Wolfgang-Peter Zingel
Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik

NEPAL - Wirtschaft
Eine kürzere Fassung erschien in: "Munzinger-Archiv / Internationales Handbuch - Länder aktuell", Ravensburg

Wirtschaft im Überblick

Wirtschaftslage: Nepal gehört nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt; mit einem BSP pro Kopf von (1997) 210 US$ steht Nepal nach Einschätzung der Weltbank an 127. Stelle unter 133 gelisteten Staaten; gemessen an der Kaufkraft (purchasing power parity) schneidet Nepal mit 1.090 PPP$ und an 103. Stelle liegend etwas besser  ab [WDR98/99 : 190-191]. Die Vereinten Nationen schätzen Nepal ähnlich ein: Nach dem "Bericht über die mneschliche Entwicklung 1997" rangiert Nepal gemessen an einem kombinierten Index (HDI) von Lebenserwartung, Kindersterblichkeit und BSP pro Kopf an 154. Stelle (nach BSP/Kopf an 160. Stelle) von 175 gelisteten Staaten - in Asien nur noch knapp vor Bhutan.

Die Landwirtschaft prägt die Volkswirtschaft, zu der sie die Hälfte der Wertschöpfung beisteuert. Das produzierende Gewerbe ist noch immer recht bescheiden, die zeitweise hohen Zuwachsraten erklären sich aus dem niedrigen Ausgangsniveau. Bei den Dienstleistungen handelt es sich in erster Linie um technologisch anspruchslose Tätigkeiten, vor allem im Handel; es gibt aber auch modernere im Verkehr (Luftfahrt), im Tourismus (Hochgebirgstourismus) und in der Telekommunikation

Das Sozialprodukt wuchs 1997/98 (16. Juli bis 15. Juni) um lediglich 1,9 %, die niedrigste Rate seit 22 Jahren. Dieser Negativrekord wird damit erklärt, daß der Regierung die Mehrheit im Parlament fehlte und sie zu sehr mit politischem Taktieren beschäftigt gewesen sei. Vor allem die Landwirtschaft litt unter niedrigem Wachstm (1,1 %); ein für 1998/99 erwartetes stärkeres Wachstum käme erst einmal durch ein Aufholen der Produktionseinbrüche zu stande. Auch für die Industrie wird kein Durchbruch erwartet angesichts der Schwierigkeiten in der Teppich- und Textilwirtschaft. Der Fremdenverkehr leidet schließlich unter der wirtschaftlichen Stagnation in den wichtigsten Herkunftsländern der Touristen [EIU 3/98 : 38].

Währung: 1 Nepalesische Rupie (NR) = 100 Paisa (P.) (= 2 Mohur). Wechselkurs (6.3.1998): 100 NR = 3,001 DM.

Währungsreserven: 626 Mio. US$ Devisen ohne Gold, Dezember 1997 [EIU 4/98 : 36].

Quellen: Economist Intelligence Unit, London.

Wirtschaftsindikatoren

Wirtschaftsindikatoren (Mrd. NR)
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
BIP, lfd. Produzentenpreis 120,4 149,5 171,4 199,2 219,1 246,0 .
BIP (Preise = 1984/85) 62,0 64,5 67,0 72,5 75,0 79,0 82,1
Verbraucherpreise Index (1983-84 = 100) 197,6 239,1 260,4 283,7 305,4 330,2 .
Geldmenge (JE) 16.284 19.458 23.833 28.510 32.985 36.763 .

Quellen: Statistical year book of Nepal 1997, S. 288, 306, 401-403

Zahlungsbilanz (Mio. US$)
 
1990 1991 1992 1993
1994
1995
1996
Warenbilanzsaldo -449 -482 -376 -462
-790
-961
-1.106
Dienstleistungsbilanzsaldo 37 56 49 81
283
366
515
Kapitalerträge 14 11 17 5
4
9
1
Private Übertragungen 60 54 46 74
152
230
264
Öffentliche Übertragungen 48 58 83 78
.
.
.
Bilanz der laufenden Posten -289 -304 -181 -223
-352
-356
-327
Kapitalverkehrssaldo 305 457 336 284
407
369
275
Fehler und Auslassungen 5 11 1 5
7
3
82
Verminderung der Devisenreserven -20 -163 -155 - 66
-63
-15
-31

Anmerkung:Die Angaben zum Kapitalverkehr erscheinen in der Quelle unter "Financial account"; "Private Übertragungen" ab 1994 einschließlich der "Öffentlichen Übertragungen".
Quelle: International Financial Statistics.

