Wolfgang-Peter Zingel
Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik

PAKISTAN - Wirtschaft
Gekürzte Fassung erschien in "Munzinger-Archiv / Internationales Handbuch - Länder aktuell, Ravensburg, 25/97. Abweichungen von der Druckfassung in eckigen Klammern: [...].

Wirtschaft im Überblick

Wirtschaftslage: Der erneute Sturz der Regierung Benazir Bhutto am 5. November 1996 und die Einsetzung einer Übergangsregierung wurde von der Börse und in der Öffentlichkeit, vor allem in Karachi, günstig aufgenommen. Ihre Entlassung erfolgte, während die Verhandlungen mit dem IMF liefen, der die Auszahlung eines Überbrückungskredites vor allem wegen des großen Haushaltsdefizits ausgesetzt hatte. Mit Shahid Javed Burki, der von der Weltbank für seine Tätigkeit als Wirtschaftsberater der Übergangsregierung beurlaubt wurde, hofft man, das verlorene Vertrauen wieder herstellen und weitere Mittel des Strukturanpassungsprogramms einwerben zu können; die wirtschafstpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten sind allerdings in der kurzen Zeit bis zur Wahl (angesetzt auf den 3.2.1997) gering.

Trotz einiger Erfolge ist Pakistan vorerst nur bedingt zum Kreise der "emerging markets" zu zählen: mit einem BIP pro Kopf und Jahr von (1994) 430 US$ und einer Kaufkraftparität (PPP) von 2.130 US$ gehört Pakistan immer noch zu den Ländern mit "niedrigem Einkommen"; der Vorsprung vor Indien (320 US$ resp. 1.280) US$ ) ist minimal, wenn man die Lebensqualität zum Maßstab nimmt: nach dem "Human Development Index" des UNDP liegt Pakistan an 134. und Indien an 135 Stelle.

Die erste Hälfte der 90er Jahre war gekennzeichnet durch eine nur zum Teil günstige Witterung (Landwirtschaft), rückläufige private Übertragungen aus dem Ausland und eine nur noch zögernd gewährten Entwicklungs- und Militärhilfe der westl. Industriestaaten.

Die Wirtschaftsentwicklung der beginnenden zweiten Häfte der 90er Jahre ist schwierig einzustufen: der Jahreswirtschafstbericht 1995/96 beschreibt eine vergleichsweise günstige Lage; die tatsächliche Situation dürfte im Berichtsjahr weniger günstig gewesen sein und sich während des Jahres 1996 verschlechtert haben. Im Oktober waren die Devisenreserven auf 610 Mio. US$ gesunken, nachdem sie 1994 noch 2,1 Mrd. US$ betragen hatten; die Rupie mußte um 8 % abgewertet werden; im November senkte die internationale Kreditbewertungsgesellschaft Moodys Pakistans Kreditwürdigkeit auf B2, was höhere Zinszahlungen für die kurzfristige, auf dem internationalen Markt aufgenommene Kredite nach sich ziehen dürfte.

Trotz aller Rhetorik über die Bedeutung der Privatwirtschaft kontrollieren staatliche Verwaltung und Armee noch immer einen großen, wenn nicht den größten Teil der Wirtschaft. Zu einem nachhaltigen Abbau der sozialen und regionalen Gegensätze kam es nicht.

Pakistans Engagement im Krieg in Afghanistan hat es zu einer Drehscheibe im internationalen Waffenhandel und zu einem der größten Rauschgiftexporteure (Heroin) gemacht mit der Folge vagabundierender Milliardenbeträge, die sich sowohl der Kontrolle des Staates als auch der statistischen Erfassung entziehen.

Die industrielle Produktion entwickelt sich nach wie vor zögernd, in der Landwirtschaft kam es 1993/94 zu Produktionsrückgängen bei Getreide und noch mehr bei Baumwolle.

Die Investitionsquote des Landes ist auf 20 % gestiegen, doch tätigt der Staat noch immer mehr als die Hälfte der Investitionen. Die wiederholten Abwertungen der Rupie hatten nur bedingt den gewünschten Erfolg - sicher einer der, wenn auch inoffiziellen, Gründe der Entlassung der Regierung.

Bei den Kapitalimporten hat eine Umschichtung zugunsten der privaten Direktinvestitionen aus dem Ausland stattgefunden, seit neuestem auch in der Form von Portfolioanlagen.

Kritisch ist die - zunehmend kurzfristige - Auslandsverschuldung: das Gros der Bruttohilfe wird vom Schuldendienst aufgezehrt. Der wirtschaftspolitische Handlungsspielraum der Regierung, wurde und wird weiter dadurch begrenzt, daß Schuldendienst und Militär mehr als die gesamten Steuereinnahmen des Landes beanspruchen. Das Finanzministerium schätzt in seinem Jahreswirtschaftsbericht 1995/96 die inländische Verschuldung auf 859 Mrd. pR, 39,5 % des BIP (MP) - das wäre ein deutlicher Fortschritt gegenüber einem Anteil von 44,6 % fünf Jahre zuvor. Die Neuverschuldung betrug nach dieser Quelle 75 Mrd. pR, 3,5 % des BIP, ebenfalls weniger als in den Vorrjahren. Die Zinszahlungen beanspruchen allein für die Bundesschuld 96 Mrd. pR, 4,4 % des BIP.

Der Haushalt 1996/97 der Zentralregierung mit einem Volumen von 500 Mrd. PR war von der Regierung Bhutto bereits bei den Entwicklungsausgaben um 21 Mrd. pR gekürzt worden; die Übergangsregierung kündigte die Kürzung des laufenden Haushaltes (ausgenommen: Verteidiung und Schuldendienst) um 12 % an; als neues Volumen wurden 470 Mrd pR genannt.

Die stärkere marktwirtschaftliche Orientierung der Wirtschaftspolitik hat de facto zu einer Abwertung der Wirtschaftsplanung geführt.

Weitere Angaben zur wirtschaftlichen Entwicklung siehe Internationales Handbuch - ZEITARCHIV.

Währung:Offizieller Kurs (Stand: Ende Juni 1996): 100 pR = 4,3578 DM (Verkauf) bzw.4,3082 DM (Ankauf).

Internationale Währungsreserven, Mio US$
 
6/1994 12/1994 6/1995* 12/1995
Insgesamt 3.337 3.967 3.544 2.320
Bargeld 2.545 3.177 2.741 1.601
Gold 792 790 793 719

* Angaben der Quelle für 6/1995 nicht konsistent.
Quelle: Economic Survey 1995-96 Stat. App. S. 198.

