Wolfgang-Peter Zingel
Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik

Messungsprobleme des wirtschaftlichen und sozialen Erfolges
Kolloquium zum Thema "Sri Lanka: 50Jahre Unabhängigkeit", Südasien-Institut, 29.1.1998

In Sri Lanka scheint die soziale Entwicklung des Landes der wirtschaftlichen voranzueilen. Ob es mehr ist, als nur ein Schein, ist gar nicht so einfach zu beantworten und soll Gegenstand meiner Ausführungen sein. Wenn sich die Vermutung bestätigen sollte, so wäre daraus zu folgern, daß wirtschaftliche Entwicklung ohne extreme soziale Ungerechtigkeit erfolgen kann. Daraus ergäbe sich die Frage, ob Sri Lanka womöglich ein Beispiel gibt, das ansderswo nachzuahmen sich lohnen würde. Alles in allem reizvolle Fragestellungen für einen Ökonomen, nicht zuletzt, weil es noch gar nicht so lange her ist, daß die Auffassung herrschte, daß der Kuchen erst gebacken werden müßte, bevor er verteilt werden könne - so der unheilvolle Ratschlag an Pakistan in den sechziger Jahren - und wirtschaftliches Wachstum deshalb während einer Übergangsphase Ungleichheiten erfordere.
 

Maßstäbe

Das Messen wirtschaftlichen und sozialen Erfolges erfordert aber einen Maßstab für den Vergleich. Kann und sollte man den Erfolg eines Landes an dem eines anderen messen? Und wenn ja, welchen? Seitdem ich bei einem Seminar von einem Studenten aus Sri Lanka gefragt worden bin, wieso ich eigentlich dazu käme, die südasiatischen Staaten als Einheit zu betrachten, bin ich sehr unsicher geworden, ob man Sri Lanka mit seinen Nachbarn vergleichen kann. Sicher, Sri Lanka liegt im Süden Asiens und hat manches mit Indien und den anderen südasiatischen Staaten gemein; Gemeinsamkeiten lassen sich aber auch mit Staaten ausmachen, die ebenfalls am Äquator oder auf einer Insel liegen, über ein ähnlich großes Territorium verfügen, über keinerlei mineralische oder fossile Bodenschätze verfügen, ebensoviele Einwohner zählen, koloniale Herrschaft erduldeten, oder deren Bevölkerungen unterschiedlichen Voksgruppen angehören, sich zu unterschiedlichen Religionen bekennen oder unterschiedliche Sprachen sprechen.

Als Maßstab für den wirtschaftlichen und sozialen Erfolg könnte man das klassische Vorher/Nachher nehmen, den Vergleich der Situation jetzt mit der zur Zeit der Erlangung der Unabhängigkeit. Man könnte den Erfolg auch an den Erwartungen und Versprechungen der Regierungen messen oder an hypothetisch erreichbaren Zuständen, die sich z.B. aus dem tatsächlich Erreichten anderswo ableiten ließen.

Wirtschaftlicher und sozialer Erfolg können nicht direkt gemessen werden; was wir messen können, sind eine ganze Reihe von Bestands- und Strömungsgrößen als Näherungsmaße, als Stellvertretervariable, und auch diese können wir meist nur indirekt und unter Zuhilfenahme allerlei Annahmen bestimmen. Wenn sich die Ergebnisse nicht mit unseren Ewartungen decken, sind wir versucht, die Meßmethode in Zweifel zu ziehen, und befinden uns damit in einem zirkulären Konflikt: das Meßergebnis dient gleichermaßen der Bewertung des Gemessenen als auch des Maßstabs.

Das dürfte auch die folgende kurze Untersuchung Sri Lankas zeigen, daß nämlich die herangezogenen Maßstäbe eine Bewertung des Erreichten in Sri Lanka letztlich nicht erlauben. Dies gilt ganz besonders angesichts der politischen Zerrissenheit des Landes, die sich nicht in einer handlichen Kennziffer ausdrücken läßt.
 

Rangziffern zur Charakterisierung der nationalen Entwicklung

Beginnen wir also mit der Vermutung, daß die soziale der wirtschaftlichen Entwicklung vorauseilt. Als Indiz dafür bietet sich das wesentlich bessere Abschneiden Sri Lankas bei der Einschätzung der sozialen Entwicklung durch das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme - UNDP) gegenüber der Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung durch die Weltbank an. Beide Organisationen stellen Rangordnungen der Entwicklung auf, wobei die Liste der untersuchten Staaten in beiden Fällen nicht vollständig ist und das UNDP die Zählung mit dem Land der höchsten und die Weltbank mit dem der niedrigsten Entwicklung beginnt.

Die Liste der Weltbank enthält keine Staaten mit weniger als 1 Mio. Einwohnern und enthält keine Werte für Staaten mit ungesicherter Datenlage (z.B. in Bürgerkriegsländern). Taiwan fehlt bei beiden Organisationen.

