Eine kürzere Fassung erschien in: Munzinger-Archiv / IH-Länder
aktuell, Ravensburg, 39/01.
Wirtschaft im Überblick
Nach mehr als zwei Jahrzehnten Krieg zählt Afghanistan weiterhin zur Gruppe der ärmsten Länder der Welt. Auch vor 1979 gehörte A. dieser Gruppe an; der Stand der Information war zuvor schon unzureichend und ist noch schlechter geworden. Da die am Bürgerkrieg beteiligten Parteien jeweils nur Teile des Landes beherrschen und die Tätigkeit der internationalen Organisationen im Lande sehr begrenzt ist, können die Zahlenangaben, die sie veröffentlichen, nicht mehr als begründete Mutmaßungen über Größenordnungen und Entwicklungsrichtungen sein und sind mit der entsprechenden Vorsicht zu interpretieren. Internationale Standardquellen geben z.T. immer noch - mangels verläßlicher neuerer Quellen - die Zahlen aus der Zeit vor oder unmittelbar nach der sowjetischen Invasion (1979) an oder behelfen sich mit Fortschreibungen. Dies gilt auch für die Veröffentlichungen der einschlägigen Institutionen wie der Economist Intelligence Unit in London, das Standardwerk "The Far East and Australasia" und das "World Fact Book" der US-Regierung, die ihre Angaben immer wieder rückwirkend, z.T. gravierend, revidieren.
Nach wie vor dient die Einflußnahme des Auslands auf den Konflikt in A. wirtschaftlichen Interessen: die sowjetische Invasion wurde als Versuch gewertet, der UdSSR endlich einen Zugang zum Indischen Ozean zu verschaffen; die westlichen Industrieländer sahen ihre Ölversorgung aus der Golfregion gefährdet. Heute geht es um den Zugang zu den Energievorkommen in Zentralasien; Turkmenistan und Pakistan vereinbarten Anfang August 1996 den Bau einer Erdöl- und Erdgaspipeline von Turkmenistan durch Afghanistan (über Herat und Kandahar) zum pakistanischen Hafen Karachi. Dazu wären stabile politische Verhältnisse zumindestens in diesem Teil des Landes erforderlich. Hinter dem Vorhaben steht ein Konsortium um die US-Ölgesellschaft UNOCAL. Deren Hoffnungen in den Taliban einen verläßlichen Geschäftspartner gefunden zu haben, wurden aber durch die Aufnahme des international gesuchten Terroristen Osama Bin Laden in A. und durch die Wirtschaftssanktionen der USA und der Verienten Nationen zunichte gemacht.
Währung: Afghani (Af) zu 100 Puls (Pl). Die Dt. Bundesbank meldet z. Zt. keine Devisenkurse für A. Offiziell ist der Wechselkurs nach wie vor an den US$ gebunden: seit 1996 3.000 Af = 1,00 US$; inoffiziell (Quelle: BBC) fiel er auf 62.000 Af je US$ am 25.4.2000.
Währungsreserven Ende März 1993: 214,09 Mio US$ Devisen; 5,87 Mio US$ SZR; 6,72 Mio US$ IWF-Reserveposition; zusammen 226,68 Mio US$; ferner 965.000 Feinunzen Gold; keine neueren Angaben.
Quellen u.a.: IMF, International Financial Statistics; Journalisten-Handbuch
Entwicklugspolitik, versch. Jg.; The Least Developed Countries 1995 Report;
The Far East and Australasia 1996; United Nations Statistical Yearbook
for Asia and the Pacific 1998.
1991 | 1992 | 1993 | |
Bruttoinlandsprodukt (Mrd Afs)* | 114,1 | 99,8 | 89,0 |
Wachstum in % | -1,4 | -12,4 | -10,8 |
Lebenshaltungskosten-Index (1990=100)** | 143,8 | . | . |
* Nettoinlandsprodukt, Preise
von 1978. Statistical Yearbbok for Asia and the Far East 30.1998.
** Verbraucherpreise in Kabul. Ebenda. |
Bruttoinlandsprodukt: Das reale BIP ging nach Schätzungen der UN (EASCAP) in den Jahren 1986 bis 1993 um 43 % zurück, die landwirtschaftliche Produktion um 36 %: dasBIP pro Kopf der Bev. sank um 49,8 %; auf dem Lande mögen sich die Verhältnisse verbessert haben, in Kabul sind die Verhältnisse schwierig; im Frühjahr 2000 leidet die Ernte unter der großen Dürre.
