diskussionsschrift Nr. 67 der Forschungsstelle für Internationale Wirtschafts- und Agrarentwicklung eV (FIA), Heidelberg 1998

 
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INHALTSVERZEICHNIS

 

Zusammenfassung

1 Einleitung

2 Industrialisierung und Wirtschafts- und Sozialpolitik: Strategien, Erfolge und Probleme

2.1 Vom Agrar- zum Industriestaat

2.2 Hauptgründe für diese rasante wirtschaftliche Entwicklung

2.3 Aktuelle Probleme als Folge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung

3 Aussichten

4 Literatur

 

Zusammenfassung

Nach der Freigabe des nationalen Wechselkurses zum 2. Juli 1997 erscheint die jüngste Phase der wirtschaftlichen Entwicklung Thailands in einem neuen Licht. Galt bis dahin das Land als der fünfte Tiger, der sich erfolgreich in dem Übergang zu einem Industriestaat befand, so gewannen nun die Stimmen an Gewicht, die das Ende des Entwicklungsweges gekommen sahen: Die wirtschaftliche Dynamik der Vergangenheit habe nur auf dem Raubbau der natürlichen Ressourcen und ausländischem Kapital beruht. Aber eine eigenständige Entwicklung sei nicht eingeleitet worden.

Im Rahmen dieser Abhandlung werden die wichtigsten Bestimmungsfaktoren für die rasante wirtschaftliche Entwicklung Thailands im Laufe der letzten vier Jahrzehnte analysiert. Ebenso werden die wichtigsten (häufig negativen) regionalen, umweltrelevanten, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen diskutiert. Abschließend wird auf die Entwicklungsperspektiven Thailands eingegangen. Das Land besitzt sehr gute Voraussetzungen, aus der aktuellen Krise gestärkt hervorzugehen.

1 Einleitung

Seit dem 2.Juli 1997 ist die Welt in Thailand und in vielen seiner Nachbarländer nicht mehr so wie sie einmal war. An jenem Tag wurde nach langem Zögern der Wechselkurs der nationalen Währung, der Baht, freigegeben, und nun traten die Nachteile der thailändischen Entwicklungsweges offen zu Tage. In der zweiten Jahreshälfte überhäuften sich die negativen Meldungen. Stand der Wechselkurs des Baht zum US$ über mehr als ein Jahrzehnt relativ fest zwischen 25-26 Baht pro 1 US$, so hat er innerhalb eines halben Jahres um mehr als die Hälfte seines Wertes verloren. Im Januar 1998 erhielt man für 1 US$ etwa 53-55 Baht, d.h. in US$ bemessen ist die Wirtschaft Thailands nur noch die Hälfte wert. Ebenso hat der nationale Aktienindex erheblich an Wert verloren. Pendelte er zu Anfang 1997 zwischen den Werten 800 - 850, so schwankte der Index zum Jahresende um den Wert 350, d.h. alle an der Börse gehandelten Unternehmen haben innerhalb eines Jahres um mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Zwar haben sich der Wechselkurs und Aktienindex seit ihrem historischem Tief im Januar 1998 wieder etwas erholt, doch wird das wirtschaftliche Wachstum für die Jahre 1997 und 1998 als Nullwachstum eingeschätzt (FEER 4.12.1997: 42 sowie 29.1.1998: 56-57).

Was war passiert? Thailand, das das "asiatische Wirtschaftswunder" mit prägte, das als Paradebeispiel für eine erfolgreiche Industrialisierung und wirtschaftliche Entwicklung gelobt und anderen Ländern zur Nachahmung empfohlen wurde, das als der Fünfter Tiger auf dem Sprung in den Club der Industriestaaten gesehen wurde, steht als Bittsteller vor dem Internationalen Währungsfonds und den internationalen Geschäftsbanken. Statt Lob zu erhalten wird nun von Krise und von jahrelangen Verfehlungen gesprochen. Zwar war der wirtschaftliche Motor schon 1996 etwas in das Stottern gekommen, als die Exporte nicht mehr so zunahmen wie gewohnt und das Überangebot an Büroflächen immer offensichtlicher wurde. Aber eine wirtschaftliche Zuwachsrate von etwa 6% im Jahre 1996 wurde nur als kurzfristige Abkühlung verstanden. Bald sollte es - wie seit Jahrzehnten gewohnt - wirtschaftlich aufwärts gehen. Mit diesem optimistischen Szenario ist es erst einmal vorbei.

Allerdings wäre es jetzt völlig überzogen, spiegelbildlich zu der extremen Euphorie über Thailands Entwicklung in den vergangenen Jahren, nun in genau die gegenteilige Position zu verfallen, einer völligen Abwendung von Thailand. Die Schwächen der wirtschaftlichen Entwicklung Thailands sind durch die internationalen Finanzmärkte offen gelegt worden. Vorher hatte die Regierung über einen längeren Zeitraum hinweg versucht, mit sehr kostspieligen Aktionen die Notwendigkeit nach Konsequenzen zu verschleiern. Dieses Verhindern sowie die zögerliche Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen nach der prinzipiellen Annahme des Programmes des IWF am 14. Oktober 1997 haben die Reaktionen der Märkte extremer ausfallen lassen, als dies bei einer umsichtigen Wirtschafts- und Finanzpolitik der Fall gewesen wäre. Dabei ist die jetzige Krise nur indirekt die Folge einer verfehlten Politik, sondern des Fehlverhaltens des privaten Sektors. In den kommenden Jahren wird sich die wirtschaftliche Entwicklung Thailands nicht mehr so rasant fortsetzen wie in den vergangenen Jahrzehnten, aber sie wird sich weiter fortsetzen. Allerdings werden die Wachstumsraten auf absehbare Zeit langsamer ausfallen, aber dafür besteht die Chance, daß die wirtschaftliche Entwicklung sozial verträglicher und regional ausgeglichener umgesetzt werden wird.

2 Industrialisierung und Wirtschafts- und Sozialpolitik: Strategien, Erfolge und Probleme

Thailand hat innerhalb weniger Jahrzehnte eine sehr rasante wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen. Dieser Weg wurde jedoch in einem sehr viel kürzeren Zeitraum durchschritten als z.B. der Industrialisierungsprozeß in den westlichen Staaten benötigte, ja er trat sogar in einer noch größeren Geschwindigkeit auf als in Taiwan oder Südkorea. Diese schnelle Entwicklung brachte nicht nur eine massive Vermehrung von materiellem Reichtum, sondern auch regionale und umweltrelevante Auswirkungen. Ebenso zwang dieser rapide wirtschaftliche Wandel die einzelnen Menschen, sich in sehr kurzer Zeit in ihren persönlichen Verhaltensweisen darauf einzustellen.

2.1 Vom Agrar- zum Industriestaat

Die wichtigsten wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren belegen eindrucksvoll den rasanten Wandel im Land. Das wirtschaftliche Wachstum betrug in den letzten drei Jahrzehnten im Durchschnitt etwa 7% pro Jahr. Ende der 80er Jahre wurden jährliche Wachstumsraten von 10% und mehr pro Jahr verzeichnet. Anfang der 90er Jahre hatte sich das Wachstum auf etwa 8% p.a. abgeschwächt. Zwischen 1985 und 1992 verdoppelte sich das Bruttosozialprodukt. Das schnelle wirtschaftliche Wachstum schlug sich auch in einem rapiden Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens nieder. Dies wuchs im Zeitraum 1965-80 jährlich um 4,4%, im Zeitraum 1985-95 jährlich sogar um 8,4%. Lag das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen im Jahre 1960 noch bei US $ 103, so stieg es in den folgenden Jahren stetig an (1970: US $ 180; 1980: US $ 670; 1990: US $ 1.440). Im Jahre 1995 lag dieser Wert schon bei US $ 2.740, der das rasante Wirtschaftswachstum der letzten Jahre reflektiert.

Das wirtschaftliche Wachstum brachte weitreichende soziale Konsequenzen mit sich. Die medizinische Versorgung hat sich auch auf dem Lande erheblich gebessert, was zu einem rapiden Absinken der Sterberaten geführt hat. Die Rate der Kindersterblichkeit sank von 22,5 Fällen bei 1.000 Geburten im Jahre 1971 auf 8,3 im Jahre 1992. So stieg die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt von 52 (1960) auf 69 Jahre (1995). Die klassischen Krankheiten wie Durchfallerkrankungen, Malaria und Tuberkulose verlieren an Bedeutung, während Herzkrankheiten, Krebs und stressbedingte Krankheiten zunehmen.

Hatten Ende der 70er Jahre erst 25% der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser, so stieg dieser Anteil im Jahre 1991 auf 72%. Die Anzahl der Haushalte mit Elektrizitätsanschluß verdoppelte sich im Laufe der 80er Jahre von 43 auf 82%. Der Anteil der Analphabeten ging von 29,2% im Jahre 1960 auf etwa 6% im Jahre 1995 zurück. Ebenso sank der Anteil der Vorschulkinder mit Anzeichen von Unterernährung von 51% im Jahre 1981 auf 19% im Jahre 1990. Diese Zahlen weisen darauf hin, daß die Gesellschaft insgesamt von dem wirtschaftlichen Aufschwung profitierte (PASUK / BAKER: 205; WELTBANK).

Wandel der Anteile der Wirtschaftssektoren

Hinter diesen eher nüchternen wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren verbirgt sich ein tiefgreifender Wandel der Wirtschaftsstruktur. Der Anteil des industriellen Sektors am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg seit dem Krieg stetig an und hat den des landwirtschaftlichen Sektors seit Mitte der 80er Jahre übertroffen. Dessen Anteil lag im Jahre 1951 noch bei 50,1%, im Jahre 1970 bei 28,5%, im Jahre 1990 bei 13,4% und im Jahre 1995 bei etwa 10%. Allerdings hat sich der landwirtschaftliche Sektor erheblich gewandelt. Waren nach dem Krieg der Naßreis- und Kautschukanbau vorherrschend, so ist doch seit den 60er Jahren eine erhebliche Diversifizierung der Anbaukulturen eingetreten. Ebenfalls hat sich die Tierzucht rasch entwickelt. Neben dieser breiten Diversifizierung der Primärproduktion in der Landwirtschaft und Fischerei wurde die Verarbeitung von Agrarprodukten massiv forciert. Waren diese Agroindustrien zuerst wegen ihrer minderen Qualität auf den heimischen Markt ausgerichtet, so haben sich thailändische Tiefkühl- und Konservenprodukte seit den 80er Jahren einen Weltruf erworben (z.B. Ananas-, Thunfisch- und Garnelenkonserven sowie gefrorene Hähnchenschenkel).

Der Industriesektor hat seit den 60er Jahren stark expandiert. Seit den 70er Jahren werden neben der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten die Be- und Verarbeitung von Nichtagrarprodukten sowie später auch die Maschinen- und Elektroindustrien zu den primären Motoren des wirtschaftlichen Wachstums. Über Jahre hinweg leistete die Textil- und Bekleidungsindustrie den bedeutendsten Beitrag zum Wachstum. Jährliche Wachstumsraten von 15-20% wurden fast zur Regel. Die Einfuhrquoten der Hauptabnehmerländer USA und EU stellten gewisse Grenzen für die weitere Expansion dar. Aber auch die Leder- und Schuhindustrie, die Möbelproduktion und besonders die Be- und Verarbeitung von Schmuck und Edelsteinen haben an wirtschaftlicher Bedeutung stark zugenommen. Weitere schnell expandierende Industriezweige sind die elektrotechnische Industrie und die Fahrzeugindustrie, wenn auch diese Bereiche noch stark auf den Import von Vorprodukten und Komponenten angewiesen sind. Mit dem Aufbau einer petrochemischen Industrie wurde in den letzten Jahren begonnen.