Wirtschaftsindikatoren

Grundzahlen zum Sozialprodukt
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
BIP,laufende FK (Mio pR) 1.210 1.417 1.687 1.965
BIP, konst. FK (Mio pR) 491 514 536 569
Jährliches Wachstum % 2,3 4,5 4,4 6,1
Pro-Kopf-Einkommen zu laufenden FK (pR) 10.015 11.382 13.176 14.927
Pro-Kopf-Einkommen zu konstanten FK (pR) 4.097 4.137 4.222 4.349
Kombinierter Verbraucher- preisindex (1990/91=100) 121 135 153 168

FK: Faktorkosten - Konstante FK: Basis 1980/81.
Quelle: Economic Survey 1995-96.

Zahlungsbilanz (Mio. US$)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
Warenverkehr - 2.236 - 3.267 - 2.000 - 2.253
Dienstleistungen - 2.224 - 2.748 - 2.355 - 2.546
Private Übertragungen + 3.114 + 2.327 + 2.390 + 2.397
Laufende Posten - 1.346 - 3.688 - 1.965 - 2.402
Langfr. Kapitalverkehr + 2.541 + 2.515 + 2.553 + 2.969
Grundbilanz + 1.195 - 1.173 + 588 + 567
Irrtümer und Auslassungen - 474 - 50 + 669 - 109
Finanzierungsbedarf + 721 - 1.223 + 1.257 + 458
Öffentliche Ausleihungen -591 + 634 + 328 - 216
Währungsreserven - 130 +589 - 1.585 - 242

Anmerkung: Positive Vorzeichen bei Kapitalverkehr bezeichnen Kapitalimport, bei Währungsreserven Abflüsse.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat.App. S. 159.

Konsolidierter Haushalt* (Mrd pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Einnahmen 241 273 325 386
Ausgaben 349 365 428 495
Defizit 108 92 103 108

* Zentral- und Provinzregierungen.
Quelle: Economic Survey 1995-96. p. 34.

Außenverschuldung, ausbezahlt (Mrd US$)
 
1993 1994 1995 1996
(jeweils am 30. Juni) 19,0 20,3 22,1 23,1

Quelle: Economic Survey 1995-96. p. 104.

Außenhandel (Mrd US$)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
Einfuhr cif 9,3 9,9 8,6 10,4
Ausfuhr fob 6,9 6,8 6,8 8,1
Saldo -2,3 -3,1 -1,8 -2,3

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App. p. 161.

Außenhandel mit der BR Deutschland (Mio DM)
 
1991 1992 1993 1994
Deutsche Einfuhr 920 851 952 947
Deutsche Ausfuhr 1.086 1.098 1.154 1.104
Deutscher Ausfuhrüberschuß 166 247 202 157

Quelle: Journalistenhandbuch Entwicklungspolitik, versch. Jg.

Währung: Währungseinheit ist die pakistanische Rupie (pR) zu 100 Paisa. Angaben häufig in Lakh und Crore: 1 Crore = 100 Lakhs = 10 Mio; Schreibweise auch als 1,00,00,000.

Internationale Währungsreserven, Mio US$
 
6/1994 12/1994 6/1995* 12/1995
Insgesamt 3.337 3.967 3.544 2.320
Bargeld 2.545 3.177 2.741 1.601
Gold 792 790 793 719

* Angaben in der Quelle nicht konsistent.
Quelle: Economic Survey 1995-936 Stat. App. S. 198.

Geldumlauf (Mrd pR)
 
6/1993 6/1994 6/1995 3/1996
Bargeld 167 185 216 246
M1 (Bargeld und Sichteinlagen) 326 357 422 450
M2 (M1 + Termineinlagen) 567 663 773 834
M3 (M2 + Spareinlagen) 749 882 1.032 1.138

Quelle: Economic Survey 1995-96. p. 43, Stat. App. pp. 99-102.

Konsolidierter Haushalt der Zentral- und Provinzregierungen (Mio pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95* 1995/96**
Ausgaben 348.653 364.913 428.280 494.950
Laufende Ausgaben 272.457 293.460 346.380 398.450
Verteidigung 87.461 91.776 100.221 115.254
Schuldendienst 78.805 90.900 101.846 125.960
Subventionen 7.269 5.061 6.458 6.626
Verwaltung 20.305 25.483 32.627 33.481
Soziale Dienste 54.614 56.536 70.772 75.308
Sonstige lfd. Ausgaben 24.003 23.703 34.457 41.820
Entwicklungsausgaben 76.196 71.453 81.900 96.500
Einnahmen 239.528 270.734 319.875 374.463
Steuern 178.391 208.410 256.780 299.265
Direkte Steuern 37.803 44.586 59.376 77.771
Indirekte Steuern 140.588 163.824 197.405 221.494
Sonstige Einnahmen 61.137 62.324 63.095 75.198
Gewinne staatl. Unternehmen 1.600 2.000 5.000 12.000
Defizit (netto) 107.525 92.179 103.405 108.487
Ausland 24.334 24.624 31.229 17.723
Inland (Nicht-Banken) 19.972 55.048 47.626 61.111
Inland (Banken) 63.219 12.507 18.551 29.653

* revidierte Schätzung, Originalangaben nicht konsistent, ** Haushaltsansatz.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App. pp. 138-140.

Außenverschuldung (Mio US$)
 
1991 1992 1993 1994
Auslandsschuld insgesamt 22.969 24.072 26.050 29.579
IMF 1.068 1.127 1.225 .
Kurzfristige Schuld 4.175 4.394 4.500 .
Gegenwartswert (%) 75 77 79 .
Auszahlungen 1.756 2.317 2.764 .
Rückzahlungen 948 1.173 1.271 .
Nettozahlungen (langfr.) 808  1.144 1.493 .
Zinsen auf langfr. Schuld 576 590 690 .
Schenkungen 429 505 250 .
Schuldendienst als v.H. der Exporterlöse 21,1 23,6 24,7 35,1

Quelle: World Development Report, 1993-1996.

Bankwesen: Zentral- und Notenbank ist die State Bank of Pakistan, gegr. 1948 (P.O. Box 4456, I. I. Chundrigar Road, Karachi). 1994-95 gab es 21 pak. Banken mit 8.326 Zweigstellen und 19 ausländische Banken (u.a. Deutsche Bank) mit 74 Zweigstellen. Ihre Aktiva beliefen sich per 31.3.1996 a uf 1.769 Mrd. pR und 1.564 Mrd. pR im Jahr zuvor. Die 6 staatlichen Geschäftsbanken sind: First Women Bank Ltd., Habib Bank Ltd., National Bank of Pakistan, United Bank Ltd., Federal Bank for Cooperatives, Punjab Provincial Cooperative Bank.

Per 1.1.1974 waren alle pakistanischen Banken mit damals 2.906 Filialen verstaatlicht worden. Ausländische Banken waren davon nicht betroffen, durften allerdings keine neuen Niederlassungen eröffnen. Seitdem wurde das Filialnetz ausgebaut, vor allem auf dem Lande. Größtes Problem bei der Privatisierung sind die "notleidenden" Forderungen in Höhe von (Nov. 1996) 120 Mrd. pR.

