AFGHANISTAN - Zeittafel
zusammengestellt von Wolfgang-Peter Zingel
Südasien-Institut der Universität Heidelberg, Abteilung Internationale Wirtschafts- und Entwicklungspolitik

Zeittafel aktualisiert im Juli 2000; eine neuere Fassung erschien in: Munzinger-Archiv / IH-Länder aktuell, Ravensburg, 39/01: Soziales und Kultur, pp. 7-13,

6.-4. Jh v. Chr.
Das Gebiet des heutigen Afghhanistan gehört zum persischen Achämeniden-Reich

300-327 v. Chr.
Alexander der Große erobert das Gebiet

3./4. Jh
Persische Sassaniden erobern Großteil des Landes

7.-10. Jh
Arabisch-islamische Durchdringung

13./14. Jh
Mongolenherrschaft

1747 Ahmad Khan Sadozai (Abdali) zum Herrscher der Afghanen gewählt, nimmt den Namen Ahmad Shah Durrani an, Beginn Afghanistans als Nationalstaat.

1838-42 1. Afghanischer Krieg, verheerende Niederlage der Briten

1878-79 2. Afghanischer Krieg, Friede von Gandamak, A. erkennt britische Oberhoheit an

1893 Vertrag über die Ostgrenze (Durand-Linie), die das Siedlungsgebiet der Pashtunen durchschneidet.

1919 Amanullah Amir

1919 (8.8.) 3. Afghanischer Krieg, Frieden von Rawalpindi, Briten erkennen die Unabhängigkeit A.s an

1919 Ussiche Sozialistiche Föderative Republik (RSFSR, seit 1922 Sowjetunion) erkennt A. an

1921 Frieden von Rawalpindi bestätigt

1926 Amanullah nimmt Titel König an

1929 (17. 1.) Amanullah von Batscha-e Sakao gestürzt

1929 (1.11.) Nadir Khan König (Schah)

1931 (31.10.) Verfassung (unabhängiges Königreich)

1933 (8.11.) Nadir Shah ermordet;es folgt sein Sohn Mohammad Sahir

1945 Mitglied der UNO

1953 (9.9.) Prinz Mohammad Daud Ministerpräsident

1964 (1.10.) Neue Verfassung in Kraft

1965 (Sept.) Erste Parlamentswahlen

1967 (Mai) Abkommen über Erdgaslieferung an die UdSSR

1973 (17.7.) Umwandlung in Republik durch Militärputsch. Prinz Daud Präsident und Ministerpräsident

1974 (28.10.) Nach Erdölfunden Gründung einer nationalen Erdölgesellschaft

1977 (Febr.) Verabschiedung einer neuen Verfassung mit erweiterten Vollmachten für Präsident Daud

1978 (27.4.) Ermordung Dauds im Zuge eines Militärputschs. Machtübernahme durch die prosowjetische DVPA ("Demokratische Volkspartei Afghanistan") unter Leitung von Nur Mohammad Taraki

1979 (Sept.) Ermordung Tarakis durch seinen Stellvertreter Hafisullah Amin, der die Macht übernimmt und versucht, auf Distanz zur Sowjetunion zu gehen

1979 (27.12.) Sowjet. Invasion führt zur Eliminierung Amins und Amtseinführung Babrak Karmals als neuer Präsident

1981-1983 Ausweitung des Befreiungskampfes auf sämtliche Landesteile einschließlich der Städte. 80 % des Landes unter Kontrolle der Mujahiddin ("Freiheitskämpfer"), Massenexodus nach Pakistan und Iran. Wiederholte Verurteilung der sowjet. Invasion durch UNO-Vollversammlung und "Islamische Gipfelkonferenzen"

1984 (April) Landesweit größte sowjet. Offensive gegen den nationalen Widerstand, der sich trotz Rückschlägen behauptet

1986 (4.5.) Karmal wird durch Najibullah als Parteichef abgelöst

1988 (15.4.) Vertrag von Genf. Beginn des Abzugs sowjet. Truppen

1988 (29.8.) Erster afghan. Kosmonaut im Weltraum

1989 (15.2.) Letzter sowjet. Soldat verläßt A.