Relativ stetig ist der Anteil der Dienstleistungssektoren am BIP gewachsen. Betrug ihr Anteil im Jahre 1960 etwa 41%, so stieg er im Jahre 1980 auf 46,3%. Im Jahre 1995 liegt er bei ca. 50% des BIP. Auch die Dienstleistungssektoren waren einem rasanten Wandel unterzogen. Während die Anbieter von privaten Dienstleistungen wie Banken, Versicherungen und Handel überdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten, blieben die der öffentlichen Verwaltung eher bescheiden.

Obwohl sich hinter diesen Zahlen eine rasante Ausweitung sowie ein tiefgreifender Strukturwandel der thailändischen Wirtschaft verbirgt, vollzieht sich der Wandel der Beschäftigungsstruktur sehr viel langsamer. Im Zuge des schnellen Bevölkerungswachstum stieg auch die Zahl der Arbeitskräfte rapide an (1947: 9 Mio.; 1970: 16,7 Mio.; 1980: 22,5 Mio.; 1995: 34 Mio.), die nicht alle in den modernen Sektoren absorbiert werden konnten. Waren 1947 etwa 85% aller Erwerbstätigen im Sektor Landwirtschaft beschäftigt, so üben heute noch immer etwa 60% der Arbeitskräfte eine landwirtschaftliche Tätigkeit aus. Der Beschäftigungsanteil des industriellen Sektors liegt heute bei etwa 15%, der der Dienstleistungen bei etwa 25%. Allerdings geben diese Werte den realen Wandel nicht ganz korrekt wieder, da viele Personen in der Landwirtschaft eine zweite nicht-landwirtschaftliche Beschäftigung (häufig als Heimarbeiter) ausüben sowie darüber hinaus viele während der Trockenzeit saisonal eine weitere Tätigkeit annehmen (häufig als Wanderarbeiter). Nichtsdestotrotz weisen diese Zahlen auf die Tatsache hin, daß die thailändische Wirtschaft erst am Anfang ihrer Transformation steht. Offene Arbeitslosigkeit wurde in Thailand bis Ende 1997 nur in einem geringen Maße beobachtet. So lag die Arbeitslosenrate im Jahre 1990 bei 2,3%. Diese niedrige Rate ist um so beachtlicher, da sowohl der Anteil der Erwerbspersonen an der Gesamtbevölkerung mit 58% als auch der Anteil der Frauen an den Erwerbspersonen mit 46% (1995) im weltweiten Vergleich äußerst hoch liegen (WELTBANK 1997).

Industrialisierungsstrategien

Die Industrialisierung Thailands kann man grob in drei Phasen einteilen, die von jeweils einer unterschiedlichen Strategie bzw. Entwicklungsansatz geprägt wurden. Nach einer ersten Phase einer staatsgetragenen Industrialisierung wurde in den 50er Jahren den privaten Unternehmern die Initiative überlassen. Es folgte eine Phase unter dem Vorzeichen einer Industrialisierung, die die Importsubstitution zum Ziel hatte. Diese wurde Anfang der 80er Jahre von der Strategie einer exportorientierten Industrialisierung abgelöst.

Von den 30er Jahren bis Anfang der 50er Jahre sahen nationalistische Politiker eine Aufgabe der Regierung darin, aktiv den Aufbau einer städtisch orientierten Wirtschaft zu fördern. Der Staat investierte daher in Fabriken, Handels- und Exportunternehmen. Die meisten dieser Firmen waren schlecht geführt und machten Verluste. Andere waren nur eine Tarnung, um öffentliche Gelder zu erhalten. Für alle Verluste mußten Steuergelder verwendet werden. Für die amerikanischen Berater in den 50er Jahren roch dieser Staatskapitalismus zu sehr nach Sozialismus. Nach 1957 wurden viele dieser Staatsfirmen geschlossen bzw. verkauft. Die Regierung beschränkte ihre Rolle darauf, das Wachstum der Privatwirtschaft durch eine Industriepolitik der Importsubstitution zu unterstützen (PASUK / BAKER: 61-62). Ihre Aufgabe stand primär darin, den Ausbau der Infrastruktur (Straßenwesen, Elektrifizierung und Bewässerungssysteme) zu forcieren. Aber nicht alle Betriebe im Staatsbesitz sind in den folgenden Jahren verkauft worden, und manche, wie z.B. die nationale Fluggesellschaft und das Elektrizitätsunternehmen erbringen noch heute der Regierung ansehnliche Gewinne.

Der Agrarsektor war damals der Hauptmotor der Entwicklung und die wichtigste Quelle für den Haushalt der Regierung. Die Industrialisierung der Importsubstitution in den 50er und 60er Jahren war nur durch die Ausweitung des Agrarsektors möglich. Der Agrarsektor erwirtschaftete einen großen Teil der notwendigen Ressourcen, die in die neuen Industrien investiert wurden. Die Erhöhung der Agrarproduktion basierte hauptsächlich in der Ausweitung der Anbauflächen sowie einer Diversifizierung in Exportkulturen wie Mais, Kassava und Kenaf. Das Industrialisierung nach dem Modell der Importsubstitution wurde von der Staatsseite forciert und war massiv geschützt vor ausländischer Konkurrenz (INGRAM: 284-288). Im Jahre 1959 wurde das "Board of Investment" mit der Aufgabe gegründet, nationale und internationale Investitionen in den "modernen Sektor" zu lenken. Das ebenfalls im Jahre 1959 gegründete "National Economic and Social Development Board" legte in Form von 5-Jahresplänen die Schwerpunkte für die weitere wirtschaftliche Entwicklung fest. Mit diesen Vorteilen war Anfang der 70er Jahre eine ansehnliche industrielle Basis geschaffen worden (DIXON: 29-30).

Dennoch konnte man Thailand zu jenem Zeitpunkt noch lange nicht als einen Industriestaat bezeichnen. In den 60er Jahren verzeichnete Thailand zwar imposante wirtschaftliche Wachstumsraten mit durchschnittlich 8,3% pro Jahr. Diese waren nicht viel geringer als die von Taiwan, Korea oder Singapur. Doch im Gegensatz zu jenen Staaten basierte dieses Wachstum nur bedingt auf einer Ausweitung der Verarbeitungsindustrien. Mit einem Anteil von 85% waren die Hauptexportprodukte im Jahre 1970 Reis, Kautschuk, Zinn, Mais und Kenaf, also alles Produkte aus dem primären Sektor. Während der 70er Jahre hatte sich die Wirtschafts- und Exportstruktur nur gering verändert. Der Anteil der Produkte aus dem primären Sektor war auf 70% im Jahre 1980 zurückgefallen. Es gab eine Steigerung des Anteils des Verarbeitungsindustrien, besonders von Textilien. Doch ein Teil dieser Ausweitung ist mit dem starken Preisverfall für Agrarprodukte zu erklären (DIXON: 30-31).

Ende der 70er Jahre stand Thailand vor großen wirtschaftlichen Problemen, da gleichzeitig die Preise für Agrarprodukte sanken und die internationalen Zinsen anstiegen. Diese Probleme wurden durch die starken Preisanstiege für Rohöl im Jahre 1980-81 erheblich verstärkt. So bot die Strategie der Ausweitung der Agrarproduktion und der Importsubstitution, die Thailand über knapp zwei Jahrzehnte hinweg große Vorteile gebracht hatte, Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre keine Perspektiven mehr. Analysen der Weltbank belegten, daß Thailand langfristige Strukturprobleme hatte. Daher wurde ein Strukturanpassungsprogramm vorgeschlagen, daß einen erheblichen Abbau der Subventionen besonders für Benzin und das Transportwesen vorsah. Importsteuern sollten reduziert und Exportsteuern und Restriktionen völlig abgebaut werden. Der Baht sollte abgewertet werden. Kurz, die Industrialisierungspolitik im Zuge der Importsubstitution sollte durch eine exportorientierte ersetzt werden. Die Empfehlungen zielten darauf ab, die thailändische Wirtschaft stärker in den Weltmarkt zu integrieren, sich dort unter Wettbewerbsbedingungen zu behaupten und sich den internationalen Kapitalgebern zu öffnen (DIXON: 32-33; PASUK / BAKER: 27). Der Binnenmarkt war damals einfach zu klein bzw. kaufkraftmäßig zu unterentwickelt, als daß eine eigenständige Industrialisierung sinnvoll gewesen wäre. Erst der Export ermöglichte die ökonomische Rentabilität.

Im Laufe der 80er Jahre hat sich die Wirtschaft Thailands völlig gewandelt. Waren die ersten Maßnahmen eher zaghaft, so war die Regierung der Strategie der exportorientierten Industrialisierung spätestens mit der weiteren Abwertung des Baht gegenüber dem US$ im November 1984 voll verpflichtet. Nach 1986 setzte ein regelrechter Wirtschaftsboom ein. Dieser Boom ist aber nicht mit der Umsetzung der Strukturanpassungsmaßnahmen allein zu erklären. Das Absinken der Rohölpreise führte zu einer hohen Entlastung bei den Energiekosten bzw. deren Importkosten fielen stark ab. Zusätzlich führte die Förderung von Erdöl im Golf von Thailand zu erheblichen Devisenersparnissen. Diese Aspekte trugen zu dem rasanten Wachstum bei, aber der Hauptgrund liegt in der rapiden Ausweitung der Verarbeitungsindustrien, zuerst bei Textilien und später bei elektronische Produkten.

Gerade im Laufe der letzten Jahre wurde die Integration Thailands in den Weltmarkt immer stärker. Schon seit den 60er Jahren haben sowohl Im- als auch Exporte in schnelleren Raten zugenommen als die nationale Wirtschaftskraft. Jährliche Zuwachsraten von 10-15% waren über lange Zeiträume die Regel, Anfang der 90er Jahre lagen sie gar bei über 20%.. Bis auf sehr wenige Ausnahmen war der Handel durch ein Handelsbilanzdefizit charakterisiert, d.h. die Importe waren größer als die Exporte, und dieses mußte durch andere Quellen finanziert werden. Im Jahre 1995 betrug das Handelsbilanzdefizit US $ 14,3 Mrd.; bei Exporten von US $ 56,5 Mrd. und Importen von US $ 70,8 Mrd. In den letzten Jahren erreichten diese Defizite regelmäßig Rekordhöhen, deren Deckung aber bis 1996 nur geringe Probleme darstellte. Neben den Ausgaben ausländischer Touristen und den Überweisungen der ca. 200.000 - 400.000 thailändischen Arbeitsmigranten, die im Ausland arbeiten, führten hauptsächlich ausländische Direktinvestitionen und Geldanlagen im Lande dazu, daß die Devisenreserven stetig zunahmen. Anfang 1997 standen sie bei über US$ 38 Mrd., d.h. genug, um mehr als 6 Monate der Importe zu bezahlen (WELTBANK 1997; FEER 29.1.1998: 57)

An der Spitze der Importe stehen Kapitalgüter aus der Gruppe Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse und Fahrzeuge sowie sonstige Industrieprodukte, die zum Aufbau und Erweiterung der nationalen Industrien benötigt werden. Ihr Anteil betrug im Jahre 1993 ca. 80%. Die weiteren Importgruppen umfassen Erdöl mit 8%, andere Rohstoffe wie Hölzer, Baumwolle etc. mit 7% und Nahrungsmittel mit 5%. Bei den Exporten nimmt seit den 80er Jahren der Anteil der Agrarprodukte und anderer Primärgüter rapide ab. In den Jahren 1987-1989 lag der Anteil der Agrarprodukte am Gesamtexport nur noch bei 25,3%, während der der verarbeiteten Produkte auf 66,1% anwuchs. Im Jahre 1995 lag der Exportanteil der Agrarprodukte bei ca. 20%, der der verarbeiteten Produkte gar schon bei ca. 80%. Der Export von Fertigprodukten wie Textilien, Schmuck und Edelsteinen, elektrische Produkte, elektronische Halbleiter usw. haben sich zu den wichtigsten Devisenbringern entwickelt. Ein bedeutender Wandel der Exportstruktur trat im Jahre 1993 ein. In diesem Jahr waren die technologisch höherwertigen Produkte (wie Computer, elektronische Schaltkreise, etc.) bedeutender als die arbeitsintensiven (wie Textilien, Bekleidung, Schmuck, etc.). Dieser Wandel stellt einen ersten Schritt auf eine höhere Entwicklungsstufe dar (BELL: 53).