Die "Islamisierung" des Kreditwesens, nach der die Erhebung von Zins (riba) nicht zulässig ist, begann 1979 mit den staatlichen Nicht-Banken-Kreditanstalten. Ab 1981 boten die Geschäftsbanken die Möglichkeit der Anlage von zinsfreien Gewinn- und Verlust-Konten (PLS), seit 1985 werden keine Rupieneinlagen gegen Zinsen mehr angenommen. De facto hat die Islamisierung des Kreditwesens wenig geändert; mit dem Tod Zia ul-Haqs hat sie auch ihren wichtigsten Promotor verloren. Bei den Ausleihungen werden von der Staatsbank festgelegte Gebühren verlangt und Rückkaufgeschäfte getätigt. Diese Praktiken werden als "unislamisch" angegriffen, da garantierte Erträge dem Institut des Zinses nahe kommen. Die Regierung Benazir Bhutto traf keinerlei Anstalten zu einer weiteren "Islamierung" der Wirtschaft

Bankeinlagen (Mrd pR)
 
6/1993 6/1994 6/1995 3/1996
Sichteinlagen, Geschäftsbanken 154,9 167,2 201,1 198,6
Termineinlagen, Geschäftsbanken 179,7 213,2 246,2 252,8
Deviseneinlagen von Inländern 61,3 92,1 105,1 134,5

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 113.

Im Februar 1991 wurden die Residents Foreign Currency Deposits eingeführt mit dem Ziel, daß Pakistani ihre Devisenkonten im Lande führen. Diese Konten wuchsen 1995-96 (Mar-Jul) um 29,4 Mrd. pR - 45,4 % der Geldmengenexpansion. Die staatlichen Banken sowie die beiden privatisierten Banken (Muslim Commercial Bank und Allied Bank) nahmen 1995-96 1,9 Mrd pR an zakat ein, eine auf dem Koran basierende Vermögensteuer, die u.a. auf Bankeinlagen erhoben wird.

Entwicklungshilfe: Hauptquelle der Entwicklungshilfe ist das Pakistan-Consortium; seine Mitglieder sind die Industriestaaten und die multinationalen Organisationen unter der Führung der Weltbank. Die Asiatische Entwicklungsbank, Japan, die Weltbank und die USA (die CCC-Kredite fallen nicht unter die Sanktionen) waren 1995-96 (Jul-Mar) die größten Geber, gefolgt von Spanien, Deutschland und Frankreich; China zählt sonst auch zu den größten Gebern; die Hilfe der islamischen und noch mehr die der osteuropäischen Länder ist stark zurückgegegangen. Die Konditionen sind sehr unterschiedlich, angefangen bei Geschenken und fast zinsfreien Krediten mit 50 Jahren Laufzeit (Deutschland) bis zu über 10 % Zinsen (Lieferantenkredite).

Seit dem Beginn des US-Haushaltsjahres 1990/91, d.h. seit dem 1.10.1990, ist die Militär- und Wirtschaftshilfe wegen der pak. Atompläne auf Grund des Symington-Amendment resp. des Pressler-Mathias-Percy-Amendment zum amerikanischen Auslandshilfegesetz suspendiert.

Die ausstehende und ausbezahlte Auslandsschuld wird im Economic Survey 1995-96 per 30.6.1996 mit 23,1 Mrd. US$ angegeben. Die größten Gläubiger waren (US$ per 30.6.1995) die Weltbankgruppe (5,9), Japan (4,1), die ADB (4,0), die USA (2,7) und Deutschland (1,7). Die Zusagen von Schenkungen gingen nach dem Ende des Engagements der Supermächte in Afghanistan zurück und lagen 1995-96 bei nur 137 Mio. pR gegenüber 2.298 Mio. pR Zusagen von Krediten.

Der Schuldendienst nimmt diese Summen fast völlig in Anspruch: für 1995-96 veranschlagte die pak. Regierung Tilgungen in Höhe von 1.344 Mio. pR und Zinsen in Höhe von 756 Mio pR, zusammen 2.100 Mio. pR. Die kurzfristige Schuld wird auf mehrere Mrd. US$ geschätzt und muß wahrscheinlich zu marktähnlichen Konditionen bedient werden.

Pakistan steht mit einer Nettohilfe von bis 1994 3,56 Mrd. DM an 7. Stelle unter den Partnern der deutschen bilateralen öfffentlichen Entwicklungszusammenarbeit: 1,15 Mrd. DM Zuschüsse, 2,41 Mrd. DM Kredite und 0,13 Mrd. DM sonstige öffentliche Leistungen. An privaten Leistungen erhielt Pakistan 0,10 Mrd. DM Investitionen und 0,45 Mrd. DM Exportkredite; so errechnen sich insgesamt 4,24 Mrd. DM öffentliche und private Leistungen Deutschlands.

Schwerpunkte der Zusammenarbeit mit Pakistan liegen in der ländlichen Entwicklung (vor allem Be- und Entwässerungsvorhaben, Selbsthilfeförderung, Forstwirtschaft), im Infrastrukturbereich (Energie) sowie in der Grundbildung und im Gesundheitswesen. Ein weiterer Schwerpunkt insbesondere der technischen Zusammenarbeit liegt im Bereich der Berufsausbildung. Vorgesehen ist ferner ein Engagement im Bereich Umwelt- und Ressourcenschutz.

Wirtschaftsstruktur: Pakistan erreichte in den letzten Jahren ein Wirtschaftswachstum, das etwas über dem unverändert hohen Bevölkerungswachstum von 3 % liegt und somit einen bescheidenen Anstieg des Pro-Kopf-Einkommens erlaubte. Mit einem Anteil von einem Viertel am Bruttoinlandsprodukt und einem Beschäftigungsanteil von knapp der Hälfte ist der Agrarsektor nach wie vor der wichtigste Wirtschaftsbereich; je nach Einbeziehung der meist einfachen Verarbeitungsprodukte landwirtschaftlicher Rohstoffe erbringt sie ein bis drei Viertel der Exporterlöse des Landes. Wegen der Unzugänglichkeit einiger Gebiete sowie der hohen Förder- und Transportkosten kommt der Abbau vorhandener Bodenschätze nur langsam voran. Trotz steigender Erdölproduktion bleibt das Land auch weiterhin auf Erdöleinfuhren angewiesen, für die in der Vergangenheit bis zu (1982) 44 % der Exporterlöse aufgewendet werden mußten (1995/96: 17 %). Die Industrialisierung (Anteil am BIP 17 %) basiert auf der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Baumwolle, Jute und der Herstellung von Verbrauchsgütern. So haben Mißernten auch erhebliche Auswirkungen auf die Produktionsergebnisse der verarbeitenden Industrie. Der Dienstleistungssektor erfuhr in den letzten Jahren das höchste Wachstum. Die Zahl der Erwerbspersonen nimmt mit derselben Wachstumsrate wie die der Gesamtbevölkerung zu. Zwei Drittel der Erwerbspersonen leben in ländlichen Gebieten. Die Erwerbstätigkeit bei Frauen ist - abgesehen von der statistisch meist nicht erfaßten Mithilfe in der Landwirtschaft - noch selten. Die Arbeitslosenrate ist nach offiziellen Angaben rückläufig und wurde für 1995/96 mit 4,8 % angegeben, doch liegt die Unterbeschäftigung mit 20-35 % wesentlich höher. 1994/95 beliefen sich die Überweisungen der pak. Arbeiter Im Ausland auf 1,9 Mrd US$ - wieder mehr als im Vorjahr, aber deutlich weniger als in den 80er Jahren (1982/83: 2,9 Mrd pR); sie stellen noch immer eine spürbare Entlastung der pakistanischen Zahlungsbilanz dar.

