Bangladesch


Von Wolfgang-Peter Zingel

Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik


Eine kürzere Fassung erschien in: Wirtschaftshandbuch Asien-Pazifik 2003/2004. 48. Ausgabe. Hamburg: Ostasiatischer Verein e.V. 2003. pp. 61-81.

Grunddaten --- Wirtschaftsdaten --- Länderrating --- Statistisches Profil --- Politischer Überblick --- Wirtschaftspolitik --- Finanzpolitik --- Agrarwirtschaft --- Bergbau und Energie --- Verarbeitende Industrie --- Verkehrswesen --- Telekommunikation und Medien --- Handel, Banken, Versicherungen --- Tourismus --- Außenwirtschaft --- Beziehungen zu Deutschland --- Marktzugangsbedingungen --- Tabellen --- Quellen

Grunddaten

Staatsform

Parlamentarische Demokratie

Staatsoberhaupt

Präsident  Prof. Iajuddin Ahmed (seit 6.9.2003)

Regierungschef

Begum Khaleda Zia

Finanzminister

M. Saifur Rahman

Landessprache

Bengali

Handelssprache

Englisch

Analphabetenrate

2001: 59 %; Männer: 50 %, Frauen: 69 %  [UNDP 2003]; offiziell: 42 %

Maße und Gewichte

Metrische Maße und Gewichte; britische und lokale Maße und Gewichte werden vielfach verwendet (auch Zahlen: lakh = 100.000, crore = 10 Mio. = 100 lakh)

Währung

Taka (1 Tk. = 100 Poisha)

Zeitzone

GMT +6

Landfläche

147.570 qkm

Einwohnerzahl

Volkszählung 2001 (revidiert) : 129,2

Religionsgruppen

(meist sunnitische) Muslime (1991: 88,3 %), Hindus (10,5 %), Buddhisten (0,6 %), Christen (0,3 %) und An­hänger von Naturreligionen (Chittagong Hill Tracts)

Ethnische Zusammensetzung

Fast durchweg Bengalen, Stammesbevölkerung vor allem in den Chittagong Hill Tracts, sog. Bihari (ehema­lige Flüchtlinge aus Indien)

Bevölkerungsdichte

2001: 875 Einwohner/qkm (Volkszählung)

Bevölkerungs-wachstum

1,5 % (1991-2001)

Wichtige Städte

(Mio. Einwohner, jeweils SMA): Dhaka (Hauptstadt) 9,9, Chittagong 3,2; Khulna 1,2; Rajshahi 0,6

Wichtige Feiertage Nationalfeiertag 26. März (Unabhängigkeitstag 1971), 21. Februar, 14. April, 7. November, 16. und 25. Dezember. Weitere (islamische) Feiertage nach dem Mondkalender jährlich wechselnd

Wirtschaftsdaten

Entstehung des BIP

2002: Landwirtschaft 22%, Industrie 25%, Dienstleistungen 53%

Verwendung des BIP

2002: privater Verbrauch 76,8 %, öffentlicher Verbrauch 5,0 %, Investitionen 23,1 %, Exporte 14,3 %, Importe 19,0  %

Sparquote (brutto,
bezogen auf BIP)

2002: Nationale Ersparnis 22,8 %, inländische Ersparnis 18,2 %

Erwerbspersonen

1995/1996: 56,0 Mio., davon 54,6 Mio. beschäftigt

Arbeitslosenquote

1996: 2,5 % (hohe versteckte Abeitslosigkeit)

Wichtigste Agrarerzeugnisse

2002/2003: Reis 26,9 Mio. t; Weizen 1,5 Mio. t; Zuckerrohr 6,5 Mio. t.; Rohjute 4,4 Mio. Ballen

Wichtigste Industrieerzeugnisse

2001/2002: Juteprodukte 293.000 t; Düngemittel 1,7 Mio. t; Zement 1,3  Mio. t; Zucker 0,2 Mio. t

Elektrizitätserzeugung

2001/2002 (2000/2001): 17.455 (16.254) Mio. kWh

Wirtschaftsabkommen mit Deutschland

Doppelbesteuerungsabkommen seit 21.2.1993 in Kraft; Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen seit dem 14.9.1986

Wirtschaftsabkommen mit der EU

Seit dem 1.1.1973 in die Allgemeinen Präferenzen ein­bezogen; Abkommen über handwerkliche Erzeugnisse (handicrafts) und handgewebte Stoffe (handloom) seit dem 1.11.1974 in Kraft; Abkommen über den Handel mit Juteerzeugnissen seit dem 1.3.1981

Mitgliedschaft in wichtigen internationalen Organisationen

ADB, Commenwealth, ESCAP, FAO, G-77, IBRD, IDB, IDA, IIFC, HO (pending member), ILO, IMF, NAM, SAARC, SAPTA, UN, WHO, WIPO, WMO, WTO



Länderrating


+  Bangladesch behauptet seine Stellung als – gemessen an den muslimischen Staaten -- vergleichsweise demokratisches Land

+  Wirtschaftliches Wachstum von mehr als fünf Prozent in den letzten Jahren bei niedriger Inflation

+  Wirtschaftspolitisch weiter verhalten auf Reformkurs

-   Anhalten der Konfrontationspolitik der großen politischen Parteien

-   Anhaltende Korruption und Personenkult

-   Wirtschaftlich verheerend wirken sich die wiederholten Aufrufe zu Generalstreiks aus

-   Die Einschätzung der Lage wird durch Diskrepanzen in den Statistiken, die zum Teil auf Umstellungen in der Systematik und systematische Über- resp. Unterschätzungen zurückzuführen sind, erschwert und ist zum Teil unmöglich.


Statistisches Profil

 

1.

 

Einheit

Quelle

1996-

97

1997-

98

1998-99

1999/

2000

2000/

2001

2001/

2002

2002/

2003

 

BIP/MP

(Mrd. Tk)

ADB

2003

1.807

2.002

2.197

2.371

2.536

2.732

 

 

BIP/MP

(Mio US$)

WB

2003

37,9

44,1

46,0

47,2

47,0

47,3

 

 

BIP/MP (Preise von 1995/96)

(Mrd. Tk)

ADB

2003

 

1.844

1.934

2.049

2.157

2.253

 

 

Wachstumrate BIP/MP

(%)

ADB

2003

 

5,2

4,9

5,9

5,3

4,4

 

 

BIP pro Kopf

(Tk)

ADB

2003

14.538

15.824

17.150

18.270

19.617

20.823

 

 

BIP pro Kopf

(US$)

WB

2003

340

340

350

370

360

360

 

2.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Taka/US$ Jahresdurchschnittskurs)

 

ADB

2003

43,89

46,91

49,09

52,14

55,81

57,89

 

 

Taka/US$

 (Jahresendkurs)

 

ADB

2003

45,45

48,50

51,00

54,00

57,00

57.90

 

 

Taka/DM (Jahresdurchschnittskurs)

 

FAZ

25,37

26,65

26,68

24,76

27,96

 

 

 

Taka/DM

(Jahresendkurs)

 

FAZ

25,36

27,25

26,15

25,50

29,21

 

 

3.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Verbraucherpreise

(Basis 1986)

(%)

ADB

2003

2,5

5,4

11,7

4,1

1,0

1,2

 

 

Großhandelspreise

(%)

ADB

2003

0,6.