Die Integration in den Weltmarkt erfordert aber auch eine stetige Anpassung an seine Bedingungen. Hier waren die Regierung und die Unternehmer zu langsam, sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Die Entwicklung lief ja auch bis 1996 ausgezeichnet. Die Stagnation der Exporte im jenem Jahr deutet darauf hin, daß die Konkurrenzfähigkeit der thailändischen Wirtschaft in Gefahr ist, wenn nicht scharfe Konsequenzen gezogen werden. Allein durch die Abwertung des Baht seit Juli 1997 haben die Exporte wieder stark angezogen. Allerdings ist mehr zu tun als nur die Währung abzuwerten. In den beiden folgenden Abschnitten sollen zum einen die Hauptfaktoren, die für diese enorme wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich waren, diskutiert werden. Danach sollen die wichtigsten Probleme, die dieser wirtschaftliche Wandel mit sich brachte, herausgestellt werden. Dadurch lassen sich in einem abschließenden Kapitel die Entwicklungsperspektiven nach den Ereignissen von 1997 abschätzen.

2.2 Hauptgründe für diese rasante wirtschaftliche Entwicklung

Eine Vielzahl von Gründen wird bei der Analyse der thailändischen Wirtschaftsentwicklung von verschiedenen Seiten angeführt. Doch scheinen es weniger einzelne gewesen zu sein, sondern das Zusammentreffen eines Bündels von wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Faktoren, die für diesen beeindruckenden Entwicklungsweg verantwortlich sind. Zum Teil bedingen sie sich gegenseitig. Im folgenden soll in interne und externe (bzw. internationale) Bestimmungsfaktoren unterschieden werden. Die internen Faktoren werden lassen sich noch einmal in natürliche, politische, soziale und wirtschaftliche Faktoren untergliedern, während die externen Faktoren primär wirtschaftlicher Natur sind.

(a) interne Faktoren

(i) Hoher Bestand an natürlichen Ressourcen

Thailand ist naturräumlich sehr gut ausgestattet. Die klimatischen Bedingungen zum Pflanzenwachstum sind ausgezeichnet, und Boden war bis Ende der 70er Jahre reichlich vorhanden. Lange Zeit galt das Land als unterbesiedelt. Wie oben beschrieben, basierte die wirtschaftliche Entwicklung zum großen Teil auf der stetigen Expansion des landwirtschaftlichen Sektors. In dem relativ dünnbesiedelten Land konnten bei entsprechenden Preisanreizen für die Bauern die Anbauflächen auf Kosten der Wälder stetig ausgeweitet werden, so z.B. bei Naßreis seit 1855, bei Kautschuk seit den 20er Jahren und den Trockenfeldbaukulturen (besonders Mais, Bohnen, Zuckerrohr und Kassava) seit den 50er Jahren. Für das Land brachte dies zwei wichtige Vorteile: Zum einen konnte die schnell wachsende Zahl an Arbeitskräften produktiv in der Landwirtschaft absorbiert werden, so daß nur relativ wenige auf der Suche nach Beschäftigung in die Städte abwanderten; zum anderen konnten durch den Export der Überschüsse der Reis- und Zuckerproduktion sowie fast der gesamten Mais-, Bohnen- und Tapiokaproduktion wertvolle Devisen erwirtschaftet werden, die für den Import von Kapitalgütern zum Aufbau der nationalen Industrie genutzt wurden.

Über Jahrzehnte hinweg diente der landwirtschaftliche Sektor und der ländliche Raum als eine Art Puffer bei der städtischen Industrialisierung. Kurzfristige Krisen im Zuge der Industrialisierung verloren dadurch an Relevanz, daß die Dörfer immer die Probleme in den Städte ausgleichen konnten. In anderen Ländern, die ihre Nahrungsmittel importieren mußten, führten Zahlungsbilanzprobleme sofort zu Knappheiten, steigenden Preisen und Unruhen. Thailand hingegen konnte immer den nationalen Verbrauch durch die eigene Produktion decken. Die meisten Personen besaßen etwas Land und konnten ihren eigenen Reis anbauen. Die in die Städte strömenden Arbeiter hielten enge Verbindungen zu ihren Heimatdörfern. Wenn es Probleme mit der Arbeit in der Stadt gab, konnte man immer wieder nach Hause zurückkehren und dort überleben (PASUK / BAKER: 72).

Obwohl über länger als eine Generation hinweg der größte Teil der Gewinne bei der Vermarktung von Agrarprodukten nicht den ländlichen Bewohnern gelassen, sondern über Steuern und Abgaben in die Verwaltung und den industriellen Sektor umgeleitet wurde, gab es relativ wenig Widerstand gegen diese Industrialisierungsstrategie. Zwar gab es seit Mitte der 60er Jahre bewaffnete Aufstände in dem Nordosten und dem Süden des Landes, doch mit Hilfe von militärischen Aktionen sowie mit ländlichen Entwicklungsmaßnahmen konnten diese Aufstände überwunden werden, ohne die Strategie an sich zu ändern. Die ländlichen Räume hatten für die in den Städten konzentrierten Industrie- und Dienstleistungsbetriebe die Arbeitskräfte bereitzustellen bzw. bei Krisen wieder zu absorbieren (PASUK / BAKER: 163).

(ii) Rolle der Regierung

Wurden die Erfolge von Japan und den Tigerstaaten (d.h. Taiwan, Hong Kong, Korea und Singapur) damit erklärt, daß die jeweilige Regierung dort eine sehr aktive Rolle in der Wirtschaftslenkung einnahm, so paßt Thailand nicht ganz in dieses Muster. Die Regierung verfolgte seit Ende der 50er Jahre eine Politik der wenigen Restriktionen, da sie davon ausging, daß die nationalen Unternehmer selbst für sich am besten sorgen würden bzw. im Wettbewerb mit den ausländischen Unternehmen bestehen könnten; sie war eher passiv. Wurde diese passive Haltung zuerst belächelt, so wurde sie Mitte der 90er Jahre nach mehr als einem Jahrzehnt hoher Wachstumsraten gepriesen. Auf ein Mal wurde diese passive Haltung als besonnen und wohlüberlegt bezeichnet. Aber die Rolle der Regierung während der 60er und 70er Jahre war nicht so passiv, wie dies die städtisch-orientierten Ökonomen zu beobachten glaubten (PASUK / BAKER: 53-56; PARNWELL/ARGHIROS: 19-20).

Besonders die folgenden Aspekte belegen sehr wohl die aktive Rolle der Regierung in der Wirtschaftspolitik. Im einzelnen ist hervorzuheben:

(iii) innovative Unternehmerschicht

Die Regierung überließ den Unternehmern einen großen Freiraum bei ihren Unternehmensstrategien. Mit ihrem Unternehmergeist nutzten besonders die chinesischen Bevölkerungsgruppen diesen Spielraum für die Industrialisierung des Landes. Die Mehrzahl der Chinesen wanderte in der zweiten Hälfte des letzten und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ein. Sie und ihre Nachkommen bauten den landesweiten Handel auf und investierten in Verarbeitungsstätten. Anders als in den Nachbarstaaten wurden die Chinesen in die thailändische Gesellschaft integriert. Bis auf kurze Beeinschränkungen in den 30er und Anfang der 50er Jahre konnten die (sino-) chinesischen Unternehmer gerade seit Ende der 50er Jahre ihr Potential voll entfalten.

Die Unternehmerfamilien konnten an der Kooperation und gegenseitigen Unterstützung anknüpfen, die die Einwanderungsgemeinschaft prägte. Sie bauten Gemeinschaftsorganisationen auf, die sich auf Clanzugehörigkeit und der gleichen Ursprungsregion in China begründeten. Sie festigten ihre Verbindungen über Heiratsallianzen, die gewöhnlich über die Clan- und Dialektgrenzen hinausreichten. Sie erwarben gegenseitig Geschäftsanteile, um die Risiken auszugleichen und die Gewinne zu teilen. Diese Netzwerke an Geschäfts- und Familienbindungen wurden sehr dicht und umfangreich. Sie reichten häufig über die Landesgrenzen hinweg. Viele Unternehmer hatten Verbindungen innerhalb der asiatischen Region. Ihr Erfolg lag im Handel (PASUK / BAKER: 25, 227). Sino-chinesische Familien dominieren heute weite Bereiche des Wirtschaftslebens.

Die thailändischen Unternehmer erkannten die guten Absatzchancen ihrer Produkte auf dem Weltmarkt. Bis in die 70er Jahre hatten sie gelernt mit ausländischem Kapital umzugehen, den Zugang zu neuesten Technologien und den Weltmärkten zu erhalten. Es waren die Geschäftsleute, die die Regierung zur Verfolgung des exportorientierten Entwicklungsstrategie bewegt haben. Schon Ende der 70er Jahre begannen die Unternehmer, sich verstärkt um die Exportmärkte zu kümmern. Von da an waren die thailändischen Unternehmer ausgesprochen erfolgreich, Exportmärkte zu erschließen. Die Investitionen wurden zuerst gar nicht erweitert. Vielmehr wurde die Produktion mit bestehenden Kapazitäten ausgeweitet. Damals hatte eher eine Überkapazität bestanden. Diese Überkapazität war die Folge des übermäßigen Schutzes unter der Politik der Importsubstitution, die zu erheblichen Kapazitätsausweitungen führte, die jedoch nach dem wirtschaftlichen Wachstumseinbruch Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre auf dem nationalen Markt nicht mehr abzusetzen waren (DIXON: 40-41).

