Wolfgang-Peter Zingel
Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik

BANGLADESH - Wirtschaft

Wirtschaft im Überblick- Geld, Finanzen, Entwicklungshilfe- Wirtschaft und Außenhandel - Verkehr

Wirtschaft im Überblick

Wirtschaftslage: Bangladesch zählt weiterhin zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt mit einem BSP pro Kopf von (1995) 240 US$ [WDR 1997]; 29 % der Bangladeshi leben (1989-94) von weniger als einem US$  pro Tag, 48 % leben unterhalb der nationalen Armutsgrenze [HDR 1997]: nur in Indien und China gibt es mehr Arme. Das Bevölkerungswachstum wird aber langsamer: nach offiziellen Angaben ist es bereits auf (1995) 1,8 % gefallen [SPB 1996 : 144]; nach Angaben der Weltbank sogar auf 1,6 % [WDR 1997]. Der konjunkturelle Aufschwung hält an; trotz der politischen Turbulenzen wurde 1996/97 ein wirtschaftliches Wachstum von 5,7 % erreicht [AEU 1997 : 6]. Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich beschleunigt, ist aber mit (1996-97) 6,1 % immer noch vergleichsweise niedrig [AEU 1997 : 12]. Die Versorgungslage der Bevölkerung mit lebenswichtigen Konsumgütern - vor allem Reis - hat sich nach der Mißernte 1994-95 wieder verbessert; die Weizenproduktion stagniert. Die Wachstumsrate in der Industrie fiel 1996-97 (3,6 %) unter die der Landwirtschaft (6,0 %). Das Steueraufkommen hielt sich in der Größenordnung von 12  % des BIP; das Haushaltsdefizit blieb auch 1996-97 knapp unter 6 %. Die (Brutto-)Investitionsquote konnte 1996/97 auf 17,4 % gesteigert werden; sowohl die "nationale" als auch die "inländische" Sparquoten erreichten mit 14,6 % und 9,5 % höhere Werte als in den Vorjahren [EIU 4/97 : 20-23]; derartige "Erfolge" werden jedoch immer wieder in Folgejahren durch rückwirkende Korrekturen relativiert.

1997 hat das Bangladesh Bureau of Statistics erste Neuberechnungen des Sozialprodukts auf der Grundlage der Empfehlungen des System of National Accounts 1993 des Statistischen Amtes der Vereinten Nationen vorgelegt: danach ist das Sozialprodukt ein Drittel höher als in der amtlichen Statistik bisher ausgewiesen; das Pro-Kopf-Einkommen 1994/95 beträgt nun 336 US$ und nicht 254 US$; das sektorale Gewicht verschiebt sich zugunsten der Industrie und zulasten der Landwirtschaft; Spar- und Investitionsquoten sind deutlich höher (1994/95: 12,8 % und 19,1 %); die Wachstumsraten sind kaum betroffen [AEU 1997 : 28-30].

Die Ausfuhren sind nach wie vor von nur einer Produktgruppe bestimmt; die Gefährdung der erfolgreichen Textilexporte in die USA durch den Boykott von Waren, die mit Kinderarbeit produziert werden, konnte 1995 abgewendet werden.

Ganz im Sinne der Weltbank widerstand die Regierung der Versuchung, auf dem Aktienmarkt zu intervenieren, als die Kurse 1996 binnen kürzester Frist auf das Vierfache anstiegen, um wenig später fast auf das Ausgangsniveau zurückzufallen; Anfang 1998 stand der All Share Price Index der Dhaka Stock Exchange bereits wieder bei 743 (Nov. 1996: 1.122); der Börsenwert aller notierten Unternehmen lag bei 66 Mrd. Tk. (= 1,45 Mrd. US$) [MSB Sep. 1997 : 161-162; AEU 1997 : 25; The Daily Star, Jan 3, 1998].

Währung: 1 Taka (Tk. - nach ISO 4217: BDT) = 100 Poisha (Ps). Offizieller Kurs (Stand: Ende 1997): 1 DM = 25,7738 Tk.

Währungsreserven: Devisen: 1.590 Mio. US$ (Stand: August 1997); Gold: 0,091 Mio. Feinunzen (Stand: Juni 1993)

Sozialproduktsentwicklung (Mrd. Tk.)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Wachstumsrate (real, %) 4,2 4,5 4,2 4,5 5,4
5,7
Bruttoinlandsprodukt (BIP) (lfd. Preise) 906 948 1.030 1.170 1.302
Bruttoinlandsprodukt (BIP/MP) 
(Preise = 1984/85)
536 560 584 610 642
Quelle: SYB 1996 : 477, 481, 478.

Preisentwicklung (Index 1985/86=100)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Verbraucherpreise 154,44 158,67 163,87 178,40 190,27 195,07
Quelle: MSB Sep 1997 : 34.

Produktionswachstum
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Landwirtschaft, Fischerei und Forsten (1991/92=100) 100 101 101 102 108 .
Industrie (1988/89=100) 123 142 154 163 174 178
Quelle: MSB Sep 1997 : 48, 79.