Staatshaushalt (Mio. NR)
 
1992/93 1993/94 1994/95
1995/96
1996/97
1997/98
Einnahmen 18.942 21.974 28.512
32.718
36.361
43.082
Ausgaben 30.898 33.597 39.060
46.543
50.724
62.022

Quellne: 1994/95: Statistical year book of Nepal 1997, S. 334; 1995/96-1997/98EIU 1998-99, S. 70.

Außenverschuldung (Mio. US$)
 
1990 1991 1992 1993
1994
1995
1996
1997
Öffentliche Schuld 1.640 1.771 1.802 2.004
2.320
2.399
2.413
.

Quelle: EIU 1998-99, S. 75.

Außenhandel (Mio. NR)
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93
1993/94
1994/95
1995/96
1996/97
Ausfuhren fob 5.156 7.388 13.707 17.267
19.293
17.639
19.881
22.481
Einfuhren cif 18.325 23.227 31.940 39.206
51.571
63.680
74.455
96.006

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 307; Nepal and the world: a statistical profile 1998, S. 36.

Außenhandel mit der BR Deutschland (Mio. DM)
 
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997
Ausfuhr in die BR Deutschland 143 208 264 326 267 213 200 225
Einfuhr aus der BR Deutschland 31 18 33 20 23 37 39 38

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Währung: 1 Nepalesische Rupie (NR) = 100 Paisa (P.) = 2 Mohur. Der Wert der nepalischen Rupie (1.3.1998: 34,54 NR/DM Ankauf, 34,87 NR/DM Verkauf) hat sich seit 1990 halbiert [FNCCI 1998 : 135].

Währungsreserven: Die Devisenreserven und IMF Sonderziehungsrechte beliefen sich im März 1997 auf 618 Mio. US$, mehr als doppelt so viel wie 1990; dazu 0,15 Mio. Feinunzen Goldreserven [IFS 11/97].

Geldumlauf: Die Geldmenge ("money") belief sich im April 1997 auf 38,5 Mrd. NR, mehr als doppelt so viel wie fünf Jahre zuvor; die Quasigeldmenge stieg auf 61,2 Mrd. NR [IFS 11/1997].

Staatshaushalt (Mio. NR)
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Ausgaben 23.549 26.418 30.908 33.597 39.060 46.681
Laufende Ausgaben 7.570 9.905 11.494 12.409 19.265 22.108
Entwicklungsausgaben 15.979 16.513 19.414 21.188 19.795 24.573
Einnahmen 12.895 15.157 18.942 21.974 28.512 33.274
Laufende Einnahmen 10.730 13.513 15.148 19.581 24.575 28.206
Schenkungen des Auslands 2.165 1.644 3.793 2.394 3.937 5.069
Saldo -10.655 -11.262 -11.956 -11.623 -10.548 -13.407
Ausländische Kredite 6.257 6.817 6.921 9.164 7.312 9.807
Inländische Kredite 4.553 2.079 1.620 1.820 1.900 2.200
Kassensaldo - 154 2.366 3.415 639 -1.335 -1.400

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 334.

Der Anteil ausländischer Mittel an den Ausgaben des Staates betrug 1995/96 32 %.

Staatsverschuldung: Die Staatsverschuldung im Inland betrug 1996 offiziell 30,6 Mrd. NR (= 12 % des BIP): 6,6 Mrd. NR Schatzwechsel, 2,3 Mrd. NR Development Bonds, 6,5 Mrd. NR Sparbriefe und 15,1 Mrd. NR Special Bonds [SYB 1997 : 332-333]. Die Auslandsschulden beliefen sich 1996 auf 2,4 Mrd. US$, davon der größte Teil multilateral, zu Vorzugskonditionen; der Gegenwartswert erreicht nach Berechnungen der Weltbank die Höhe 26 % des Bruttosozialprodukts [WDR 1998/99 : 231]. Als Schuldendienst zahlte Nepal 1995/96 35 Mio. US$ zurück und 24 Mio. US$ Zinsen: 5,7 % gemessen an den Auslandsschulden und 49 % gemessen am BIP [SCR 97/62 : 65].