Nach 1985 gab es einen direkten Sprung an Investitionen, um an den guten Exportchancen teilzuhaben. Die einheimischen Investitionen stiegen seit Beginn der 80er Jahre sogar noch schneller an als die imposanten ausländischen. Die ausländischen Investitionen machten zum Ende der 80er Jahre gerade einmal ein Achtel der Gesamtinvestitionen aus. Tausende von nationalen Klein- und Mittelbetriebe folgten der rasanten Ausweitung des exportorientierten Gewerbes. Das Kapital wurde sowohl aus eigenen Mitteln, von der schnell anwachsenden Zahl der nationalen Finanzinstitutionen sowie internationalen Kapitalgebern zur Verfügung gestellt. Der Wirtschaftsboom wurde primär durch die Ausweitung der arbeitsintensiven Verarbeitungsindustrien ausgelöst, hauptsächlich Textilien. Anfang der 90er Jahre floß immer noch ausländisches Kapital nach Thailand, aber nun investierten auch thailändische Unternehmer im Ausland, besonders in China, Vietnam, Laos, Kambodscha und Burma (PASUK / BAKER: 4, 28-29).

(iv) hohe Migrationsbereitschaft nach Bangkok sowie ins Ausland

Ein Erklärungsfaktor für den geringen Widerstand gegen die durchgeführte Strategien der Industrialisierung auf Kosten des ländlichen Raumes lag in der traditionell hohen Bereitschaft der Bevölkerung in jene Regionen zu wandern, wo die Lebensbedingungen verbessert werden konnten. Die Neuerschließung von ländlichen Räumen von den 50er bis Anfang der 80er Jahre wäre sonst gar nicht möglich gewesen. Ebenso sind die Land-Stadt-Wanderungen - zuerst saisonal, aber später vermehrt auch permanent - seit langem belegt. Aber es wurde auch seit Ende der 70er Jahre eine hohe Bereitschaft unter der Bevölkerung beobachtet, für eine gewisse Zeit in das Ausland zu gehen und dort zu arbeiten. So wurde für das Jahr 1994 geschätzt, daß etwa 430.000 Thailänder im Ausland arbeiten. Die wichtigsten Länder sind die Golfstaaten, Libyen, Japan, Taiwan, Hong Kong und Singapur. Mit ihren Überweisungen (1994: ca. 1 Mrd. US$) leisteten sie einen wichtigen Beitrag zum Ausgleich der Zahlungsbilanz (FEER 25.5.1995: 58).

Nach 1985 fanden 2 Millionen Arbeitskräfte eine Beschäftigung in den exportorientierten Industriezweigen. Weitere 2 Millionen wurden zusätzlich von anderen Industrie- und Dienstleistungszweigen absorbiert. Ein hohes Potential an ländlichen Arbeitskräften ist vorhanden. Die relativ langsame Entwicklung in der Landwirtschaft führte dazu, daß eine wachsende Zahl unter ihnen unterbeschäftigt war und gering vergütet wurde. Weiteres Neuland gab es seit 1980 nicht mehr im großen Ausmaß. Trotzdem war die Nachfrage nach Arbeitskräften so groß, daß nicht genügend gefunden wurden. Daher mußten sich viele der neuen Industrien auf dem Lande ansiedeln bzw. über ein Netz von Unteraufträgen arbeiten (PASUK / BAKER: 230). Daneben wurde gerade in den arbeitsintensiven Industriezweigen auf illegale Arbeitskräfte zurückgegriffen, die seit Anfang der 90er Jahre vermehrt nach Thailand einwandern. Ihre Zahl wird auf ca. 1 Millionen geschätzt. Die meisten von ihnen stammen aus Burma (FEER 23.5.1996: 67).

Die Wanderungsbereitschaft (saisonal sowie permanent) ist unter den jungen weiblichen Bewohnern des ländlichen Raumes besonders hoch. Es ist eine ausgeprägte geschlechtliche Arbeitsteilung in Thailand zu beobachten, nachdem so viele weibliche Arbeitskräfte die Fabrikarbeit aufgenommen haben. Bei den exportorientierten Verarbeitungsindustrien sind besonders viele weibliche Arbeitskräfte beschäftigt. Zum Ende der 80er Jahre waren bei der Produktion der 10 wichtigsten Exportwaren etwa 80% der Arbeitskräfte weiblich (BELL: 58-59).

(v) niedriges Bevölkerungswachstum

In der thailändischen Gesellschaft wurden in den vergangenen Jahrzehnten große Anstrengungen unternommen, das Bevölkerungswachstum einzuschränken. Mit einer jährlichen Zuwachsrate von 3,2% in den 50er Jahren verzeichnete das Land eine der höchsten der Welt. Anfang der 90er Jahre betrug sie weniger als 1,5%. Die Gesellschaft ist offen für Maßnahmen der Familienplanung. Dies trug dazu bei, daß - anders als in vielen Entwicklungsländern - die Erfolge der wirtschaftlichen Entwicklung nicht durch einen zu schnellen Anstieg der Bevölkerung aufgezehrt wurden.

(vi) hohe Sparquote

Die Investitionen wären nie so umfangreich gewesen, wenn nicht die thailändische Bevölkerung - z.T. freiwillig, z.T. über Gebühren, Steuern und Beiträge zwangsweise - so intensiv gespart hätte. Mit einer Sparquote von 35% des nationalen BSP erreicht Thailand eine der höchsten Quoten im internationalen Vergleich. Dieses Kapital stand den Unternehmen für Investitionen zur Verfügung. Allerdings war der Investitionsbedarf - wie weiter unten diskutiert - so hoch, daß auch ausländisches Kapital importiert werden mußte.

(vii) hohes Maß an Diversifizierung bei den Exportprodukten sowie auf den Märkten

Die wichtigsten Handelspartner sind Japan, die USA und dann schon mit einigem Abstand Singapur und die Bundesrepublik Deutschland. In den letzten Jahren wuchs der Handel mit den Partnerstaaten innerhalb des ASEAN-Verbundes sowie im asiatisch-pazifischen Raum sehr viel schneller an als mit den europäischen und nordamerikanischen Staaten. Auch wenn Japan bei den Importen und die USA bei den Exporten eine relativ starke Position einnehmen, ist die Zahl der Länder groß, mit denen Thailand Handel treibt. So konnte das Land ökonomische Flauten in einem Land bzw. Ländergruppe relativ unbeschadet überstehen.

Erst seit kurzem findet der Binnenmarkt für den Absatz stärkere Berücksichtigung und damit für die Investitionsentscheidungen der Unternehmer. Das wirtschaftliche Wachstum hängt nicht mehr gänzlich von Ereignissen auf den Weltmärkten ab. Bei einer Einwohnerzahl von knapp 60 Millionen (1995) und einem schnell wachsenden Pro-Kopf-Einkommen bildet sich ein Mittelstand heraus, der in wirtschaftlicher Hinsicht nicht mehr übersehen werden kann. Die hohen Zuwachsraten beim Verkauf von langlebigen Konsumgütern und bei den Neuzulassungen von PKW belegen u.a. die stetig steigende Kaufkraft.

Der thailändischen Wirtschaftspolitik sind trotz der Krise des Jahres 1997 die ersten Schritte zum Aufbau einer eigenständigen Industrie gut gelungen. Es ist darauf geachtet geworden, daß sich das Land nicht auf ein Produkt spezialisiert, sondern eine ganze Palette von Industriegütern herstellt.

(b) Externe Faktoren

Diese oben aufgeführten nationalen Voraussetzungen und Maßnahmen hätten allein jedoch nicht ausgereicht, um einen so eindrucksvollen Weg der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen. Vielmehr trug auch die internationale politische und wirtschaftliche Lage dazu bei, daß Thailand seinen Weg so zurücklegen konnte. Als die wichtigsten externen Faktoren sind die über Jahrzehnte hinweg dauernde ausländische Unterstützung und die hohe Attraktivität des Landes als Reiseland für Ausländer zu nennen:

(i) Hohe ausländische Unterstützung

Thailand erhielt seit Ende des 2. Weltkrieges erhebliche Unterstützung durch das Ausland durch Handelserleichterungen, aber auch in Form von Entwicklungshilfe. Später gewinnt das Land an Attraktivität für ausländische Investoren, während es in den letzten Jahren eher ein Land für (kurzfristige) Kapitalanlagen wurde.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs erhielt Thailand eine intensive wirtschaftliche Unterstützung durch die USA und die Weltbank. Ausgelöst durch den Sieg der Kommunisten in China und den Ausbruch des Koreakrieges empfing das Land umfangreiche Kredite und Schenkungen zum Ausbau der Infrastruktur. Darüber hinaus wurden eine große Anzahl von Stipendien vergeben und Ausbildungsprogramme vereinbart. Andere westliche Geberländer folgten mit eigenen Entwicklungshilfeleistungen in den 60er Jahren. Einen enormen Anstoß an Unterstützungsmaßnahmen erfolgte im Rahmen des Vietnam-Krieges, um zu verhindern, daß Thailand als nächster "Domino" dem Kommunismus zufällt. Neben dem Aufbau und Unterhalt von verschiedenen amerikanischen Militärbasen im Land erbrachte das "rest & recreation"-Programm für amerikanische Soldaten in Vietnam Thailand hohe Kapitalzuflüsse, die zu mehr als die Hälfte des jährlichen Wirtschaftswachstums beitrugen. Mit dem Ende des Vietnam-Krieges im Jahre 1975 und dem Abzug der Amerikaner aus Thailand im Jahre 1976 kamen diese Einnahmen zum Erliegen. Seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre ist Japan das wichtigste Geberland. Erst mit Beginn der 90er Jahren werden die Entwicklungshilfeleistungen der westlichen Länder langsam reduziert.

Parallel zur Ausweitung der externen Unterstützung entwickelten sich die USA nach dem 2. Weltkrieg zum wichtigsten Handelspartner. Besonders für die langsam wachsenden Be- und Verarbeitungsindustrien wurden die USA zu einem quasi unersättlichen Markt, wohin die Produkte ohne Handelsbeschränkungen exportiert werden konnten. Erst in den 60er Jahren gewannen die europäischen Länder und Japan wieder an Bedeutung. Japan entwickelt sich bald zum wichtigsten Handelspartner, besonders beim Import von Kapitalgütern zum weiteren Aufbau der heimischen Industrie. Seit einigen Jahren expandiert der Handel mit den Ländern des asiatisch-pazifischen Raums besonders stark. Der Handel mit den USA und der EU wird z.T. durch Quoten reglementiert, wie z.B. im Bereich der Textilindustrie.

Erst die hohen Kapitalzuflüsse aus dem Ausland in Form von Direktinvestitionen haben dieses rasante Wirtschaftswachstum ermöglicht. Die nationale Sparquote - auch wenn sie Anfang der 90er Jahre im internationalen Vergleich sehr hoch lag - war immer zu gering, um diese extreme wirtschaftliche Expansion finanzieren zu können. In der Regel hatte das Land bis Anfang der 90er Jahre keine Probleme ausländische Investoren zu gewinnen. Thailand war für ausländische Investitionen attraktiv, gerade wegen seiner unternehmerfreundlichen Politik und nicht nur wegen der niedrigen Löhne. Der Zufluß an ausländischen Investitionsgeldern verstärkte sich zum Ende der 80er Jahre. Waren nach dem Krieg über lange Jahre hinweg die USA der wichtigste ausländische Investor, so hat in der zweiten Hälfte der 70er Jahre Japan diese Rolle übernommen. Besonders als Folge der zweiten Ölkrise 1980-81 und des stetigen Anstiegs des Wechselkurses des Yen zum US$ (und damit auch gegenüber dem Baht) stiegen die japanischen Investitionen schnell an. Seit Ende der 80er Jahre verstärken eine Reihe von asiatischen Ländern ihre Investitionen, ohne jedoch die Bedeutung Japans zu gefährden. Der Beitrag der Europäer mit Ausnahme von Großbritannien ist eher zurückhaltend (PASUK / BAKER: 2-4, 53).