Zahlungsbilanz (Mio. US$)
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Warenbilanz -1.553 -1.688 -1.657 -2.261 -2.999 -2.707
Dienstleistungsbilanz 68 76 21 -54 -107 121
Investitsionseinkommen -88 -73 -30 -41 -6 -91
Private Übertragungen 975 1.067 1.247 1.426 1.475 1.770
Bilanz der laufenden Posten -578 -618 -420 -1.030 -1.636 -902
Auslandshilfe 1.611 1.675 1.559 1.739 1.444 1.530
Sonstiger Kapitalverkehr -291 -539 -514 -435 -870 -948
Änderung der Devisenbestände -742 -518 -625 -274 -1.062 320
Quelle: AEU 1997 : 43.

Staatshaushalt (Revenue - Mrd. Tk.)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
1995/96
1996/97
Einnahmen 98,9 113,6 125,9 141,8 150,3 163,4
Ausgaben 152,4 169,2 186,8 221,5 222,8 238,2
Quelle: AEU 1997 :49.

Außenhandel (Mio. US$)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
1995/96
1996/97
Exporte 1.994 2.365 2.525 3.463 3.883 4.418
Importe, fob 3.526 4,071 4.191 5.834 6.881 7.120
 Quelle: AEU 1997 : 44-45

Handel mit Deutschland (1996): Deutsche Ausfuhren nach Bangladesch: 205 Mio. DM; Deutsche Einfuhren aus Bangladesch: 636 Mio. DM.

Geld, Finanzen, Entwicklungshilfe

Währung: Währungseinheit ist die Taka (Tk.) = 100 Poisha. Abkürzung der Taka nach ISO 4217: BDT). Seit 1992 (1 US$ = 38,95 Tk.) hat der Taka gegenüber dem US-Dollar knapp ein Sechstel verloren (Jan. 1998: 1 US$ = 46,00 Tk.).

Die Devisenreserven beliefen sich nach Angaben des IMF im September 1997 auf 1,57 Mrd. US$  ohne Gold, deutlich weniger als in den Jahren zuvor.

Geldumlauf: Die Geldmenge wurde 1996/97 nur mäßig ausgeweitet. Die Menge M1 (Narrow Money) stieg bis Juni 1997 auf 143 Mrd. Tk, nur 4,9 % mehr als ein Jahr zuvor und 15 % mehr als zwei Jahre zuvor. In den Jahren 1990-1995 hatte sie sich noch verdoppelt.

Staatshaushalt: Das Haushaltsjahr endet am 30. Juni. Der Haushalt der Zentralregierung besteht aus einem laufenden und einem Entwicklungshaushalt. Die 1991/92 eingeführte Mehrwertsteuer (sales tax, 1995/96: 45 %) hat die Zölle als wichtigste Steuer (35 %) abgelöst, an dritter Stelle steht die Einkommensteuer (14 %). Der laufende Haushalt stieg 1995/96 auf 154 Mrd. Tk. Einnahmen und 115 Mrd. Tk. Ausgaben. Die Entwicklungsausgaben (97 Mrd. Tk.) lagen wieder unter den  laufenden Ausgaben; hier sind die höchsten Ausgaben für den Verkehrsbereich (26 Mrd. Tk.) bestimmt, noch vor dem Energiesektor (19 Mrd. Tk.), dem langjährigen Spitzenreiter.

Staatshaushalt (Mrd. Tk.)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
1995/96
1996/97
Laufende Einnahmen 98,8 113,6 125,9 141,8
150,3
163,4
- Steuern 79,5 91,2 96,3 111,9 120,1
132,7
- davon Eink.steuern 12,9 16,1 17,0 14,9 15,3 16,4
- Zölle 27,5 28,8 29,8 36,8 37,7 40,0
Laufende Ausgaben 75,6 84,6 91,2 103,1 113,1 125,4
- Verteidigung 12,9 15,9 16,4 17,9 19,4 .
- Zinszahlungen 10,4 9,9 10,7 11,5 12,9 .
- Erziehung 13,6 16,4 17,6 18,8 21,5 .
Jahresentwicklungsplan 66,2 70,2 90,4 103,0 100,2 117,0
Quelle:  SYB 1997 : 377-381. - MSB Sep 1997 : 151-152. - AEU 1997 : 49-52 (Die Quellen decken sich nur zum Teil).

Die langfristige öffentliche Auslandsschuld wurde von der Weltbank für Dezember 1997 mit 18,0 Mrd. US$ veranschlagt, davon 16,2 Mrd. US$ ausbezahlt. Der Schuldendienst wurde für 1997 mit 721 Mio. US$ angesetzt, davon 526 Mio. US$ Tilgung und 195 Mio. US$ Zinsen [AEU 1997 : 48]. 1994/95 wurden 1.739 Mio. US$ Hilfe ausbezahlt [SPB 1996 : 288]. Gemessen an den Exporterlösen machte der Schuldendienst 1996 11,6 % aus [AEU 1997 : iii].