Bankwesen: Zentral- und Notenbank ist die 1956 gegr. Nepal Rastra Bank mit Einlagen (1995) von 11,2 Mrd. NR. Für Landwirtschaft und Industrie bestehen getrennte Entwicklungsbanken: Agricultural Development Bank (seit 1968),  die National Finance Co Ltd. und die Nepal Industrial Development Corporation (NIDC, seit 1959). Geschäftsbanken sind Himalayan Bank Ltd., Nepal Bank Ltd. (gegr. 1937) und Rastriya Banijya Bank (gegr. 1966); mit ausländischer Beteiligung wurden gegründet: Nepal Arab Bank Ltd. (Nabil), Nepal Bangladesh Bank (gegr. 1994), Nepal Grindlays Bank Ltd., Nepal Indosuez Bank Ltd., Nepal SBI Bank Ltd. (mit der State Bank of India) [FEA 1998 : 717-718]. Die Geschäftsbanken haben ihr Zweigstellennetz reduziert (1994: 438 Geschäftsstellen) und ihre Ausleihungen (ohne Kredite an den Staat) auf 26,6 Mrd. NR ausgeweitet (1991: 11,9 Mrd. NR) [SPB 1996 : 260]. Die Wertpapierbörse wurde 1976 als Securities Exchange Centre gegründet, 1984 umorganisiert und heißt seit 1993 Nepal Stock Exchange [FEA 1998 : 718]. Die Börsenumsätze stiegen 1996/97 auf 412 Mio. NR; 95 Unternehmen waren an der Börse notiert mit einem Börsenwert von 12,7 Mrd. NR [FNCCI 1998 : 136].

Entwicklungshilfe: Die öffentlichen Netto-Leistungen der DAC-Länder an Nepal beliefen sich von 1960-84 auf insgesamt 932 Mio. US$, darunter 249 Mio. US$ von den USA, 202 Mio. US$ der IDA, 160 Mio. US$ der UN und 139 Mio. US$ der Asiatischen Entwicklungsbank. Die Netto-Auszahlungen der offiziellen Hilfe aus allen Quellen betrug 1985-91 nach Angaben der Weltbank 2.657 Mio. US$.

1994/95 empfing Nepal nach Angaben der Weltbank 283 Mio. US$ Auslandshilfe, 6,5 % des BIP, ausschließlich langfristig und öffentlich garantiert, mit einem steigenden Anteil der Schenkungen; in den beiden Jahren darauf ging die Hilfe nach Angaben des IMF wahrscheinlich zurück; vorerst fehlen noch die offiziellen Zahlen der nepalischen Regierung. Die ausländischen Direktinvestitionen steigen, waren aber 1995/96 mit 7 Mio. US$ noch  gering [SCR 97/62 : 31-32].

Die Leistungen der BR Deutschland beliefen sich von 1950-93 auf 624 Mio. DM finanzielle Zusammenarbeit (FZ) und 523 Mio. DM technische (TZ) und sonstige Zusammenarbeit. 1997 wurden Nepal 53 Mio. DM für Projekte und Programme der Finanziellen und der Technischen Zusammenarbeit neu zugesagt. In der Finanziellen Zusammenarbeit werden die Familienplanungs- sowie ein Familiengesundheitsprogramm, ein Wasserkraftvorhaben sowie der Ausbau einer Straße gefördert. Die Neuzusagen der Technischen Zusammenarbeit erstrecken sich u.a. auf ein Stadtentwicklungsvorhaben, ein ländliches Regionalentwicklungsprojekt im Distrikt Gorkha, auf die Föderung von Vorhaben im Gesundheitswesen sowie von Kleinwasserkraftwerken [JHEP 1998 : 114].