Wirtschaftsplanung: Mit dem mehrfachen Regierungswechsel und der stärker marktwirtschaftlichen Orientierung hat die Wirtschaftsplanung an Gewicht verloren. Der 8. Fünfjahresplan (1993-1998) wurde nach dem Regierungsantritt Benazir Bhuttos und mit einjähriger Verspätung im März 1994 vorgelegt. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern liegt das Gewicht auf einer "öffentlich-privaten Partnerschaft"; von der Privatwirtschaft werden deutlich höhere Investitionen (949 Mrd. pR) als vom Staat (752 Mrd. pR) erwartet; 483 Mrd. pR der öffentlichen Ausgaben sollen aus Haushaltsmitteln aufgebracht werden, die restlichen 269 Mrd. pR von den Unternehmen und vom (Kapital-)Markt. Das Wachstumsziel von 7,0 % liegt im Rahmen früherer Pläne; wieder soll die Industrie (9,9 %) schneller wachsen als die Dienstleistungen (6,7 %) und die Landwirtschaft (4,7 %). Ambitioniert sind die Erwartungen in puncto "nationaler" Ersparnisse (einschließlich der Heimüberweisungen) von 18 % und auf sozialem Gebiet: bis 1998 sollen 95 % der Knaben und 82 % der Mädchen eingeschult werden, die Alphabetenrate auf 48 % gesteigert und die Qualität des Unterrichts gesteigert werden; 33.000 Gesundheitsberater eingestellt, alle Mütter und Kinder geimpft, die Lebenserwartung auf 63,5 Jahre erhöht und die Säuglingssterblichkeit auf 6,5 % gesenkt werden, die Familienplanung 100 % der städtischen und 70 % der ländlichen Bevölkerung erfassen und die Bevölkerungswachstumsrate auf 2,7 % gesenkt werden. In allen Wirtschasftsbereichen werden hochgesteckte Ziele verfolgt, so z.B. die Eliminierung der Bodenvernässung (derzeit lt. Plan 1,4 Mio. ha).

Sozialprodukt (Mrd pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Entstehung zu laufenden Faktorkosten
Land- u. Forstwirtschaft, Fischerei 298 356 435 511
Bergbau 7 9 9 11
Verarbeitende Industrie 207 247 287 325
Bauwirtschaft 50 55 61 69
Energie, Gas, Wasser 39 41 52 64
Verkehrs- und Nachrichtenwesen 128 149 167 190
Groß- und Einzelhandel 195 229 274 324
Banken, Versicherungen 35 47 53 61
Hausbesitz 54 62 72 83
Öfftl. Verwaltung und Verteidigung 95 105 131 157
Sonstige Dienstleistungen 93 110 132 155
Bruttoinlandsprodukt (BIP/FK) 1.200 1.413 1.671 1.952
Indirekte Steuern 151 169 201 230
Subventionen 10 9 7 7
Bruttoinlandsprodukt (BIP/MP) 1.342 1.573 1.866 2.175
Nettofaktoreinkommen aus dem Ausland 10 4 15 13
Bruttosozialprodukt (BSP/MP) 1.352 1.577 1.881 2.188
Verwendung zu laufenden Faktorkosten
Privater Verbrauch 971 1.121 1.353 1.652
Staatsverbrauch 175 189 219 263
Inländ. Kapitalbildung 257 281 321 390
Lagerbestandsveränderung 21 25 28 35
Export von Waren und Dienstleistungen 217 254 306 369
Import von Waren und Dienstleistungen (-) 299 297 362 535
Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen 1.342 1.573 1.866 2.175
Nettofaktoreinkommen aus dem Ausland 10 4 15 13
Bruttosozialprod. zu Marktpr. 1.352 1.577 1.881 2.188
Indirekte Steuern 151 169 201 230
Subventionen (-) 10 9 7 7
Bruttosozialpr. zu Faktorkosten 1.210 1.417 1.687 1.965

Anmerkung: Differenzen durch Rundungen. - Angaben für Vorjahre gegenüber früheren Quellen z.T. stark revidiert.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App. pp. 34-46.

Beschäftigung
 
1969/70 1979/80 1989/90 1995/96
Bevölkerung (Mio.) 59,70 81,36 110,36 131,63
Erwerbsbev. (Mio.) 18,11 25,07 31,82 36,70
Erwerbstätige (Mio.) 17,75 24,15 30,82 34,92
Erwerbslose (Mio.) 0,36 0,92 1,00 1,78
Erwerbsquote (%) 30,3 30,8 28,8 27,9
Erwerbslosenquote (%) 2,0 3,7 3,1 4,9
Erwerbstätigkeit nach Wirtschaftsbereichen (%)
Landwirtschaft 57,0 52,7 51,2 50,0
Industrie und Bergbau 15,6 14,4 12,8 10,1
Baugewerbe 3,9 4,9 6,4 6,5
Energie, Wasser 0,4 0,8 0,6 0,8
Transport und Verkehr 4,7 4,7 4,9 5,0
Handel 9,9 11,3 11,9 12,8
Sonstige Dienstleistungen 8,4 11,2 12,2 14,8 

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App. pp. 20.

Löhne, Preise, Lebenshaltungskostenindex:

Seit Mitte der 80er Jahre, als es der pak. Regierung gelungen war, die jährlichen Preissteigerungen bis auf 3 % zu reduzieren, sind beständig angestiegen und liegen Mitte der 90er Jahre bei über 10 %.