Das UNDP berechnet seit einigen Jahren für die meisten Länder der Welt einen "Index der menschlichen Entwicklung" aus den Kennziffern für die Lebenserwartung eines Neugeborenen, den Alphabetisierungsgrad Erwachsener, den Schulbesuch und das bereinigte reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung. Dem letzten Bericht des UNDP (1997) zufolge, nimmt Sri Lanka eine mittlere Position ein: an 91. Stelle von 175 Staaten liegt es vor etlichen europäischen Staaten (Lettland 92, Ukraine 95, Albanien 102, Armenien 103, Georgien 105, Moldawien 110) und weit vor dem benachbarten Indien (Platz 138).

Die Weltbank errechnet seit etlichen Jahren das Bruttosozialprodukt pro Kopf der Bevölkerung. Dem letzten Weltentwicklungsbericht (1997) zufolge gehört Sri Lanka an 48-letzter Stelle von 133 Staaten zu den "Staaten mit niedrigem Einkommen", d.h. der ärmsten Gruppe, hinter allen europäischen Staaten bis auf Albanien (45. Stelle) und Georgien (34), wenn auch immer noch vor Indien, das an 27-letzter Stelle steht..

Eine nähere Betrachtung der Indikatoren unterstreicht die herausragende Rolle Sri Lankas in Bezug auf seine soziale Entwicklung: Die (hypothetische) Lebenserwartung eines Neugeborenen beträgt in Sri Lanka (1994) beachtliche 72,2 Jahre; das sind nur vier Jahre weniger als in Deutschland (76,3 Jahre); in Korea (Republik), das als Wirtschaftswunderland seit neuestem zu den Ländern mit hohem Einkommen zählt und von der Weltbank an 27. Stelle geführt wird, ist die Lebenserwartung mit 71,5 Jahren etwas kürzer; in Indien (61,3 Jahre) zehn Jahre, in Bhutan (51,5 Jahre) - das oft wegen seines Basis-Gesundheitssystems gerühmt wird - gar zwanzig Jahre, in Afrika liegt sie zum Teil noch weit darunter.

Daß Erwachsene lesen und schreiben können, ist weltweit längst noch nicht die Regel. In Sri Lanka können dies aber neun Zehntel der Bevölkerung (1994: 90,1 v.H.), das sind fast ebensoviele wie in Singapur (91,0 v.H.) und mehr als in Portugal (89,6 v.H.); in Indien ist die Alphabeten-Rate nur halb so hoch (51,2 v.H.), in Nepal gar nur ein Viertel (27,0 v.H.).

Das Bemühen um eine bessere Ausbildung läßt sich am Schulbesuch ablesen. Als Meßziffer dienen die Einschreibungszahlen (enrolment) in der primären, sekundären und tertiären Stufe im Verhältnis zur Anzahl der Kinder und Jugendlichen im entsprechenden Alter. Mit 66 v.H. weist Sri Lanka eine Rate auf, die höher ist als in Luxemburg (58 v.H.) oder in Malaysia (52 v.H.); in diesem Fall ist der Abstand zu Indien (56 v.H.) immerhin zehn Prozentpunkte.

Das reale Bruttoinlandsprodukt pro Kopf, das das UNDP seinem Index zu Grunde legt, wird in Kaufkraftparitäts-Dollar (purchsing power partity dollars - PPP$) gemessen - im Gegensatz zum Bruttosozialprodukt pro Kopf (zumeist) bewertet mit den offiziellen Währung-Umrechnungskursen, das die Weltbank ihrer Rangordnung zugrunde legt (beide Verfahren führen zu ähnlichen Rangordnungen). Für Sri Lanka ergeben sich nach UNDP 3.277 PPP$, weniger als Staaten, die weit hinter Sri Lanka nach dem Index der menschlichen Entwicklung rangieren (Gabun: 3.641 PPP$ - 120. Stelle, Ägypten: 3.846 PPP$ - 109. Stelle). In Oman (10.078 PPP$ - 89. Stelle) ist das reale BIP dagegen dreimal so hoch wie in Sri Lanka; den sozialen Indikatoren nach steht Oman aber nur knapp vor Sri Lanka.

Die Liste der Staaten, deren Rangziffern des BIP und des Indexes der menschlichen Entwicklung deutlich voneinander abweichen, ist erstaunlich lang. Sri Lanka ist keinesfalls ein Einzelfall, es ist noch nicht einmal ein besonders krasser Fall. Es sind vor allem die ehemaligen sozialistischen Staaten (Tadjikistan +35, Georgien +31), die beim Index der menschlichen Entwicklung weiter vorn rangieren als nach dem BIP; zahlreich vertreten sind auch Staaten in der Karibik und in Mittel- und Südamerika, weniger dagegen in Afrika und Asien; in Süd- und Südostasien teilt Sri Lanka seine Sonderstellung nur mit Myanmar und den Philippinen.

