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Große Exkursion Nepal 2017

Leitung: Prof. Dr. Marcus Nüsser, Dr. Susanne Schmidt

Im September 2017 führte zum zweiten Mal eine Große Exkursion in das im Himalaya gelegene Langtang-Tal. Innerhalb von Nepal gehört das Hochgebirgstal zu den drei großen Trekkingdestinationen, das insbesondere durch seine geringe Straßenerschließung, seine Lage im ältesten Nationalpark von Nepal und seine Nähe zu Kathmandu viele internationale Touristen anlockt. Nach dem Gorkha-Erdbeben von 2015 kam der Tourismus in diesem Tal jedoch kurzzeitig komplett zum Erliegen, als eine durch das Erdbeben ausgelöste Schutt- und Eislawine das Dorf Langtang vollständig zerstört hatte. Viele kleinere Bergstürze und Schneelawinen hatten die Zugangswege als auch kleinere Siedlungen teilweise zerstört. Drei Jahre nach dem Erdbeben ist der Wiederaufbau im Tal, der von internationalen Spendengeldern und NGOs mitfinanziert worden ist, weitestgehend abgeschlossen. Während der Exkursion konnten somit die Auswirkungen des Erdbebens und auch die potentiellen Naturgefahren im Hochgebirge thematisiert werden. Ebenso wurde der Umgang der lokalen Bevölkerung mit diesem Risiko diskutiert. Mit einer Kartierung des Dorfs Langtang wurde der Wiederaufbau und die Veränderungen der Nutzungsstruktur, die nun noch stärker als zuvor auf den Tourismus ausgerichtet ist, erfasst.
Yaks wurden durch eine japanische Initiative wiedereingeführt, womit die vor dem Erdbeben bestehenden Käsereien erneut zum Leben erweckt wurden. Mit dem Verkauf von Hartkäse kann so eine weitere Einkommensquelle für die lokale Bevölkerung erschlossen werden, die zudem auf die mobile Viehhaltung abzielt. Diese ist Bestandteil der traditionellen Hochgebirgslandwirtschaft, die durch Ackerbau in der mittleren Talstufe ergänzt wird. Trotz des bereits stattgefundenen Abtriebs der Tiere konnten die Stufen der traditionellen Tierhaltung im oberen Talabschnitt mit Hilfe der Yak-Kharkas gezeigt werden. Dies sind einfache Steinhütten, die den Hirtenfamilien während der Sommermonate als Unterkunft dienen, bevor sie das Vieh von den höchsten Weidegebieten im Winter über Sherpagaon bis nach Syabru Besi außerhalb der Talschaft abtreiben. Ein zweiter Fokus der Exkursion lag in dem durch den Klimawandel bedingten Gletscherrückgang. So führte die Exkursion von Kyanjin Gompa, der höchstgelegenen Dauersiedlung im Langtang-Tal, zum Lirung-Gletscher und zum Langtang-Gletscher, wo mit Wiederholungsaufnahmen historischer Bilder der Gletscherschwund in dieser Hochgebirgsregion dokumentiert werden konnte. Ein im wahrsten Sinne des Wortes Höhepunkt der Exkursion stellte die Besteigung des beinahe 5000 m hohen Tsergo Ri dar, der frühmorgens erklommen wurde.
Nach dem 12-tägigen Aufenthalt im Langtang-Tal führte die Exkursionsroute zurück nach Kathmandu, wo die Herausforderungen der Stadtentwicklung in einem intramontanen Hochgebirgsbecken sowie die religiöse Durchdringung des Raums durch Besuch hinduistischer und buddhistischer sakraler Orte (Swayambhunath, Pashupatinath und Boudhanath) thematisiert wurden. Mit einem Besuch in der SAI-Außenstelle in Kathmandu wurden den Studierenden Möglichkeiten von Praktika und Forschungsarbeiten in Nepal aufgezeigt. Mit dem Besuch von Patan und Durbar Square konnten noch einmal die Folgen des Erdbebens aufgezeigt werden. Dabei wurden auch die Werkstätten des Durbar Squares besichtigt, wo die Holzfiguren der Tempelanlagen originalgetreu wieder händisch geschnitzt werden. Ein Projekt, das von SAIHelp unterstützt wird.

ExkursionsteilnehmerInnen bei der Kartierung von Langtang (S.Schmidt).
Abstieg vom Tsergo Ri mit Blick auf den Gangchenpo (S.Schmidt, 1.10.2012).
Über das Dorf Sherpagaon, das auf dem westexponierten Hang des Langtang-Tals liegt, erfolgt im Winter der Abtrieb der Tiere (S.Schmidt, 2.10.2012).