Preisentwicklung (1990/91=100)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96*
Verbraucherpreise (1990/91=100) 121 135 153 168
Nahrungsmittel 124 138 161 176
Mieten 122 134 148 161
Brennmaterialien, Strom 115 134 142 163
Großhandelspreise (1980/81=100) 243 280 326 356
Nahrungsmittel 249 284 337 372
Rohmaterialien 235 293 339 351
Treibstoff 232 284 310 365
Industriewaren 246 272 311 329
Baumaterial 214 239 287 310
Sensitive Güter 257 285 329 362
BIP-Deflator 244 276 313 345

* 1995/96 nur 10 Monate.
Quellen: Economic Survey 1995-96, Stat. App. pp. 145-146.

Landwirtschaft: Die Landwirtschaft beschäftigt die Hälfte der Erwerbstätigen und liefert den Großteil der Rohstoffe für die einheimische verarbeitende Industrie.

Es gibt zwei Ernten pro Jahr: rabi im Winter und kharif im Sommer. Die vier Hauptanbauprodukte Weizen, Reis, Baumwolle und Zuckerrohr erzielen ca. 60 % der landwirtschaftlichen Wertschöpfung. Bei Nahrungsgetreide ist Pakistan per Saldo Selbstversorger: höherwertiger Reis wird exportiert, Weizen importiert. Nur ein Fünftel des Territoriums wird als Nettoanbaufläche (1995/96: 16,2 Mio ha) im Ackerbau genutzt, zumeist unter Bewässerung; in der Ebene des Indus und seiner Nebenflüsse wurde das größte System künstlicher Bewässerung der Welt angelegt.

Die Düngemittelsubventionen wurden seit Ende der 80er Jahre um zwei Drittel verringert. In den letzten Jahren hat der Staat die Preiskontrollen für Agrarprodukte gelockert. Weite Flächen sind durch Versalzung der oberflächennahen Schichten für den Anbau verloren, weitere Flächen bedroht.

Nach einem Einbruch im Jahre 1993/94 waren die Ernten 1994/95 und 1995/96 wieder gut. Die Weizenimporte liegen seit 1988/89 mit der Ausnahme von 1990/91 und vielleicht 1995/96 über 2 Mio. t im Jahr; ihnen stehen etwa halb so große Mengen von Reisexporten gegenüber. Die Baumwollernte 1991/92 hatte eine Rekordhöhe von 2,2 Mio. t., die nächsten drei Ernten waren deutlich schlechter, 1995/95 wurden 1,8 Mio. t erreicht.

Die Viehhaltung hat ihre Bedeutung nicht nur in der Erzeugung von Milch, Fleisch, Häuten, Fellen und Wolle, sondern nach wie vor in der Zugleistung bei der Feldbestellung und dem Transport. In den Trockengebieten der NWFP und Belutschistans ist die nomadische Viehhaltung die Existenzgrundlage der Stämme. Schweinehaltung gibt es aus religiösen Gründen nicht.

Produktion ausgewählter landwirtschaftlicher Erzeugnisse (1.000 t)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96*
Nahrungsgetreide 21.056 20.916 22.422 23.390
Weizen 16.157 15.213 17.002 17.570
Reis 3.116 3.995 3.447 3.966
Bajra (Hirse) 203 138 228 188
Jowar (Sorghum) 238 212 263 244
Mais 1.184 1.213 1.318 1.284
Gerste 158 146 164 164
Kichererbsen 347 411 559 638
Zuckerrohr 38.059 44.427 47.168 45.230
Rohbaumwolle 1.540 1.368 1.479 1.801
Tabak 102 100 81 103

* vorläufig
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App. p. 47.

Maschinenbestand
 
1990 1991 1992
Traktoren (1.000 Stück) 266 272 283
Mähdrescher 1.500 1.600 1.650

Quelle: FAO Production Yearbook 47.1993.

Viehbestand (Mio. Stück)
 
1993/94 1994/95 1995/96
Büffel 19,2 20,2 20,2
Rinder 17,8 17,9 17,9
Ziegen 42,0 45,6 45,6
Schafe 28,3 29,0 29,8
Hühner 250,0 318,8 345,0
Kamele 1,1 1,1 1,1
Esel 3,9 4,0 4,1
Pferde 0,4 0,4 0,3
Maultiere 0,1 0,1 0,1

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 63.

Produktion ausgewählter tierischer Erzeugnisse (1.000 t)
 
1993/94 1994/95 1995/96
Milch 18.006 18.986 19.919
Rindfleisch 887 931 979
Hammelfleisch 817 875 937
Geflügelfleisch 296 308 321
Eier (Mio.) 5.740 5.927 6.625
Häute (Mio.) 37,8 38,1 40,7
Wolle 51,7 53,1 54,4

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 64.

Forstwirtschaft: 5 % des Staatsgebiets werden als Wald ausgewiesen, Tendenz steigend; die amtliche Statistik geht von der Zuständigkeit der Forstbehörde aus, nicht von den tatsächlich bewaldeten Flächen. Nur ein Teil der "forest area" sind geschlossene Bestände; sie liegen vor allem im gebirgigen äußersten Norden, sind schwer zugänglich und fast ausschließlich im Besitz der öffentlichen Hand. So erklärt es sich, daß der "Ecomic Survey 1995-96" 3,58 Mio. ha Wald ausweist: doppelt so viel wie vor 25 Jahren; die FAO weist für 1992 sogar 4,05 Mio. ha gegenüber 2,89 Mio. ha für 1977 aus.

Nach UNDP gab es 1990 nur 1,86 Mio. ha natürlichen Wald; mit einer Waldvernichtung in den 80er Jahren von jährlich 2,9 % (77.000 ha) lag Pakistan international an der Spitze. Nach derselben Quelle wurden jährlich allerdings auch (1990) 240.000 ha aufgeforstet. Die Bauern werden ermuntert, Bäume anzupflanzen. Die Nutzholzgewinnung ist gering (UNDP: 1989-91 durchschn. 26 Mio. m3); der größte Teil des Einschlags dient der Brennholzgewinnung. In der Forst- und Holzwirtschaft will die Regierung verstärkt private Unternehmer einsetzen.

Forstproduktion (1.000 m3)
 
1988/89 1989/90 1990/91 1991/92
Bauholz 8,0 6,9 6,0 6,3
Brennholz 10,4 11,4 23,0 7,0
Insgesamt 18,4 18,3 29,0 13,3

Quelle: Pakistan Statistical Yearbook 1992 & 93, p. 166.

Fischerei: Die Fischerei ist vor allem von regionaler Bedeutung. Der Fischkonsum beträgt bei einem Fang von (1992) 0,55 Mio. t etwa 4 kg pro Kopf und Jahr. Ein Viertel des Fangs stammt aus Binnengewässern. Mehr als ein Zehntel des Fangs (1994/95: 63.000 t) wird exportiert;

mit fast 5 Mrd. Rs nimmt Fisch eine wichtige Stellung bei den Exporten ein. Die ergiebigen Küstengewässer im Arabischen Meer werden vor allem von Ausländern genutzt.