Inflation: Aktuelle Inflationsraten liegen nicht vor; die Preise
steigen aber nicht mehr so rasant an wie in den Jahren nach dem Zusammenbruch
der staatlichen Ordnung: von der Machtübernahme der Taliban in Kabul
im Jahre 1996 bis zum Mai 1999 verlor der Afghani etwa 60 % in Kabul und
etwa 70 % in Mazar-i-Sharif [Rubin 1999].
|
|
|
|
Handelsbilanz |
-365,8
|
-278,0
|
-371,2
|
Dienstleistungsbilanz* |
-112,8
|
- 38,6
|
- 83,2
|
Übertragungsbilanz |
311,7
|
342,8
|
310,9
|
Bilanz der laufenden Posten |
-166,9
|
26,2
|
-143,3
|
Kapitalverkehrsbilanz |
- 33,9
|
- 4,1
|
- 59,6
|
Grundbilanz |
-200,8
|
22,1
|
-202,9
|
Fehler und Auslassungen |
211,6
|
- 47,9 |
182,7
|
Reservepositionen |
- 10,8
|
25,8
|
20,2
|
* einschließlich Faktoreinkommen Quelle: IMF, International Financial Statistics 12/1993 u. 6/1996. |
|
|
|
1994 | 1995 | |
Ausfuhr |
286
|
91
|
180
|
24
|
26
|
Einfuhr |
634
|
426
|
740
|
142
|
50
|
Saldo |
-348
|
-335
|
-560
|
-118
|
-24
|
Quelle: Statistical Yearbook
for Asia and the Pacific 30.1998
Table 21: Trade balance.. |
1991
|
1992
|
1993
|
1994
|
1995
|
1996
|
1997
|
1998
|
1999
|
2000 | |
Dt. Ausfuhr nach Afghanistan |
28
|
18
|
18
|
30
|
24
|
29
|
27
|
25
|
23
|
31 |
Dt. Einfuhr aus Afghanistan |
42
|
29
|
27
|
16
|
12
|
16
|
18
|
13
|
11
|
12 |
Saldo des Warenverkehrs |
-14
|
-11
|
-9
|
14
|
12
|
13
|
9
|
12
|
12
|
19 |
Quelle: Statistisches Bundesamt, Zeitreihenservice. |
Geld, Finanzen, Entwicklungshilfe
Währung: Währungseinheit ist der Afghani (Af) zu 100
Puls. Münzen (nicht mehr im Umlauf) zu 25 und 50 Puls sowie 1, 2 und
5 Afghani. Banknoten zu 10, 20, 50, 100, 500, 1000 und 10.000 Af aus der
königlichen, republikanischen und volksdemokratischen Zeit im Umlauf.
Seit 1996 gilt der offizielle Wechselkurs (lt. IMF) von 3.000 Af = 1 US$.
Der freie Marktkurs lag bei 4.750 Af je US$ am 14.2.2000 [EIU 1/2000 :
29].
1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | |
Gold (1.000 Feinunzen) |
965
|
.
|
.
|
.
|
.
|
Devisen (Mio US$)
- IMF Sonderziehungsrechte - IMF Reserveposition - Devisenreserven |
235
5
5
221
|
.
3
5
.
|
.
2
5
.
|
.
1
5
.
|
.
.
5
.
|
Quelle: IMF, International Financial Statistics 4/1999. |
1989 | 1990 | 1991 | 1992 | |
Reservegeld |
247
|
346
|
524
|
.
|
Bargeld außerhalb der Banken |
223
|
312
|
455
|
.
|
Einlagen bei der Bank von Afghanistan |
13
|
14
|
19
|
.
|
Sichteinlagen b. Geschäftsbanken |
12
|
18
|
17
|
.
|
Quelle: IMF, International Financial Statistics 6/1996 und 4/1999. |
1982/83 | 1985/86 | 1986/87* | |
Einnahmen
darunter Steuern und Abgaben darunter Erdgas (Bruttoerlös) |
32.555
10.789
14.792
|
51.434
18.142
17.326
|
58.621
21.702
15.468
|
Gesamtausgaben
davon ordentliche Ausgaben Entwicklungsausgaben |
39.484
27.621
11.863
|
58.801
42.318
16.483
|
67.552
43.491
24.061
|
* Budgetansatz
Quelle: Statistisches Bundesamt: Länderbericht Afghanistan 1989. |
1990 | 1991 | 1992 | ||
Auslandsschuld (Mio US$) |
5.054
|
5.086
|
8.194
|
9.517
|
Schuldendienst (Mio US$) |
43
|
115
|
70
|
9
|
Quelle: UNCTAD: The Least Developed Countries 1995 Report, A-44/45. |
Bankwesen: Alle Banken wurden 1975 verstaatlicht, es arbeiten keine ausländischen Banken in Afghanistan. Zentral- und Notenbank ist die Da Afghanistan Bank, gegründet 1939. Sie nimmt neben den üblichen Funktionen einer Zentral- und Notenbank auch Geschäftsbankenfunktionen wahr, 65 Filialen im ganzen Land. Weitere Banken: Agricultural Development Bank of Afghanistan (1959), Bank-e Milli-e Afghan (1932, 16 Filialen), Export Promotion Bank of Afghanistan (1976), Industrial Development Bank of Afghanistan, Mortgage and Construction Bank (1955) und Pashtany Tejaraty Bank (1954, 14 Filialen). Der informelle Finanzsektor ("Geldbasar") spielt nach dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung mehr als zuvor eine wichtige Rolle bei der Finanzierung von Inlands- und Auslandsgeschäften.