Wirtschaft und Außenhandel
Wirtschaft: Nepal ist ein immer noch schwach entwickeltes Agrarland. Mehr als die Hälfte des Sozialprodukts basieren auf der Agrarproduktion; über 80 % der Bevölkerung leben von der Landwirtschaft, davon die Mehrheit im Zustand permanenter Unterbeschäftigung. Der 8. Fünfjahresplan (1992-97), der erste einer demokratischen Regierung, legte in seinem Entwurf (Draft Approach, 1991) die Schwerpunkte auf (a) ein nachhaltiges (sustainable) Wachstum des Bruttoinlandsprodukts zu Marktpreisen von 5,1 % bei einer stärkeren Beteiligung des privaten Sektors und der lokalen Bevölkerung unter Berücksichtigung der begrenzten biologisch-physischen Ressourcen, (b) Beseitigung der Armut, (c) regionale Entwicklung und regionaler Ausgleich. Als Prioritäten wurden gesetzt (a) landwirtschaftliche Intensivierung und Diversifizierung, (b) Entwicklung der ländlichen Infrastruktur, (c) Verringerung des Bevölkerungswachstums, (d) Schaffung von Arbeitsplätzen, Erziehung und Ausbildung, (e) Industrie und Fremdenverkehr, (f) Exportförderung und -diversifizierung, (g) Energieversorgung, (h) gesamtwirtschaftliche Stabilisierung, (i) Reform der öffentlichen Verwaltung, (j) Erfolgskontrolle. Zwei Drittel der geplanten Investitionen in Höhe von 190 Mrd. NR sollten im privaten Sektor getätigt werden, vor allem im Baubereich und in der Landwirtschaft; der Staat sollte vor allem in die Landwirtschaft, die Elektrizitätsversorgung und das Verkehrs-und Nachrichtenwesen investieren. 40 % der Investitionen sollten vom Ausland finanziert werden. Die "nationale" Ersparnis konnte nicht wie 8. Plan erwartet (Steigerung von 13,0 % des BIP auf 16,5 %) gesteigert werden: Von den 22,6 % des BIP, die 1995/96 investiert wurden (7,4 % im öffentlichen Sektor, 12,9 % im privaten Sektor und 2,3 % Lagerbestandsveränderungen) wurden nur 10,0 %-Punkte durch "nationale" Ersparnis finanziert (2,1 % im öffentl. und 7,9 % im privaten Sektor), die restlichen 12,6-Prozentpunkte wurden vom Ausland finanziert [SCR 97/62 : 9-10].

Bruttoinlandsprodukt (Mrd. NR)
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
BIP, lfd. Produzentenpreis 120,4 149,5 171,4 199,2 219,1 246,0 .
BIP (Preise = 1984/85) 62,0 64,5 67,0 72,5 75,0 79,0 82,1

Quellen: Statistical year book of Nepal 1997, S. 401-403
 

Wirtschaftsstruktur: (Anteilswert in %)
 
Beschäftigte 

1991

BIP zu lfd. Faktorkosten 

1996/97

Land, Forstwirtschaft und Fischerei 81,2 42,7
Produzierendes Gewerbe 2,0 9,6
Baugewerbe 0,5 10,2
Handel, Gaststättengewerbe 3,5 11,7
Verkehr 0,7 6,7
Finanzwirtschaft, Hausbesitz 0,3 10,3
Dienstleistungen 10,2 9,3
Sonstige und Korrekturen 1,6 -0,5

Quelle: Statistical pockt book Nepal 1996. S. 33;  Statistical year book of Nepal 1997, S. 402.

Verbraucherpreise
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Index (1983/84 = 100) 197,6 239,1 260,4 283,7 305,4 330,2
Jährliche Steigerung (%) 9,8 21,0 8,9 8,9 7,6 8,1

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 346.

Landwirtschaft: Die Landwirtschaft ist nach wie vor der wichtigste Wirtschaftsbereich. Der angesstrebten Erhöhung der Nahrungsproduktion ist jedoch aufgrund der geographischen Gegebenheiten Grenzen gesetzt. Zudem sind viele Ackerflächen von Bodenerosion bedroht. Im Zuge der steigenden Bevölkerungszahl und der Erbteilung stieg die Zahl der Betriebe von 1981/82 bis 1991/92 von 2,19 Mio. auf 2,74 Mio.; die Betriebsfläche nahm geringfügig von 2,46 Mio. ha auf 2,60 Mio ha zu; die Betriebe haben durchschnittlich nur noch eine Größe weniger als 1 ha, bei 4 Flurstücken [SYB 1997 : 44]. Die meisten Betriebe werden von ihren Eignern bewirtschaftet; nur wenige Betriebe und Flächen werden aus- oder eingepachtet [SBY 1997 : 46]. Knapp die Hälfte der Erntefläche (1995/96: 3,6 Mio. ha) wird mit Reis bebaut (1,5 Mio. ha), ein knappes Viertel mit Mais (0,78 Mio. ha) und ein knappes Fünftel mit Weizen (0,65 Mio. ha) mit Weizen [CSR 97/62 : 44].

Die Produktion von Nahrungsgetreide erreichte 1995/96 mit 6,14 Mio. t einen neuen Höchststand; vor allem die Reisproduktion ist starken Schwankungen ausgesetzt. Die Produktionssteigerungen konnten durch eine Ausdehnung der Anbauflächen, mehr Bewässerung, erhöhten Düngemitteleinsatz und nicht zuletzt bessere Witterungsbedingungen erreicht werden; die Nahrungsversorgung ist nach wie vor nicht gesichert.