Bodenschätze: Die Exploration des Landes ist bei weitem noch nicht abgeschlossen. Neben Kalkstein und Steinsalz, die in fast unbeschränkten Mengen vorkommen, sind es begrenzte Mengen von Erzen und fossilen Brennstoffen. Es wurden große Mengen von Eisen, Chrom und und Kupfer gefunden, jedoch meist in entlegenen Gebieten, mit geringem Erzanteil und in mäßig ergiebigen Lagerstätten; die z.T. sehr ambitionierten Förderprojekte wurden bis jetzt nicht realisiert.

Förderergebnisse
 
Einheit 1992/93 1993/94 1994/95
Chromerz 1.000 t 23 17 15
Kalkstein 1.000 t 9.015 9.125 9.682
Gips 1.000 t 533 666 620
Ton 1.000 t 132 116 152
Porzellanerde 1.000 t 37 48 31
Kieselerde 1.000 t 158 169 152
Cölestin t 1.682 4.398 1.403
Ocker t 1.000 745 4.623
Baryt 1.000 t 26 18 20
Steinsalz 1.000 t 895 916 890

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., pp. 67-68.

Energie: 34 % der gesamten genutzten Energie werden (1993) nach Angaben der UN mit Gas, 32 % mit Öl, jeweils 6 % mit Kohle und Wasserkraft und 22 % mit traditionellen Energieträgern (Holz, Reisig, Dung etc.) gedeckt. Auf die Erdölförderung werden immer wieder neue Hoffnungen gesetzt: 1989/90 wurde mit 64.000 Faß am Tag der bisherige Höchststand der Produktion erreicht; seitdem fiel sie etwas zurück. Pakistan ist deshalb bei steigendem Bedarf auf Importe angewiesen. Das baldige Ende der Vorkommen wird seit Jahrzehnten erwartet, tatsächlich werden immer wieder neue Funde gemacht, die die Produktion steigen lassen, aber nicht genügend, um den eigenen Bedarf zu decken. Wesentlich bedeutender sind die Erdgasfunde im Gebiet des mittleren Indus; das Erdgas wird durch ein Rohrleitungsnetz in alle größeren Städte des Landes versandt. Die Kohlevorkommen sind zwar vom Umfang bedeutend, nur wenige Vorkommen eignen sich aber für eine Verkokung; die Förderung stieg auf über 3 Mio. t im Jahr. Wasserkraft und Erdgas stammen ausschließlich aus inländischer Produktion.

Fast der gesamte Elektrizitätsbedarf wird von zwei Gesellschaften gedeckt: Die staatliche Water and Power Development Authority (WAPDA) bedient das gesamte Staatsgebiet mit der Ausnahme Karachis, für das die halbstaatliche Karachi Electric Power Supply Corporation (KESC) zuständig ist. Im März 1996 waren Kraftwerke mit einer Kapazität von 12.883 MW installiert; 1994/95 wurden 53,5 Mrd. Kwh erzeugt, mehr als doppelt soviel wie ein Jahrzehnt zuvor. Im Januar 1996 waren 60.144 Dörfer an das Elektrizitätsnetz angeschlossen; bald dürften es alle sein. 1971 wurde das erste Kernkraftwerk (137 MW, bei Karachi) in Betrieb genommen. Ein zweites mit einer installierten Leistung von 300 MW entsteht nach offiziellen Angaben mit chinesischer Hilfe bei Chasma (Distrikt Mianwali) am Indus.

Energieproduktion
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93*
Erdöl (Mio. t) 3,5 3,3 3,2 2,5
Erdgas (Mrd. m3) 6,5 7,8 17,7 15,0
Wasserkraft (Mrd. kWh) 21,1 19,4 22,9 17,1
Kohle (Mio. t) 3,3 3,5 3,0 2,5
Kernkraft (Mrd. kWh) 0,6 0,5 0,5 0,4

* Juli bis März.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 68 und pp. 82-83.

Industrie: Das produzierende Gewerbe hatte 1995/96 einen Anteil von 17 % am Bruttoinlandsprodukt (FK), wobei der größte Teil auf die Mittel- und Großbetriebe entfiel. Gemessen an der Wertschöpfung sind die Nahrungs-, Textil-, Tabak-, Metall- und die chemische Industrie die wichtigsten. Staatsbetriebe beherrschen die Erzeugung von Stahl, Speiseölen, Zement, Maschinen und Fahrzeugen; einen bedeutenden Anteil haben sie auch in der chemischen, Mineralöl- und Düngemittelindustrie. In anderen Bereichen z.B. Textilien herrscht der Privatsektor vor.

Im vergangenen Jahrzehnt konnte die industrielle Produktion verdoppelt werden, nicht zuletzt eine Folge diverser Maßnahmen der pak. Regierung zur Förderung der Privatindustrie (Erleichterung von Neuinvestitionen und Lizenzerwerb, Steueranreize, reduzierte staatliche Kontrolle etc.). Die ausländischen Direktinvestitionen nehmen in jüngster Zeit kräftig zu.

Produktion ausgewählter Industrieerzeugnisse
 
Erzeugnis Einheit 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96*
Zucker 1.000 t 2.397 2.922 3.001 2.365
Margarine 1.000 t 725 671 678 536
Baumwollgarn 1.000 t 1.219 1.310 1.370 1.106
Baumwollgewebe Mio qm 325 315 322 241
Jutewaren 1.000 t 98 76 67 54
Zigaretten Mrd St. 30 36 33 32
Harnstoff 1.000 t 2.306 3.104 3.000 2.412
Superphosphat 1.000 t 205 195 147 86
Ammoniumnitrat 1.000 t 302 243 314 292
Ammoniumsulphat 1.000 t 93 82 80 59
Sodaasche 1.000 t 100 102 82 39
Nitrophosphat 1.000 t 297 254 285 240
Zement 1.000 t 8.551 8.100 7.913 6.932
Pappe 1.000 t 27 113 115 79
Sperrholzplatten 1.000 t 40 38 37 19
Ackerschlepper 1.000 St. 17 . . .
Fahrräder 1.000 St. 574 564 475 416
Motorräder 1.000 St. 88 . . 63
Pkw 1.000 St. 27 . . .

* 9 Monate.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., pp. 73-77.

Produktionsindex (1980/81=100)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Pflanzliche Erzeugnisse 141 143 152 167
Bergbau 278 275 271 .
Verarbeitende Industrie 228 237 238 246

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 43 und p. 69.

Außenhandel (Mrd pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95 1995/96*
Einfuhr 258,6 258,3 320,9 285,8
Änderung (%) +12,5 -0,1 +24,2 +27,7
Ausfuhr 177,0 205,5 251,2 197,8
Änderung (%) + 3,1 +16,1 +22,2 +14,1
Saldo -81,6 -52,8 -69,7 -88,0
% der Ausfuhr 46,1 25,7 27,7 44,5

* 9 Monate.
Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 161.