Entwicklungshilfe: Bis Ende der 70er Jahre gelang es der afghanischen Regierung, mit ihrer Schaukelpolitik beträchtliche zivile und militärische Entwicklungshilfe sowohl vom Westen als auch vom Ostblock zu erhalten. Ab 1978 kam die finanzielle Unterstützung hauptsächlich von kommunistischen Ländern. Die offizielle Entwicklungshilfe belief sich in den Jahren 1983 bis 1992 durchschnitllich auf 245 Mio US$; die Hilfe des Westens (DAC) belief sich in den Jahren 1986 bis 1993 durchschnittlich auf 139 Mio US$: hauptsächlich (54 %) Technische Hilfe, davon 64 % bilateral; hier überwogen Schenkungen (68 %); die multilaterale Hilfe (36 %) wurde dagegen seltener (37 %) als Schenkung vergeben. Gemessen an den Exporterlösen erreichte der Schuldendienst 1991 mit 42 % einen Höchststand: der Anteil der Schenkungen ging zurück, Kredite wurden zu weniger vorteilhaften Bedingungen gewährt, und die Exporterlöse sanken bürgerkriegsbedingt. Insgesamt sind die Kredite aber meist langfristiger Art und zu Vorzugskonditionen vergeben. UNCTAD gibt die Schulden für 1992 mit 9.517 Mio US$ an. 1996, das letzte Jahr, für das offizielle Angaben vorliegen, erhielt A. Auslandshilfe im Umfang von 229 Mio US$, fast ausschließlich als Geschenk und zu fast zwei Dritteln von multilateralen Gebern. [UN/ESCAP 1998 : 23]. Seit dem Beginnd er Sanktionen empfängt A. nur noch humanitäre Hilfe der internationalen Organisatonen und einiger bilateraler Geber. Über den Umfang der Hilfe Pakistans und der arabischen Staaten ist nichts bekannt.
Seit Anfang der 60er Jahre wurde umfangreiche deutsche Entwicklungshilfe vor allem für die ländliche Entwicklung, den Ausbau der Infrastruktur (Elektrizitäts- und Fernmeldeversorgung), Wasserversorgung und Gesundheitswesen sowie die Berufsausbildung geleistet. Seit 1980 ruht die staatliche Zusammenarbeit. Bis zu ihrer Wiederaufnahme kann Hilfe nur über private Träger geleistet werden. Letzte Zusagen: 20,0 Mio DM finanzielle Zusammenarbeit (1979), 25,56 Mio DM technische Zusammenarbeit (1994). Hilfe insgesamt 1950-1994: 400 Mio DM finanzielle Zusammenarbeit, 578 Mio DM technische Zusammenarbeit. Zum 31.12.1994 gab es 15 Projekte und 4 Experten.
Wirtschaft und Außenhandel
Wirtschaftsstruktur: Die Wirtschaftsstruktur ist durch Krieg und Bürgerkrieg nachhaltig geschwächt: Produktionsanlagen und Infrastruktur wurden zerstört und - soweit wieder aufgebaut - den Bedürfnissen der kriegführenden Parteien angepaßt. Die Mobilisierung und Demobilisierung von Streitkräften und Milizen haben den Arbeitsmarkt weiter durcheinander gebracht. Die Kämpfe führten gleichermaßen zur Flucht in die Städte als auch zurück aufs Land, in die Nachbarländer und wieder zurück. Seit der Machtübernahme durch die Taliban ist den von ihnen kontrollierten neun Zehntel des Landes eine gewissen Befriedung eingekehrt. Eine effektive Zentralregierung gibt es aber nicht. Die Wirtschaftsbeziehungen zu den Nachbarländern, auch im Norden, sind heute intensiver als zwischen den einzelnen Landesteilen, zum größten Teil ohne wirksame staatliche Kontrolle.
Wirtschaftsplanung: Mit den politischen Umwälzungen hat
die Wirtschaftsplanung ihr Gewicht verloren: Seit 1956 mit Hilfe von 5-Jahresplänen
(1956-77, vier Planperioden), die eine Mischung privater und staatlicher
Maßnahmen darstellten, unter sowjetischem Einfluß. Nach drei
planlosen Jahren wurde ein 7-Jahresplan (1976-1983) verabschiedet, der
mit dem Sturz von Präsident Daud außer Kraft gesetzt wurde.
Der 5-Jahresplan (1979-84) band A. in die RGW-Verflechtungen ein. Keiner
der Pläne wurde auch nur annähernd realisiert. Schon gar nicht
der letzte 5-Jahresplan (1986-1991), der überwiegend von der Sowjetunion
finanziert werden sollte.
Bereich | 19885 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 |
BIP zu Faktorkosten von 1978/79
in Mrd Afs pro Kopf in Afs |
150,0
10.266
|
139,0
9.133
|
127,5
8.220
|
124,7
7.887
|
124,
7.730
|
114,
6.945
|
99,8
5.958
|
89,0
5.211
|
Anteil am BIP in v.H.:
Landwirtschaft Bergbau und warenprod. Gewerbe Baugewerbe Handel Verkehr, Nachrichten Sonstige Dienstleistungen |
58,7
22,1
5,3
8,3
3,9
1,6
|
51,8
26,8
7,6
8,6
3,5
1,5
|
52,8
25,7
8,0
8,3
3,6
1,6
|
52,6
28,5
5,8
7,9
3,5
1,6
|
47,8
32,4
5,9
8,4
3,8
1,7
|
52,5
25,6
6,1
9,7
4,2
1,8
|
62,8
14,3
5,8
10,5
4,5
2,0
|
64,0
13,8
6,2
11,3
4,5
2,0
|
Quelle: UN Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 1998. S. 22. |
Das Pro-Kopf-Einkommen lag nach UNCTAD 1993 522 US$ und wäre damit mehrfach so hoch gewesen wie nach US-Schätzungen zu Beginn des Bürgerkrieges (1989: 150 US$); die US-Regierung schätzt das BIP pro Kopf gemessen an der Kaufkraft (PPP) Ende der neunziger Jahre auf 800 US$ [WFB 1999].