5,1

6,8

-0,4

-1,5

.

 

4.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diskontsatz

(% p.a.)

IMF

2003

8,0

8,0

8,0

7,0

7,0

6,0

 

5.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Staatshaushalt,

Saldo

(% des BIP)

WB

2003

-4,3

-4,1

-4,8

-6,1

-6,3

-6,3

 

6.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Inlandskredite

(Veränd. in %)

IMF

2003

13,8

13,3

13,1

13,7

17,7

18,9

 

 

Geldmenge

(broad money)

(Veränd. in %)

WB

2002

10,8

10,2

13,1

18,6

16,6

13,9

 

7.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Exporte (fob)

(Mio US$)

ADB

2003

4.427

5.172

5.324

5.762

6.476

6.150

 

 

Importe (cif)

(Mio US$)

ADB

2003

7.162

7.624

8.018

8.403

9.363

9.129

 

8.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Saldo Leistungsbilanz

(Mio US$)

ADB

2003

-534

-254

-477

-337

-1.018

240

 

 

- Saldo Handelsbilanz

(Mio US$)

ADB

2003

-2.735

-1.585

-1.934

-1.865

-2.011

-1.768

 

 

  - Warenexporte

(Mio US$)

ADB

2003

4.427

5.085

5.283

5.701

6.419

5.929

 

 

  - Warenimporte

(Mio US$)

ADB

2003

7.162

6.670

7.217

7.566

8.430

7.697

 

 

- Saldo Dienstleistungen

(Mio US$)

ADB

2003

56

-659

-738

-866

-1.178

-818

 

 

  - Dienstleistungsexporte

(Mio US$)

ADB

2003

745

786

798

946

856

915

 

 

  - Dienstleistungsimporte

(Mio US$)

ADB

2003

689

1.445

1536

1.812

2.034

1.733

 

 

- Übertragungen

(Mio US$)

IMF

2003

2.145

1.876

2.195

2.394

2.171

2.826

 

 

  - staatliche Ü.

(Mio US$)

WB

2002

PC2002

375

126

220

165

72

69

 

 

  - private Ü.

(Mio US$)

IMF

2003

1.770

1.750

1.975

2.229

2.099

2.757

 

 

  - davon Heimüberweisungen

(Mio US$)

IMF

2003

1.475

1.525

1.706

1.949

1.882

2.501

 

9.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auslandverschuldung

(Mrd US$)

ADB

2003

16,00

15,67

16,57

15,68

15.22

 

 

 

- in % des BNE

 

ADB

2003

36,6

35,6

36,2

33,4

32,8

 

 

 

Schuldendienst/

Exporterlöse

%

ADB

2003

.

8,6

9,2

9,2

7,3

 

 

10.

 

 

 

 

 

 

 

 

.

 

 

Währungsreserven

Jeweils Ende Juni

(Mio US$)

WB

2003

1.719

15.669

16.527

15.613

15.294

15.624

 

 

- in Monatsimporten

 

WB

2003

2,9

2,8

2,3

2,3

1,7

1,8

 

 

Anmerkungen: Haushaltsjahr 1. Juli bis 30. Juni.   Die Angaben der nationalen und internationalen Quellen, auch derselben Organisationen, weichen zum Teil erheblich voneinander ab.

 

Quellen:

ADB 2003 Key Economic Indicators

IMF 2003: Bangladesh: Statistical Appendix. IMF Country Report No. 03/194.

WB 2003: Memorandum. Report no. 25886-BD.



Politischer Überblick


Begum Khaleda Zia, die Witwe des ermordeten Präsidenten und Helden der Unabhängigkeitskrieges General Zia-ur Rahman, steht seit dem überwältigenden Sieg der von ihr geführten Allianz ihrer Bangladesh Nationalist Party (BNP), der Jamaat-e-Islami (JI), der Bangladesh Jatiya Party (BJP) des gestürzten Diktators Ershad, und der Islami Oikko Jote (IOJ), bei den Wahlen zur Nationalversammlang am 1. Oktober 2001 an der Spitze der Regierung. Ihre Vorgängerin im Amte, Sheikh Hasina Wajed, Führerin der Awami Liga (AL) und Tochter des ebenfalls ermordeten Führers der Unabhängigkeitsbewegung und "Vaters der Nation", Sheikh Mujibur Rahman, führt die Opposition, ebenso unerbittlich, wie die Ministerpräsidentin, als sie noch die Opposition anführte. Im Besitz der absoluten Mehrheit hat Begum Khaleda Zia einen größeren Handlungsspielraum als die gewählten Regierungen zuvor und sollte im Stande sein, die Wirtschaftsreformen, die im Zuge der Wahl-Auseinandersetzungen zum Stillstand gekommen waren, weiter voranzutreiben.


Grundsätzlich unterscheiden sich die politischen Parteien in ihren wirtschaftspolitischen Programmen kaum. Die drei großen Parteien, nämlich die heute mit allen Einschränkungen als “sozialdemokratisch” einzustufende AL, die eher national-konservative BNP sowie die BJP des einstigen Militärdiktators General Hussain M. Ershad, haben, wann immer sie an der Macht waren, ein Demokratieverständnis gezeigt, das dem Wahlsieger einen fast ungehinderten Zugang zu den Ressourcen des Landes bietet, den Unterlegenen aber davon ausschließt und ihn sogar der persönlichen Verfolgung auszusetzen droht. So erklären sich die erbitterten Machtkämpfe. Dass einige Politiker als Kandidaten aller drei Parteien (nacheinander) bis in die höchsten Regierungsämter vordringen konnten, deutet auf eine gewisse Beliebigkeit der politischen Programme der Parteien hin. Das hindert die Protagonisten nicht, die jeweiligen Positionen mit allem Nachdruck zu vertreten, mit der Folge wiederholter Unterbrechungen des öffentlichen Lebens durch zu in Gewalttätigkeiten mit Toten und Verletzten ausufernde Generalstreiks und tätlichen Angriffen auf Personen des öffentlichen Lebens. Wirtschaftlich schlägt jeder Streiktag mit 60 Millionen US-Dollar Produktionsausfall zu Buche. Verheerender noch wirkt die Korruption, deren Kosten die Weltbank auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beziffert.