Wichtige Ausfuhrgüter (% der Gesamtausfuhr 1995/96 nach 1994/954, auf Dollar-Basis): Die "Baumwollgruppe" dominiert auch nach Jahrzehnten mit 62,2 % (nach 57,3 %) aller Exporte: an der Spitze liegen Baumwollgarn (17,4 nach 18,3), Baumwollgewebe (13,7 nach 13,5), Wirkwaren (7,9 nach 8,5), die wieder bedeutende Rohbaumwolle (7,2 nach 0,4), der zeitweilige Spitzenreiter Kleidung (7,4 nach 8,0) und weitere Baumwollwaren (8,6 nach 8,6). Es folgen Reis (5,4 nach 5,8), Kunstfaserstoffe (5,0 nach 7,3), Lederwaren (3,9 nach 4,6), Leder (2,9 nach 3,4) und Teppiche (2,1 nach 2,6).

Wichtige Einfuhrgüter (% der Gesamteinfuhr Juli 1995 bis April 1996): Maschinen und Transportausrüstung stehen an erster Stelle (20,8), gefolgt von chemischen Erzeugnissen (18,4), Mineralöl und Verarbeitungsprodukten (16,5), Pflanzenöl (7,7), Weizen (4,5), Eisen und Stahl (4,1), Straßenfahrzeugen (3,7), und Tee (1,5); die Weizenimporte schwanken stark von Jahr zu Jahr.

Wichtige Einfuhrwaren (Mio pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95
Maschinen 55.650 48.037 64.615
Erdöl und -produkte 40.066 42.177 48.978
Chemische Erzeugnisse 23.144 25.946 32.700
Pflanzenöl 15.185 14.699 30.781
Transportausrüstung 32.745 25.029 27.619
Getreide und Mehl 14.330 8.847 15.297
Eisen und Stahl 9.758 11.940 14.839

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 176.

Wichtige Ausfuhrwaren (Mio pR)
 
1992/93 1993/94 1994/95
Baumwollgarn 29.183 38.076 47.191
Kleidung u. Wirkwaren 28.154 33.850 41.051
Baumwollgewebe 22.431 24.789 33.373
Kunstfaserstoffe 13.078 19.610 17.748
Reis 8.214 7.319 14.026
Teppiche 4.524 4.583 6.116
Rohbaumwolle 7.001 2.383 1.924

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., pp. 166-171.

Einfuhr aus wichtigen Lieferländern (%)
 
1992/93 1993/94 1994/95
Japan 15,9 11,8 9,6
USA 9,4 10,6 9,4
Malaysia 5,1 5,5 8,8
Deutschland 7,5 7,7 6,8
Kuweit 3,3 5,3 5,8
Großbritannien 5,2 4,9 5,1
Saudi-Arabien 5,4 5,4 4,9
China 4,2 5,1 4,4
Korea, Rep. 4,5 3,7 3,2
Frankreich 4,2 4,0 2,4
Dubai 1,4 1,5 1,8

Quelle: Economic Survey 1995-96, p. 65.

Ausfuhr in wichtige Abnehmerländer (%)
 
1992/93 1993/94 1994/95
USA 13,9 14,4 16,2
Großbritannien 7,1 7,8 7,1
Deutschland 7,8 8,0 7,0
Japan 6,8 8,0 6,7
Hong Kong 6,6 7,3 6,6
Dubai 5,9 6,3 4,0
Frankreich 4,3 4,1 3,3
Korea, Rep. 2,4 2,7 3,3
Saudi-Arabien 4,7 3,5 2,7
China 0,6 0,8 1,1

Quelle: Economic Survey 1995-96, p. 63.

Tourismus: Pakistan verfügt zwar über große historische und natürliche Sehenswürdigkeiten, doch verhindern die politische Lage, wirtschaftliche Schwierigkeiten und die fehlende touristische Infrastruktur einen größeren Fremdenzustrom. 1992 reisten 352.112 (1989: 472.829) Auslandsgäste ein, die meisten (79 %) auf dem Luftweg. Die Deviseneinnahmen aus dem Tourismus beliefen sich auf 119 Mio US$, weniger als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Reisenden aus Indien ging in den letzten Jahren stark zurück, so daß 1992 wieder die Reisenden aus Großbritannien (23,9 %) an erster Stelle lagen, es folgten Reisende aus Indien (21,6 %), den USA (8,9 %), Afghanistan (4,9 %) und Deutschland (3,1 %). Bei den - zu 77 % männlichen - Reisenden dürften Verwandte im Ausland, pakistanische Emigranten, Transitreisende, Entwicklungsexperten, Geschäftsleute und Pilger (Sikhs) die größten Anteile haben. Erholungssuchende, Bildungsreisende und Alpinisten (Pakistan hat die meisten Achttausender) machen nur einen Bruchteil aus. Hotels und Restaurants wurden in den letzten Jahren quantitativ (1990: 73.000 Betten) und qualitativ ausgebaut.

Verkehr: Weniger aus topographischen als aus politischen Gründen liegt Pakistan im verkehrsmäßigen Abseits: Im Westen steigt das dünnbesiedelte und verkehrsabweisende iranische Hochland auf, trotzdem war der Nordwesten die historische Einfallpforte zum Subkontinent. Nach der russischen Revolution, und mehr noch seit dem Krieg in Afghanistan und dem Golfkrieg kam der Überlandverkehr nach Zentral- und Westasien fast zum Erliegen; seit dem Zusammenbruch des sojwetischen Imperiums setzt Pakistan große Hoffnungen auf den (Transit-)Handel mit den zenralasiatischen, islamischen Republiken, mit denen Pakistan auch in der "Economic Co-operation Organisation" (ECO) zusammenarbeitet.

Im Norden bietet der Karakorum-Highway die Möglichkeit eines begrenzten Verkehrs von und nach Sinkiang. Die Grenze zum indischen Teil Kaschmirs ist seit dem ersten Krieg mit Indien (1947/48) hermetisch verschlossen. Über die Grenze nach Indien besteht nur jeweils ein Eisenbahn- und ein Straßenübergang, beide bei Lahore. Die Küstenregion am Indischen Ozean ist meist dünn besiedelt, Karachi ist der einzige bedeutende Hafen, daneben gibt es einige kleine Fischereihäfen an der Küste. Wegen der unbeständigen Wasserführung gibt es keine nennenswerte Binnenschiffahrt mehr. Aus britischer Zeit gibt es ein Eisenbahnnetz, das alle dichter besiedelten Gebiete erschließt, aber stark vernachlässigt wurde. Die Verkehrspolitik konzentrierte sich auf den Ausbau des Straßennetzes und die Luftfahrt. 80 % des Personen- und Güterverkehrs werden auf der Straße abgewickelt, davon allein 56 % auf dem National Highway N-5, der mit Karachi, Hyderabad, Multan, Lahore, Rawalpindi, Islamabad und Peshawar die Metropolen des Landes verbindet.