Bankwesen: Zentral- und Notenbank ist die 1971 aus der State Bank of Pakistan hervorgegangene Bangladesh Bank. 1972 wurden die bestehenden 12 inländischen Geschäftsbanken verstaatlicht und in sechs Aktienbanken zusammengefaßt (Agrani Bank, Janata Bank, Pubali Bank, Rupali Bank, Sonali Bank, Uttara Bank; alle in Dhaka). Mit Investitionsfinanzierung beschäftigen sich die Bangladesh House Building Finance Corporation (Wohnungsbau), Bangladesh Krishi Bank (Landwirtschaft), Bangladesh Shilpa Bank (Industrie), Bangladesh Shilpa Rin Sangstha, Investment Corporation of Bangladesh und die 1981 gegr. Industrial Promotion Development Company of Bangladesh Ltd. (Förderung des privaten Sektors). Im Aug. 1980 wurde die Gründung privater inländischer Geschäftsbanken wieder zugelassen; seit 1984 firmieren die Pubali Bank und die Uttara Bank wieder als Banken des privaten Sektors. 1996 waren neun ausländische Banken mit 30 Niederlassungen im Land vertreten: American Express, Banque Indosuez, City Bank, Grindlays Bank, Habib Bank (Pakistan), Muslim Commercial Bank (Pakistan), National Bank of Pakistan, Standard Chartered Bank und die State Bank of India. Insgesamt gibt es (1996) 6.916  Bankfilialen, davon die meisten in ländlichen Gebieten. Mit der Grameen Bank, die vor allem Kleinstkredite an Frauen gewährt und bereits 1.055 Filialen hat, wurde eine Organisationsform entwickelt, die heute in der ganzen Welt Nachahmung findet [SPB 1996 : 49-52].

Bankeinlagen und Kredite (Mrd. Tk.; jeweils am 30.6.)
 
1991 1992 1993 1994
1995
1996
1997
Sichteinlagen 35,9 41,8 45,8 57,5 66,1 73,4 75,9
Termineinlagen 178,0 202,7 224,7 252,4 290,3 312,2 354,6
Kredite 
- an den Staat 
- an Private
253,7 
75,5 
178,2
267,1 
76,0 
191,2
282,6 
83,0 
199,6
306,9 
91,4 
215,5
360,8 
98,7 
262,1
434,5 
117,9 
316,6
494,0 
137,6 
356,4
 Quelle: AEU 1997 Sep 1997 : 53.

Entwicklungshilfe: Bangladesch hat von 1971 bis März 1995 aus dem Ausland Hilfe-Zusagen in Höhe von 34,3 Mrd. US$ erhalten, davon wurden 28,4 Mrd. US$ ausbezahlt: 48 % in Form von Zuschüssen und 52 % als Kredite. Die Hilfeleistungen werden über ein internationales Konsortium koordiniert, dem 13 westliche Staaten (einschl. Deutschland) und vier internationale Organisationen angehören. Die größten westlichen Geber der Jahre 1971-92 (Mio. US$) waren: International Development Agency der Weltbank (4.082), Japan (3.322), USA (2.792), UN/UNICEF (1.616), Kanada (1.545), Deutschland (992), Großbritannien (875), Niederlande (722), Saudi-Arabien (719), EG (710). 1994-95 zahlten Japan (350 Mio. US$), die ADB (337 Mio. US$), die IDA (286 Mrd. US$), die USA (115 Mio. US$) und Deutschland (112 Mio. US$) die höchsten Beträge aus [SPB 1996 : 289].

Die bilaterale entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit der BR Deutschlandbelief sich im Zeitraum 1950-94 auf 3,3 Mrd. DM: 3.258 Mio. DM Zuschüsse, 2,5 Mio. DM Kredite und sonstige Kapitalleistungen, 12,7 Mio. DM sonstige öffentliche Leistungen sowie private Leistungen zu marktüblichen Bedingungen in Höhe von -43 Mio. DM. Die Zusagen beliefen sich auf insgesamt 2.624 Mio. DM finanzielle Zusammenarbeit (Zusage 1994: 70 Mio. DM), 1.227 Mio. DM technische Zusammenarbeit (24 Mio. DM). Dem Volumen nach steht Deutschland an vierter Stelle der bilateralen Geber. 1995 erhielt Bangladesh von Deutschland 88,1 Mio. DM Zuschüsse und 2,8 Mio. DM Investitionen; 1,0 Mio. DM sonstige Leistungen wurden zurückgezahlt [JHEP 1997/98 : 113]. 1996 wurden Zuschüsse für finanzielle und technische Zusammenarbeit in Höhe von insgesamt 100 Mio. DM zugesagt. Die Mittel der finanziellen Zusammenarbeit (100 Mio. DM) dienen der Verbesserung der Elektrizitätsversorgung durch den Bau einer Hochspannungsübertragungsleitung, der weiteren Senkung des Bevölkerungswachstums sowie der Fortsetzung der Förderung des Grundbildungsprogramms einer Nichtregierungsorganisation, welches überwiegend Mädchen den Schulbesuch ermöglicht. Im Bereich der technischen Zusammenarbeit (20 Mio. DM) wurden Mittel für Projekte zur Verbesserung des Gesundheits und Familienplanungswesens zugesagt [JHEP 1997/98 : 94-95]. Das Ziel der Verringerung der Armut wird bei allen Vorhaben berücksichtigt. So wird die Grameen-Bank unterstützt [JHEP 1996].


Wirtschaft und Außenhandel

Die Wirtschaftsstruktur Bangladeshs ist von der Landwirtschaft gekennzeichnet.