Beschäftigung: Bei einer Erwerbsquote von (1990) 41 % (UNDP) und konservativen Annahmen über das Bevölkerungswachstum und ohne Berücksichtigung der Flüchtlingsströme errechnet sich eine Erwerbsbevölkerung von 6 Mio. und mehr. Ein Frauen-Anteil von 34 % (UNDP) dürfte realistisch sein und die Arbeit der Frauen in der Landwirtschaft berücksichtigen; 70 % der Beschäftigten werden der Landwirtschaft, 11 % der Industrie und 19 % den Dienstleistungen zugerechnet.
Löhne, Preise, Lebenshaltungskosten: Die Preise stiegen
vor allem in den Jahren des Bürgerkrieges. Da die Taliban kein Geld
drucken (oder drucken lassen können) hat sich der Preisauftrieb verlangsamt
[Rubin 1999].
|
|
|
|
Index (1990 = 100) |
67,9
|
100,0
|
143,8
|
Änderung (%) |
71,5
|
47,3
|
43,8
|
Quelle: UN Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 1998. S. 22. |
Landwirtschaft: 12 % (8 Mio ha) des Staatsgebiets sind nach Angaben
der FAO kultivierbar, weitere 3 % sind bewaldet. Etwa die Hälfte der
Fläche ist Weideland. 2,8 Mio ha sind Bewässerungsflächen.
Die in verschiedenen Quellen kolportierten 14-15 Mio ha Anbaufläche
gehen offensichtlich von anderen Kriterien aus. Tatsächlich wurden
vor dem Krieg etwa 5 Mio ha bebaut. Die UNDP schätzt (nach EIU), daß
1990/91 3,2 Mio ha bebaut wurden, davon 1,5 Mio ha unter Bewässerung.
Hauptanbauprodukt ist Weizen (FAO, 1998: 2,83 Mio. t), gefolgt von Reis
(0,45), Gerste (0,33) und Mais (0,24). Ferner werden Gemüse, Obst,
Baumwolle u.a. angebaut. Von wenigen Staatsbetrieben abgesehen, die auch
zur sowjetischen Zeit weniger als 1 % zur landwirtschaftlichen Erzeugung
beitrugen, ist das bebaute Land in der Hand privater Landbesitzer. Erratische,
geringe Niederschläge, fehlende Verkehrserschließung und geringer
Bildungsstand erschweren die Landwirtschaft, die Betriebe sind im Durchschnitt
sehr klein (0,5 ha). Von den USA, der BR Deutschland und der Sowjetunion
wurden große Bewässerungsprojekte im S, SO und O finanziert.
Die Landwirtschaft stellt einen Großteil der Exporte: Obst, Nüsse,
Trockenfrüchte, Drogen, Wolle, Karakulfelle.
Erzeugnis | 1979/81 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | 1998 |
Weizen |
2.561
|
1.726
|
1.900
|
2.100
|
2.300
|
2.500
|
2.650
|
2.711
|
2.834
|
Reis |
415
|
335
|
300
|
300
|
350
|
300
|
350
|
400
|
450
|
Gerste |
313
|
217
|
150
|
170
|
180
|
200
|
220
|
300
|
330
|
Mais |
738
|
420
|
400
|
380
|
350
|
300
|
280
|
250
|
240
|
Hülsenfrüchte |
41
|
35
|
35
|
35
|
35
|
35
|
35
|
35
|
35
|
Sesamsamen |
26
|
24
|
24
|
24
|
24
|
24
|
24
|
24
|
24
|
Leinsamen |
19
|
14
|
14
|
14
|
14
|
14
|
14
|
14
|
14
|
Saatbaumwolle |
77
|
66
|
66
|
66
|
66
|
66
|
66
|
66
|
66
|
Gemüse |
516
|
488
|
487
|
487
|
492
|
492
|
492
|
492
|
492
|
Obst |
807
|
647
|
614
|
612
|
614
|
615
|
615
|
615
|
615
|
Weintrauben |
452
|
365
|
330
|
330
|
330
|
330
|
330
|
330
|
330
|
Zuckerrohr |
68
|
38
|
38
|
38
|
38
|
38
|
38
|
38
|
38
|
Zuckerrüben |
42
|
1
|
1
|
1
|
1
|
1
|
1
|
1
|
1
|
Quelle: FAO, Production Yearbook 47.1993 und FAOSTAT 15.4.2000. |
Tierproduktion: Das ausgedehnte, aber meist karge Grasland bietet die Voraussetzung für die meist nomadisch betriebene Viehzucht. Die Zahl der Nomaden wird auf 1 Mio geschätzt, der Anteil der Tierproduktion an der gesamten (wertmäßigen) Agrarproduktion auf etwa 30 %. Alle Angaben über die Zahl der Tiere können nur grobe Schätzungen sein, die Fortschreibungen der FAO geben wenig mehr als die Entwicklungsrichtung an. 1999 gab es 1,5 Mio Rinder (1979-81: 3,7 (Mio.), 14,3 Mio Schafe (18,7), 2,2 Mio Ziegen (2,9) und 7 Mio Hühner (6). Die Tierproduktion scheint das Vorkriegsniveau wieder erreicht zu haben. Die FAO schätzt, daß 1999 isngesamt 230.520 t Fleisch produziert wurden, davon 140.600 t Schaf- und Ziegenfleisch (1979-81: 128.000), 65.000 t Rind- und Büffelfleisch (69.000) und 13.680 t Geflügelfelisch; dazu 549.600 t Milch, 18.300 t Eier und 15.500 t Wolle (12.700 t).