Die mangelnde Fähigkeit zu politischen Kompromissen quer durch alle Parteien führte im Juni 2002 auch zum erzwungenen Rücktritt des Staatspräsidenten Chowdury, nachdem dieser mit seinem Anspruch überparteilichen Agierens den Unwillen der BNP hervorgerufen hatte. Dennoch dürfte die neue Regierung die von ihr heftig befehdeten Abkommen ihrer Vorgängerin honorieren, auch wenn sie die Beilegung des Konflikts in den Chittagong Hill Tracts, das Abkommen mit Indien über das Gangeswasser, die Vereinbarungen mit Indien über den Transitverkehr nach Nepal und mögliche Erdgasexporte nach Indien als Ausverkauf nationaler Interessen heftig gegeißelt hatte. Islamistische Gruppen, die auch in Bangladesch zunehmend in den Medressen geschult werden, sind besonders gut organisiert und loten systematisch ihr Aktionspotential aus. Aber auch die Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fraktionen derselben Partei werden zuweilen mit großer Heftigkeit ausgetragen. Die Politisierung der Studentenschaft, die traditionell eine wichtige Rolle bei allen Auseinandersetzung in Bangladesch spielt, hält an. Im Sommer 2002 kam es zu wochenlangen heftigen Auseinandersetzungen an der Universität Dhaka, die daraufhin geschlossen wurde.


Außenpolitisch pflegen Khaleda Zia und ihre BNP traditionell bessere Beziehungen zu Pakistan, während zu Zeiten der Regierung der Awami League eher das Verhältnis zu Indien gepflegt wurde. Die Spannungen zwischen Indien und Bangladesch erreichten im Februar 2003 einen Höhepunkt, als Indien mehr als zwei Millionen angeblich illegal in Indien lebender Bangadeschis gewaltsam abzuschieben plante. Eine Eskalation konnte durch Verhandlungen zwischen den Außenministern der beiden Länder aber vermieden werden.



Wirtschaftspolitik


Die Wirtschaft entwickelt sich weiterhin erfreulich. Die Nahrungsproduktion erreichte nach dem leichten Einbruch 2002 eine Rekordhöhe. Die Exporte nehmen wieder zu, mehr noch die Importe.


Die wirtschaftliche Entwicklung des Jahres 2002/2003 lag nach Angaben der Weltbank mit einer Wachstumsrate des BIP von 5,2 Prozent über der des Vorjahres (4,4 %) Footnote ; bei einem Bevölkerungswachstum von nur noch 1,7 % Footnote ergibt sich eine Wachstumsrate pro Kopf von 3,5 Prozent (2,7 %). Insgesamt wurde in den Jahren 1996-2003 ein durchschnittliches Wachstum von 5,2 Prozent erreicht. Footnote Dieses Wachstum ist für Bangladesch beachtlich, schöpft aber noch lange nicht das Potential des Landes aus und ist zu niedrig, um die ehrgeizigen Pläne der Regierung und der internationalen Gebergemeinschaft zu erfüllen. Die Inflationsrate ist mit (2002) 2,4 Prozent (2001: 1,6 %) weiterhin niedrig. Footnote Das Pro-Kopf-Einkommen ist mit 360 US-Dollar noch immer gering; Footnote das BIP pro Kopf stieg im Durchschnitt der Jahre 1991-2001 um 3,2 Prozent. Footnote


Von der „Asienkrise“ 1997/1998 war Bangladesch aufgrund seiner regulierten Wirtschaft und der auf die westlichen Industrieländer ausgerichteten Exportwirtschaft weitgehend verschont geblieben, ebenso von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Terroranschläge in den USA im September 2001 und von SARS. Die Heimüberweisungen der Arbeiter im Ausland erreichten 2001/2002 die Rekordhöhe von 2,5 Milliarden US-Dollar. Footnote Die Weltbank geht für die Jahre 2001/2002 und 2002/2003 von einem Leistungsbilanzüberschuß von 0,6 Milliarden US-Dollar und 0,4 Milliarden US-Dollar aus. Nachdem die Währungsreserven zu Beginn des Jahres 20001/2002 auf 1 Millarde US-Dollar fielen und das Leistungsbilanzdefizit auf 2,2 Prozent des BIP anstieg, mußte die Regierung ihr Entwicklungsprogramm einschränken; im Jahr 2002/2003 reichen die offiziellen Währungsreserven wieder zur Finanzierung der Importe von 2,6 Monaten. Footnote


Im Frühjahr 2002 hat die Regierung dem Bangladesh Development Forum ein Memorandum vorgelegt, das — im Gegensatz zu den Fünfjahresplänen — eher auf institutionelle Reformen abstellt. Die Entwicklung wird aber auch von externen Faktoren abhängen. Von großer Bedeutung wird z.B. die Entwicklung in Ost- und Südostasien sein, vor allem in Indien und China, von der der Konkurrenzdruck auf Bangladeschs Exporte abhängt. Mehr noch ist Bangladesch von der Konjunktur in den Industriestaaten, vor allem in den USA und in der EU, abhängig, da diese den Großteil der Exporte aufnehmen. Sie sind gleichzeitig die wichtigsten Geber von direkter und indirekter Entwicklungshilfe.


Konsequenzen für die wirtschaftliche Entwicklung wird das Auslaufen des Agreement on Textiles and Clothing (ATC), des Folgeabkommens des Multifibre Agreements, Ende 2004 haben. Auf dem Textilsektor, der die Ausfuhren dominiert, wird sich Bangladesch dadurch in seinen wichtigsten Absatzmärkten, den USA und Europa, der Konkurrenz anderer asiatischer Länder wie China und Indien stärker ausgesetzt sehen.


Noch immer lässt sich nicht abschätzen, inwieweit sich die Erdgasreserven zur Deckung des inländischen Bedarfs und vor allem für den Export werden nutzen lassen. Seit dem Anziehen der Rohölpreise Anfang 1999 sind die Erdgasvorkommen noch wertvoller geworden. Im Wahlkampf hatte sich Khaleda Zia vehement gegen einen Export nach Indien ausgesprochen; im Frühjahr 2002 stand erst einmal der Entwurf eines Bangladesh Gas Act und die Gründung einer Energie-Regulierungsbehörde an.


Das Budget beinhaltet umfassende Pläne zur Reform und Privatisierung der Staatsbetriebe, nachdem die Arbeit der seit März 2000 bestehenden Privatisierungs-Kommission vorerst keine wesentlichen neuen Impulse gebracht hatte. Der Kreis der zu veräußernden Unternehmen wurde erweitert; Käufern, die den ganzen Kaufpreis sofort bezahlen, wurde ein Preisnachlass von 35 bis 40 Prozent in Aussicht gestellt; jetzt sollen auch die drei Mineralöl-Vertriebsgesellschaften und einige Hotels angeboten werden. Die stark politisierten Gewerkschaften sind entschiedene Gegner weiterer Privatisierungen; bei dem in den Staatsbetrieben anzutreffenden personellen Überbesatz dürften bei einer Privatisierung Entlassungen kaum zu vermeiden sein. 2001 wurden neun Textil-Betriebe gegen den Rat von IWF und Weltbank auf ihre Arbeiter übertragen. Im Sommer 2002 wurde der größte Juteindustriekomplex, die Adamjee Jute Mills, geschlossen, 24.000 Arbeiter wurden entlassen. Damit setzte die Regierung ein Zeichen, dass sie zu strukturellen Reformen entschlossen ist. Inwieweit diese Maßnahme zu einer nachhaltigen Entlastung des Budgets führen wird, hängt von den Kosten des Sozialprogramms, insbesondere der Höhe der Abfindungen, ab. Die Verluste der Regierungsbetriebe machen inzwischen 2,1 Prozent des BIP aus und tragen ganz wesentlich zum Haushaltsdefizit von 7,3 Prozent des BIP (2000/2001) bei. Nach Berechnungen der Weltbank kam die Subventionierung der Adamjee Jute Mill einer Exportsubvention von 100 Prozent gleich.