Struktur des BIP (Mrd. Tk.; konstante Preise von 1984/85)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
BIP/MP insgesamt 536,2 560,2 583,8 609,8 642,4 678,8
Landwirtschaft 197,7 201,2 201,9 199,8 207,1 219,7
Industrie 54,1 59,0 63,7 69,2 72,8 75,2
Baugewerbe 32,5 34,0 36,1 38,6 40,1 41,6
Energie und Wasser 7,9 8,9 10,2 11,3 12,5 13,1
Verkehrs- u. Nachrichtenwesen 63,3 66,4 70,1 74,2 77,9 82,6
Handel 48,6 50,6 53,3 58,7 64,5 68,7
Hausbesitz 40,7 42,2 43,8 45,5 47,2 49,0
Verteidigung und Verwaltung 24,2 26,2 28,5 31,0 33,5 36,3
Banken und Versicherungen 10,0 10,3 10,7 11,1 11,5 11,9
Sonstige Dienstleistungen 57,2 61,1 65,6 70,4 75,1 80,3
Quelle: SYB 1996 : 478. - MSB Sep 1997 ; 147.

Wirtschaftsplanung: Nach Ablauf des Ersten Fünfjahrplans 1973-78 und des Zweijahr-Übergangsplans 1979-80 verfolgte der im Rahmen eines 20-Jahre-Perspektivplanes vom National Economic Council erarbeitete Zweite Fünfjahrplan (Juli 1980 - Juni 1985) als Ziele den Ausgleich der sozialen und wirtschaftlichen Rückstände und der regionalen Ungleichheiten, eine umfassende ländliche Entwicklung und die Verdoppelung der Nahrungsgetreideerzeugung. Die Ziele des dritten Fünfjahrplanes (1985-90) wurden ebensowenig erreicht wie die seiner Vorgänger. Bewertet zu konstanten Preisen wurden die privaten Investitionsziele vor allem in Landwirtschaft, Industrie und Wohnungsbau verfehlt, dafür im Verkehrs- und Nachrichtenwesen und Handel und Dienstleistungsbereich übererfüllt. Der vierte Fünfjahrplan (1990-95), Teil des 20-Jahre-Perspektivplanes (1990-2110), verfolgt als hauptsächliche Ziele (a) ein höheres wirtschaftliches Wachstum von jährlich 5 %, (b) Beseitigung der Armut und Schaffung von Arbeitsplätzen durch Ausbildung (human resource development) und (c) Erhöhung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit (self-reliance).

Sozialprodukt
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Bruttoinlandsprodukt zu lfd. Preisen 
(Mrd. Tk.)
907 948 1.030 1.170 1.302 1.403
Bruttoinlandsprodukt zu konst. Preisen (1984/85) 536 560 584 610 642 679
Reale Wachstumsrate in % 4,2 4,5 4,2 4,4 5,3 5,7
BIP pro Kopf, konst. MP, Tk 4.732 4.850 4.960 5.086 5.262 5.460
Reales Wachstum BIP pro Kopf in % 2,1 2,5 2,3 2,5 3,4 3,8
Quelle: SPB 1996 : 269-272. - MSB Sep 1997 : 147.

Zum BIP (Preise von 1984/85) tragen die Landwirtschaft (1996/97) mit 32 %, das verarbeitende Gewerbe mit 11 %, die Bauwirtschaft mit 6 %, das Verkehrs- und Nachrichtenwesen mit 12 % und der Handel mit 10 % bei.

Beschäftigung: Der Labour Force Survey 1995-96 ergab eine Erwerbsbevölkerung von 56,0 Mio.: 34,7 Mio. Männer und 21,3 Mio. Frauen, davon waren 54,6 Mio. (33,8 Mio. und 20,8 Mio.) beschäftigt und 1,4 Mio. (0,9 Mio. und 0,5 Mio.) ohne Beschäftigung. Die restliche Bevölkerung bestand aus Hausfrauen (12,0 Mio.), Kindern unter 10 Jahren (35,4 Mio.) und sonstigen Personen (18,4 Mio.).  Damit hatten die Erwerbstätigen einen Anteil von 46 % an der Bevölkerung; und von 65 % an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (78 % bei den Männern, 51 % bei den Frauen); die Arbeitslosenquote betrug 2,5 %. Die große Zahl der Unterbeschäftigten (versteckte Arbeitslosigkeit) ist darin nicht eingeschlossen; ihr Anteil wird im offiziellen Economic Review [June 1995, S. 16] mit 18,5 % angegeben. 64 % der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft, 16 % in der Industrie und im Transport, 11 % im Handel. 6,5 Mio. Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren waren erwerbstätig [SPB 1996 : 155-158].

Preise, Lebenshaltungskostenindex: Die Preise haben sich in den letzten Jahren nach amtlichen Angaben nur wenig erhöht: Die Lebenshaltungskosten (mittlere Einkommen, Dhaka; 1973/74 = 100) stiegen von 689 (1990/91) auf 786 (1994/95), 818 (1995/96) und 850 (1996/97). Die Großhandelspreise für landwirtschftliche und industrielle Güter, Dhaka (Index 1969/70=100) stiegen von 1.583 (1994/95), auf 1641 (1996/97) [SPB 1996 : 293. - MSB Sep 1997 :13, 38].