Forstwirtschaft: Die Waldgebiete liegen im östlichen Landesteil, in Höhen ab 2.000 bis 4.000 m. Die Bestände, für 1992 von der FAO mit 1,9 Mio ha angegeben, sind durch Raubbau (Brennholz), Überweidung und jahrzehntelangen Kantholzschmuggel nach Pakistan stark in Mitleidenschaft gezogen. Der Holzeinschlag wird von der FAO für 1998 mit 6,35 Mio. m3 Rundholz und 8,09 Mio. m3 Brennholz angegeben [FAOSTAT 15.4.2000].
Fischerei wird in Flußläufen, Karezen (Bewässerungskanälen) und Stauseen für den lokalen Bedarf betrieben. 1997 wurde ein Fang von 1.250 t eingeholt [FAOSTAT 15.4.2000]
Umweltprobleme: Der unsachgemäße Einsatz von Wasser in den großen Bewässerungsgebieten hat zur Versalzung weiter Flächen im O und S des Landes geführt. Verhängnisvoll sind die vor allem am Rande der größeren Städte und um Militärbasen und -posten ausgelegten Minen, die dort Landwirtschaft und Siedlung unmöglich machen.
Bodenschätze: Obwohl Afghanistan über nennenswerte
Bodenschätze verfügt, spielen sie wegen ihrer ungünstigen
Lage zu den Absatz- und Verarbeitungsstandorten für die industrielle
Entwicklung des Landes nur eine geringe Rolle. In größerem Umfang
wurden bisher nur Kohle und Erdgas genutzt. Kohlevorkommen befinden sich
bei Darrahi-Suf, Karkar, Ischpuschta und Herat. Erdöllagerstätten
sind im Norden bei Koh-i-Angot entdeckt worden. Wegen der relativ geringen
Reserven von ca. 12 Mio t lohnt sich die Förderung kaum. Bei Shibergan
wurden reiche Erdgasvorkommen entdeckt, die von sowjetischen Technikern
systematisch ausgebeutet wurden. Das Gas wurde in einer Pipeline in die
GUS exportiert, die Pipeline aber im Krieg immer wieder unterbrochen. Drei
neu entdeckte Erdgasfelder sollen in absehbarer Zeit nutzbar gemacht werden.
Unter den neueren Funden sind die hochwertigen Eisenerzreserven (1,7 Mrd
t, 62 % Eisengehalt) am vielversprechendsten. Allerdings liegen die Vorkommen
großenteils in Höhen über 3.500 m. Ein wichtiges Potential
stellen auch die Kupfervorkommen bei Aynak (nach EIU: 3,5 Mio t) dar, mit
deren Ausbeutung von den Sowjets begonnen wurde. Ferner eine Reihe anderer
Mineralien wie Blei, Zink, Gold, Silber, Asbest, Glimmer, Schwefel, Beryll.
Afghanistan ist der bedeutendste Fundort von Lapislazuli (mit geschätzten
Reserven von 2.700 t) der Welt (Badakhshan). Deutsche Geologen hatten maßgeblichen
Anteil bei der Suche nach Bodenschätzen. Die Ausbeutung der Edelsteinvorkommen
im Nordosten hilft den regionalen Machthabern ihren Krieg gegen die Taliban
zu finanzieren.
1985 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | |
Steinkohle (1.000 t)
|
151
|
105
|
94
|
8
|
7
|
6
|
5
|
Erdgas (Petajoules) |
111
|
8
|
8
|
7
|
7
|
6
|
5
|
Salz (1.000 t) |
51
|
35>
|
12
|
12
|
13
|
13
|
13
|
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 28.1996 und 30.1998. |
Ergiewirtschaft: Die Versorgung erfolgt durch heimische Brennstoffe (Holz, Holzkohle, Steinkohle, Erdgas), Wasserkraftwerke und eingeführte Erdölprodukte und Elektrizität. Ein Großteil der Wärme- und Wasserkraftwerke wurde während des Krieges zerstört. Die Elektrizitätserzeugung hatte nach Angaben der UN/ESCAP 1987 1.257 Mio kWh erreicht und fiel bis 1994 auf 687 Mio kWh [UN/ESCAP 1996]. Die Stromversorgung fällt immer wieder aus. Die installierte Kraftwerksleistung, meist in Wasserkraftwerken, stieg nach afghan. Angaben von 325 MW im Jahre 1975 auf 408 MW Ende der 80er Jahre. Nach Angaben des UN Energy Statistics Yearbook ging der Pro-Kopf-Verbrauch an kommerzieller Energie von 1985 bis 1994 auf ein Drittel zurück, nämlich von 121 kg Steinkohleäquivalente auf 38 kg; mehr als die Hälfte stammte aus Importen.