Im Budget 2002/2003 wurden zudem Maßnahmen zur Liberalisierung des Außenhandels festgelegt, unter anderem eine Senkung des Spitzenzollsatzes von 38,4 auf 34,7 Prozent.



Finanzpolitik


Die Finanzpolitik ist nach wie vor auf Hilfe von außen angewiesen. Der (laufende) Haushalt 2003/2004 geht von 16 Prozent höheren Einnahmen gegenüber dem Vorjahr (reividiert), nämlich 362 Milliarden Taka, aus. Daraus sollen laufende Ausgaben in Höhe von 290 Milliarden Taka bestritten werden. Das Jahresentwicklungsprogramm ist in einem Umfang von 203 Milliarden Taka geplant, 35 Prozent mehr als im Vorjahr. 70 Prozent sollen aus eigenen Mitteln bestritten werden, 18 Prozent durch ausländische Quellen (Übertragungen und Darlehen) und 12 Prozent durch interne Verschuldung. Footnote


Die offenen Subventionen haben im Haushalt 2003/2003 mit 14 Milliarden Taka einen Anteil von 5 Prozent an den laufenden Ausgaben. Footnote Die Regierung kündigte eine Verdopplung der Agrarsubventionen von einer Milliarde Taka auf zwei Milliarden Taka an; sie sollen weiter auf drei Milliarden Taka erhöht werden. Footnote Die Schulden der Staatsunternehmen belaufen sich 2003 auf 105 Milliarden Taka. Footnote Die Verluste konnten von (2000/2001) 26 Milliarden Taka auf (2001/2002) 17 Milliarden gesenkt werden. Footnote Die Regierung will ihren Anteil auf 0,4 Prozent des BIP senken (2003: unter 1,0 % des BIP). Footnote



Agrarwirtschaft


Die Landwirtschaft ist nach wie vor der mit weitem Abstand bedeutendste Wirtschaftsbereich. Zusammen mit der Fischereiwirtschaft beläuft sich ihr Beitrag zum BIP dennoch auf nur noch 21,9 Prozent. Footnote Reis sie spielt in der Ernährung der Bevölkerung neben Hülsenfrüchten und Fisch eine überragende Rolle. Wasser ist — außerhalb der Monsunmonate — neben Ackerland der limitierende Produktionsfaktor. Im Delta von Ganges und Brahmaputra gelegen kann Bangladesch aber kaum Einfluss auf die Wasserführung nehmen und ist nicht nur von natürlichen Einflüssen abhängig, sondern auch von Handlungen der Oberlieger-Staaten.


Die Reisproduktion (2002/2003: 26,9 Mio. t) konnte durch Hochertragssorten und bessere Bewässerung in den letzten beiden Jahrzehnten verdoppelt werden. Boro, der Trockenreis der Winterernte, der auf künstliche Bewässerung angewiesen ist, hat inzwischen den größten Anteil an der Reisernte; seine Produktion konnte seit Mitte der neunziger Jahre verdoppelt werden: die Aman-Ernte steigt kaum noch und ist größeren Schwankungen ausgesetzt, während die Aus-Ernte auf niedrigem Niveau stagniert. Die Rekordernten der letzten Jahren haben Bangladesch geholfen, einen hohen Grad der Selbstversorgung zu erreichen, der Ernteeinbruch 2002 fiel geringer aus als im benachbarten Indien. Die Weizenproduktion ist ebenfalls steigend und übertrifft inzwischen die Aus-Ernte. Noch immer ist aber Bangladesch auf Nahrungsmittelimporte angewiesen, allerdings immer weniger von Getreide als von Speiseöl. Die Regierung kauft Getreide in großem Stil für ihre Nahrungsprogramme und zur Preisstützung und -stabilisierung.


Jute, bei der Bangladesch einst fast ein Weltmonopol hatte, hat an Bedeutung für die Herstellung von Verpackungsmaterial verloren und wird immer mehr durch synthetische Ersatzstoffe verdrängt. Auch wenn Bangladesch weiterhin der weltweit größte Exporteur von Rohjute ist, so finanziert der Export von Rohjute und Jutewaren heute nur noch einen Bruchteil der Importe. Der Export von Rohjute erreichte 2001/2002 1,40 Millionen Ballen und (bei fallenden Preisen) nur noch 55 Millionen US-Dollar; vom Juteanbau leben aber weiterhin etwa 30 Millionen Bauern in Bangladesch.


Die Regierung fördert die Landwirtschaft durch eine Subventionierung der Düngemittel, der Düngemittelproduktion, von Wasser und Energie und günstige Kredite. Nach Einschätzung der Weltbank sind die Maßnahmen aber zu wenig gezielt, um die Produktion anzukurbeln oder armen Bauern zu helfen.


Der vermehrte Einsatz von Handpumpen hat zwar die Wasserhygiene verbesser, aber ein neues Problem geschaffen. An vielen Orten wird nämlich mit dem Grundwasser im Boden natürlich vorkommendes Arsen gefördert. Um weitere ernste gesundheitlichen Schäden abzuwenden, muss das Wasser überall getestet werden, müssen Pumpen gegebenenfalls stillgelegt und eine Versorgung mit einwandfreiem Trinkwasser organisiert werden.



Bergbau und Energie


Erdgas wird in dem ansonsten an fossilen und mineralischen Rohstoffen armen Land seit Jahren gefördert (2001/2002: 10,6 Mrd. m3) Footnote und damit unter anderem eine Düngemittelfabrik betrieben. Die gesicherten Vorkommen werden der US-Regierung (EIA) nach auf 300 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Darüber, ob das Gas exportiert werden soll, ist eine heftige Kontroverse entbrannt, da Indien auf Grund seiner geographischen Lage eine Monopolstellung als Abnehmer gewinnen würde, wenn man einmal von der teuren Möglichkeit einer Verflüssigung für die Verschiffung absieht.


Die Erdölförderung ist mit 1.400 Fass am Tag unbedeutend; das Land ist völlig auf Importe angewiesen, der Verbrauch belief sich auf 3,7 Mio. t im Jahr 2001/2002, einschließlich Verarbeitungsprodukte. Footnote Kohle kommt zwar in großen Mengen vor, liegt aber unattraktiv tief.


Das Potential an Wasserkraft beschränkt sich in dem größtenteils nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegenden Land auf die Chittagong Hill Tracts, deren größter Fluss, der Karnaphuli, bereits aufgestaut ist.


