Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

SAI - News


Webdossier "Die indischen Nationalwahlen 2009"
Kaun Banega Pradhan Mantri – Wer wird Premierminster? Kaum ein Tag vergeht derzeit, an dem diese Frage nicht in den indischen Medien erörtert, in Talk-Shows diskutiert und darüber auf den Straßen oder in blogs spekuliert wird. Und im Gegensatz zu den letzten Nationalwahlen 2004, als die Auguren und Meinungsforscher sich relativ sicher waren, wer den Sieg davontragen würde - und bitter enttäuscht wurden -, wagt diesmal niemand eine Prognose des Wahlausgangs. Zu sehr bestimmen mittlerweile Fragmentierung des Parteiensystems und Koalitionsarithmetik die Erfolgsaussichten der Parteien mit nationalen Ambitionen, zu groß ist die Bedeutung der Regionalparteien. Das Südasien-Institut widmet sich mit einem Webdossier und einer Podiumsdiskussion ausführlich dem wichtigen Thema "Wahlen in Indien."
Die indischen Nationalwahlen finden dieses Jahr mit 43 Millionen neuen Wählern bei einer Gesamtwahlbevölkerung von knapp 720 Millionen statt. Diese stimmen an 5 Wahltagen über vier Wochen hinweg an mehr als 800.000 Wahlurnen bzw. elektronischen Wahlmaschinen über die Zusammensetzung der 15. Lok Sabha ab. Damit wird abermals der Rekord der größten demokratischen Wahlen, die weltweit je stattgefundenen haben, aufgestellt.
Die Wahlen versprechen äußerst spannend zu werden: Zwar ist zu erwarten, dass sich entweder Kongresspartei oder Bharatiya Janta Party (BJP) als stärkste Partei durchsetzen werden, wer aber beim Koalitionspoker nach den Wahlen die Nase vorn haben wird, ist noch ungewiss, zumal vor den Wahlen Spekulationen um die Bildung einer seit geraumer Zeit immer wieder beschworenen "Dritten Kraft" unter Führung der indischen Kommunisten wiederbelebt wurden und einzelne bedeutende Regionalparteien wie z.B. Mayawatis Bahujan Samaj Party als "Königsmacher" den Ausschlag für oder gegen das jeweilige politische Lager geben könnten. Auch was die Wahlkampthemen anbetrifft, lässt sich kein die Kampagnen beherrschendes Motiv ausmachen. Bestätigt sich der Trend der Landtagswahlen vom letzten Jahr, könnten sich wiederum - wie schon 2004 - wirtschafts- und sozialpolitische Themen, die Fragen nach sozialer Gerechtigkeit, der Fortschreibung der indischen Wachstumsdynamik, nach Arbeitsplätzen, Verbesserung der Infrastruktur, Preisen für Grundnahrungsmittel etc. als wahlentscheidend erweisen.
Aber auch die Rolle der Identitätspolitik, allem voran die andauernde Diskussion um das Verhältnis von Hindu-Mehrheit und muslimischer Minderheit sowie die Debatte um die innere Sicherheit dürfen vor dem Hintergrund zahlreicher Anschläge in den letzten Monaten und Jahren nicht unterschätzt werden. Schließlich wird es darauf ankommen, welche Köpfe der einzelnen Parteien bei den Wählern den meisten Zuspruch finden, ob z.B. der aktuelle Premier Manmohan Singh den in Indien so ausschlaggebenden Amtsinhabermalus wird überwinden können, BJP-Supremo Advani seine ideologisch angeschlagene und parteiintern zerstrittene Partei doch noch zu einem Wahlsieg führen kann oder ein bisher noch nicht gehandelter Kandidat oder Kandidatin als Kompromisslösung im Falle einer Minderheitsregierung die höchsten Weihen der indischen Politik erlangen wird.
Auf welche Strategie setzen nun die Parteien im Wahlkampf, mit welchen Themen versuchen sie öffentlich wirksam zu punkten, mit welchen neuen Versprechen begegnen sie den Erwartungen und Bedürfnissen der Wähler? Wie versuchen sie, neue Wählerschaften an sich zu binden bzw. ihre angestammte Wählerklientel nicht zu verlieren? Welche Köpfe bieten sie im Wahlkampf auf und wie gelingt es ihnen, das parteieigene Personalkarussell im Zaum zu halten? Und wie verhalten sie sich schließlich im Kontext notwendiger Absprachen und Allianzbildungen vor und nach den Wahlen?
Auf diese und andere Fragen wollen Mitarbeiter des Südasien-Instituts in den kommenden Tagen und Wochen in Artikeln, Interviews und Berichten Antworten geben und so die indischen Nationalwahlen kritisch begleiten.
Dazu wird am Dienstag, 19. Mai 2009, auch eine Podiumsdiskussion stattfinden - eine Ankündigung finden Sie hier.

Die Rückkehr der Dynastie? Indien nach dem Wahlsieg der Kongresspartei
Doris Hillger, Leiterin der SAI-Außenstelle New Delhi, analysiert das Wahlergebnis. Ihr Beitrag ist in Ausgabe 7/2009 des GIGA / Focus / Asien des GIGA Hamburg erschienen.
zum Artikel von Doris Hillger

Jai Ho - Die indische Kongresspartei zwischen Siegesgewissheit und Amtsinhabermalus
Clemens Spieß beleuchtet mit diesem errsten Beitrag die Rolle der "großen alten Dame" der indischen Parteipolitik, des Indian National Congress.
zum Artikel von Clemens Spieß

Interview mit dem Domradio Köln
Im Interview mit dem Kölner Domradio nimmt Dr. Clemens Spieß Stellung zur Ungewissheit des Wahlausganges Stellung.
zum Interview mit Clemens Spieß

BJP rising to power again?
In diesem englischsprachigen Artikel stellt Asghar Ali Engineer die Hoffnungen der zweiten großen indischen Partei vor.
zum Artikel von Asghar Ali Engineer

The Indian election
In diesem englischsprachigen Artikel, veröffentlicht in der Tageszeitung "The Dawn", beschreibt Shahid Jarved Burki die Vorbildfunktion Indiens und der aktuellen Wahlen für Südasien.
zum Artikel von Shahid Jarved Burki

Regionalparteien in guter Ausgangssituation
Anja Kluge beschreibt den Trend der Regionalisierung der indischen Politik und stellt die Position der entsprechenden Parteien vor.
zum Artikel von Anja Kluge

Three cheers for regionalism
Bharat Wariavwalla ist honorary fellow am Centre for the Study of Developing Societies in New Delhi. Er analysiert in seinem englischsprachigen Artikel den Einfluss des Regionalismus auf die indische Politik.
zum Artikel von Bharat Waravwalla

Parteiprogramme
Indian National Congress
Bharatiya Janata Party
Communist Party of India (Marxist)
Dravida Munnetra Kazhagam

Daten und Fakten zur Wahl
Election Commission of India: Election Schedule
16 Apr 2009
Seitenbearbeiter: E-Mail
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