Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

Schulbücher aus Südasien

Von Januar 1998 bis Dezember 2003 bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Universität Heidelberg Sondermittel in Höhe von 40.000 DM pro Jahr zum Ausbau des Literaturbestandes zur interdisziplinären Südasienforschung in der Bibliothek des Südasien-Instituts, sowie zusätzliche Personalmittel für zwei studentische Hilfskräfte zur vorbereitenden Erschließung des sprachlich weit gefächerten Materials.

Diese Mittel dienten schwerpunktmäßig zum Auf- und Ausbau einer Sondersammlung von Schul- und Lehrbüchern in südasiatischen Regionalsprachen sowie zum Erwerb sogenannter Grauer Literatur mit besonderem Gewicht auf Indien.

Beschreibung der Sammlung

Der Aufbau der Sondersammlung von Schul- und Lehrbüchern in südasiatischen Sprachen stellte schon aufgrund der heterogenen Bildungssituation in Südasien eine besondere logistische Herausforderung dar. Nicht nur Einkauf und Auswahl gestalteten sich zeitintensiv auch die Erschließung – räumlich, fachlich und verbal sachlich – mußte neu konzipiert werden.

Der Bestand von nunmehr 5800 Titeln umfaßt neben klassischen Lehrbüchern auch Übungstexte, Lehrerhandbücher, fächerbegleitendes Lesematerial, sowie eine repräsentative Auswahl an prüfungsrelevanten Question Papers. Begonnen wurde mit dem Aufbau der Sammlung in Indien, wobei die Sprachen Bengali, Hindi, Indo-Englisch, Tamil und Urdu besonders stark gewichtet wurden. Es findet sich aber auch eine repräsentative Auswahl an Schulbüchern auf Gujarati, Marathi, Oriya und Sanskrit, sowie kleinere Sammlungen von Schulbüchern auf Kannada, Telugu, Malayalam.

Da es neben den staatlich anerkannten bundesweiten Lehrbüchern des National Educational Research Council auch eine Vielzahl an regional maßgeblichen Boards of Education gibt, die ihrerseits aufgrund des Fächerkanons Curricula und Syllabi festlegen und für diese teilweise verbindliche Lehrbücher vorschreiben, ließ sich eine repräsentative Auswahl an besonders im Vergleich interessanten Fächern in all den vielen Regionalsprachen nicht vermeiden.

Sehr breit wurde daher zunächst in den Sprachen Indo-Englisch und Hindi gesammelt. Hier finden sich auch alle naturwissenschaftlichen Fächer, sowie eine Vielzahl an optionalem begleitendem Studienmaterial versammelt. Für die anderen Regionalsprachen wurde aus Kapazitätsgründen eine Fokussierung auf geistes- und sozialwissenschaftliche Fächer beschlossen. Diese Fächer umfassen: Geschichte, Geographie, Sozialkunde, Ökologie/Umwelt/Sachkunde, Staatsbürgerkunde/ Gemeinschaftskunde. Ein besonderer Schwerpunkt lag in allen Landessprachen beim Sprach- und Literaturunterricht sowie des Unterrichts des Hindi in der jeweiligen Landessprache.
Für diese Fächerauswahl wurden alle Schultypen berücksichtigt, insbesondere beim Sprach- und Literaturunterricht wurde darauf geachtet, eine lückenlose Sammlung von der Primary School bis zum Hindi als Fremdsprachenunterricht auf College-Niveau zu gewährleisten.

In der nächsten Ausbaustufe wurde besonderes Augenmerk auf die Länder Pakistan und Bangladesh gelegt. Schwerpunkt der Sammlung bildet hier jedoch - neben der oben beschriebenen Fächerfokussierung - die jeweilig verbindlich vorgeschriebene nationale Landessprache, nämlich Urdu respektive Bengali, sowie die vor allem in den Privatschulen vorherrschende englische Unterrichtssprache der English Medium Schools. Hauptsächlich in Pakistan findet sich zwar auch noch der Anspruch, die Regionalsprachen - wie Sindhi, Panjabi, Pashtu etc. - zumindest auf der Ebene der staatlichen Primary Schools zu berücksichtigen, konkret konnte dieser Anspruch beim Einkauf nur auf den Ebenen des Sprach- und Literaturunterrichts nachvollzogen werden. So wurden Lehrbücher für den Panjabi-Unterricht in einschlägigen „Buchhandlungen“ des Urdu-Bazars in Lahore, sowie ebensolche für Pashtu in Mingora eingekauft.

Ein weiteres Augenmerk wurde in Pakistan auf Lehrmaterialien gelegt, die in den sogenannten Koranschulen - Madrassas - verwendet werden. Naturgemäß war hier der Zugriff aufgrund der geopolitischen Lage besonders schwierig und die Heidelberger Sammlung vermag hier keinen repräsentativen Anspruch zu postulieren. Trotzdem wurde versucht, die in den diesbezüglichen Urdu-Bazars und Moscheen angegliederten Buchhandlungen vertriebenen Lehrbücher zu erwerben. Es handelt sich dabei um als fakultativ deklarierte Lehrbücher und Auslegungen des Hadith unterschiedlicher Koranschulen. Besonderer Augenmerk wurde auch auf die in Pakistan nicht wohl geduldete sektarische Bewegung der Ahmadiyya gelegt und eine repräsentative Auswahl der Lehrbücher dieser Koran-Auslegung erworben.