Industrie und Handwerk: Bergbau, Industrie und Handwerk tragen ca. 15 % zum Bruttosozialprodukt bei und beschäftigen 10 % der Erwerbstätigen. Die meisten Industriebetriebe waren bisher in Staatsbesitz; daneben gab es sog. Mischbetriebe. Privatbetriebe, die in allen Bereichen außer der Schwerindustrie tätig sein dürfen, waren besonders in der Nahrungsmittel- und Lederverarbeitung aktiv und trugen zu etwa einem Viertel zur Bruttoproduktion des verarbeitenden Gewerbes bei. Letzteres ist vor allem auf die im Lande erzeugten Agrar- und Tierprodukte wie Wolle, Baumwolle und -saat, Zuckerrüben und -rohr sowie Weizen angewiesen. Ferner gibt es eine Düngemittel- und Zementfabrik. Auf das Handwerk entfallen 45 % der Erzeugung; es beschäftigt 4/5 der Beschäftigten im Industriebereich. Es stellt u.a. Teppiche, Schmuckwaren und bestickte Textilien her. Eine formale Handwerksausbildung gibt es nicht.
Die industrielle Entwicklung ist durch die Zerstörung von Produktionsanlagen,
den Mangel an landwirtschaftlichen Rohstoffen, interne Transportprobleme,
häufigen Stromausfall und den Mangel an Fachkräften nachhaltig
behindert. Der Zement der Fabrik in Pul-e-Khumri und die Düngemittel
aus Mazar-e-Sharif gelten als den Importwaren qualitativ gleichwertig.
Eine nennenswerte Produktion von Industrieerzeugnissen für den Export
gibt es nicht.
Erzeugnis | Einheit | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 |
Zement | 1.000 t |
100
|
100
|
109
|
115
|
115
|
115
|
115
|
. |
Dünger, Reinstoff N | 1.000 t |
55
|
55
|
53
|
49
|
42
|
40
|
49
|
50 |
Schnittnadelholz | 1.000 cbm |
380
|
380
|
380
|
380
|
380
|
380
|
380
|
380 |
Schnittlaubholz | 1.000 cbm |
20
|
20
|
20
|
20
|
20
|
20
|
20
|
20 |
Baumwollgarn | 1.000 t |
0,4
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
.
|
. |
Butter | 1.000 t |
10,3
|
11,0
|
11,0
|
11,0
|
11,0
|
11,0
|
11,0
|
11,0 |
Käse | 1.000 t |
13,6
|
15,6
|
15,6
|
15,6
|
15,6
|
15,6
|
15,7
|
15,7 |
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 30.1998. |
Außenhandel: Handels- und Finanzministerium und Da Afghanistan Bank in Kooperation mit Handelskammer sind für Im- und Export zuständig. Als Folge des Bürgerkrieges kann A. kaum mehr als einheitliches Wirtschaftsgebiet angesehen werden. Afghanistan ist besonders abhängig vom Import von Konsumgütern, Mineralölprodukten Energie und Kapital. Obwohl das Land den Nahrungsmittelbedarf weitgehend aus eigener Produktion decken kann, müssen Weizen und Zucker sowie aller Tee eingeführt werden. Der inoffizielle und statistisch nicht erfaßte Außenhandel (Schmuggel) mit allen Nachbarländern ist erheblich.
Seit dem Beginn der Sanktionen ist der Handel mit Pakistan und den Vereinigten
Arabischen Emiraten, den einzigen beiden Staaten , die die Taliban als
Regierung von A. Anerkannt haben, noch wichtiger. Nur wenig davon wird
statistisch erfaßt, kontrolliert oder besteuert. Das Handel mit Pakistan
wird auf wenigstens 2,5 Mrd. US$ geschätzt. Dabei handelt es sich
vor allem um Waren die als Transit über den Hafen Karachi importiert
werden. Die meisten dieser Güter werden illegal nach Pakistan re-exportiert,
soweit diese Güter überhaupt A. erreichen. Nicht erfaßt
ist der beträchtliche Rauschgift- und Waffenhandel, sicher der bedeutendste
Exportartikel. Dazu kommen die Heimüberweisungen der Arbeitsemigranten
und Flüchtlinge, die über Mittelsmänner abgewickelt werden.
1991
|
1992
|
1993
|
1994
|
1995
|
1996
|
1997
|
1998
|
1999
|
|
Dt. Ausfuhr nach Afghanistan |
28
|
18
|
18
|
30
|
24
|
29
|
27
|
25
|
23
|
Dt. Einfuhr aus Afghanistan |
42
|
29
|
27
|
16
|
12
|
16
|
18
|
13
|
11
|
Saldo des Warenverkehrs |
-14
|
-11
|
-9
|
14
|
12
|
13
|
9
|
12
|
12
|
Quelle: Statistisches Bundesamt, Zeitreihenservice. |
Wichtige Waren der deutschen Einfuhr aus Afghanistan sind traditionell Häute, Felle und Pelzfelle, roh; Spinnstoffe und Spinnstoffabfälle; andere Rohstoffe pflanzlichen und tierischen Ursprungs; Garne, Gewebe, Spinnstofferzeugnisse; Waren aus nicht-metallischen Mineralstoffen.