Ein wichtiger Erklärungsfaktor für den wirtschaftlichen Boom nach 1986 liegt in der Neuausrichtung des Wechselkurses des Baht. Es gab keinen Zweifel, daß der Baht in den 70er Jahren und Anfang der 80er Jahre überbewertet war, wodurch natürlich die internationale Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Produkte beschnitten wurden. Die Abwertung des Baht gegenüber dem US$ im Jahre 1984 sowie die stetige Abwertung in Folge der Plazza-Vereinbarung im Jahre 1985 zusammen mit dem US$ gegenüber den anderen wichtigen internationalen Währungen erhöhten die Wettbewerbsfähigkeit der thailändischen Exporte. Ebenso machte sie Thailand zu einem attraktiven Standort für Verarbeitungsindustrien. Innerhalb von 1985 bis 1990 verzehnfachten sich die ausländischen Investitionen (PASUK / BAKER: 231; DIXON: 40).

Anfang der 90er Jahre klingen die langfristig orientierten Auslandsinvestitionen ab. Dafür strömten nun hauptsächlich kurzfristige Gelder in das Land. Zum einen sind dies Anleihen für die nationalen Banken und Finanzierungsinstitutionen. Aber auch private Unternehmen erhalten ab 1992 die Erlaubnis, im Ausland Kapital aufzunehmen. Zum anderen sind dies Geldanlagen in Aktien, die an der thailändischen Börse gehandelt werden. Diese Gelder können quasi über Nacht abgerufen werden. Der enorme Zufluß dieser Gelder führt dazu, daß trotz des großen Handelsbilanzdefizits die Devisenreserven stetig ansteigen. Anfang 1997 erreichten sie einen Betrag von ca. 38 Mrd. US$. Waren diese kurzfristig angelegten Gelder über einen gewissen Zeitraum hinweg als ein Zeichen für die Attraktivität des Standortes Thailand bewertet worden, so schienen sie die Probleme in der wirtschaftlichen Entwicklung - wie weiter unten diskutiert - zu überdecken, die dann im Jahre 1997 mit um so größerer Wucht zum Vorschein kamen.

(ii) Tourismus als bedeutende Devisenquelle

Parallel zum Abbau des "rest & recreation"-Programmes gewinnt der Tourismus als Devisenquelle immer stärkere Bedeutung. Diese stellen eine wichtige Quelle zur Begleichung des Handelsbilanzdefizits dar. Die Zahl der ankommenden Touristen ist seit Anfang der 70er Jahre - bis auf wenige Ausnahmen - jedes Jahr stetig gestiegen. So hat die Ausweitung des Tourismus zu dem wirtschaftlichen Boom erheblich beigetragen. In der Tat hat sich der Fremdenverkehr zu der bedeutendsten Devisenquelle und damit zum erfolgreichsten Exportprodukt im Laufe der 80er Jahre entwickelt. Die Deviseneinnahmen stiegen von 1 Mrd. US$ im Jahre 1985 auf 3 Mrd. US$ im Jahre 1988 an. Dieser Wert entsprach damals etwa 15% aller Exporteinnahmen. Im Jahre 1996 wurden ca. 7 Millionen Touristen gezählt und die Einnahmen stiegen gar auf 8,8 Mrd. US$. Dies entspricht ca. 13% der Exporteinnahmen (MUSKAT: 197; DIXON: 42; FEER 4.12.1997: 46).

Abgesehen von Malaysia kamen die Touristen zuerst hauptsächlich aus den USA und den europäischen Ländern. Seit der Mitte der 70er Jahre gewinnen Reisende aus Japan schnell an Bedeutung. In den letzten Jahren ist der Anteil der asiatischen Touristen (neben Malaysia und Japan, Südkorea, Taiwan, Singapur und China) erheblich angestiegen. Etwa 1,5 Mio. Menschen sind direkt oder indirekt im Tourismussektor beschäftigt.

2.3 Aktuelle Probleme als Folge der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung

In den bisherigen Ausführungen wurde schon angedeutet, daß dieser rasante wirtschaftliche Wandel nicht ohne Probleme verlaufen ist bzw. verläuft. Das stetige wirtschaftliche Wachstum und die Steigerung der Wohlfahrt forderten ihren Preis, den das Land tragen muß. Neue Probleme wurden aufgeworfen, denen sich die Gesellschaft zu stellen hatte. An dieser Stelle sollen die wichtigsten regionalen, umweltrelevanten, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen des rapiden wirtschaftlichen Wachstums diskutiert werden, wobei auch hier gilt, daß sie z.T. voneinander abhängen bzw. sich gegenseitig bedingen.

(a) regionales Ungleichgewicht der Industrialisierung

Wirtschaftliches Wachstum in Thailand bedeutete nach dem 2. Weltkrieg zuallererst wirtschaftliches Wachstum im Großraum Bangkok. Fabriken und Verarbeitungsstätten sind fast völlig auf diese Region konzentriert. Etwas überspitzt kann man das Land zweiteilen; auf der einen Seite das reiche Bangkok und auf der anderen das rückständige ländliche Hinterland. Auf dem Lande waren bis Ende der 80er Jahre nur Verarbeitungsstätten für landwirtschaftliche Produkte (Agroindustrien), etwas Bergbau sowie kleinere Produktions- und Verarbeitungs-betriebe anzutreffen, die jedoch einkommens- und beschäftigungsmäßig nicht stark zu Buche schlugen. Der Großraum Bangkok ist durch die wirtschaftliche Entwicklung am deutlichsten verändert worden. Ende der 80er Jahre wurden dort ca. die Hälfte des nationalen Bruttosozialproduktes (BSP) erwirtschaftet, während dort nur etwa 15% der Bevölkerung leben. Drei Viertel der nationalen Industrieproduktion waren dort angesiedelt. 50% aller registrierten Verarbeitungsstätten waren dort zu finden.

Die Standortvorteil von Bangkok verstärkte sich bis zum Ende der 80er Jahre immer mehr. Die Kosten zum Aufbau und Durchführen von Unternehmen sind in Bangkok geringer, da alle wichtigen Banken, Dienstleistungsbetriebe sowie die Regierungsbehörden relativ nah sind. In der Zeit der Importsubstitution war Bangkok wegen des internationalen Hafens der optimale Standort zur Industrieansiedlung. Die Konzentration von Industriebetrieben in und um Bangkok hat dann eine weitere Konzentration von Unternehmen und Bevölkerung nach sich gezogen. Aber auch der Übergang zu den exportorientierte Industrien hat die herausragende Stellung Bangkoks nicht geschmälert, da die Hafennähe und das Vorhandensein anderer Infrastruktureinrichtungen wichtige Kriterien bei der Standortwahl blieben (PARNWELL / ARGHIROS: 17-18).

Es ist daher nicht verwunderlich, daß die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen im Lande sehr stark auseinanderklaffen. Während es in Bangkok Anfang der 90er Jahre etwa drei Mal so hoch wie der nationale Durchschnitt lag, erreichte es in der Region des Nordosten, dem Armenhaus Thailands, nur knapp 60%, in der Region des Nordens etwa 75% und in der Region des Südens knapp 90% des nationalen Durchschnitts. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen lag in Bangkok also fünf Mal höher als im Nordosten. Erst nach 1992 gibt es Anzeichen für ein leichtes Zusammenschmelzen dieser regionalen Differenzen (PARNWELL / ARGHIROS: 13; NANAK / MEDHI: 1).

Schon mit Beginn des dritten 5-Jahresplanes im Jahre 1972 wurde auf das regionale Ungleichgewicht des wirtschaftlichen Wachstums hingewiesen und zum Ausgleich Maßnahmen der ländlichen Entwicklung in Aussicht gestellt. Flächendeckende Strategien bzw. Pläne zur ländlichen Industrialisierung sind jedoch bis heute nur rudimentär entwickelt worden. Erst seit Ende der 70er Jahre förderte die thailändische Regierung massiv mit dem "Eastern Seaboard Project" ein zweites Wachstumszentrum außerhalb von Bangkok. Mittlerweile läßt sich absehen, daß dieses zweite Wirtschaftszentrum im Laufe der nächsten 10 Jahre mit dem Großraum Bangkok zusammenwachsen wird. Daneben wurden in den vergangenen Jahren Ideen entwickelt, weitere Wachstumspole im Lande zu fördern, so z.B. der "Southern Seaboard Plan" in Südthailand oder das internationale Wachstumsdreieck zwischen Südthailand, Nordmalaysia und der Nordspitze von Sumatra (Indonesien). Diese Pläne sind bis heute aber nicht sehr weit konkretisiert worden.

Seit Anfang der 90er Jahre beginnt sich die extreme Konzentration auf Bangkok ein wenig abzubauen. Die ländlichen Regionen gewinnen an Attraktivität, das sich in den dort stärker ansteigenden Durchschnittseinkommen reflektiert. Zwei Gründe tragen primär dazu bei, daß nun mehr und mehr Verarbeitungsstätten immer tiefer im Lande (d.h. außerhalb von Bangkok) errichtet werden. Deren Einfluß wird sich in den nächsten Jahren eher verstärken.

Daneben versuchte die Regierung seit Ende der 80er Jahre über Steueranreize Investitionen in die ländlichen Räume zu lenken. Allerdings sind die steuerlichen Aspekte für die meisten Investitionsentscheidungen nur von sekundärer Bedeutung.

(b) hohe Umweltschäden

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes basiert zu einem großen Teil auf der Nutzung der verfügbaren natürlichen Ressourcen (besonders Boden, Wasser und Wälder). Diese waren ja auch früher reichlich vorhanden; es fehlten vielmehr die Menschen, diese zu nutzen. Seit den 70er Jahren häufen sich die Warnungen vor den Umweltschäden, die durch die schnelle wirtschaftliche Entwicklung verursacht werden. Überspitzt kann man sagen, daß die rasante wirtschaftliche Entwicklung im Laufe der letzten drei Jahrzehnte nur auf Kosten der Umwelt zu erreichen war. Die Regierungen hat diesen Entwicklungsweg schweigend toleriert bzw. auch gefördert. Mittlerweile hat die Regierung ein sehr viel offeneres Ohr für umweltrelevante Aspekte: Zum einen liegt es daran, daß die Schäden immer offensichtlicher werden; zum anderen, daß der Mittelstand gerade in diesem Bereich immer selbstbewußter Maßnahmen von der Regierung einfordert. Besonders zwei Aspekte sollen an dieser Stelle erwähnt werden.

Im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung haben die Waldflächen äußerst rapide abgenommen. Waren Anfang der 60er Jahre noch fast zwei Drittel des Landes mit Wäldern bedeckt, so schrumpfte dieser Anteil zu Beginn der 90er Jahre auf unter 20%. Auch dieser Wert dürfte eher zu hoch angesetzt sein, da ein Teil dieser Flächen - wenn auch illegal - landwirtschaftlich genutzt wird. Primärwald dürfte nur noch auf weniger als 10% der Fläche zu finden sein. Zwar wurden seit den 60er Jahren vermehrt Waldflächen zu Nationalparks erklärt, das bedeutete aber nicht immer, daß innerhalb dieser Parks nicht weiter Landwirtschaft betrieben und Hölzer geschlagen werden.