1990 (Juni) Verfassungsreform unter Najibullah

1991 (April) Guerillas erobern Khost

1992 (16.4.) Rücktritt Najibullahs, Mujadeddi neuer Übergangspräsident, in den Provinzen etablieren sich unabhängige Lokalregierungen und z.T. funktionierende Verwaltungen (Herat, Ghazni, Khost, Mazar-e-Sharif, Jalalabad), die "Zentralregierung" kontrolliert nur Teile der Hauptstadt

1992 (30.12.) Die Große Shura wählt den Tajiken Rabbani für die Dauer von zwei Jahren zum Präsidenten

1993 (7.3.) Friedensabkommen von Islamabad

1993 (17.6.) Gulbuddin Hekmatyar als Ministerpräsident vereidigt, seither Bürgerkrieg in Kabul und der Umgebung, neue Flüchtlingsströme nach Pakistan

1996 (Sep.) Taliban erobern drei Viertel des Landes, Einmarsch in Kabul

1997 (13./14.5.) Gipfeltreffen der Economic Co-ordination Organisation (ECO) in Aschgabat (Turkmenistan); am Rande des Treffens unterzeichnen am 15.5. der turkmenische Präsident Turkmenbaschi, der pakistanische Premierminister Sharif und Vertreter amerikanischer und saudi-arabischer Ölgesellschaften, UNOCAL und Delta, ein Abkommen über den Bau einer Pipeline von Turkmenistan nach Pakistan via Afghanistan; die afghanische Taliban-Regierung beschwert sich bei der ECO-Leitung von dem Gipfeltreffen ausgeschlossen zu sein

1997 (24.5.) Taliban marschieren in Mazar-i-Sharif ein, der Usbeke Dostam begab sich am 23.5. über Usbekistan in die Türkei

1997 (25.5.) Als erstes Land der Welt erkennt Pakistan die Taliban-Regierung an

1997 (26.5.) Die Taliban müssen sich wieder aus Mazar-i-Sharif zurückziehen

1997 (27.7.) Richtlinien der Taliban besagen, daß Frauen nur im Gesundheitswesen berufstätig sein dürfen

1997 (25.10.) Ein Konsortium von internationalen Öl- und Gas-Gesellschaften beschließt den Bau der 2 Mrd. US$-Pipeline von Turkmenistan nach Pakistan; zuvor hatten die Taliban zugestimmt

1997 (21.10.) General Dostam wird zum militärischen Führer und Vizepräsidenten der United Islamic Front for the Salvation of Afghanistan (UIFSA) gewählt. Präsident  ist der frühere Staatschef Burhanuddin Rabbani.

1997 (27.10.) Die Taliban ändern den offiziellen Landesnamen in Islamisches Emirat Afghanistan.

1997 (4.11.) Das Bundesverwaltungsgericht in Berlin entscheidet, daß Flüchtlinge aus Afghanistan keinen Anspruch auf Asyl in Deutschland haben: Bürgerkriegsflüchtlinge können kein Asyl bekommen.

1998 (4.2.) Eroberung der Provinz Takhar fordert nach offiziellen Angaben 4.500 Opfer

1998 (27.2.) Bei schweren Überschwemmungen im Südwesten kommen mindestens 30 Menschen ums Leben

1998 (17.4.) Der amerikanische VN-Botschafter Bill Richardson erreicht bei seiner Vermittlungstätigkeit eine vorläufige Waffenruhe. Ab 26.4. kommt es im pakistanischen Islamabad zu ersten direkten Friedensgesprächen zwischen den Taliban und ihren Gegnern. Sie beschließen am 29.4. die Errichtung eines islamischen Rates, der über eine Friedensregelung verhandeln soll