Landwirtschaft: Der Agrarsektor, der 64 % der Erwerbstätigen beschäftigt (1995-96), 32 % zum BIP beiträgt (1996/97) und 54 % der Bodenfläche als Ackerland nutzt, ist weiterhin konjunkturbestimmend. 80 % der Bevölkerung leben auf dem Land in 60.000 Dörfern, von denen nur etwa 2.000 an das Straßennetz und 19.896 (1994/95) an das Elektrizitätsnetz angeschlossen sind [SPB 1996 : 220]. Die fruchtbaren Schwemmlandböden erlauben eine Anbauintensität von (1993/94) 175 %:  auf 50 % der (Netto-)Anbaufläche von 7,7 Mio. ha wird eine zweite und auf 12 % eine dritte Ernte eingebracht [SPB 1996 : 184]; 3,3 Mio. ha werden (1993-94) künstlich bewässert, vor allem Reis (2,7 Mio. ha) und Weizen (0,3 Mio. ha) [SPB 1996 : 194-195]. Das Potential der Landwirtschaft ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Reis ist die wichtigste Anbaufrucht, mit Jute erbringt die Landwirtschaft das wichtigste landw. Exportprodukt des Landes. 58 % der (1983-84) 13,8 Mio. ländlichen Haushalte besitzen weniger als 0,4 ha, 9 % sogar noch nicht einmal den Boden, auf dem ihre Hütte steht; 50 % bewirtschaften Kleinstbetriebe von weniger als 1 ha [SPB 1996 : 183]. Die Land Reform Ordinance und die Agricultural Labour Ordinance, beide von 1984, regeln die Arbeits- und Pachtverhältnisse neu: sie beinhalten keine Enteignungen großen Stils. Pachtverträge gelten für mindestens fünf Jahre. Die Ernte von Pachtflächen erhält zu 33,3 % der Landbesitzer, zu 33,3 % der Pächter und zu 33,3 % derjenige, der Saatgut, Geräte etc. stellt (i. d. R. der Landbesitzer). Landarbeitern ist ein Mindestlohn von 3,28 kg Reis (oder Gegenwert) pro Tag zu zahlen. Niemand darf von seinem Anwesen in ländlichen Gebieten vertrieben werden. Zur Gruppe der Großbetriebe (3 ha und mehr) gehörten 1983/84 5 % der Betriebe mit 26 % der Flächen, im Durchschnitt 4,8 ha [SPB 1996 : 176].

Landwirtschaftliche Produktion (Mio. t)
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94
1994/95
1995/96
Reis 17,85 18,25 18,34 18,04
16,83
17,69
Weizen 1,00 1,07 1,18 1,13
1,25
1,37
Zuckerrohr 7,68 7,45 7,51 7,11 7,45
7,17
Ölsaaten 0,45 0,44 0,45 0,47 0,48
0,47
Tabak (1.000 t) 34,00 34,00 36,00 38,00 38,00 175,00
Tee (1.000 t) 45,88 45,23 48,93 50,52 51,65 48,00
Jute 0,95 0,94 0,89 0,81 0,96 0,74
Quelle: SPB 1996 : 187-188 . - MSB Sep 1997 : 53 (Angabe der Quelle für Tabak 1995/96 evtl. nicht korrekt).

Forstwirtschaft: 2,2 Mio. ha oder 13,6 % des Territoriums sind nach Angaben des statistischen Amtes (1995-96) Wald; 1,8 %  davon geschützt ("protected") [SYB 1996 : 179]; 1994/95 wurden 0,16 Mio. m3 Brennholz (1990/91: 1,1 Mio. m3), 0,17 Mio. m3 Bauholz und 2,05 Mio. m3 Bambus geschlagen [SYB 1996 : 179].

Fischerei: Fisch ist ein wichtiges Nahrungsmittel (Eiweiß); pro Kopf wurden 1992/93 8,4 kg (und nur 3,4 kg Fleisch) verzehrt [SPB 1996 : 365); die Fischerei bietet die Einkommensgrundlage für 1,3 Mio. Fischer. Die Flotte konnte bis 1988/89 auf 52 Trawler und 3.317 weitere Motorboote ausgebaut werden [SYB 1996 : 181]. 1993/94 wurden Fischereiprodukte (Krabben und Garnelen) im Wert von 10 Mrd. Tk. exportiert [SPB 1996 : 254].

Fangmengen (1.000 t)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95
Süßwasserfische 707 770 836 923
Seefische 245 250 253 278
Insgesamt 952 1.020 1.091 1.201
Quelle: SPB 1996 : 203.

Umweltprobleme: Die Bevölkerungszunahme und der Mangel an Boden haben dazu geführt, daß sich Ackerbau und Siedlung immer weiter in das Mündungsdelta von Ganges und Brahmaputra vorgeschoben haben. Das Abholzen der Mangrovenwälder begünstigt das Vordringen von Salz- und Brackwasser; Anbaufläche geht verloren, die Wirbelstürme rasen ungehemmt ins Landesinnere, wie im Sommer 1991 (über 150.000 Todesopfer). Unsachgemäße Bewässerung fördert die Versalzung und damit den Verlust von Ackerland. Das Überfischen der Binnengewässer ist ökologisch verheerend. Die geplanten Deichbauten im großen Stil im Rahmen des Flood Action Plan sind sowohl aus Gründen des Umwelt- als auch des Hochwasserschutzes umstritten.