Die Energiepolitik hat sich bei der Elektrizitätswirtschaft erfolgreich Fragen der Organisation zugewendet. Im März 2003 wurde das Energy Regulatory Commission Act verabschiedet, der eine unabhängige Regulierungsbehörde vorsieht. Ein Energy Pricing Framework wird vorbereitet. Die Strompreise wurden 2002 zweimal angehoben, die Systemverluste konnten von 35 Prozent auf 30 Prozent der Erzeugung gesenkt und die Gebührenzahlung von 60 Prozent auf 70 Prozent der Produktion erhöht werden. Die Fernleitungen werden auf die 1996 errichtete Power Grid Company of Bangladesh übertragen und das vertikal integrierte Bangladesh Power Development Board wird weiter zerlegt. Damit soll der Wettbewerb auf dem Strommarkt verstärkt werden. 2001/2002 wurden 17,0 Milliarden Kilowattstunden Strom erzeugt, zumeist in mit Gas befeuerten Kraftwerken. Footnote 1999 gab es eine installierte Kraftwerksleistung von 3.305 Megawatt; die Emission an Kohlendioxyd erreichte 5,9 Millionen Tonnen.



Verarbeitende Industrie


Das früher verfolgte Ziel der Importsubstitution wurde aufgegeben, die vom Staat errichteten Produktionsfirmen wurden privatisiert oder stehen zur Privatisierung an. Exportorientierte Produktionen wurden vor allem im Bereich der Fertigtextilien und Strickwaren aufgebaut. Aus bescheidensten Anfängen entwickelte sich eine leistungsfähige Industrie, die heute 1,8 Millionen (meist weibliche) Arbeitskräfte beschäftigt und 2001/2002 Fertigtextilien im Wert von 3,1 Milliarden US-Dollar (2000/2001: 3,4 Mrd. USD) und Wirkwaren im Wert von 1,5 Milliarden US-Dollar exportierte; in beiden Fällen wurden die Vorjahresergebnisse nicht ganz erreicht. Footnote Die meisten der Arbeitskräfte stammen vom Land; damit leistet der Wirtschaftsbereich einen wesentlichen Beitrag zum Strukturwandel.


Die Textilindustrie sieht jedoch schweren Zeiten entgegen. Bangladesch verdankt seinen Erfolg bei den Fertigtextilien nämlich dem Quotensystem des Multifaserabkommens, dessen Folgeabkommen, das Agreement on Textiles and Clothing (ATC), jedoch bis 2005 auslaufen wird. Durch die Liberalisierung des Sektors und die Einbindung entlang allgemeiner WTO-Richtlinien wird der bevorzugte Zugang zu den Märkten der EU und der USA, den Bangladesch bisher genossen hat, auf alle Länder ausgeweitet. Bangladesch wird sich bei Textilien der Konkurrenz anderer asiatischer Länder, darunter Chinas, Indiens und Pakistans, ausgesetzt sehen. Die Subventionen an die Textilindustrie sollen im Zuge der Bemühungen um eine Diversifizierung der industriellen Basis abgebaut werden.


Ein gewisser Spielraum besteht bei der Erhöhung der inländischen Wertschöpfung, die bei nur 30 Prozent liegt, da Garne, Stoffe und Accessoires zum größten Teil importiert werden müssen. Bei den Strickwaren liegt der Anteil von Vorleistungen aus inländischer Produktion bei Accessoires wie Knöpfen, Nähgarn, Verpackungsmaterial und Etiketten bereits sehr hoch. 2001/2002 importierte das Land für 312 Millionen US-Dollar Baumwolle, für 283 Millionen US-Dollar Garn und für 1.063 Millionen US-Dollar Stoffe und Verarbeitungsprodukt für die Exportproduktion und die Versorgung der eigenen Bevölkerung. Footnote


Die Juteverarbeitung, einst die einzige Exportindustrie des Landes, leidet unter Überkapazität und veralteter Technologie. Die Schließung der Adamjee Jute Mills und sechs staatlicher Jutespinnwebereien sollte Entspannung bringen, auch wenn der Überbesatz an Arbeitskräften immer noch auf 20 Prozent geschätzt wird. 2001/2002 wurden 419.000 Tonnen Jutewaren im Wert von 242 Millionen US-Dollar ausgeführt. Footnote


Ein anderer neuer Wirtschaftszweig ist das arbeitsintensive Abwracken von Seeschiffen, das den Bedarf an Stahl im Lande weitgehend deckt. Weitere Industrien produzieren Zucker, Tee, Lederwaren. Zeitungspapier, Arzneimittel und Düngemittel; die Produktion konnte in den letzten Jahren nur bei Zement merklich gesteigert werden, fiel dort jedoch im Jahr 2000/2001 auf 1,30 Millionen Tonnen. Bei Zucker fiel die Produktion seit Mitte der neunziger Jahre um zwei Drittel (auf 80.000 t), bei Stoff auf die Hälfte (auf 14.302 t).


Eine wichtige Rolle bei der Ansiedlung von Industrien spielen die Export-Processing Zones, deren bekannteste und erfolgreichste in Chittagong ist. Vier neue entstanden in Mongla, lshirdi, Comilla und Syedpur. Auf dem Terrain der Adamjee Jute Mills soll ebenfalls eine neue Export-Processing Zone errichtet werden.



Verkehrswesen


Seit der Fertigstellung der 4,5 Kilometer langen Bangabandhu-Brücke über den Brahmaputra (Jamuna) im Juni 1998 besteht eine Landverbindung zwischen den beiden Landeshälften Bengalens respektive Bangladeschs. Über sie verläuft eine vierspurige und gebührenpflichtige Straße. Vor allem für den wirtschaftlich rückständigen und verkehrsabgeschiedenen Nordwesten (Bezirk Dinajpur) erhofft man sich einen Aufschwung. Seit 1965 gibt es erstmals wieder einen direkten Busverkehr von Kolkata nach Dhaka. Sobald das fehlende Teilstück zwischen Tangail und der Jamuna-Brücke gebaut ist, wird es auch eine direkte Eisenbahnverbindung von Dhaka nach Kolkata geben.


Im Sommer 2002 vereinbarten die Regierungen von Bangladesch und Thailand einen Ausbau der Verkehrsverbindungen. Geplant ist der Bau einer Schnellstraße zwischen Bangkok und Dhaka über myanmarisches Hoheitsgebiet. Auch der Luft-und Seeverkehr soll intensiviert werden.


Der Plan, einen neuen Containerhafen bei Chittagong durch einen ausländischen Investor bauen zu lassen, stößt auf politischen Widerstand. Ein neues Terminal würde den empfindlichen Engpaß bei der Abwicklung des Außenhandels beseitigen. Das bestehende Terminal, über welches 80 Prozent der Importe und 75 Prozent der Exporte Bangladeschs abgewickelt werden, leidet unter räumlicher Enge, dem Fehlen von Erweiterungsmöglichkeiten, schlechter Verkehrsanbindung und veralteter technischer Ausrüstung. So können nur wenige Container per Bahn oder Lkw zum „Dry Port“ in Dhaka transportiert werden, die anderen Container werden in Chittagong geöffnet und die Fracht konventionell weitertransportiert.