Wichtige Waren der deutschen Ausfuhr nach Afghanistan: Spinnstoffe;
chemische Erzeugnisse; Farbmittel, Gerbstoffe, Farben; Medikamente, Pharmazeutika;
Ätherische Öle, Putzmittel; div. Metallwaren; versch. Maschinen,
Apparate; Nachrichtentechnik; div. elektr. Maschinen, Geräte, Apparate;
Straßenfahrzeuge; Meß-, Prüfinstrumente.
1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | |
Einfuhren in Mio US$
Einfuhren in Mrd Afs. |
900
151
|
822
282
|
936
434
|
634
963
|
426
485 |
740
. |
142
441 |
50
272 |
davon (in %)
Nahrungsgüter Getränke und Tabak Rohstoffe ohne Brennstoffe Brennstoffe Speiseöle und -fette Chemische Erzeugnisse Verarbeitungsprodukte Maschinen + Transportausrüstung Sonstige |
7,1
2,0
0,1
2,7
4,2
2,2
24,9
46,2
10,5
|
9,8
1,0
0,1
0,6
8,6
1,8
22,1
4,3
51,7
|
10,3
1,3
-
0,4
3,3
2,1
4,6
48,2
29,8
|
8,9
2,5 2,4 13,1 2.7 1,1 29,9 23,1 16,3 |
7,3
4,4
3,6
4,3
7,7
0,2
34,0
7,5
23,1
|
.
.
.
.
.
.
.
.
.
|
7,6
0,7
7,9
0,4
0,2
0,2
44,4
7,2
35,3
|
22,6
0,3
0,8
3,2
0,2
0,0
14,1
18,3
60,7
|
.Anmerkung: Die für 1992
einzeln ausgewiesenen Importe addieren sich in der Quelle auf 426 Mrd Afs.
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 30.1998. |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Ausfuhren in Mio US$
Ausfuhren in Mio Afs. |
395
88
|
236
98
|
235
141
|
286
179 |
91
104 |
180
33 |
24
74 |
26
143 |
davon (in %)
Nahrungsgüter Rohstoffe ohne Brennstoffe Brennstoffe Verarbeitungsprodukte Sonstige |
32,7
25,7
23,6
10,1
7,9
|
48,2
25,7
-
16,1
10,0
|
42,9
20,0
-
19,1
18,0
|
-
-
-
29,5
70,5
|
-
-
-
25,3
74,7
|
-
-
-
1,0
99,0
|
.
.
.
.
.
|
-
-
-
54,0
46,00
|
.Anmerkung: Die für 1992
und 1995 einzeln ausgewiesenen Importe addieren sich in der Quelle auf
209 Mrd Afs und 124 Mrd. Afs
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 30.1998. |
|
|
|
|
|
|
|
1997 | |
Sowjetunion / GUS
Rußland Zentralas. Rep. |
2
.
. |
2
.
.
|
.
. 2
|
.
55 6 |
.
17 6 |
19
13 |
.
23 29 |
.
21 46 |
Japan |
133
|
128
|
96
|
101 | 89 | 92 | 116 | 97 |
ASEAN
Singapur |
90
80
|
80
62
|
77
57
|
59
37 |
48
20 |
50
19 |
180
138 |
148
101 |
Westeuropa |
73
|
77
|
68
|
68 | 66 | 65 | 138 | 66 |
SAARC
Indien Pakistan |
70
65
2
|
31
20
8
|
57
37
18
|
50
32 17 |
50
16 28 |
40
16 22 |
43
22 14 |
58
25 21 |
Korea (Rep.) |
40
|
52
|
33
|
- | - | - | - | - |
China |
26
|
28
|
26
|
36 | 30 | 35 | 34 | 36 |
Hong Kong |
18
|
19
|
25
|
30 | 26 | 12 | 7 | 11 |
USA |
5
|
3
|
4
|
10 | 6 | 4 | 18 | 13 |
Alle Lieferanten | 479 | 443 | 398 | 425 | 368 | 363 | 621 | 525 |
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 31.1999. |
1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | 1997 | |
Sowjetunion / GUS:
Rußland Zentralasiat. Rep. |
.
|
.
|
.
|
.
618 2 |
.
7 1 |
.
12 68 |
.
7 6 |
.
7 9 |
Westeuropa |
87
|
71
|
48
|
38 | 54 | 33 | 31 | 45 |
SAARC
Indien Pakistan |
19
13
6
|
15
10
5
|
11
5
6
|
11
2 9 |
12
2 10 |
22
7 14 |
30
4 25 |
36
4 30 |
USA |
4
|
4
|
2
|
3 | 6 | 5 | 16 | 10 |
Alle Abnehmer | 131 | 189 | 181 | 688 | 105 | 166 | 126 | 149 |
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 31.1999. |
Tourismus: Krieg und Bürgerkrieg brachten den Fremdenverkehr zum Erliegen. 1985 wurden noch 9.000 Touristen und 6.000 Hotelbetten gezählt.