Waren die umweltbelastenden Auswirkungen früher nur punktuell sichtbar, so sind sie es nun landesweit. Stichwortartig lassen sich folgende Aspekte nennen: Die wasserspeichernde Funktion der Wälder kann nicht mehr so effektiv wahrgenommen werden. Dies ist aber äußerst wichtig, da sich Trocken- und Regenzeiten abwechseln. Wenn es regnet, können die großen Niederschlagsmengen nicht im Boden absorbiert werden, sondern sie fließen schnell ab. Bodenerosion an den Hängen und Überschwemmungen in den Flußtälern sind die Folgen. Die stetige Verschlemmung der Stauseen und der Bewässerungskanäle erhöht die Kosten für ihre Unterhaltung. Die Überschwemmung weiter Teile des Landes, wie z.B. zum Ende der Regenzeit im Herbst 1995, führt nicht nur zu immensen materiellen Verlusten, sondern auch zu Schmerz und Elend für viele Menschen. Auf der anderen Seite werden die Perioden der Trockenzeit ausgeprägter. Der Grundwasserspiegel sinkt ab, und Bäche und Flüsse führen kein Wasser. Der Zugang zu Wasser, das es traditionell im Überfluß gab, wird immer teurer.

Als zweiten Aspekt ist die rapide Verstädterung sowie Ausweitung der Industrieanlagen zu nennen. Die Infrastruktur der Städte, besonders der von Bangkok ist gar nicht auf diese Zunahme der Einwohner vorbereitet gewesen, noch konnte ihr Ausbau den weiteren Zuwachs ausgleichen. Die Städte sind durch lange Autoschlangen, große Häßlichkeit und hohe Verschmutzung geprägt. So gibt es in Bangkok kein zentrales Wasserversorgungsnetz. Ebenso steht der Aufbau eines Abwassersystems erst am Anfang. Bis vor wenigen Jahren fing der Fluß Chao Phraya zentral ohne jegliche Säuberung das Abwasser auf.

Ebenso brauchte man beim Ausbau der Be- und Verarbeitungsindustrien relativ wenig Rücksichten auf die Belange einer sauberen Umwelt zu nehmen, was natürlich die Lebensqualität in den Städten massiv tangierte. Jede Auflage hätte die Produktionskosten erhöht und somit den Standort Thailand benachteiligt. So konnten über lange Zeit hinweg Lärm und Staub relativ problemlos von den Produktionsstätten emittiert werden. Industrielle Abfälle verschmutzen die Luft und vergiften häufig jegliches Leben in den Gewässern. Viele Fabriken im Großraum Bangkok - wie übrigens auch in vielen Wohngebieten - dürfen eigene Brunnen zur geregelten Wasserversorgung errichten, was zu einem stetigen Absinken des Grundwasserspiegels beiträgt (PASUK / BAKER: 210).

Erst seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre werden erste Anstrengungen unternommen, Umweltschutzbestimmungen einzuführen und umzusetzen. Allerdings beginnt man auf einem sehr niedrigen Niveau und die Durchsetzung ist nicht sehr effektiv. So sind die Strafen bei Vergehen gegen die gesetzlichen Bestimmungen nicht gerade abschreckend. Als z.B. eine Fabrik mit ihren Abwässern einen Fluß auf eine Länge von 42 km kontaminierte, d.h. ein Fischsterben auslöste, die Bewässerungsfelder vergiftete und vielen Dörfern um deren Trinkwasserquellen beraubte, betrug die Höchststrafe gerade einmal 10.000 Baht oder einen Monat Gefängnis (PASUK / BAKER: 219).

(c) soziale Implikationen

Die ausgeprägte regionale Ungleichverteilung ist auch ein Zeichen dafür, daß nicht alle sozialen Gruppen gleichmäßig an diesem wirtschaftlichen Aufschwung partizipiert haben. Vielmehr kann man Thailand als eine der ungleichsten Gesellschaften der Welt im Hinblick auf Einkommens- und Vermögensverteilung bezeichnen. Dies mag für viele ein Schock. sein, da man sich lange Zeit damit geschmeichelt hatte, eine relativ egalitäre Gesellschaft zu sein (PASUK / BAKER: 5). Allerdings waren schon traditionell die Disparitäten bei Einkommen und Besitz zwischen Armen und Reichen in der thailändischen Gesellschaft ausgeprägt. Die Gegensätze scheinen aber bis Anfang der 90er Jahre eher größer geworden zu sein. Eine kleine Gruppe von Reichen wird immer reicher, während eine zahlenmäßig große Gruppe von Armen ihre Position nur marginal verbessert. Der Gini-Koeffizient, ein gebräuchlicher Verteilungsindex, betrug im Jahre 1992 den Wert 0,536. Nach 1992 scheint sich diese extreme Ungleichverteilung etwas abgeschwächt zu haben (NANAK / MEDHI: 7).

Diese hohe Ungleichverteilung bei Einkommen und Besitz weist auch auf ein hohes Ausmaß an Armut hin. Noch im Jahre 1990 wurde fast ein Viertel der Bevölkerung als arm eingestuft (genauer: 7% der städtischen und 29% der ländlichen Bevölkerung). Diese Werte waren trotz des imposanten Wirtschaftswachstums nur geringfügig besser als jene aus dem Jahr 1975/76. Es schien, als habe eine ganze Anzahl von Menschen von dem wirtschaftlichen Aufschwung gar nicht profitiert. Allerdings war seit Mitte der 80er Jahre das Lohnniveau, einschließlich der Minimumlohn, moderat stärker gestiegen als die Kosten der Lebenshaltung. So scheint es, daß erst Anfang der 90er Jahre oder genauer nach 1992 das Ausmaß der Armut reduziert worden sei. Im Jahre 1994 wurden nur noch ca. 10% der Bevölkerung als arm eingestuft; in den Städten ca. 2%, in den ländlichen Regionen ca. 12,5%. Die Gründe liegen in einem relativen Preisverfall für Nahrungsmittel im ländlichen Raum sowie in dem allgemeinen Anstieg der Haushaltseinkommen (NANAK / MEDHI: 5-6).

Ein Grund, warum die Arbeitskräfte erst so relativ spät von der wirtschaftlichen Entwicklung profitierten, lag in der konsequenten Nichtbeachtung jeglicher Form von Arbeitnehmerrechten. Über viele Jahre hinweg wurde jeder Protest der Arbeiter unterdrückt, ja sogar kriminalisiert. Der Aufbau von Arbeitnehmerorganisationen wurde erschwert. Bestehende wurden überwacht bis verboten. So sind die Arbeiter bis heute sehr schlecht organisiert. Wegen des antiquierten Meldesystems haben sie bei Wahlen keine Chancen darauf, einen ihrer Vertreter in das Parlament wählen zu können. Bis in die Boomjahren hinein führte die Regierung eine zweiseitige Politik: Auf dem unteren Ende erhielten die klein- und mittelständischen Unternehmer quasi freie Hand, ihren Betrieb zu führen wie sie wollten. Sie konnten illegale Einwanderer oder auch Kinder rekrutieren, die Einhaltung der wenigen Arbeitsgesetze wurde nicht überprüft, und sie konnten die Löhne festsetzen, ohne sich an den Minimumlohn zu halten. Die Arbeitsverhältnisse hier ähneln häufig denen in einem Gefängnis. Ganz anders handelte die Regierung am anderen Ende der Skala, d.h. bei internationalen Unternehmen oder nationalen Großbetrieben. Hier achtete sie sehr darauf, daß die Arbeitsbestimmungen, Lohnhöhen und soziale Sicherungsmaßnahmen genau eingehalten wurden (PASUK / BAKER: 105-106, 230). So kommen die wenigen Vorteile der Arbeitsgesetzgebung nur einer sehr kleinen Zahl von Arbeitskräften zu Gute. Aber auch diese haben bei Konflikten mit ihren Arbeitgebern wenige Chancen, ihre Anliegen über die Behörden durchzusetzen. In der Regel bleibt dann nur der (illegale) Streik.

Trotzdem ist die Lohnrate im Laufe der letzten Jahre angestiegen, so daß Thailand bei den arbeitsintensiven Verarbeitungsindustrien stetig gegenüber Indonesien, Vietnam und China an Konkurrenzfähigkeit verlor. Es ist daher dringend erforderlich, in die kapitalintensiveren Industriezweige zu wechseln. Allerdings steht Thailand hier vor einem Dilemma: Zwar sind die Lohnraten schon zu hoch, um bei arbeitsintensiven Industrien international konkurrieren zu können, doch hindert auf der anderen Seite der Mangel an ausgebildeten Facharbeitern den Übergang zu höherwertigen, kapitalintensiveren Produktionsbereichen. 1996 hatten 72% der Arbeitskräfte gerade einmal die Primarausbildung abgeschlossen, d.h. 4-6 Jahre Grundschule. Die Regierung hatte über Jahre hinweg versäumt, das Bildungssystem auf die höheren Ansprüche des Arbeitsmarktes auszurichten. Die öffentlichen und privaten Ausgaben für das Bildungswesen machen gerade einmal 4% des BSP aus. Dies im Vergleich zu den anderen ASEAN-Staaten das niedrigste Niveau (BELL: 53; DIXON: 45; ECONOMIST 16.8.1997: 47).

Das heutige Bildungssystem ist veraltet und gewährleistet im allgemeinen gerade eine gewisse Grundbildung. Die Regierung versuchte erst seit Ende der 80er Jahre darauf zu reagieren, indem mehr weiter-qualifizierende Bildungseinrichtungen gebaut werden, aber besonders dadurch, daß der private Sektor nun in die höheren Ausbildungsbereiche investieren darf. Im Jahre 1994 wurden 26 private Universitäten und Technische Hochschulen gezählt und mehrere sind noch in der Bauphase. Von 1991 bis 1995 stieg die Zahl der jährlichen Universitätsanfänger von 22.000 auf 33.000 (PASUK / BAKER: 108). Trotz erster Ansätze müssen die Investitionen in das Bildungswesen sowie in die Forschung auch in den nächsten Jahren erheblich ausgeweitet werden, wenn der immense Bedarf an Facharbeitern, Technikern, Managern und Wissenschaftlern in der Zukunft gedeckt werden soll.

So ist es in Thailand zu einer paradoxen Entwicklung gekommen. Im Zuge des Wirtschaftsbooms nach 1986 explodierten die Löhne und Gehälter für akademische Berufe. Gerade die neu entstandenen Finanzierungsinstitutionen zahlten bis dahin ungehörte Gehälter, um die passenden Personen zu finden. Dadurch verloren besonders die Universitäten und die Regierungsbüros an qualifiziertem Personal (PASUK / BAKER: 108). Aber auch um in den kapitalintensiveren Industriezweigen erfolgreich zu sein, fehlt es in Thailand an genügend gut ausgebildeten Managern und Ingenieuren. Nur ca. 40% des Bedarfs können durch die nationalen Ausbildungsstätten gedeckt werden. Der Bedarf ist so groß, daß die, die ein gewisses Qualifikationsniveau vorweisen können, sehr häufig ihre Arbeitsstelle wechseln. Bei jedem Arbeitswechsel werden im Durchschnitt 10% mehr an Gehalt gezahlt. Daher steigen die Lohnkosten für qualifizierte Arbeitskräfte extrem schnell an. Zum Teil sind die Löhne für das Fachpersonal höher als den Industrieländern, so daß die Lohnkostenvorteile hier nicht mehr gegeben sind (FEER 12.6.1997: 74).