Tadjikistan (+35); Georgien (+31), Zaire (+31), Moldawien (+28), Costa Rica (+27), Vietnam (+26), Aserbeidschan (+25), Myanmar (+25), Armenien (+24), Tansania (+21), Spanien (+19), Kirgisien (+18), Kuba (+17), Grenada (+17), Madagaskar (+16), Antigua (+16), Dominica (+16), Fiji (+16), Finnland (+15), Neuseeland (+15), Uruguay (+15), Zambia (+15), Ukraine (+14), Usbekistan (+14), Panama (+14), St. Vincent (+14), Lesotho (+14), Jemen (+14), Niederlande (+13), Frankreich (+13), Belarus (+13), Chile (+13), Philippinen (+12), Slowakei (+12), Turkmenistan (+12), Samoa (+12), Schweden (+11), Barbados (+11), Argentinien (+10), Surinam (+10), Korea (+10), Kroatien (+10), Nikaragua (+10).

Im gesamten südlichen Asien finden wir dagegen häufiger den gegenteiligen Fall, nämlich daß die soziale hinter der wirtschaftlichen Entwicklung hinterherhinkt (Oman -49, Kuweit -47, Brunei: -36, Katar -33, Saudi-Arabien -32, Irak -24, Papua NG -24). Da der Index der menschlichen Entwicklung das BIP mit berücksichtigt, wäre es besser, die Sozialindikatoren allein dem BIP gegenüberzustellen; ich habe das einmal für die Staaten Südasiens gemacht, es ändert aber an der generellen Aussage nichts.

Lebenserwartung, Alphabetisierungsgrad und Schulbesuch sind als zeitpunktbezogene Bestandsgrößen das Ergebnis langjähriger Bemühungen im Gegensatz zum Sozialprodukt, das als zeitraumbezogene Strömungsgröße das Ergebnis eines Jahres, mißt; aus dieser Unterscheidung lassen sich aber kaum weitergehende Folgerungen ableiten, etwa in der Art, daß sich Bestandsgrößen nur langfristig und Strömungsgrößen kürzerfristig steigern ließen. Der Vergleich der Indexes der menschlichen Entwicklung und des Sozíalprodukts läßt einen solchen Schluß nicht zu; tatsächlich ist beides möglich: eine schnellere soziale und eine schnellere wirtschaftliche Entwicklung. Dennoch erscheint es mir interessant, der Frage nachzugehen, inwieweit die günstigen Sozialdaten Sri Lankas das Ergebnis früherer Anstrengungen sind und deshalb kaum als Erfolge rezenter Regierungen gewertet werden können.

In den 60er Jahren, als die De-Kolonialisierung mit der Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Staaten binnen weniger Jahre abgeschlossen war und internationale Querschnittsanalysen in Mode kam, fielen die großen Unterschiede in der Alphabetisierung auf: die Staaten mit den besseren Werten lagen in Lateinamerika und in Ost-, Süd- und Südost-Asien, die mit den schlechteren in Afrika und Südwest-Asien. Die Schuld wurde den Kolonialmächten zugeschrieben: Staaten die kürzer, und vor allem nicht in der jüngeren Vergangenheit Kolonien gewesen waren, verfügten über eine bessere Bildung. Als weiterer Bestimmungsfaktor wurde die Religion identifiziert, in Sri Lanka etwa der Buddhismus und später der Katholizismus [Myrdal 1968 : 1635sqq.]. Die ersten christlichen Schulen wurden kurz nach der Ankunft der Portugiesen (1505) errichtet; bis zu ihrem Abzug sollen sie 100 Schulen entlang der Küste errichtet haben [Nyrop et al. 1971 : 148]; auch den Niederländern werden erhebliche Anstrengungen und Erfolge attestiert ["set up a well organized and well supervised system of education", ibid.], ganz im Gegensatz zu den Ausführungen Myrdals über die geringen Anstrengungen protestantischer Eroberer und Kaufleute; bis 1760 sollen sie 130 Schulen mit 65.000 Schülern errichtet haben. Als Erfolg britischer und amerikanicher Missionare sollen es 1828 bereits über 1.000 Schulen mit 21.000 Schülern gegeben haben, zu denen über 1.000 buddhistische Tempelschulen kamen. 1799 wurde bereits die erste britische superior school in Colombo errichtet. 1926 wird von etwa 4.000 Schulen berichtet. [p. 150]. Bereits 1906 wurde das Gesetz über die Schulpflicht erlassen (Compulsory Education Act) [p. 151]. 1943 wurde die kostenlose Bildung (free education) eingeführt; der Untericht sollte in der Muttersprache (Sinhala, Tamil, Englisch) erteilt werden. [Gunatilleke 1979 : 4sqq.].

1881 konnten 17,3 % der Bevölkerung 5 Jahre und älter lesen und schreiben, mehr als heute in manch einem Staat. 1953 war die Alphabetenrate auf 64,7 % gestiegen: 75,9 % der Männer und 53,6 % der Frauen; 1963 war sie auf 83 % der männlichen und 62 % der weiblichen Bevölkerung (15+) gestiegen [Nyrop et al. 153] und heute kann fast jeder lesen und schreiben.

Bis nach der Unabhängigkeit war die Mehrzahl der Schulen religiös ausgerichtet; in den sechziger Jahren war ihre Verstaatlichung weitgehend erreicht. Die Universität Colombo hat ihre Wurzeln in der 1890 eröffneten Ceylon Medical School. Indische Universitäten sind älter, aber eine breite Erziehung noch währen der Kolonialzeit wurde nur in Ceylon erreicht.
 