Die Viehwirtschaft spielt eine nicht unwichtige Rolle: Sie liefert Nahrungsmittel (Milch, Fleisch, Eier) und Vorprodukte für die Verarbeitung (Häute und Felle, Wolle), Dung als Brennstoff für die Haushalte und für den Ackerbau sowie Zugleistung für den Ackerbau (Pflügen) und Zug- und Trageleistungen für den Personen- und Gütertransport in den verkehrsmäßig meist kaum erschlossenen Gebieten. Die Tierbestände steigen; die verbreitete Überweidung führt zu Schäden des Ökosystems. 1998 gab es 7,0 Mio. Rinder (1981/82: 6,5 Mio.) , 3,4 (2,4) Mio. Büffel, 6,0 (3,6) Mio. Ziegen, 0,9 (0,7) Mio. Schafe, 0,7 (0,4) Mio. Schweine und 15,8 (7,4) Mio. Hühner [FAO].

Produktion ausgewählter landwirtschaftl. Erzeugnisse (in 1.000 t)
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Reis (Paddy) 3.390 3.502 3.223 2.585 3.493 2.928 3.579
Mais 1.201 1.231 1.205 1.291 1.210 1.273 1.331
Weizen 855 836 779 765 873 914 1.013
Hirse 225 232 229 237 274 268 282
Gerste 33 33 27 27 29 30 41
Kartoffeln 672 738 733 733 780 840 898
Zuckerrohr 988 1.106 1.291 1.366  1.431 1.501 1.569
Ölsaaten 98 92 88 94 98 102 116
Tabak 7 7 6 6 6 7 6
Jute 16 16 . 9 9 9 11

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 80-146.

Forstwirtschaft: Der Waldbestand wird von der FAO für 1994 auf 5,75 Mio. ha geschätzt[FAO]; dem "Forest Development Master Plan, 1988" der nepalischen Regierung zufolge waren es 1985/86 5,52 Mio. ha [SYB 1997 : 153]. Nach den "World Resources 1994/95" (S. 306) der Vereinten Nationen hat sich die Entwaldung verlangsamt: danach gab es 1990 5,0 Mio. ha Wald ("natural forest"), 0,5 Mio. ha weniger als zehn Jahre zuvor, die Waldfläche geht jährlich (1981-90) um 1,0 % zurück. Nach Angaben einer anderen UN-Organisation (ESCAP) wurden 1994 20,3 Mio. m3 Stammholz geschlagen (1985: 16,3 Mio. m3) und fast ausschließlich zu Brennholz verwendet; Schnittholz (0,6 Mio. m3) spielt im Vergleich dazu nur eine geringe Rolle [SYAP 1996 : 362]. Die Aufforstung von 6.000 ha im Jahr (1981-90) reicht bei weitem nicht aus um die Verluste (55.000 ha) auszugleichen.

Fischerei: Der Fischfang steigt nach Angaben von UN/ESCAP zügig, 1994: 17.003 t (1985: 9.076 t) [SYAP 1996 : 362].

Umweltprobleme: Das gravierendste Problem ist das Abholzen der Bergwälder; ihre Fähigkeit das Wasser der Regenzeit zurückzuhalten geht mit fortschreitendem Holzeinschlag zurück, so daß mit weiteren und ausgedehnteren Überschwemmungen gerechnet werden muß, die insbesondere für Indien und Bangladesch katastrophale Folgen haben. Die Erosion, die durch Überschwemmungen verstärkt wird, bedeutet den Verlust von fruchtbarem Boden. Die steigende Zahl von Touristen, der Bau von Hotelanlagen und die Erschließung immer neuer Regionen für Bergwanderer vergrößert den Bedarf an Bau- und vor allem Feuerholz.

Rohstoffwirtschaft: Abbauwürdige Vorkommen von Gold, Kupfer, Eisenerz (ca. 4 Mio. t Hämatit mit 70 % Fe-Gehalt südlich von Katmandu), Kohle, Blei, Nickel, Kobalt, Zink und Schwefel sind bekannt, aber noch wenig erschlossen. Bereits abgebaut werden Glimmerschiefer und Kalkstein. Prospektion und Exploration wird zwar von der IDA finanziell unterstützt, insbesondere bei Erdöl und Erdgas, die Förderzahlen (1990/91) sind aber noch bescheiden: Kalkstein 24.500 t, Magnesit (1988/89) 27.978 t, Talkum 3.170 t, Braunkohle 10.150 t, Erdgas 116.690 m3.