Das rasche Wirtschaftswachstum hat aber auch Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen untereinander. Es erfordert von den einzelnen, zu den Standorten der neuen Industrien zu wandern (d.h. seinen Wohnsitz auf Zeit oder permanent zu verändern), lange Arbeitszeiten auf sich zu nehmen und sich einem hektischen Arbeitsleben mit immer stärkeren Anforderungen an seine Person zu stellen. Die Menschen in Thailand haben nur sehr wenig Zeit sich dem stressreichen Arbeitsleben, den steigenden Konsumansprüchen sowie den allgemeinen Zwängen der Modernisierung anzupassen; anders als in den westlichen Ländern, wo dieser Wandel über mehrere Generationen ablief. Die Neigung, sich diesen Anforderungen durch Konsum von Alkohol und Drogen wenigstens zeitweise zu entziehen, wird immer öfter bei allen Bevölkerungsgruppen und Altersschichten registriert. Auch ist die Zahl der Selbstmorde in den letzten 5 Jahren um 13% gestiegen; junge Menschen sind besonders gefährdet. Viele Familien sind zerrissen, da ein Elternteil an einem anderen Ort (nicht nur innerhalb des Landes, sondern auch in Übersee) arbeitet oder beide Elternteile lange Zeiten täglich arbeiten, um einen gewissen Lebensstandard finanzieren zu können. Kürzlich fand eine Studie heraus, daß Väter in Thailand im Durchschnitt gerade einmal 12 Minuten pro Tag mit ihren Kindern, die bis zu 4 Jahre alt sind, verbringen. Die Formen des Zusammenlebens, familiäre und gesellschaftliche Grundwerte werden sich verändern. Der wirtschaftliche Wandel hat einen lang anhaltenden sozialen Wandel ausgelöst, der jeden einzelnen sowie jede Familie berührt.

Im Zuge der wirtschaftlichen Krise von 1997 wird Thailand mit einem Problem konfrontiert, daß es bis dahin so gar nicht gab: dem Anstieg der offiziellen Arbeitslosigkeit. Früher konnten die Arbeitskräfte bei irgendwelchen Problemen der Industrie wieder auf das Land zurückkehren. Nach einiger Zeit hatte sich die wirtschaftliche Lage stabilisiert und mehr Arbeitskräfte als zuvor wurden benötigt. Bis in die Mitte der 90er Jahre wurden ja Arbeitskräfte gesucht, so daß die offizielle Arbeitslosenquote maximal 2,5% betrug. Inzwischen haben schon viele ihre Arbeit verloren. Nach offiziellen Schätzungen waren Ende 1997 etwa 1,7 Millionen Arbeitskräfte ohne Arbeit, d.h. die Arbeitslosenquote liegt bei 5-6%. Im Jahre 1998 soll ihre Zahl auf 2 Mio. ansteigen (FEER 22.1.1998: 22). Eine Arbeitslosensicherung gibt es nicht. Zwar werden auch diesmal wieder viele von ländlichen Verwandten und Freunden unterstützt werden, aber eine generelle Pufferfunktion wird der ländliche Raum nicht mehr übernehmen können. Wie sich diese große Zahl von Arbeitslosen auf das politisch-soziale Leben auswirken werden, darüber kann man zur Zeit nur spekulieren.

(d) wirtschaftliche Dimensionen

Vor diesem Hintergrund des schnellen wirtschaftlichen Wachstums ist zu fragen, warum das thailändische Wirtschaftsmodell in die Krise geraten ist. Neben den Problemen, die oben diskutiert wurden und eine Fortsetzung des Wachstums nach dem bisherigen Muster unmöglich machten, lag das Hauptproblem in dem zu leichten Zugang der thailändischen Unternehmen zu den internationalen Kapitalmärkten. Ohne große Auflagen konnten die Unternehmen, aber auch Banken und Finanzinstitutionen seit 1992 Kapital im Ausland Kredite in internationalen Währungen aufnehmen. Der Vorteil für die thailändischen Unternehmen und Banken lag darin, daß für diese Kredite die viel günstigeren Zinsen der entsprechenden Währung zahlen brauchten, während die Zinsraten in einheimischer Währung über Jahre hinweg in zweistelligen Bereichen lagen. So stiegen die Kapitalzuflüsse schnell an. Während im Jahre 1989 die Geschäftsbanken gerade einmal über 15 Mrd. Baht (ca. 0,7 Mrd. US$) Kredite im Ausland aufgenommen hatten, stieg dieser Wert auf 545 Mrd. Baht (ca. 22 Mrd. US$) im Jahre 1994 an (PASUK / BAKER: 40).

Die Regierung stellte nur wenige Restriktionen für den Zufluß von Auslandskapital auf. Die Bankenaufsicht gerade für die Ende der 80er Jahre gegründeten Finanzierungsinstitutionen war relativ lax. In den Boomjahren hatten die Kreditnehmer eine gute Verhandlungsposition. So konnte der Wert der Bürgschaften bzw. Sicherheiten für diese Kredite relativ hoch angesetzt werden. Auch wurde selten hinterfragt, für welche Zwecke diese Gelder investiert werden sollten. Die Unternehmen, einschließlich der an der Börse notierten, waren nur im geringen Maße verpflichtet, Rechenschaft über ihren Betrieb und ihre Tätigkeiten zu leisten. Da der Wechselkurs des Baht zum US$ seit 1984 relativ beständig zwischen 25 und 26 Baht je Dollar schwankte und die Bank von Thailand einer langen Tradition von festen Wechselkursen verpflichtet war, wurde das Risiko von Seiten der thailändischen Unternehmen und Banken als minimal angesehen. Aber auch die internationalen Geldgeber sahen nur minimale Risiken. Durch die über Jahrzehnte hinweg gewohnten hohen wirtschaftlichen Wachstumsraten verwöhnt waren sie i.d.R. ohne große Prüfungen bereit, Gelder den thailändischen Unternehmen und Banken zur Verfügung zu stellen. Alle wollten ja am Wirtschaftsboom teilhaben.

Allerdings wurden diese Gelder zum größten Teil nicht produktiv investiert bzw. es gab zu wenige Möglichkeiten, diese großen Kapitalströme produktiv zu investieren. Große Beträge flossen in den Bausektor, so daß Mitte der 90er Jahre eine hohe Überkapazität an Büroräumen und Luxusappartments abzusehen war. Daneben wurde in eine ganze Anzahl von Projekten investiert, die nur eine geringere Rendite erbrachten, wie in eine ganze Reihe von Großprojekten, wie Stahlwerke, petrochemische Anlagen, Kommunikationssatelliten etc. Häufig wurde aber einer langen Tradition entsprechend in Grund und Boden investiert, in der Hoffnung darauf, daß sich die hohen jährlichen Wertsteigerungen weiter fortsetzen würden. Die meisten Gelder wurden als kurzfristige Kredite aufgenommen, aber langfristig in Projekten investiert. Daneben nahmen aber auch viele Unternehmen einfach ausländische Gelder auf, legten diese bei den thailändischen Banken an und verdienten einträgliche Summen durch die Zinsdifferenz. Da die Preise für Grund und Boden sehr schnell weiter anstiegen, konnte man immer höhere Kredite erhalten. Ein flexibler Wechselkurs hätte die Unternehmer schon vor Jahren vorsichtiger agieren lassen (FEER 12.6.1997: 71-72).

So hätte man durch eine besonnenere Politik, die Zeichen der Gefahr frühzeitig erkennen können. In Folge der Möglichkeit für die Unternehmen und Banken im Ausland Kapital aufzunehmen, wurde verdeckt, daß die ausländischen Direktinvestitionen zurückgingen. Traditionell bedeutete der Zufluß von Auslandskapital direkte Investitionen in Fabriken oder Infrastrukturmaßnahmen. Statt dessen stieg nun der Zufluß von kurzfristigen Geldern schnell an. Die Zusammensetzung der ausländischen Gelder hatte sich also gewandelt. Die Konsequenzen wurden Anfang 1995 im Zuge der Mexiko-Krise offensichtlich. Wegen des hohen Anteils an kurzfristigen Geldern wollten internationale Spekulanten eine Kapitalflucht auslösen. Diese konnte jedoch aufgrund der hohen Devisenreserven abgewendet werden. Man beruhigte sich damals mit dem Argument, daß die Mexiko-Krise durch die hohe Kreditaufnahme der öffentlichen Hand ausgelöst wurde, während in Thailand der private Sektor die internationalen Kredite produktiv investiere (PASUK / BAKER: 77).

Dieses wenig nachhaltige Entwicklungsmodell wäre wohl noch über einen gewissen Zeitraum erfolgreich gewesen, wenn der US$ nicht im Laufe der letzten Jahre im Vergleich zu den anderen wichtigen Währungen, und hier besonders zum japanischen Yen, mehr und mehr an Wert gewonnen hätte. Da der Wechselkurs des Baht zum US$ ja relativ fest war, wurden nun die thailändischen Produkte auf dem Weltmarkt teurer. Die Folge war eine Stagnation der Exporte im Jahre 1996 und die Löcher in der Handels- und Leistungsbilanz wurden immer größer. Um diese Löcher zu stopfen, war man um so mehr auf internationale Kapitalzuflüsse angewiesen, so daß die nationalen Zinsen auf hohem Niveau gehalten bzw. dann auch weiter erhöht wurden. Als dann die ersten Firmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten, versuchte die thailändische Regierung mit Subventionen und Bürgschaften einzuspringen. Nach Schätzungen der Weltbank stellte die Regierung etwa 487 Mrd. Baht (ca. 15,6 Mrd. US$ zum Wechselkurs Anfang August 1997) den Banken und Finanzinstitutionen zwischen Dezember 1996 und August 1997 zur Verfügung, um deren Liquidität aufrecht zu erhalten. Andere vermuten sogar einen doppelten Betrag. Das volle Ausmaß wird erst langsam der Öffentlichkeit bekannt (FEER 4.12.1997: 42).

Ebenso wurden die hohen Devisenreserven eingesetzt, um den Wechselkurs des Baht auf seinem konstanten Niveau zu halten, da nun die internationalen Anleger begannen, ihre Gelder wieder abzuziehen. Etwa 23,6 Mrd. US$ der Devisenreserven wurden zur Verteidigung des Wechselkurses bis zum 2. Juli 1997 verwandt. Kurz, mit öffentlichen Geldern versuchte man die Fehlentscheidungen der privaten Unternehmer zu kompensieren. Allerdings zeichnete es sich im Frühjahr 1997 ab, daß die Regierung diesen kostspieligen Kurs wird nicht mehr lange fortsetzen können. Da die meisten Unternehmen mit den Politikern eng leiert sind, versuchte man die Entscheidung so weit es ging, hinauszuzögern bzw. das Ausmaß des Problems zu verdecken (FEER 8.1.1998: 5).