Auch wenn die Statistiken über den Schulbesuch in Sri Lanka als einigermaßen gesichert gelten, so ist es doch schwierig, etwas über die Qualität zu sagen. Oft beklagt wird die große Spannweite in der Qualität des Unterrichts und die anhaltende Tendenz Fächer zu studieren, die auf dem Arbeitsmarkt wenig nachgefragt werden. Rohan Gunaratna [1995 : 65] zitiert einen UNICEF-Bericht von 1986, demzufolge trotz einer offiziellen Alphabeten-Quote von 90 v.H. 14 v.H. kein Alphabet lesen könnten und 46 v.H. nicht weiter als bis zur fünften Klasse gekommen wären.
 

Bevölkerungswachstum, Gesundheits- und Ernährungspolitk

Die Lebenserwartung ist in hohem Maße ein Erfolg der Anstrengungen im Gesundheitswesen und der Sicherstellung eines Mindeststandards an Ernährung. Ein enger Zusammenhang besteht auch zum Bevölkerungswachstum. Die Geburtenrate lag schon zu Beginn des Jahrhunderts unter 40 Geburten [39,7) je 1.000 der Bevölkerung und sank bis 1963 auf 34,1 [Nyrop 1971 : 66]; heute beträgt sie nur noch (1994) 17,8 [HDR 1997 : 194]. Die Sterberate fiel von 27,2 je 1.000 Einwohner zu Beginn des Jahrhunderts auf 8,5 im Jahre 1963 [Nyrop 1971 : 66] und 5,8 im Jahre 1994 [HDR 1997 : 194]. Das bedeutet, daß die natürliche Wachstumrate der Bevölkerung schon sehr früh angestiegen war, und zwar auf 12,5 je 1.000 Einwohner zu Beginn des Jahrhunderts, weiter anstieg und 1963 beachtliche 25,6 ausmachte und heute (1994) mit 12,0 vergleichsweise bescheiden ist. Sowohl Ansteigen als auch Abklingen des Bevölkerungswachstums setzte früher ein als im benachbarten Indien; das Wachstum war nie so stark wie z.B. in Pakistan.

Die "eigentliche Bevölkerungsexplosion" [Nyrop 1971 : 67] begann Mitte der vierziger Jahre als der Einsatz von Dichlordiphenyltrichloräthan (DDT) eine Wiederholung der Malaria-Epedemie von 1935 und 1936 verhinderte; in nur drei Jahren ging die Sterberate von 21,5 auf 14 zurück; insbesondere die Säuglingssterblichkeit nahm ab; sie betrug 1970 nur noch 53 je 1.000 Geburten [Nyrop 1971 : 67] und hat heute einen Stand von (1994) 16 erreicht [HDR 1997 : 174]. Die Senkung der Geburtenrate ist nicht zuletzt eine Folge des steigenden Heiratsalters [Nyrop 1971 : 67] und der Akzeptanz von Verhütungsmethoden und -mitteln.

Zu den vorzüglichen Besonderheiten Sri Lankas gehört, daß die Bevölkerung im Durchschnitt relativ, d.h. gemessen an internationalen Standards, arm ist, Formen extremer Armut, die denen in Indien vergleich sind, aber selten sind. Das Ernährungsniveau im Durchschnitt der Bevölkerung ist erst vor kurzem hinter das des großen Nachbarn gefallen: Das UNDP gibt die Nahrungsversorgung (für 1992) mit 2.275 Kcal pro Kopf und Tag an, 5 v.H. weniger als in Indien (Indien: 2.395, Pakistan: 2.316) [HDR 1997 : 178-179]. Im Durchschnitt der letzten Jahre war die Versorgung etwas besser (1980-94: 2.317 Kcal) und nur möglich, weil Weizen immer mehr an die Stelle von Reis tritt [Ellis et al. 1997 : 90]. 38 v.H. der Kinder unter 5 Jahre weisen Zeichen der Unterernährung auf, in Indien dagegen 63 v.H. (Pakistan: 40 v.H.) [WDR 1997 : 224]. 4 v.H. der Bevölkerung müssen von weniger als 1 US$ am Tag leben, in Indien 52,5 v.H. [WDR 1997 : 214].

Sri Lanka muß schon lange Nahrungsmittel (vor allem Reis) einführen, um seine Bevölkerung zu ernähren; allerdings stehen den Nahrungsimporten einige Nahrungsexporte (Tee, Kokosnüsse) gegenüber sowie weitere landwirtschaftliche Exporte (Gummi) gegenüber, so daß die Netto-Agrarimporte nicht ganz so hoch sind. Dies macht ökonomisch Sinn, soweit man davon ausgeht, daß die Flächen, auf denen Agrarprodukte für den Export angebaut werden, einen höheren Ertrag abwerfen, als wenn man auf ihnen Nahrungsprodukte für die einheimische Versorgung anbauen. würde. Diese Einschätzung ist bekanntlich nicht unumstritten, da die Exporterlöse nicht zwangsläufig für eine bessere Versorgung der Bevölkerung eingesetzt werden.