Energiewirtschaft: 1995/96 wurden 1.263 Mio. kWh Elektrizität erzeugt, ganz überwiegend mit Wasserkraft (1.154 Mio. kWh), der Rest mit Dieselaggregaten (39 Mio. kWh), Solarenergie und Wind. 90 Mio. kWh wurden exportiert und 71 Mio. kWh importiert, der inländische Verbrauch (verkaufte Menge) belief sich auf 952 Mio. kWh, 311 Mio. kWh (25 %) waren Systemverluste; die Spitzenlast betrug 275 MW [SYB 1997 : 376]. Der Pro-Kopf-Verbrauch (1994: 44 kWh) ist einer der niedrigsten international [ESY 1994]. Die installierte Leistung betrug 1996 300 MW, davon 253 MW in Wasserkraft- und 47 MW in Dieselkraftwerken sowie 130 KW in Solarkraftwerken [SYB 1997 : 375]. Die gesamten Wasserkraftreserven werden auf 83.000 MW geschätzt. Die im Febr. 1993 beschlossene dritten Stufe des Wasserkraftwerkes Arun (201 MW) wird - nachdem sich die Weltbank im Aug. 1995 vom Projekt zurückzog - nicht gebaut werden.

Industrie: In den 4.487 erfaßten Betrieben waren 1994/95 243.922 Personen beschäftigt, vor allem in Teppichknüpfereien (58.097), Ziegeleien (55.305),  und Textilbetrieben (25.823) [SYB 1997 : 354-356]. Die meisten Betriebe sind der Klein- und Hausindustrie zuzurechnen und verarbeiten Erzeugnisse der Land- und Forstwirtschaft. Obwohl die Regierung u. a. durch Errichtung sog. Industriedistrikte sowie erhebliche Steuervergünstigungen, die Industrialisierung fördert, steht sie noch in einem Anfangsstadium. Der Industriesektor trägt - je nach Abgrenzung - weniger als ein Zehntel zum BIP bei und beschäftigt wenig mehr als 3 % der Erwerbstätigen. Die Selbstversorgung bei einfachen Industrieprodukten, wie Backwaren, Seife, Pflanzenfett, Zigaretten, Schuhen etc., konnte in etwa erreicht werden.

Industriestatistik
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Jutewaren 1.000 t 7,5 11,2 17,6 18,2 19,3 20,2 29,9 33,5
Zucker 1.000 t 32,0 44,5 55,4 64,4 34,0 49,2 67,0 80,0
Tee t 1.393 1.249 1.476 1.636 1.993 2.351 2.457 2.400
Zement 1.000 t 101 136 237 248 316 327 309 270
Bier 1.000 hl 68,4 103,9 123,3 143,8 149,0 167,8 183,2 215,0
Zigaretten Mrd. St. 6,3 6,7 7,0 7,8 6,9 7,4 8,1 8,1
Schuhe 1.000 Paar 744 1.009 1.530 823 700 685 649 550
Baumwollstoff Mio. m 5,3 5,4 7,2 7,1 5,6 5,1 5,2 4,0
Synth.stoffe Mio. m 13,6 16,5 11,4 12,8 16,7 14,7 18,1 18,0

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 362-363; Nepal and the world 1998 : 24.

Die industrielle Produktion (Index 1986/87 = 100) stagnierte Ende der achtziger Jahre (1989/90: 101) und erholt sich seitdem (1996/97: 183) [NFCCI 1998 : 26].

Außenhandel: Das Außenhandelsdefizit ist beträchtlich: Die Einfuhren sind mehr als dreimal so groß wie die Ausfuhren. Mit Indien besteht seit 1971 ein Handels- und Transitabkommen; Hauptausfuhrhafen ist Kalkutta. Im Außenhandel ist Nepal fast völlig auf den Transit durch Indien angewiesen; 1989 kam es deshalb zu Spannungen, die inzwischen wieder beigelegt sind. 1997 wurde ein Transitabkommen vereinbart, das den Außenhandel auch über die Häfen in Bangladesh zuläßt.

Außenhandel (Mio. NR)
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Ausfuhren fob 5.156 7.388 13.707 17.267 19.293 17.639 19.881 22.481
Einfuhren cif 18.325 23.227 31.940 39.206 51.571 63.680 74.455 96.006

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 307; Nepal and the world: a statistical profile 1998, S. 36.