Der Verkehr auf den Flüssen und Kanälen bleibt vor allem im Delta die einzige Verkerhsmöglichkeit. Allerdings nimmt die Bedeutung mit der sinkenden Schiffbarkeit ab. Neben erneuten Ausbaggerungen soll auch die Privatisierung weiter vorangetrieben werden.


Die nationale Fluglinie von Bangladesch verzeichnet bemerkenswertes Wachstum. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2000/2001 steigerte Bangladesh Airlines (Biman) seine Personenbeförderung um elf Prozent, Fracht um 15 Prozent und Post um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Von Juli 2000 bis März 2001 transportierte Biman eine Million Passagiere, 29.000 Tonnen Fracht und 21 Tonnen Postsendungen. Eine Privatisierung von Biman ebenso wie der Bangladesh Shipping Corporation ist vorgesehen. Bangladesch besitzt 14 Flughäfen, die beiden wichtigsten sind Zia International Airport in Dhaka und der Flughafen von Chittagong.



Telekommunikation und Medien


Die Dienstleistungsinfrastruktur, besonders die Telekommunikation, wurde in den letzten Jahren systematisch ausgebaut, mit Blick auf Indien werden große Hoffnungen auf die Informationstechnologie gesetzt. Als gesetzliche Grundlage wurde der Telegraph Act von 1885 um den Bangladesh Telecommunication Act von 2001 ergänzt; im Januar 2002 wurde eine Regulierungskommission für Telekommunikation eingesetzt. Bangladesch hatte im Frühjahr 2002 122 Internet Service Provider; pro Jahr werden 1.250 Spezialisten ausgebildet, das Ziel sind 5.000 pro Jahr.


Bangladesch hat eine florierende Presse mit über 100 Tageszeitungen, davon etwa ein Dutzend in Englisch. Radio und Fernsehen waren bis vor kurzem noch staatliche Monopole, seit 1999 sind jedoch private Fernsehsender erlaubt. Auch internationale Sender sind in Bangladesch zugelassen.



Handel, Banken, Versicherungen


Die Grameen Bank war mit der Vergabe von Kleinstkrediten, vor allem an Frauen, so erfolgreich, das ihr System auf der ganzen Welt kopiert wird. Durch kleine lokale Sparvereine und gemeinsame Haftung wurde eine Rückzahlung der Kredite von fast 100 Prozent erreicht, Zeugnis einer hohen Zahlungsmoral, die bei den staatlichen Banken ganz und gar nicht anzutreffen ist. Die Grameen Bank hat inzwischen höhere Einlagen als die Postsparkasse; im Juni 2001 waren es 11,8 Milliarden Taka.


Um die Zahl uneinbringlicher Kredite zu senken, wurden im Februar 2002 strengere Regelungen für die Vergabe von Großkrediten durch Geschäftsbanken wirksam. Gleichzeitig wurde im Zuge der Bankenreform die Schließung von 800 Verluste schreibenden Bankfilialen angeordnet.


Hauptprobleme im Bankensektor sind der Weltbank zu Folge weiterhin ein mangelhafter Gesetzesrahmen, schlechtes Management, unangebrachte Offenlegungsbestimmungen und eine schwache Zentralbank.


Im August 1998 wurde an der Dhaka Stock Exchange (DSE), Bangladeschs bedeutendster Wertpapierbörse, der elektronische Handel eingeführt. Der Börsenwert aller gehandelten Werte betrug im August 2003 66 Milliarden Taka gegenüber 41 Milliarden Taka im Juli 1999. Footnote



Tourismus


Bangladesch ist kein Touristenland, hat aber durchaus reizvolle Ziele zu bieten, nicht zuletzt den, wie es heißt, längsten Strand der Welt bei Cox‘s Bazar. Allerdings fehlt fast jede touristische Infrastruktur. Dennoch gewinnt der Tourismus in Bangladesch langsam an Bedeutung. Die Zahl der Besucher stieg auf (2000) 199.211, die Einnahmen aus dem internaonalen Tourismus auf 59 Millionen US-Dollar. Footnote Der größte Teil unter den Besuchern stammt aus dem benachbarten Indien. Potential könnte neben Cox‘s Bazar und den Chittagong Hill Tracts, die nach dem Ende der Aufstände wieder zugänglich sind, auch beispielsweise bei Schiffsreisen in Hotelschiffen auf den großen Wasserstraßen bestehen. Als Reiseland wird Bangladesch sich aber erst entwickeln können, wenn es sein Image als Armenhaus Asiens ablegt hat.



Außenwirtschaft


Die Ausfuhren erbringen nach wie vor nicht annähernd so viel Devisen, wie für die Bezahlung der Einfuhren benötigt werden. Für 2001/2002 wurden für Wareneinfuhren 8.540 Millionen US-Dollar aufgewendet, und für Warenausfuhren 5.986 Millionen US-Dollar eingenommen. Darin sind die Einfuhren und Ausfuhren der Export Processing Zones enthalten. Fertigtextilien (3.125 Mio. USD) führen mit weitem Abstand bei den Exporten, es folgen Wirkwaren (1.459 Mio. USD), Fischereierzeugnisse (276 Mio. USD), Juteerzeugnisse (242 Mio. USD), Leder (207 Mio. USD), Rohjute (61 Mio. USD) und Tee (17 Mio. USD). Die Ausfuhren nahmen 2001/2002 erstmals wieder ab, 2000/2001 waren es noch 6.467 Millionen US-Dollar gewesen. Footnote Für diesen Rückgang sind neben der international schwachen Konjunktur vor allem die Ereignisse des 11. September 2001 verantwortlich, die die Exporte in das Hauptabnehmerland USA trafen.


Um die Abhängigkeit von Textilexporten zu mindern, hat die neue Regierung finanzielle Anreize zur Diversifizierung der Ausfuhren geschaffen. Diese betreffen in einem ersten Schritt die Ausfuhren von Nahrungsmitteln und hochwertigem Gefriergut. Die Exporte von Lebensmitteln sind im vergangenen Jahr um acht Prozent gewachsen. Weitere Zielbranchen sind IT und die Keramikindustrie.


Da in Bangladesch kaum Baumwolle wächst, ist die Bekleidungsindustrie auf die Importe von Vorleistungen angewiesen: Rohbaumwolle, Garne. Stoffe und Accessoires. 2001/2002 wurden für 1.063 Millionen US-Dollar Stoffe, für 312 Millionen US-Dollar Baumwolle und für 283 Millionen US-Dollar Garne importiert. Footnote


Über das Ausmaß des Schmuggels an der Grenze zu Indien gibt es keine Angaben, er dürfte aber den offiziellen Handel mit Indien übertreffen. Landwirtschaftliche Produkte spielen eine große Rolle, je nach Preisgefälle zwischen den beiden Ländern. Die Differenz zwischen Ausfuhren und Ausfuhrerlösen finden sich in der Zahlungsbilanz unter den vergleichsweise hohen „Fehlern und Auslassungen“, 2001/2002 639 Millionen US-Dollar, Footnote das entspricht dem Saldo der Kapitalverkehrsbilanz.