Die Umwidmung der Reisländer und gerodeten Waldes geschah bekanntlich während der Kolonialzeit und war keineswegs eine freie Entscheidung der Sri Lanker; wiesehr die Wirtschaft an den Bedürfnissen der Kolonialmacht ausgerichtet war, läßt sich allein schon aus der Streckenführung der Eisenbahnen ablesen, die vor allem dem Tee-Export dienten.
 

An die Organisation der Nahrungsversorgung in großem Maße machte sich die Kolonilamacht, wie auch sonst in Südasien, nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, insbesondere nachdem die Japaner Birma besetzten, das der Haupt-Reislieferant der Region war (1942). 1942 wurde die kostenlose resp. subventionierte Verteilung von Reis und Mehl eingeführt. [Rogers 1988 . 122]. Um die Produktion anzukurbeln wurde den Bauern ein Mindestpreis garantiert und ein Rationierungssystem eingeführt, das eine Mindestversorgung zu niedrigen Preisen gewährleistete [Heitzman 1988 : 112]. Dieses System wurde nach der Unabhängigkeit beibehalten; als nach Ende des Koreakrieges die Rohstoffpreise auf den Weltmärkten verfielen und sich die Zahlungsbilanzsituation des inzwischen unabhängigen Domions verschlechterte, versuchte die Regierung 1953 die Subventionen zu reduzieren, mit dem Ergebnis von Hungerrevolten (food riots) und dem Sturz der Regierung.

Das nächste Vierteljahrhundert sah eine zunehmende Regulierung der Wirtschaft, an deren Ende das Eingeständnis stand, daß das umfassende Sozialsystem nicht finanzierbar war. 1978 verlor die Regierung die Wahlen; 1979 wurde die Lebensmittelbewirtschaftung (free rice scheme) eingestellt. Unter diesem System konnten Leute mit niedrigem Einkommen kostenlos Reis sowie Weizenmehl, Zucker, Milchpulver, Kondensmilch, Trockenfisch und Kerosin (zum Kochen) zu subventionierten Preisen einkaufen. Das Programm erreichte etwa die Hälfte der Bevölkerung und beanspruchte 7 v.H. des Staatshaushalts. Dazu gab es Schulspeisungsprogramme und ein Programm für Kinder im Vorschulalter und für Schwangere (Thriposha-Programm:Triposha ist eine mit Eiweiß angereicherte Getreidenahrung). Trotzdem konnte die Unterernährung nicht beseitigt werden; in den Distrikten Vavuniya und Puttalam litten bis zu 50 v.H. der ländlichen Bevölkerung darunter. 1979 wurden Bezugsscheine für Lebensmittel und Kerosin (food and kerosine stamps) eingeführt; ihr Wert sank aber im Zuge der Inflation [Heitzman 1988 : 112; Samaringhe 1996 : 244].
 

Verteilungsmaße

Es liegt nahe, nach Zusammenhängen zwischen der politischen Entwicklung des Landes und der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung zu suchen. Dies soll hier nicht geschehen. Dem Thema dieses Referates entsprechend will ich nur kurz auf die Messungsprobleme eingehen. Beide, die wirtschaftlichen wie die sozialen Verhältnisse des Landes haben sich seit der Unabhängigkeit verbessert, allerdings nicht in dem Maße, wie dies allgemein erwartet wurde. Der politische Konsens ist nämlich nicht von der Entwicklung von Durchschnittswerten abhängig, sondern von ihrer Verteilung. Unter dem Aspekt der politischen Polarisierung wäre es interessant zu wissen, inwieweit sich die Verteilung zwischen den enthnischen, religiösen oder linguistischen Gruppen oder zwischen den einzelnen Regionen seit der Unabhängigkeit verändert hat. Derartige Zahlen gibt es kaum. Es liegen zwar einige Daten über die Entwicklung der - weiter nicht differenzierten - sozialen Gruppen vor, etwa Gini-Koeffizienten für die Verteilung der Pro-Kopf Ausgaben für einige neuere Jahre, die auf eine verhältnismäßig gleichmäßige Verteilung schließen lassen (1990: 0,30) [WDR 1997 : 222] und einige - nicht mehr ganz aktuelle - Beobachtungen zu Einzelaspekten, aber keine in der Art, die die Aussage zulassen würde, daß sich die wirtschaftliche und soziale Lage einer bestimmten Volksgruppe seit der Unabhängigkeit in signifikanter Weise verändert hätte und dies sich eindeutig auf eine bestimmte Politik zurückführen ließe. Das mittlere Einkommen (median income), das für 1978/79 und 1981/82 errechnet wurde, liegt im Norden und Osten unter dem Colombos, aber über dem des Berglands [V. Samarasinghe 1996 : 220sqq.]. Die Arbeitslosigkeit war 1978/79 und 1981/82 bei den Indischen und den Sri Lanka Tamilen geringer als bei den Singhalesen [Ibid. : 224sqq.] resp. im Norden und Osten am geringsten [Ibid. : 227]. Messungen der physischen Lebensqualität (physical quality of life index), die aus der Lebenserwartung, der Säuglingssterblichkeit und der Alphabetisierungsrate abgeleitet wird, für die Jahre 1971 und 1979-81 ergaben für die Nordprovinz, das Hauptsiedlungsgebiet der. sog. Jaffna-Tamilen, durchweg relativ gute Werte; die Ostprovinz, in der die Tamilen nur in Teilgebieten die Mehrheit stellen, bietet ein gemischtes günstiges Bild, und das Bergland, wo die sog. Indien-Tamilen leben, gehört zu den rückständigen Gebieten Sri Lankas [Ibid. : 226sqq.].
 