Rohstoffwirtschaft: Die Erdgasvorkommen im Nordosten des Landes werden amtlich auf 300 Mrd. m3 und nach einer Veröffentlichung der US-Regierung auf 182 Mrd. m3 bis 623 Mrd. m3geschätzt; sie dürften bei gleichbleibender Förderung wenigstens Jahrzehnte reichen; 1997 wurden Pläne zur Nutzung des  auf 8 Mrd. m3 geschätzten Shahbazpour-Feldes im Südwesten des Landes diskutiert (Kraftwerke, Export nach Indien) [FT 25.6.1997, 3.2.1998]. Bei Bogra wurde in großer Tiefe Kohle (530 Mio. t) entdeckt, ferner gibt es Vorkommen von Glassand und von anderen mineralhaltigen Sanden. Erdöl wurde 1986 bei Sylhet gefunden und wird in geringem Maße gefördert; weitere Vorkommen werden in den Küstenzonen und im Festlandsockel des Golfs von Bengalen vermutet. Gefördert werden außerdem Kalkstein, Porzellanerde und Salz.

Produktion
 
1991/92 1992/93 1993/94
1994/95
1995/96
1996/97
Erdgas (Mio. m3) 5.337 5.973 6.338 7.006 7.520 7.359
Kalkstein (1.000 t) 42,6 23,2 23,9 28,0 20,6 28,4
Porzellanerde (1.000 t) 2,3 1,6 2,8 6,6 6,9 9,3
Quelle: SYB 1996 : 229. - MSB Sep 1997 : 77-78.

Energiewirtschaft: Traditionelle Energieträger (Kuhdung, Reisschalen, Reisstroh, Brennholz etc.) spielen noch immer die größte Rolle; ihr Verbrauch entsprach 1993/94 dem von 10,5 Mio. t Steinkohle oder 290 x 1012 BTU, etwa ebensoviel  wie der von kommerzieller Energie (7,5 Mio. t Mineralöläquivalente oder 306 x 1012 BTU). Erdgas ist der bedeutendste kommerzielle Energieträger: 1994/95 wurden 7,0 Mrd.m3 gefördert, davon wurden 3,0 Mrd.m3 zur Elektrizitätserzeugung, 2,2 Mio. t  für die Düngemittelerzeugung, und 0,5 Mrd.m3 in privaten Haushalten verwendet. 1994/95 wurden 1,3 Mio. t Rohöl und 1,1 Mio. t Derivate importiert. Die Elektrizitätserzeugung von (1994/95) 10,8 Mrd. kWh stammt fast ausschließlich aus (staatlichen) Kraftwerken (Wasserkraft: nur Kaptai am Karnafuli), 8,37 Mrd. kWh wurden verbraucht. Die installierte Kraftwerksleistung beträgt (1994/95) 2.908 MW.

Energiebilanz in Petajoule (1 PJ = 103 TJ = 106GJ = 1015 Joule)
 
1990 1991 1992
1993
1994
Primärenergieverbrauch 522 608 622 644 642
- Kohle 12 4 4 4 0
- Erdöl 80 72 77 84 68
- Erdgas 154 184 195 211 233
- Elektrizität 3 3 3 2 3
- Traditionelle Energieträger 274 345 343 342 338
Energieverbrauch pro Kopf (GJ) 5 6 6 6 5
Quelle: UN Energy Statistics Yearbook 1994, tab. 4.

Industrie: Ihre Struktur ist durch die Be- und Verarbeitung von Agrarprodukten, eine geringe Diversifizierung, viele Betriebe der Klein- und Heimindustrie und nur wenige große und mittlere Betriebe gekennzeichnet. Die Textilindustrie ist mit einem Anteil von (1994/95) 50 % am Bruttoproduktionswert und 36 % der Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes der bedeutendste Industriezweig, gefolgt von der Nahrungsindustrie (22 % resp. 27 %); von den 1,29 Mio. Industriebeschäftigten arbeiten 0,97 Mio. und 0,13 Mio [SPB 1996 : 214-216]. Die Industrie ist in Dhaka und Chittagong konzentriert; ein neuer Schwerpunkt bildet sich im Raum Ashuganj (Düngemittelfabrik) und Ghorasal (Kraftwerk) heraus. Die gestiegene Bedeutung des privaten Sektors läßt sich daran ablesen, daß seine Investitionen (1995/96: 139 Mrd. Tk oder 10,7 % des BIP) die des öffentlichen Sektors (82 Mrd. Tk oder 6,3 % des BIP) inzwischen deutlich übersteigen [SPB 1996 : 276]. Das Engagement ausländischer Unternehmer nimmt langsam zu: nach IWF-Angaben 1993 (1992) 14,0 Mrd. US$ (3,7 Mrd. US$) Direkt- und 8,4 Mrd. US$ (8,7 Mrd. US$) Portfolioinvestitionen.