Einfuhr nach ausg. Waren (Mio. NR)
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Nahrungs-, Genußmittel, lebende Tiere 1.608 1.821 2.948 3.025 4.657 4.464 5.478
Mineralien, Rohstoffe 1.571 2.013 3.416 3.977 3.276 3.348 5.036
Erdöl, -erzeugnisse 1.516 2.278 3.645 3.834 4.687 4.717 5.613
Chemische Erzeugnisse 2.824 3.051 4.615 5.265 5.646 7.193 8.804
Industrielle Rohprodukte 5.065 5.951 8.600 11.633 19.023 25.301 28.844
Maschinen, Fahrzeuge 3.790 5.991 5.893 7.702 10.121 13.028 15.312

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 316.

Ausfuhr nach ausg. Waren (Mio. NR)
 
1989/90 1990/91 1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96
Teppiche 2.331 3.724 7.035 9.594 9.534 7.718 8.164
Kleidung 1.399 1.350 3.205 3.930 5.943 5.140 5.360
Häute und Felle 284 211 218 244 223 417 387

Quelle: Statistical year book of Nepal 1997, S. 313.

Handelspartner: Nepal hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten systematisch und mit Erfolg seine Abhängigkeit von Indien verringert. 1996/97 wickelte es ein Viertel des Außenhandels (Einfuhren 27 %, Ausfuhren 24 %) mit dem Nachbarland ab, 1974/75 waren es noch 82 % gewesen. Im Außenhandel stehen bei den Exporten (1996/97) Deutschland (34 %) und die USA (26 %) vor Indien (24 %) und Bangladesh (2 %), bei den Importen Indien (27 %) und Hongkong (21 %) vor den Vereinigten Arabischen Emiraten (6 %) und Japan (4 %); Deuschland rangiert erst an 12. Stelle (1,2 %); die Anteile der Partner im Außenhandel variieren stark von Jahr zu Jahr  [NFCCI 1998 : 36].

Außenhandel mit der BR Deutschland (Mio. DM)
 
1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997
Ausfuhr in die BR Deutschland 143 208 264 326 267 213 200 225
Einfuhr aus der BR Deutschland 31 18 33 20 23 37 39 38

Quelle: Statistisches Bundesamt.

Der Fremdenverkehr hat sich zu einem der stärksten Wirtschaftsbereiche entwickelt: er erwirtschaftete 1995/96 9,5 Mrd. NR (etwa 170 Mio. US$) Devisen, 48 % gemesen an den Warenexporten, 23 % der Waren- und Dienstleistunsexporte, 18 % der Deviseneinnahmen und 3,8 % des BIP [NFCCI 1988 : 124]. Die (1996) 393.613 Reisenden kamen vor allem aus Indien (122.512); von den übrigen 271,101 Touristen kamen die meisten aus Großbritannien (7,5 %), Japan (7,3 %), Deutschland (6,3 %), den USA (6,4 %) und Frankreich (5,1 %) [FNCCI 1998 : 120]. Die Übernachtungskapazität wurde weiter ausgebaut; für 1995 werden offiziell 21.807 Hotelbetten, davon 13.424 im Kathmandu-Tal angegeben [SYB 1997 : 186]; frühere Angaben lagen doppelt so hoch. Es wurden 0,79 Mio. Übernachtungen gezählt bei durchschnittlich 2,2 Übernachtungen je Ankunft und einer Belegung von 49 % im Kathmandu-Tal und 42 % außerhalb [SYB 1997 : 187].

Verkehr: Die Topograhie Nepals erfordert hohe Aufwendungen für den Straßenbau und für den Flugverkehr. Die kurzen Eisenbahnstrecken spielen im Transport nur eine geringe Rolle; eine regelmäßige Binnenschiffahrt ist kaum möglich. Der internationale Überlandverkehr verläuft fast ausschließlich über Indien. Die beschlossene generelle Umstellung der indischen Eisenbahnen auf Breitspur wird die Verkehrsanbindung verbessern; Pläne bestehen auch für die Nutzung der indischen Wasserstraßen über den Ganges bis nach Kalkutta durch den Bau eines Kanals bei Naryangarth; seit 1997 besteht eine Transitmöglichkeit nach Bangladesh.

Straßenverkehr: 1995 umfaßte das Netz 10.724 km (1980 4.940 km), davon waren 3.533 km (1980 2.044 km) Asphalt-, 2.662 km (564 km) Schotter- und 4.529 km (2.332 km) unbefestigte Straßen [SYB 1997 : 203]. Der 1.020 km lange Mahendra-Highway ist die wichtigste West-Ost-Verbindung.