Trotz aller Liberalisierung und Liberalisierungsbemühungen blieben Auslandsinvestitionen in großem Stil aus. Nach 174 Millionen US-Dollar im Jahre 2000/2001 fielen die Direktinvestitionen 2001/2002 auf 65 Millionen US-Dollar, die Portfolioinvestitionen der letzten Jahre waren Null oder sogar negativ. Footnote


Die Erwartungen nach dem Besuch des damaligen US-Präsidenten Clinton im März 2000 erfüllten sich nicht, da die USA zu größeren Investitionen im Energiesektor nur bereit sind, wenn Bangladesch Gasexporte in großem Stil nach Indien zulässt. Die Schuldenlast hält sich Dank der hohen Zuwendungen und günstigen Konditionen (mittel- und langfristige öffentliche Kredite zu niedrigen Zinsen) in erträglichen Grenzen: Der Schuldendienst machte 2001/2002 1,4 Prozent des BIP oder 8,5 Prozent der Exporterlöse von Gütern und Dienstleistungen aus. Footnote


In seiner Budgetrede 2002/2003 kündigt der Finanzminister an, die Zollprivilegien der in Bangladesch tätigen Ausländer einzuschränken, die in Bangladesch tätigen NGOs sollen daraufhin überprüft werden, inwieweit ihre Tätigkeit steuerbefreit bleiben kann. Zweigbetriebe ausländischer Unternehmen sollen eine Reihe ihrer Steuerprivilegien verlieren.



Beziehungen zu Deutschland


Deutschland bezieht seit Jahren weit mehr Waren aus Bangladesch als es dorthin liefert. Im Jahre 2001 beliefen sich die deutschen Einfuhren aus Bangladesch auf 895 Millionen Euro, die deutschen Ausfuhren erreichten mit einem Wert von 199 Millionen Euro nur ein knappes Viertel davon. Die deutschen Einfuhren haben sich seit Mitte der achtziger Jahre mehr als verzwanzigfacht (1985: 42 Mio. Euro). Die deutschen Ausfuhren, die damals fast so hoch waren wie heute (1985: 153 Mio. Euro), gingen danach jahrelang zurück und steigen erst seit 1992 (80 Mio. Euro) mit großen jährlichen Schwankungen wieder an. Bei den deutschen Ausfuhren dominiert der Maschinenbau; zusammen mit elektrotechnischen Erzeugnissen und Fahrzeugen entfielen auf Fertigprodukte über zwei Drittel aller deutschen Ausfuhren. Bei den deutschen Einfuhren handelt es sich fast ausschließlich um Bekleidung und Bekleidungszubehör.


Unter den Abnehmern steht Deutschland wenn auch mit großem Abstand, (2001/2002) an zweiter Stelle hinter den USA, bei den Lieferanten nicht mehr unter den ersten zehn. Footnote


Bangladesch ist eines der Schwerpunktpartnerländer der deutschen Entwicklungshilfe; wegen seines niedrigen wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsstandes und der verbreiteten Armut wird die deutsche Hilfe ausschließlich als Geschenk geleistet. Das BMZ-Länderprogramm konzentriet sich auf die Bereiche Basisgesundheitsversorgung und Familienplanung, Energie und die Förderung der Privatwirtschaft. Unter den bilateralen Gebern rangierte Deutschland 2001/2002 mit 21 Millionen US-Dollar ausbezahlter Hilfe an dritter Stelle. Footnote 2000 wurden Bangladesch Zuschüsse in Höhe von 31,2 Millionen Mark zugesagt, davon entfielen 25,6 Millionen auf die Finanzielle und 5,6 Millionen auf die Technische Zusammenarbeit. Es besteht ein Vertrag über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen und ein Doppelbesteuerungsabkommen, deutsche Direktinvestitionen haben nur eine geringe Bedeutung. Nach Auskunft der Botschaft sind deutsche Unternehmen mit Ausnahme der großen deutschen multinationalen Firmen durch bangladeschische Handelsrepräsentanzen vertreten (ca. 200). Andere Länder nutzen das Potential besser, insbesondere in den steuerlich begünstigen Exportzonen.


2003 wurde die Bangladesh-German Chamber of Commerce & Industry gegründet.

Marktzugangsbedingungen

Markzugangsbedingungen von Rödl & Partner: Investitionsrecht/ Gesellschaftsformen, Gewerblicher Rechtsschutz, Steuern, Schiedsgerichtsbarkeit, Eigentumserwerb, Währung/Devisen, Zölle/Handelsbestimmungen, Einreisebestimmungen: Vgl. Wirtschaftshandbuch (s.o.), pp. 76-77.

Tabellen


Tabelle 1: Handelsstruktur Deutschland-Bangladesch

                Deutsche Exporte nach Bangladesch

                (Angaben in 1.000 Euro

 

Nr.

WARENKLASSE 1)

2000

2001

2002

 

1-4

Ernährungswirtschaft

3.739

20.955

.

3

Nahrungsmittel pflanzl. Ursprungs

3.129

20.517

2.760

323

Zucker

1.633

1.882

.

324

Ölfrüchte zur Ernährung

-

18.131

.

331

Sonstige pflanzl. Nahrungsmittel

1.463

401

.

5

Rohstoffe

437

631

1.144

6

Halbwaren

4.862

4.705

2.723

630

Aufbereitete Kalidüngemittel

716

818

.

635

Sonstige chemische Halbwaren

1.313

1.108

.

7

Vorerzeugnisse

24.402

20.544

20.833

708

Papier und Pappe

3.514

1.582

2.657

712

Kunststoffe

7.385

6.430

3.691

713

Teerfarbstoff

1.946

1.517

.

714

Sonstige Farbstoffe, Farben, LAcke

2.849

2.396

.

717

Sonstige chemische Vorerzeugnisse

6.438

6.048

.

8

Enderzeugnisse

109.616

151.719

134.653

822

Sonstige Eisenwaren

4.000

3.243

.

826

Werkzeugmaschinen

1.707

3.148

.

827

Textil-, Lederindustriemaschinen

27.428

45.995

.

831

Pumpen, Druckluftmaschinen

5.205

2.994

.

833

Papier und Druckmaschinen

1.905

3.472

.

835

Nahrungsmittelindustriemaschinen

1.195

2.072

2.650

836

Sonstige Maschinen

15.722

21.068

.

841

Elektrotechnische erzeugnisse

12.185

20.529

.

843

Feinmechan. u. Optische Erzeugnisse

4.132

40.384

.

849

Pharmazeutische Erzeugnisse

15.053

20.695

.

851

Sonstige chemische Erzeugnisse

9.059

8,876

.