Index der industriellen Produktion (1988/89=100)
 
1991/92 1992/93 1993/94
1994/95
1995/96 1996/97
Industrie insgesamt 123 142 154 163 174 178
Nahrungsmittel 128 138 151 172 165 166
Textil- u. Lederwaren 129 142 143 159 180 194
Chemikalien 117 144 160 169 182 177
Metallwaren 93 90 89 100 91 98
Quelle: SPB 1996 : 208. - MSB Sep 1997 : 79.

Ausgewählte Industrieerzeugnisse (1.000 t)
 
1991/92 1992/93 1993/94
1994/95
1995/96 1996/97
Jutewaren 416 446 421 425 405 377
Baumwollgarn 61 61 58 49 50 50
Baumwollstoff (Mio. m) 59 45 32 17 10 10
Zucker 195 187 221 270 184 135
Tee 46 49 41 47 51 54
Zement 272 207 324 316 426 611
Papier und Pappe . 90 91 83 82 65
Düngemittel (Harnstoff) 1.736 2.051 2.366 2.145 2.248 1.773
Fahrräder (1.000 St.) 17 13 13 13 13 13
Farbfernseher 17 22 23 37 29 25
Quelle: SPB 1996 : 210-211. - MSB Sep 1997 : 62.

Außenhandel: Das Außenhandelsdefizit konnte - relativ - verringert werden; die terms of trade (1986/87 = 100) erholten sich und stiegen auf (1995/96) 150 (1993/94: 71, 1994/95: 146) [AEU 1997 : iv].

Außenhandelsstatistik (Mio. US$)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Ausfuhr 1.994 2.365 2.525 3.463 3.883 4.418
Einfuhr 3.526 4.071 4.191 5.834 6.881 7.120
Saldo (% der Ausfuhr) -77 -72 -66 -68 -77 -61
Quelle: AEU 1997 : 44-45.

Wichtige Handelsgüter (Mio. US$)
 
1991/92 1992/93 1993/94 1994/95 1995/96 1996/97
Einfuhr
Reis 5 0 10 208 334 10
Weizen 260 176 141 291 236 187
Ölsaaten 9 35 65 63 75 70
Rohöl 152 181 116 187 164 205
Speiseöle und -fette 163 152 117 228 188 189
Mineralölprodukte 168 177 168 209 274 361
Düngemittel 117 131 135 142 149 169
Zement 77 115 100 150 156 180
Garn 92 127 168 85 102 201
Ausfuhr
Rohjute 85 74 57 72 90 116
Tee 32 41 38 33 33 38
Tiefkühlkost (Fisch etc.) 128 164 211 299 315 322
Jutewaren 293 290 283 319 330 318
Leder 145 148 168 202 212 185
Fertigtextilien 1.064 1.231 1.287 1.835 1.950 2.237
Strickwaren 119 205 264 146 598 764
Quelle: AEU 1997 : 44-45.

Wichtige Handelspartner (Mrd. Tk.)
 
1990/91 1991/92 1992/93 1993/94
Einfuhr
Europäische Union 13,85 14,79 16,99 14,17
- Deutschland 3,94 4,59 4,25 4,24
- Großbritannien 3,27 4,27 4,18 3,78
Korea 10,54 11,83 14,00 13,28
Indien 7,13 4,34 10,14 13,22
Hong Kong 7,63 9,79 11,33 12,58
Japan 11,74 9,60 10,88 11,82
Singapur 7,32 9,84 11,36 11,77
China 6,49 9,63 9,26 11,60
Taiwan 4,13 6,35 5,87 6,94
USA 7,77 8,33 7,97 6,35
Pakistan 2,56 4,34 4,76 3,63
Vereinigte Arab. Emirate 4,38 6,15 4,67 3,55
Ausfuhr
Europäische Union 21,63 24,48 28,45 36,26
- Deutschland 5,78 6,12 7,27 9,12
- Großbritannien
4,65
4,34
6,33
8,46
- Frankreich
3,24
4,19
4,51
6,43
- Italien 3,29 4,48 4,35 5,00
USA 17,41 25,19 32,09 34,64
Hong Kong 0,68 1,43 2,02 2,64
Japan 2,06 2,09 2,36 2,64
Quelle:  SYB 1996 : 312-316.

Tourismus: Eine spezielle Infrastruktur für den Tourismus ist nicht vorhanden. Die Reisenden aus dem Ausland (1995: 156.231) kommen vor allem aus Indien (46.015), Großbritannien (31.984), USA (10.541), Japan (5.600), Niederlande (3.279) und Deutschland (2.460); sie gaben 1994/95 955 Mio. Tk. aus [SPB 1996 : 236-244].

Verkehr

Der bedeutendste Verkehrsträger ist traditionell die Binnenschiffahrt; die Eisenbahn hat an Bedeutung gegenüber dem Straßenverkehr verloren. Mit der Vollendung der Straßenbrücke über den Brahmaputra (Jamuna) werden der westliche und der östliche Landesteil erstmals auf dem Landwege verbunden sein. Im September 1997 wurde die Transit-Route durch Indien nach Nepal eröffnet; Indien hofft darauf, daß Bangladesh im Gegenzug den Transit-Verkehr nach Assam erlaubt [FT 2.9.1997].