Mit der Entscheidung am 2. Juli 1997, den Wechselkurs des Baht freizugeben, wurden alle diejenigen getroffen, die ausländische Gelder aufgenommen hatten. Da der Baht gegenüber dem US$ kräftig an Wert verlor, wurden die Zinszahlungen und Tilgung in Baht immer teurer. Viele Projekte verloren sofort ihre wirtschaftliche Grundlage. Waren schon im Frühjahr eine ganze Reihe von Unternehmen kurz vor der Zahlungsunfähigkeit, so stieg ihre Zahl nun schnell an. Mehr als ein Viertel aller Kredite werden als uneinbringbar eingeschätzt und müssen daher zum großen Teil abgeschrieben werden. Da der Boden und die Gebäude, die i.d.R. als Sicherheiten eingesetzt wurden, stark an Wert verloren haben, werden die Fehlbeträge nur noch z.T. gedeckt. Der Betrag, der aussteht, beläuft sich auf 1,3 Billionen Baht (ca. 32,5 Mrd. US$). (FEER 4.12.1997: 88)

Mit der Entscheidung zur Abwertung war ebenfalls die Entscheidung verbunden, durch den Internationalen Währungsfonds Unterstützung zu beantragen. Da die eigenen Devisenreserven zum größten Teil zur Stützung des Baht gebunden waren, brauchte man dringend Kapitalzuflüsse, um die Wirtschaft in Gang zu halten. Am 14. Oktober 1997 einigte man sich mit dem IWF auf Unterstützungskredite im Umfang von 17,2 Milliarden US$, die in Raten ausgezahlt werden sollen. Dafür mußte sich die Regierung verpflichten, Steuern zu erhöhen und den Staatshaushalt so zu beschneiden, daß der Haushalt immer noch einen Überschuß von 1% des BSP ausweist. Daneben wird der Bankensektor für ausländische (Mehrheits-) Beteiligungen geöffnet. Die 58 zahlungsunfähigen von 91 Finanzinstitutionen insgesamt sollten geschlossen werden und deren verbleibenden Vermögenswerte von einer staatlichen Auffanggesellschaft übernommen werden (FEER 23.10.1997: 94). Während der Diskussion über die Umsetzung dieser Maßnahmen zerbrach die Regierung Chavalit. Die neue Regierung unter Chuan hat sich ab November 1997 unverzüglich an die Umsetzung dieser Verpflichtungen begeben. Basierend auf der Vereinbarung mit dem IWF stehen nun die internationalen Banken mit der thailändischen Regierung in der Diskussion, einen großen Teil der kurzfristigen Kredite in langfristige Verbindlichkeiten umzuwandeln.

Bedingt durch die Öffnung des Landes für die internationalen Kapitalzuflüsse ist die Auslandsverschuldung schnell gewachsen. Stand sie 1992 bei ca. 20 Mrd. US$, so stieg sie bis Ende 1995 auf 75 Mrd. US$ an (FEER 12.6.1997). Anfang November 1997 wurden die Auslandsschulden auf ca. 90 Milliarden US$ geschätzt. Allerdings sind nur ca. 18 Mrd. US$ Schulden der öffentlichen Hand. Der größte Anteil der Auslandskredite, also 72 Mrd. US$, liegen bei den Unternehmen des privaten Sektors (BANGKOK POST 12.11.1997). Ende 1997, nachdem die erste Rate des IWF-Kredits ausgezahlt wurde, wird die Auslandsverschuldung Thailands auf ca. 100 Mrd. US$ geschätzt (FEER 15.1.1998: 50). In Baht umgerechnet sind diese Schulden nun doppelt so viel wert wie vor der Freigabe des Wechselkurses. Einen großen Teil werden aber die internationalen Banken abschreiben müssen.

Die mangelnde Offenheit und Rechenschaftspflicht gilt ganz allgemein für die Unternehmen, die an der Börse gehandelt werden. Den Entwicklungsverlauf an einer Börse kann als das Barometer des Vertrauens in die nationale Wirtschaft angesehen werden. In Thailand war dies jedoch nur bedingt gegeben. Wegen seiner hohen Abhängigkeit von ausländischen Kapitalgebern bewegte sich der Aktienindex stark in Folge der Zu- oder Abflüssen, die wiederum von der Höhe der Zinsraten auf den internationalen Märkten bestimmt werden. Die Börse spiegelt allerdings nur sehr bedingt die nationale Wirtschaftskraft wieder. Mehr als die Hälfte der Aktien sind Bankwerte bzw. Werte von Finanzierungsinstitutionen. Verarbeitungsindustrien, Handel und Dienstleistungen zusammen machen gerade einmal ca. ein Viertel aller gehandelten Aktien aus. Über viele Jahre hinweg bewegte sich der Aktienindex stetig nach oben, d.h. die gehandelten Unternehmen wurden immer wertvoller und die Aktienbesitzer immer reicher. Allerdings scheinen Spekulationen und Manipulationen häufig an der Tagesordnung gewesen zu sein. Unternehmer, die ihre Firma (bzw. einen Teil) als Aktien auf dem Markt plazierten, konnten in den Jahren des Wirtschaftsbooms über Nacht schnell reich werden. Die Kontrollen für die Einführung von neuen Aktien waren relativ lax. Besonders die Vorschriften zur Festlegung der Vermögenswerte eines an der Börse gehandelten Unternehmen waren nicht sehr genau. Die Vorteile, an der Börse gehandelt zu werden, waren so groß, daß Einfluß, politischer Druck und Geld genutzt wurden, um die Notierung zu erhalten (PASUK / BAKER: 41-42). Im Laufe des Jahres 1997 haben fast alle ausländischen Geldanleger ihr Kapital von der Börse in Bangkok abgezogen. Sie werden erst zurückkehren, wenn das nationale Aktiengesetz die Unternehmen zu einer ähnlich hohen Rechenschaftspflicht veranlaßt, wie dies in den Industrieländern üblich ist. An diesem Gesetz wird z.Zt. gearbeitet.

In diesem Sinne kann man festhalten, daß die wirtschaftliche Entwicklung in der Tat sehr imposant verlaufen ist. Jährliche Investitionsquoten von bis zu 40% des BSP waren im weltweiten Vergleich beeindruckend. Allerdings zeigt sich auch, daß die Investitionsquote für sich genommen kein Indikator für wirtschaftliche Entwicklung darstellt. Viele Investitionen waren nicht produktiv. Sie haben zwar wirtschaftliches Wachstum erzeugt, aber keinen Beitrag zur Entwicklung geleistet. Ein großer Teil der Investitionen ist vielmehr als eine Vergeudung der volkswirtschaftlichen Ressourcen anzusehen.

3 Aussichten

Thailands wirtschaftliche Entwicklung hat trotz der imposanten Erfolge nicht nur geglänzt. Das Land hat für steigenden Wohlstand einen hohen Preis gezahlt. Im Jahre 1997 hat nun auch das wirtschaftliche Wachstum einen Dämpfer erhalten. Ein Aspekt, den die Zweifler am Entwicklungsweg Thailands schon seit längerem vorgebracht haben, verdient Beachtung. Ist der bisherige Entwicklungsweg auch tragbar für die Zukunft? Basierte das bisherige Wachstum allein auf der Nutzung der natürlichen Ressourcen, die nicht mehr ersetzt werden können und damit für zukünftiges Wachstum nicht zur Verfügung stehen? (PASUK / BAKER: 235)

Tatsache ist, daß die hohen Wachstumsraten der Vergangenheit erst einmal nicht wieder erreicht werden. Für die nähere Zukunft wird nur minimales Wachstum vorausgesagt. Die Wirtschaft muß sich neu strukturieren. Viele Investitionen müssen abgeschrieben werden. Die meisten Unternehmen müssen realistische Bewertungen ihrer Vermögenswerte sowie ihrer Schulden vornehmen. Ganz allgemein werden alle an der Börse gehandelten Unternehmen ihre Bilanzen und Unternehmensdaten veröffentlichen müssen, so daß die Aktienbesitzer sich ein vollständiges Bild über die Situation im Unternehmen machen können. Der Finanzsektor muß ebenfalls neu geordnet werden. Die Bankenaufsicht muß gestärkt werden. Es sind viele Dinge zu tun, die in den vergangenen Jahre nicht so wichtig erschienen.

Erste Maßnahmen sind im Laufe der letzten Monate ergriffen worden und sie lassen einen optimistisch werden, daß Thailand mittelfristig in der Lage sein wird, aus Krise gestärkt hervorzugehen. Die Krise ist ja auch eine Chance, sich auf seine Standortvorteile zu konzentrieren. Ein gutes Ergebnis - wenn auch nicht direkt ein wirtschaftliches - ist die Tatsache, daß das politische System durch diese Krise gestärkt wurde. Wie oben angedeutet, sind erste Schritte zur Konsolidierung der Wirtschaft bei einem gewissen Verständnis der Öffentlichkeit eingeleitet worden. Der Haushalt für das Jahr 1998 ist innerhalb von wenigen Wochen um 100 Mrd. Baht (um ca. 11%) gekürzt worden. Vergleicht man diese Entscheidung mit Diskussionen um Haushaltseinsparungen in Europa zum Herbst 1997, so wird einem die Handlungsfähigkeit des thailändischen Systems bewußt. 56 (der 58 geschlossenen) der 91 Finanzierungsinstitutionen sind bzw. werden in nächster Zukunft liquidiert. Die anderen werden sich zusammenschließen bzw. ausländische Anteilseigner aufnehmen. Ebenso sind die 15 nationalen Geschäftsbanken aufgefordert worden, ihre Eigenkapitalbasis zu erweitern oder ausländische Anteilseigner aufzunehmen. Auch hier sind die Rahmenbedingungen schnell geändert worden, um einen Kollaps des Finanzsystem zu vermeiden.

Thailand hat gute Entwicklungschancen bei den klassischen Exportprodukten, hier besonders bei den Agrarprodukten. Durch die Abwertung hat es international wieder an Konkurrenzfähigkeit gewonnen. Erste Statistiken weisen darauf hin, daß die Exporte des Landes im zweiten Halbjahr 1997 erheblich gestiegen sind. Allerdings brauchen die Exportfirmen i.d.R. kurzfristige Finanzierungskredite, und die sind z.Zt. knapp. Daher ist ein funktionsfähiges Finanzsystem so wichtig, denn sonst könnten selbst die guten Aussichten beim Export wieder abgewürgt werden.

Der wirtschaftliche Aufschwung wird in der Zukunft auch dadurch erleichtert, daß das Land mit 35% des BSP eine extrem hohe Sparquote ausweist. Damit stehen für Investitionen genügend Finanzmittel zur Verfügung, die - wenn produktiv investiert - eine wirtschaftliche Entwicklung forcieren werden. Thailands wirtschaftliche Zukunft wird in den kapitalintensiven höherwertigen Produktionszweigen liegen. Dieser Weg setzt ein allgemein höheres Bildungsniveau bei der Bevölkerung voraus. Auf diesem Gebiet haben fast alle Regierungen der Vergangenheit wenig Initiative gezeigt. Erst in den letzten Jahren wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, das Bildungsniveau und das technische Wissen bei der Jugend zu stärken. Selbst nach der hohen Abwertung des Baht hat Thailand mittelfristig bei den arbeitsintensiven Industriezweigen der Vergangenheit keine Chancen mehr. Dadurch wird das Land in der Zukunft nicht mehr auf den Raubbau seiner natürlichen Ressourcen zu Gunsten des wirtschaftlichen Wachstums angewiesen sein, weil jetzt das Humankapital von entscheidender Bedeutung ist.

 

4 Literatur

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