Fazit

Was läßt sich alsoa als Fazit ziehen? Es konnte gezeigt werden, daß Sri Lanka einige beachtliche Erfolge auf sozialem Gebiet vorweisen kann, die dem Land im internationalen Vergleich einen besseren Rang eingebracht haben als dies für den wirtschaftlichen Erfolg gilt. In Südasien gibt es eine solche Situation allenfalls noch auf den Malediven, die wirtschaftlich aber einiges vor Sri Lanka rangieren. International ist es aber gar nicht so selten, daß die wirtschaftliche und die soziale Situation verschieden sind. In einer Situation wie in Sri Lanka befinden sich etliche Staaten in Mittel- und Südamerika und in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Umgekeht gibt es ölreiche Staaten, deren soziale Entwicklung der wirtschaftlichen noch immer hinterherhinkt.

Daß dies daran liegt, daß sich der wirtschaftliche Erfolg schneller einstellt und wieder vergeht als der soziale, läßt sich nur vermuten. So weist Sri Lanka schon lange günstige Sozialdaten auf; sie sind zu einem gut Teil das Ergebnis einer Zeit, in der es Sri Lanka auch wirtschaftlich gut ging und sich das Land den Ausbau seines Sozialsystems leisten konnte. Dies war nun nicht selbstverständlich; die Gründe können in der Religion und der langen Tradition im Erziehungswesen zu suchen sein. Kaum irgendwo ist die Erkenntnis der Zusammenhänge zwischen ausreichender Ernährung und guter Gesundheit so konsequent in praktische Politik umgesetzt worden. Eine weniger schmeichelhafte Erklärung ist, daß sich schon vor der Unabhängigkeit einiger politischer und sozialer Zündstoff angesammelt hatte und die großzügige Sozialpolitik der politischen Befriedung diente.

Bei veränderten Gegebenheiten auf dem Weltmarkt und einer wenig glücklichen Wirtschaftspolitik konnte sich Sri Lanka dieses System aber nicht lange leisten. Daß der Abbau der Sozialleistungen die politischen Spannungen verschärft hat, darf vermutet werden; daß der Ausbruch des Bürgerkrieges dem wirtschaftspolitischen Kurswechsel in nur kurzem zeitlichen Abstand folgte, ist eine historische Tatsache.

Daran ließe sich im Umkehrschluß die Vermutung anstellen, daß ein früher und sanfter eingeleiteter wirtschaftspolitischer Kurwechsel einen größeren politischen Konsens gefunden hätte. Vielleicht hätte sich auch der nahtlose Übergang zu einer neuen Phase wirtschaftlicher Prosperität bewerkstelligen lassen, der seinerseits das soziale System wieder bezahlbar gemacht hätte. Die Voraussetzungen wären dafür nämlich gar nicht so schlecht:

1. Die Umstrukturierung vom Lieferanten agrarischer Rohstoffe zum industriellen Lohnveredler ist in Sri Lanka bereits gelungen.

2. Erziehung und Infrastruktur gelten heute als Schlüsselvariablen für einen raschen wirtschaftlichen Aufstieg - viel mehr als die Verfügbarkeit von Rohstoffen und die geographische Lage. Vor allem in puncto Erziehung wären die Bedingungen gegeben.

3. Mit dem Tourismus und den Heimüberweiseungen der Gastarbeiter im Ausland stehen Sri Lanka weitere Deviseneinnahmen aus dem Dienstleistungsexport zur Verfügung; dazu kommt eine bisher großzügig gewährte Auslandshilfe.

4. Als vergleichsweise kleines Land könnte Sri Lanka in Südasien die Rolle eines offshore-Zentrums, vor allem für Finanzdienstleistungen, spielen, wie dies Singapore in Südostasien gelang.

Für den Fall, daß eine politische Befriedung des Landes gelingen sollte, dürften die Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung deshalb gar nicht so schlecht stehen. Wie dies bewerkstelligt werden könnte, wird im nächsten Referat untersucht werden.
 

Literatur:
 

Frank Ellis, Piyadasa Senanayake, Marisol Smith: Food price in Sri Lanka. In: food policy. 22(1997)1. pp. 81-96.

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Rohan Gunaratna: Sri Lanka: a lost revolution? The inside story of the JVP. 2nd ed. Kandy: Institute of Fundamental Studies. 1995 (1990).