Straßen: 9.704 km Straßen mit Zement- oder Asphaltdecke und 5.965 km mit anderen festen Decken bilden (1994) das nationale Fernstraßennetz; dazu kommen (1994-95) 19.369 km befestigte und 187.952 km unbefestigte lokale Straßen. 27.243 Busse und 34.936 Lkws bewältigen (1994/95) den größten Teil des Straßenverkehrs; die Zahl der Pkws (41.689) ist noch klein; die Zahl der Auto Rickshaws (46.561) und Motorräder (134.303) nimmt rasch zu. 473.000 Fahrradrikschas sind neben den Bussen das wichtigste Nahverkehrsmittel [SPB 1996 : 235-239].

Eisenbahnen: Geschichte und Topographie sind dafür verantwortlich, daß es kein einheitliches Streckennetz gibt: Die Eisenbahn fährt mit 279 Lokomotiven, 1.323 Personen- und 17.498 Frachtwaggons [SYB 1996 : 286] auf 884 (Strecken-)km Breitspur (1,676 mm) im westlichen Landesteil und auf 1.822 km Meterspur, überwiegend im östlichen Landesteil, dazu unverbundene Meterspur-Teilnetze im westlichen Landesteil; 1994/95 beförten sie 2,7 Mio. t Fracht und 40 Mio. Passagiere (1982/83: 106 Mio.) [SYB 1996 : 289].

Schiffahrt: Das Mündungsdelta von Ganges (Padma), Brahmaputra (Yamuna) und Meghna (Surma) erlaubt eine Binnenschiffahrt auf 3.793 km ganzjährig und 2.103 km saisonal befahrbaren Wasserwegen. 1991/92 wurden 48 Mio. t, 36 % des gesamten Güterverkehrs, auf dem Wasserwege abgewickelt. Unter Aufsicht der Bangladesh Inland Water Transport Authority wurden 1994/95 67 Mio. Passagiere transportiert; die Bangladesh Inland Water Corporation transportierte 1994/95 mit 286 Fahrzeuge 0,67 Mio. Passagiere auf ihren Linien- und 9,1 Mio. auf ihren Fährschiffen [SYB 1996 : 297-298]. Die Zahl der country boats wird auf (1994/95) 317.000 für den Güter- und 589.000 für den Passagiertransport geschätzt [SYB 1996 : 276]. In den Seehäfen Chittagong und Mongla (Chalna) wurden 1994/95 8,6 Mio. t resp. 2,1 Mio. t Güter gelöscht und 1,4 Mio. t resp. 0,7 Mio. t verladen [SYB 1996: 299]. Die Bangladesh Shipping Corporation hatte 1994/95 eine Flotte von 18 eigenen Schiffen mit einer Tragfähigkeit von 0,27 Mio. dwt (deadweight tons); sie transportierte 1993/94 (mit zusätzlichen 12 gecharterten Schiffen) 1,7 Mio. t [SYB 1996 : 296].

Luftfahrt: Zia International Airport, Dhaka, ist der wichtigste Flughafen (1995: 2,0 Mio. Passagiere), daneben Kurmitola, Chittagong, der einzige andere Flughafen mit internationalen Verbindungen, sowie Sylhet, Jessore, Ishwardi, Rajshahi, Saidpur und Cox's Bazar [SYB 1996 : 293]. Die nationale Fluggesellschaft Bangladesh Biman transportierte 1994/95 mit ihren 9 Maschinen (4 Fokker und 5 DC) 1,25 Mio. Passagiere und 32.000 t Fracht [SPB 1996 : 236].

Fernmeldeverkehr: 1995 gab es 8.923 Post- und 763 Telegraphenämter; die meisten Dörfer sind noch ohne ein solches. Das Telefonnetz wird ständig ausgeweitet, 1994/95 gab es 0,32 Mio. Anschlüsse, 3 je 1.000 Einwohner [SYB 1966 : 293-294].

Quellen:
AEU: Bangladesh. Annual economic update. S.l.: World Bank, South Asia Region.
EIU: Country report Bangladesh. London: Economist Intelligence Unit
FT: Financial Times, London.
HDR: Human development report. New York: United Nations Development Programme
HDSA: Human development in South Asia. Karachi: OUP.
JHEP: Journalisten-Handbuch Entwicklunspolitik. Bonn: BMZ
MSB: Monthly statistical bulletin Bangladesh. Dhaka: Bangladesh Bureau of Statistics.
SPB: Statistical pocket book, Dhaka: Bangladesh Bureau of Statistics
SYB: Statistical yearbook of Bangladesh. Dhaka: Bangladesh Bureau of Statistics.
Stateman's YB: Stateman's Year-Book. London: Macmillan
WDR: World development report. Washington, D.C.: World Bank 


Eine ältere Fassung erschien in: Munzinger /IH-Länder aktuell 17/98. Ravensburg. 
Anmerkungen, Korrekturen, Ergänzungen, Fragen: h93@ix.urz.uni-heidelberg.de

Weitere Informationen zu Bangladesh: Sozialstruktur, Neuere Literatur, Zeittafel
Zurück zur Heimatseite von W.-P. Zingel