1995/96 waren 178.483 Kraftfahrzeuge zugelassen: u.a. 6.617 Busse, 2.397 Kleinbusse, 16.308 Lkws, 40.813 Pkws, 90.044 Motorräder und -roller [SYB 1997 : 396]. In den Bergen erfolgt der Transport auf den rund 10.000 km Maultierpfaden mit Packtieren und Trägern.

Eisenbahn: Es gibt nur zwei kurze Schmalspurbahnen (Spurweite 762 mm): die Nepal Government Railway, gegr. 1927, von Amlekhganj nach Raxaul (48 km) und die Janakpur Railway, gegr. 1937, von Janakpur/Bijalpura nach Jayanagar (53 km, Schmalspur), die 1995/96 1,38 Mio. Passagiere und 5.320 t Fracht beförderte [SYB 1997 : 223], durch die Anschluß an das indische Netz besteht. Von Kathmandu nach Bhaktapur (13 km) fährt ein Trolley-Bus.

Seilbahn: Die Bedeutung der nur für den Gütertransport eingesetzten 43 km langen Seilbahn von Katmandu nach Hetauda geht ständig zurück; 1995/96 wurden nur noch 6.295 t Fracht befördert (1986/87: 20.000 t) [SYB 1997 : 223].

Luftfahrt: Nepal hat 44 Flughäfen, zwei weitere (Talcha/Mugu und Kalikot) sind im Bau. Tribhuvan International Airport (Kathmandu) wird von einer Reihe ausländischer Gesellschaften angeflogen und kann Großflugzeuge aufnehmen; internationale Verbindungen bestehen nach Calcutta, New Delhi, Bangkok, Dhaka, Singapore, Hongkong, Dubai, Lhasa, Frankfurt und London; ferner gibt es 61 offizielle Hubschrauberlandplätze. Royal Nepal Airlines Corporation (RNAC) fliegt 37 Ziele im In- und Ausland (Europa, Asien) an; 1995/96 zeigte ein gemischtes Ergebnis: die Zahl der Beförderung ging im Inlandsverkehr auf 261.00 zurück, stieg aber im Auslandsverkehr auf 436.924 Passagiere an; die Frachtleistung ging im In- (auf 732 t) und Auslandsverkehr (auf 5.019 t) zurück. 1992 endete das staatliche Monopol im Flugverkehr; inzwischen nahmen sechs private Fluglinien den Betrieb auf: Necon Air (1997: 278.913 Passagiere), Nepal Airways (80.616), Everest Air (40.324), Lumbini Airways (35.267), Gorkha Airlines (12.002) und Buddha Air (11.808) [FNCCI 1998 : 95; FEA 1988 : 719, SYB 1997 : 223-226].

Fernsprechwesen: 1995 bestanden 89.893 Fernsprechanschlüsse - überwiegend in Katmandu; von 54 Städten haben 50 mit 83.175 Anschlüssen eine digitale Vermittlung [SPB 1996 : 136].

Rundfunk und Fernsehen: 1992 erreichte der Rundfunkt 90 % der Bevölkerung. Das Fernsehen begann 1985 mit Testsendungen, seit 1989 wird das Programm regelmäßig ausgestrahlt; 1994 waren lt. UNESCO 745.000 Rundfunk- und 100.000 Fernsehempfänger in Betrieb. 1994 errichtete Space Time Network eine Satelliten-Übertragungsstation in Kathmandu [FEA 1998 : 717].

Quellen:
EIU: Country profile / Country report. London: The Economist Intelligence Unit.
ESY: Energy statistics yearbook. New York: United Nations.
FAO: FAOSTAT Data Base Results. Rome: FAO.
FEA: The Far East and Australasia. London: The Europa Yearbook.
FNCCI: Nepal and the world: a statistical profile. Kathmandu: Federation of Nepalese Chambers of Commerce and Industry.
IFS: International financial statistics. Washington: International Monetary Fund.
JHBEP: Journalistenhandbuch Entwicklungspolitik. Bonn: Bundesminiterium für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.
PY: Production yearbook. Rome: FAO.
SYAP: Statistical yearbook for Asia and the Pacific. Bangkok: UN, ESCAP.
SCR: Staff country report. Washington, D.C.: International Monetary Fund.
SYB: Statistical year book for Nepal. Kathmandu.: Central Bureau of Statistics.
WDR: Word development report. New York: Oxford UP.


Anmerkungen, Korrekturen, Ergänzungen, Fragen: h93@ix.urz.uni-heidelberg.de


Weitere Informationen zu Nepal: Sozialstruktur, Neuere Literatur, Zeittafel

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