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Godfrey Gunatilleke: Welfare and growth. A case study of Sri Lanka prepared for the UNRISD project "The unified approach to development planning and analysis". Colombo: Marga Institute. 1979 reprinted (1974).

James Heitzman: The society and the environment. In: Russell R. Ross, Andrea Matles Savada (eds.): Sri Lanka: a country study. Area handbook series. Washington, D.C.: Library of Congress, 1990. pp. 57-115.

Human development report 1997. Published for the United Nations Development Programme. New York: Oxford UP. 1997..

Gunnar Myrdal: Asian drama. An inquiry into the poverty of nations. 3 vols. New York: Pantheon. 1968.

Richard F. Nyrop et al.: Area handbook for Ceylon. Washington, D.C.: The American University. 1971.

John D. Rogers: The economy. In: Russell R. Ross, Andrea Matles Savada (eds.): Sri Lanka: a country study. Area handbook series. Washington, D.C.: Library of Congress, 1990. pp. 117-171.

Russell R. Ross, Andrea Matles Savada (eds.): Sri Lanka: a country study. Area handbook series. Washington, D.C.: Library of Congress, 1990.

S. W. R. de A. Samarasinghe: Ethnic conflict and economic development in Sri Lanka. In: Paul A. Groves (ed.): Economic development and social change in Sri Lanka: a spatial and policy analysis. New Delhi: Manohar. 1996. pp. 255-285.

Vidyamali Samarasinghe: The tyranny of space: a socio-economic analysis of the spatial dimension of the ethnic conflict in Sri Lanka. In: Paul A. Groves (ed.): Economic development and social change in Sri Lanka: a spatial and policy analysis. New Delhi: Manohar. 1996. pp. 213-253.

World development report 1997. Published for the World Bank. New York: Oxford UP. 1997.
 

Anhang I: Berechnung der Indexes

(Formeln für HTML umgeschrieben)

Den Index der Lebenserwartung errechnet das UNDP nach einem simplen Verfahren:

LIndexi = (Li - LMin) / (LMax - LMin) = (72,2 - 22,6) / (85,0 - 22,6) = 0,79

Der Index der Lebenserwartung des Landes i (LIndexi) ergibt sich als Verhältnis der Zahl der Jahre, um die die (hypothetische) Lebenserwartung des betrachteten Landes (Li = 72,2) die geringste (hypothetische) Lebenserwartung aller Länder (LMin = 22,6) übertrifft, und der Zahl der Jahre, die günstigsten Falls erreicht werden können (LMax = 85,0), abzüglich wiederum der geringsten Lebenserwartung; der höchste erreichte Wert ist Li = 0,91 (Japan: 79,8 Jahre); für das Bürgerkriegsland Ruanda wurde ein Wert von Li = 0,00 (22,6 Jahre) ermittelt.

Der Index der Erziehung (EIndex) wird auf der Grundlage der Alphabtenerate (Ai) und des Schulbesuchs (Si) gebildet, wobei erstere doppelt gewichtet wird:

EIndexi = (2Ai + Si) / 3 = ((2 x 90,1) + 66) / 3 = 0,82

Die maximalen und minimalen Werte werden hier mit 100 v.H. und 0 v.H. angenommen. Die von den betrachteten 175 Staaten erreichten Werte liegen (1994) zwischen 99,0 v.H. (diverse Staaten) und 13,1 v.H. (Niger) für die Alphabetenrate und zwischen 100 v.H. (Kanada) und 15 v.H. (Niger) für den Schulbesuch und für den Index zwischen 0,99 (Kanada) und 0,14 (Niger).

Der Index für das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (BIPIndex) wird aus dem realen BIP (in PPP$) abgeleitet. Die beobachteten realen Werte werden jedoch "bereinigt" (adjusted), indem alle Werte, die über dem Mittelwert aller Staaten liegen, d.h. über 5.835 PPP$, in progressiver Weise reduziert werden: das über diesem Grenzwert liegende BIP wird mit dem Doppelten seiner Wurzel, das über dem Doppelten des Durchschnitts liegende BIP mit dem Dreifachen der dritten Wurzel, angesetzt; etc. Als (hypothetisch) höchstes BIP werden 40.000 PPP$ pro Kopf angenommen; es ergibt sich ein maximales bereinigtes BIP pro Kopf von 6.154 PPP$. Als Mindeswert werden (ohne weitere Begründung) 100 PPP angenommen; im Übrigen wird wie zuvor verfahren:

BIPIndexi = (BIPi - BIPMin) / (BIPMax - BIPMin) = (3.277 - 100) / (6.154 - 100) = 0,52

Der Index der menschlichen Entwicklung (MEIndex) wird als einfaches arithmetisches Mittel der drei Indexes ermittelt:

MEIndexi = (LIndexi + EIndexi + BIPIndexi) = (0,79 + 0,82 + 0,52) / 3 = 0,711

Das UNDP weist für jedes Land die Differenz der Rangziffern für das BIP pro Kopf und den Index der menschlichen Entwicklung aus; letzterer Index enthält allerdings den BIP-Index. Deshalb habe ich einen Index der sozialen Entwicklung als einfaches arithmetisches Mittel des Indexes der Lebenserwartung und der Erziehung errechnet, der die Ausnahmestellung Sri Lankas in Südasien unterstreicht.