1998 (30.5.) Bei einem Erdbeben in Badachschan kommen bis zu 5.000 Menschen ums Leben

1998 (16.6.) Die Taliban lassen mehr als 1.000 private Schulen - auch die ausländischer Hilfsorganisationen - schließen, an ihnen waren bis zu 6.000 Mädchen unterrichtet worden

1998 (7.8.) Bei Anschlägen auf die US-Botschaften in Nairobi (Kenia) und Daressalam (Tansania) werden 257 Menschen getötet. Als Auftraggeber gilt der Saudi-Araber Osama Bin Laden, der sich seit 1996 in Afghanistan aufhält; die Taliban lehnen seine Auslieferung ab

1998 (8.8.) Die Taliban erobern Mazar-i-Sharif

1998 (20.8.) Die USA führen Raketenangriffe gegen mutmaßliche Stützpunkte islamischer Fundamentalisten in Afghanistan und Sudan durch; in Afghanistan kommen mehr als 50 Menschen ums Leben

1998 (10.9.) Die Taliban teilen mit, sie hätten die Leichen von neun iranischen Diplomaten "gefunden"; in der Folgezeit verschlechtern sich die Beziehungen zum Iran, die Grenze wird geschlossen

1998 (13.9.) Die Taliban vertreiben die shiitische Hezb-e-Wahadad-Miliz aus Bamiyan. Damit fällt eine der letzten Hochburgen der Opposition

1998 (20.9.) Raketenangriff der Opposition auf Kabul, 180 Tote

1998 (10.12.) Die Taliban schließt mit der chinesischen Regierung ein Militärabkommen

1999 (11.2.) Bei einem Erdbeben in den Provinzen Wardak und Logar kommen mindestens 67 Menschen ums Leben, 30.000 werden obdachlos

1999 (6.7.) Die USA verhängen Wirtschaftssanktionen gegen Afghanistan

1999 (2.8.) Die Nordallianz unter Ahmad Shah Massud verliert die Kontrolle über die Provinzen Kapisa und Perwan an die Taliban. Am 1.8. erobern die Taliban den Flughafen Bagram, rund 50 km nördlich von Kabul

1999 (27.8.) Der VN-Sicherheitsrat verurteilt Pakistan wegen der Unterstützung der afghanischen Taliban

1999 (14.11.) Der VN-Sicherheitsrat setzt Sanktionen gegen Afghanistan in Kraft

1999 (21.11.) Die Taliban öffnen die afghanisch-iranische Grenze wieder für den Handel

1999 (24.12.) Entführung einer indischen Passagiermaschine auf dem Flug von Kathmandu nach New Delhi; nach Zwischenlandungen in Amritsar, Lahore und Dubai wird der Airbus nach Kandahar dirigiert, wo das Geiseldrama am 31.12. unblutig endet

2000 (23.1.) Nach der Anerkennung Tschtscheniens als unabhängige Republik durch die Taliban eröffnen die tschetschenischen Widerstandskämpfer eine Botschaft in Kabul

2000 (6.2.) Auf einem Inlandsflug von Kabul nach Mazar-I-Sharif wird eine Maschiene der Afghan Ariana entführt. Nach einer Zwischenlandung in Taschkent endet die Geiselnahme am 10.2. friedlich auf dem Londoner Flughafen Stanstead; 74 der 151 Passagiere beantragen politisches Asyl in Großbritannien, das später abgelehnt wird

2000 (1.3.) Die Taliban erobern die strategisch wichtige Binnenhafenstadt Sher Khan Bandar

2000 (25.5.) Der russische Verteidigungsminister Igor Sergejew und Außenminister Igor Iwanow drohen mit "Präventivschlag" gegen Afghanistan wegen der Unterstützung des Aufstands in Tschtschenien

2000 Seit dem Frühjahr herrscht in weiten Teilen des Landes eine extreme Dürre, internationale Hilforganisationen liefern Nahrungsmittel


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