Straßen: Das Straßennetz wird im offiziellen "Economic Survey 1995-96" mit einer Länge von (1995) 205.304 km angegeben, davon 104.735 km "high type", d.h. mit einer Asphalt- oder Betondecke, und 100.569 km "low type", d.h. mehr oder weniger befestigt; seit 1990 wurde das Netz nach dieser Quelle um ein Viertel erweitert. Nach einer anderen, ebenfalls offiziellen Quelle, dem "Pakistan Statistical Yearbook 1992&93", war das Straßennetz 1992 weniger als halb so lang. Bei der Interpretation der Zahlen ist somit Vorsicht geboten; sie sind wahrscheinlich mit einer Neuklassifikation und/oder geänderten Zuständigkeiten zu erklären. Das größte Straßenbauprojekt in der Geschichte des Landes nach dem, mit chinesischer Hilfe in den 60er und 70er Jahren gebauten, Karakorum-Highway (KHH) von Islamabad durch das Industal und über den Khunjerabpaß (5.320 m) nach Singkiang in der VR China, ist die jetzt wieder sechsspurig gebaute Autobahn von Lahore nach Rawalpindi (335 km). Dieses Prestigeprojekt der Regierung Nawaz Sharif sollte bis Dezember 1994 fertiggstellt werden; 1996 werden die Baukosten auf 29 Mrd. Rs veranschlagt und die Fertigstellung für Dezember 1997 angekündigt. Der Motorisierungsgrad ist noch gering, aber rasch zunehmend. 1994 kamen 8 Pkw auf 1.000 Einwohner. Auch auf dem Lande verdrängen Ackerschlepper und Lkw immer mehr die Lasttiere.

Bestand an registrierten Kraftfahrzeugen (in 1.000)
 
1992 1993 1994
Pkw (einschl. Jeeps) 819 868 903
Taxis 41 48 52
Busse 95 99 107
Lastkraftwagen 111 114 118
Motorräder 1.497 1.573 1.679
Motorrikschas 56 60 68
Sonstige 559 589 615
Motorfahrzeuge insgesamt 3.179 3.351 3.544

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., p. 109.

Eisenbahnen: Das meist breitspurige Streckennetz der staatlichen "Pakistan Railways" - einige Nebenlinien fahren auf Meter- und Schmalspur - umfaßt (1996) 8.775 km. Mit (1992/93) 122.397 Beschäftigten sind sie - neben der öffentlichen Verwaltung und dem Militär - der größte Arbeitgeber des Landes. Seit der Unabhängigkeit wurden nur wenige Strecken gebaut und einige stillgelegt; der Antrieb wurde auf Diesel umgestellt und die Zahl der Lokomotiven seit den 70er Jahren um 46 % auf 617 verringert: 530 mit Diesel, 29 mit elektrischem und 58 noch mit Dampfantrieb. Sie ziehen 2.275 Personenwagen und 28.500 Güterwaggons.

Beförderungsleistungen 1994/95 (1993/94): Beförderte Personen 66 Mio (62 Mio), beförderte Güter 7,4 Mio t (8,0 Mio t), Tonnen/km 5,6 Mrd (5,9 Mrd). Bruttoerlöse 9,7 Mrd. pR (9,1 Mrd. pR).

Schiffahrt: Pakistans Küste ist großenteils verkehrsabweisend, die Küstenregion ist bis auf die Region um den Haupthafen Karachi dünn besiedelt. 1980 wurde der zweite Seehafen Bunder Mohammad bin Qasim, östlich von Karachi, in Betrieb genommen. Er versorgt das Stahlwerk bei Pipri mit Rohstoffen.

Güterbewegungen in pakisatnsichen Häfen (1.000 t)
 
1992/93 1993/94 1994/95
Karachi,Einfuhr 17.255 17.610 17.526
Karachi, Ausfuhr 4.914 4.959 5.572
Karachi, insgesamt 22.169 22.569 23.098
Bin Qasim, insgesamt 8.061 7.440 9.197
Häfen insgesamt 30.230 30.009 32.295

Quelle: Economic Survey 1995-96, p. 79 und Stat. App., p. 106.

Bestand an Handelsschiffen: Die staatliche Pakistan National Shipping Corporation (PNSC) hatte 1996 16 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 280.338 dwt. Dazu gibt es kleine private Reedereien; insgesamt umfaßte die Flotte 1994/95 25 Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 578.312 dwt.

Quellen: Economic Survey 1995-96.

Luftfahrt: Seit 1993 gibt es private Konkurrenz für die staatliche Pakistan International Airlines (PIA): Aero Asia, Shaheen Airlines, Bhoja Airlines. Die PIA flog 1996 mit 47 Flugzeugen 34 Stationen im In- und 49 im Ausland an. Sie bedient im internationalen Verkehr Karachi, Islamabad/Rawalpindi, Lahore und Peshawar. Der internationale Personenverkehr erfolgt mit Ausnahme des geringen Grenzverkehrs fast ausschließlich per Luft; auch im inländischen Fernverkehr bietet die PIA eine attraktive Alternative zur vernachlässigten Eisenbahn und den unattraktiven und unsicheren Bussen.

Verkehrsleistung der PIA
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
Flug-km (Mio) 67 69 69 73
Passagier-km (Mio) 9.925 10.102 10.108 10.382
Fracht-Tonnen-km (Mio) 1.304 1.333 1.365 1.408

Quelle: Economic Survey 1995-96, Stat. App., pp. 107-108.

Fernmeldeverkehr: Mit der Umwandlung des Pakistan Telegraph and Telephone Department in die Pakistan Telecommunication Corporation im Dezember 1990 wurde ein erster Schritt in Richtung auf die gepante Privatisierung des Fernsprechwesens getan. Die Zahl der Telefonanschlüsse wurde in den letzten fünf Jahren auf (März 1996) 2,26 Mio. verdoppelt, die Telefondichte beträgt 18 je 1.000 Einwohner. Die offiziell angegebenen (und nicht konsistenten) Zahlen von (1996) 2,2 Mio. Fernseh-, 0,4 Mio. Radio- und 0,1 Mio. Videogeräten dürften weit unter den tatsächlichen liegen. 


Anmerkungen, Korrekturen, Ergänzungen, Fragen an den Bearbeiter: h93@ix.urz.uni-heidelberg.de


Weitere Information zu Pakistan: Soziales und Kultur, Literatur, Zeittafel - W.-P. Zingel Heimatseite