Allerdings nur in Südasien, da - wie bereits gezeigt wurde - ein deutliches Abweichen der sozialen von der wirtschaftlichen Entwicklung durchaus verbreitet ist, und zwar in beiden Richtungen: in den neureichen Ölstaaten z.B. hinkt die soziale Entwicklung hinter der wirtschaftlichen hinterher.
 

Tabelle 1: Einige Staaten Südasiens und Europas im Vergleich
United Nations Development Programme
World Bank
Le-bens- 

er-war-tung 

Jahre

Alpha- 

beten 
 
 
 
 
 

v.H.

Schul- 

besuch 
 
 
 

v.H.

Index 

der 

Lebens- 

erwar- 

tung

Index 

der 

Erzie- 

hung

Index 

der 

sozialen 

Ent- 

wicklung

BIP- 

Index

B.R. 

BIP 

pro 

Kopf 

PPP$

BSP 

pro 

Kopf 

US$

BSP 

pro 

Kpf 

PPP$

Sri Lanka 72,2 90,1 66 0,79 0,82 0,81 0,52 3.277 700 3.250
Myanmar 58,4 82,7 48 0,56 0,71 0,64 0,16 1.051 . .
Indien 61,3 51,2 56 0,60 0,53 0,57 0,21 1.348 340 1.400
Pakistan 63,3 37,1 38 0,62 0,37 0,50 0,21 2.154 460 2.230
Bangladesh 56,4 37,3 39 0,52 0,38 0,45 0,20 1.331 240 1.380
Nepal 55,3 27,0 55 0,51 0,36 0,44 0,17 1.137 200 1.170
Bhutan 51,5 41,1 31 0,44 0,38 0,41 0,20 1.289 420 1.260
Malediven 62,8 93,0 71 0,63 0,86 0,75 0,35 2.200 990 3.080
Lettland 62,9 99,0 67 0,71 0,88 0,80 0,53 3.332 2.270 3.370
Ukraine 68,4 98,8 76 0,72 0,91 0,82 0,43 2.718 1.630 2.400
Albanien 70,5 85,0 59 0,76 0,76 0,76 0,44 2.788 670 .
Armenien 70,8 98,8 78 0,76 0,92 0,84 0,27 1.737 730 2.260
Deutschland 76,3 99,0 81 0,86 0,93 0,90 0,99 6.069 27.510 20.070

 

B.R. BIP: Bereinigtes reales Bruttoinlandsprodukt. - BSP: Bruttosozialprodukt. - PPP Purchasing Parity Power (Kaufkraft).

Quelle: Human development report 1997, pp. 146-148. - World development report 1997, pp. 214-215.
 

Wolfgang-Peter Zingel

South Asia Institute of Heidelberg University, Department of International and Development Economics
 

Problems of Measuring Economic and Social Success

Colloquium on "Sri Lanka: 50 years of independence", South Asia Institute, Jan 29, 1998
 

Summary
 

In Sri Lanka, social development appears to be ahead of economic development. Does this mean that Sri Lanka has been setting an example to follow? Is economic development (or growth) achievable without social imbalances?

But how can economic and social development be measured? Which country or which situation rightfully could serve as a yardstick?

The United Nations Development Programme (UNDP) and the World Bank have been publishing rankings of countries by their Human Development Index (HDI) and the gross national product (GNP) per capita, respectively, which could be used as proxy variables for social and economic development. Although not exactly, because the HDI is a composite index, which not only reflects life expectancy, literacy and schooling, but also "real" gross domestic product (GDP). Since the latter represents economic rather than social development and more or less yields the same ranking as the per capita GNP of the world bank, an index of social development could be constructed in the same way as the HDI minus GDP. It emerges, that Sri Lanka, indeed, has been performing better socially than economically, which establishes Sri Lanka's unique position in South Asia, although not all over: There are quite a number of countries which rank higher - and more pronouncedly higher - if measured by their social as compared to their economic development, especially in Latin America and the former Socialist world.

The social achievements are, however, not so much the result of endeavours of recent governments but have an older tradition, especially in education; longevity was helped by the eradication of tropical diseases, better health service and the food programmes, all being achievements of the first half of this century. In times of high export earnings, Sri Lanka could afford a generous social policy, which helped to overcome political crises, but in times of unfavourable terms of trade in the world markets, Sri Lanka's governments increasingly turned to regulations and, thus, strangulated the economy; the social system became unaffordable. It seems to be no coincidence, that the drastic change of economic policy in the late 1970s was followed by a severe deterioration in political life.

As for the future, economic success, which in turn would make the social system affordable again, should be not too bad, if only political stability could be regained:

1. Re-structuring of the economy from agricultural raw products to industrial manufacturing has already taken place.

2. Education and infrastructure are considered to be key variables of economic progress - much more than natural resources and location.

3. Tourism and home remittances provide foreign resources.

4. As a small country, Sri Lanka could become an off shore centre for South Asia, especially in financial services, in trade and in transport.



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