9

Ersatzlieferungen

177

259

300

 

 

 

 

 

 

GESAMTEXPORTE

143.233

198.813

162.719

 

Anmerkung: Nr. der Systematik.

 

Quelle: Statistisches Bundesamt, Außenhandel, Fachserie 7, Reihe 3; Berechnungen des OAV.

 

Tabelle 2:        Handelsstruktur Deutschland-Bangladesch

                         Deutsche Importe aus Bangladesch

                         (Angaben in 1.000 Euro)

 

Nr.

WARENKLASSE 1)

2000

2001

2002

 

1-4

Ernährungswirtschaft

34.901

35.055


206

Fische und Fischzubereitungen

34.581

34.800

27.554

5

Rohstoffe

631

916

517

505

Flachs, Hanf, Jute usw.

462

756

477

6

Halbwaren

3.678

4.327

3.575

606

Gespinste aus Flachs, Hanf, Jute

3.678

4.319

3.527

7

Vorerzeugnisse

4.557

4.718

1.299

704

Gewebe aus Baumwolle

12

745

681

705

Gewebe aus Flachs, Hanf, Jute

1.844

1.710

330

706

Leder

2.628

2.234

281

8

Enderzeugnisse

783.101

850.125

793.111

801

Strickwaren a. Seide, Chemiefaserm

133.866

144.144

141.422

802

Strickwaren a. Wolle u. Tierhaaren

5.923

5.175

7.974

803

Sonstige Kleidung aus Baumwolle

218.360

244.809

258.354

804

Sonst. Kleidung a. Seide, Chemiefaser.

142.559

134.085

91.523

806

Sonst. Kleidung aus Baumwolle

256.057

305.263

276.805

807

Sonstige Kleidung aus Flachs, Hanf usw.

12.666

7.450

3.714

811

Schuhe aus Leder

4.469

2.032

1.429

812

Andere Lederwaren

3.682

3.021

2.620

845

Waren aus Kunststoffen

2.264

1.683

.

9

Ersatzlieferungen

546

218

493

 

 

 

 

 

 

GESAMTEXPORTE

823.736

895.359

826.868

 

Anmerkung: Nr. der Systematik.

 

Quelle: Statistisches Bundesamt, Außenhandel, Fachserie 7, Reihe 3; Berechnungen des OAV.


Tabelle 3:        Außenhandel nach Waren

                         (Angaben in Mio. US$)

 

WARENGRUPPE

1993/

94

1994/

95

1995/

96

1996/

97

1997/

98

1998/

99

1999/

2000

2000/

2001

2001/

2002

IMPORTE:

 

 

 

 

 

- Reis

23

220

358

28

247

680

115

180

15

- Weizen

145

256

228

156

122

317

266

200

171

- Ölsaaten

65

80

89

62

93

100

90

70

72

- Rohöl

157

177

166

174

140

118

232

273

242

- Rohbaumwolle

71

135

185

195

207

233

277

375

312

- Speiseöl

140

220

179

216

216

287

256

230

251

- Mineralölprodukte

166

206

290

341

295

270

406

575

481

- Chemikalien

 

 

 

 

 

250

278

339

340

- Düngemittel

135

142

97

150

108

120

140

132

107

- Zement

129

116

171

156

152

105

80

46

 6

- Eisen und Stahl

 

 

 

 

 

345

393

464

450

- Garn

 

112

200

395

327

283

300

325

283

- Stoffe

.

1.025

1.043

1.098

1.264

1.109

1.320

1.291

1.063

Kapitalgüter

1.300

1.688

1.918

1.937

2.072

1.969

2.133

2.400

2.617

Alle Importe ohne EPZ

 

 

 

 

 

7.510

7.738

8.678

8.479

Importe der EPZ

 

 

 

 

 

496

665

685

650

Alle Importe

4.191

5.834

6.881

7.162

7.520

8.006

8.403

9,364

8.540

EXPORTE:

 

 

 

 

 

- Rohjute

57

79

91

116

108

72

72

67

61

- Tee

38

33

33

38

48

39

18

22

17

- Tiefgefrorene Produkte (Fischereierzeugnisse)

211

306

314

320

294

274

344

363

276

- Jutewaren

284

319

329

313

279

302

263

229

342

- Leder und Lederwaren

168

202

212

195

190

168

195

254

207

- Fertigtextilien

1.292

1.835

1.949

2.238

2.843

2.985

3.083

3.364

3.125

- Strickwaren

264

393

598

763

940

1.035

1.270

1.496

1.459

- Mineraldünger

.

91

95

104

59

59

60

68

60

GESAMT-EXPORTE

2.534

3.473

3.882

4.418

5.161

5.313

5.752

6.467

5.986

Davon Exporte der EPZ:

 

 

 

 

 

606

725

883

880

 

Quellen: 1993/94: Bangladesh Economic Review 1997 : 124-125. - The Far East and Australasia 1999 : 142. -- 1994/95 - 1997/98-2001/2002: IMF Country Report No. 03/2194 : 38-39; Memorandum for Bangladesh Development Forum 2002-2003 : 56-57.


Tabelle 4:        Außenhandel nach Ländern

                         (Mio. US$)


LAND

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

 

GESAMT-EXPORTE

3.297

3.628

3.822

4.520

5.590

5.736

5.617

USA

1.019

1.290

1.368

1.411

1.779

1.697

1.569

Deutschland

325

357

404

450

608

688

582

Vereinigtes Königreich

379

368

347

364

440

487

580

Frankreich

227

262

254

263

289

308

315

Italien

160

197

232

200

228

263

224

Niederlande

173

178

189

187

234

251

217

Belgien/Luxemburg

165

.

147

146

175

180

174

Hongkong

101

91

70

62

87

101

95

Kanada

66

71

79

77

97

96

84

Japan

104

87

64

71

67

62

63

 

GESAMT-IMPORTE

6.935

6.863

7.370

8.352

9001

9.011

7.968

Indien

1.018

796

1.179

1.024

945

1.195

1.065

China

641

622

547

534

668

772

926

Singapur

313

251

430

659

761

827

848

Japan

673

472

456

559

850

721

573

Hongkong

392

431

452

441

470

462

441

Korea

368

379

331

291

348

404

345

USA

250

285

242

446

214

265

248

Vereinigtes Königreich

170

208

314

280

239

238

184

Australien

122

126

197

213

175

215

169

Indonesien

84

154

185

159

193

180

167

Deutschland

187

186

164

144

163

 

 

Thailand

67

86

124

141

 

 

 

Vereinigte Arabische Emirate

48

66

36

117

 

 

 

Schweiz

64

71

75

113

 

 

 

Niederlande

67

138

55

112

 

 

 

Saudi-Arabien

91

118

72

106

 

 

 

Malaysia

105

227

115

90

 

 

 

Kanada

59

100

77

86

 

 

 

Pakistan

90

69

73

85

 

 

 

 

Quelle: 1996-1999: IMF: Direction of Trade Statistics Yearbook 2000 : 139-141. – ADB: Key Economic Indicators 2003: www.adb.org.



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