II. Graue Literatur

Im Bereich der Grauen Literatur, die sich formal als schwer zu beschaffende, nicht durch etablierte Verlage und den Buchhandel vertriebene Literatur definieren läßt, konzentrierte sich die Erwerbung auf Regierungspublikationen, amtliche Statistiken, Parteiveröffentlichungen, sozialwissenschaftliche Untersuchungen, die von regionalen Forschungsinstituten durchgeführt und veröffentlicht wurden, sowie auf Surveys zur Erfassung von Wirtschaftsdaten und wirtschaftlichen Entwicklungen. Diese Literatur wurde teilweise durch Mitarbeiter der Außenstellen in Delhi, Colombo und Kathmandu beschafft, zum überwiegenden Teil aber durch wissenschaftliche Mitarbeiter der Abteilungen Politische Wissenschaft Südasiens und Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik direkt vor Ort erworben. Auch diese Beschaffungsreisen wurden von der DFG finanziell gefördert.

Fast alle Bestände sind mittlerweile in die Bibliothek integriert und können mittels des regionalen online Katalogs HEIDI recherchiert werden. Sie stehen somit bei alleinigem Besitznachweis auch für die Fernleihe zur Verfügung.

Erschließung der Schulbuchsammlung

Fachlich klassifikatorische Aufstellung


Für die Schulbuchsammlung des Südasien-Instituts steht zwar ein eigenes Magazin zur Verfügung, formal wurde jedoch versucht, die fachliche Aufstellung an diejenige der neueren Sprachen Südasiens anzugleichen. Alle Schulbücher tragen daher die Signatur nsp (neuere Sprachen Südasiens) mit der spezifischen Kennung 28 für Schulbuchsammlung. Innerhalb dieser Kennung 28 wird alphabetisch nach Sprachen unterschieden, was sich wiederum in einer numerischen Codierung niederschlägt. Insbesondere die Sprachen Bengali, Englisch und Urdu werden dabei nochmals nach dem Herkunftsland abweichend in einem eigenem Schlüssel festgelegt. [s. Klassifikation Schulbücher, Sprachenschlüssel]

Eine einfache und trotzdem umfassende Suche nach beispielsweise Schulbüchern auf Bengali aus Bangladesh kann daher im lokalen Verbundkatalog HEIDI mit der Suchanfrage „nsp 28.5*“ in der Kategorie Signatur durchgeführt werden.

Zusätzlich wird durch die klassifikatorische Fachaufstellung noch eine grobe Differenzierung analog des in Südasien hauptsächlich auftretenden Fächerkanons ermöglicht. So ergibt z.B. eine Suchanfrage in HEIDI mit „nsp 28.5 J*“ eine Treffermenge von Schulbüchern auf Bengali in Bangladesh in Geschichte. [s.Klassifikation Schulbücher, Fächerschlüssel]

Verbale Sacherschließung


Eine detaillierte verbale Suchanfrage kann sich nicht nur auf Sprache, Textgattung, Schulfach bzw. diesem untergeordnetem Objekt beziehen, sondern auch noch gleichzeitig Schultypus, respektive Jahrgang berücksichtigen.
Beispiel Suchanfrage in HEIDI: Hindi, Schulbuch ergibt 1094 Treffer [s. a. tutorial school text books]
Eine weitere Einschränkung nach Fach [Beisp.: Hindi, Schulbuch, Geographie] ergibt dann nur noch 71 Treffer. Spezifiziert man diese Anfrage noch hinsichtlich der Klassenstufe [Beisp.: Hindi, Schulbuch, Geographie, Klasse 10] erhält man nur noch 8 Titel
Die verbale Sacherschließung konnte aus katalogtechnischen Gründen leider nur auf Deutsch erfolgen. Es empfiehlt sich daher entweder via Zufallstreffer nach beispielhaften Verschlagwortungen zu suchen oder dem tutorial zu folgen. Eine systematische Kombination von originalsprachlichen Titelstichwörtern mit dem Institutsschlagwort Schulbuch ermöglicht dann die Formulierung einer gezielten Schlagwortanfrage mit einer überschaubaren Treffermenge. Gerade auch die Erschließung der jeweiligen Klassenstufen ermöglicht darüber hinaus ein vergleichendes Browsen durch die Sammlung unabhängig von der ursprünglichen Sprache. Da das Retrieval von HEIDI in die Schlagwortketten einsteigt, sind beliebige Kombinationen möglich.


von Sonja Stark-Wild

Seitenbearbeiter: E-Mail
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