Verkehr : Wichtigster Verkehrsweg ist die in den 60er und 70er Jahren von den Sowjets und den Amerikanern fertiggestellte betonierte bzw. asphaltierte Allwetterstraße, die, ringförmig um das Hindukusch-Massiv verlaufend, fast 85 % des kultivierbaren Landes erschließt. Verlauf: Kushka (Sowjetunion) - Torghundi - Herat - Abzweig nach Islam Qala (iran. Grenze) - Kandahar - Abzweigung nach Spinboldak (pak. Grenze) - Kabul - Abzweigung nach Torkham (pak. Grenze) - Salangtunnel - Pul-i-Khumri - Teilung in Richtung Baghlan - Kunduz - Sherkhan Bandar (sowjet. Grenze) und Mazar-i-Sharif - Hairatan (sowjet. Grenze) und Mazar-i-Sharif - Shibarghan - Andkhoi. Das Abschlußstück zwischen Andkhoi und Herat sollte in den 90er Jahren fertiggestellt werden - es wird vorerst weiterhin fehlen. Im Mai 1982 wurde eine kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Amu Darya eröffnet. Sie verbindet das afghanische Hairatan mit dem usbekischen Termez und bildete den Hauptnachschubweg für die sowjetischen Truppen. Mit der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Republiken kommt A. eine wichtige Stellung im Transitverkehr zu den Häfen im Iran und in Pakistan zu. 1992 unterzeichnete A. ein Abkommen mit Usbekistan und Pakistan über die Zusammenarbeit beim Bau und Unterhalt der Fernstraßen.
Das Straßennetz umfaßte 1986 rund 22.000 km, davon etwa ein Drittel befestigt. Knapp 3.000 km sind asphaltiert oder betoniert. Alle großen Städte sind durch Allwetterstraßen verbunden. Der von den Sowjets nach der Invasion in Angriff genommene Straßenbau reichte nur aus, um die Zerstörungen von Straßen durch Bombardierungen, Minenlegung und Brückensprengung ihres Hauptnachschubweges von Termez nach Kabul auszugleichen. UN/ESCAP gehen (1993) von 31.00 Pkw und 25.000 Lkw ("commercial vehicles") aus [UN/ESCAP 1998]. Die durchlässigen Grenzen zu den Nachbarländern erlaubten die Einfuhr einer unbekannten Zahl von Fahrzeugen. Straßenbau ist, so wird berichtet, die einzige sichtbare Aufbauleistung der Taliban-Regierung, die stolz darauf verweist, daß man wieder ungehindert von einem Ende des Landes zum anderen fahren könne.
Eisenbahn: Die erste Strecke (1923) zwischen Kabul und dem Regierungssitz Darulaman (ca. 5 km) wurde später zerstört. Mit dem Bau der 1977 geplanten 1.815 km-Verbindung von Kabul nach Kandahar und Herat und der Anbindung an die Netze im Iran und in Pakistan ist in absehbarer Zukunft nicht zu rechnen. Nach der sowjetischen Invasion wurde die kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke über den Amu Darya 1982 fertiggestellt; sie verbindet den afghanischen Hafen Hairatan mit dem (damals sowjetischen) Hafen Termez. Nicht verwirklicht wurde die 200 km lange Strecke (1.520 mm Spurbreite) von Hairatan nach Pul-i-Khomri, 160 km nördlich von Kabul.
Binnenschiffahrt gibt es lediglich auf dem Grenzfluß Amu Darya; größere Flußhäfen sind Sherkhan, Bandar, Tashguzar und Hairatan.
Dem Flugverkehr dienen die beiden internationalen Flughäfen
in Kabul und Kandahar sowie weitere 9 Flugplätze mit befestigten und
33 mit unbefestigter Rollbahn. Wegen des Bürgerkrieges sind sie z.T.
nur selten oder gar nicht benutzbar. Die Sowjets haben in Shindand (SW-Afghanistan)
einen großen Militärflughafen gebaut. Der nationalen Fluggesellschaft
Ariana Afghan Airlines (gegr. 1955) wurde 1985 die Bakhtar Afghan Airlines
einverleibt. Wegen der Sanktionen ist der internationale Flugverkehr weitestgehend
eingestellt.
1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | |
Flugkilometer (Mio)
- davon im intern. Verkehr |
4,0
2,0
|
4,0
1,0
|
4,0
2,0 |
4,0
1,0 |
5,0
3,0 |
6,0
3,0 |
.
. |
Passagier-km (Mio)
- davon im intern. Verkehr |
230
162
|
205
151
|
205
151 |
197
145 |
263
192 |
276
202 |
.
. |
Frachttonnen-km (Mio)
- davon im intern. Verkehr |
9,0
9,0
|
9,0
8,0
|
.
. |
.
. |
.
. |
.
. |
.
. |
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 31.1999. |
1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 1995 | 1996 | |
Radios (1.000) |
1.670
|
1.720
|
1.890
|
2.045 | 2.080 | 2.230 | 2.400 | 2.550 |
Fernsehen (1.000) |
130
|
135
|
147
|
160 | 175 | 185 | 200 | 250 |
Quelle: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific 31.1999. |
Im Fernmeldewesen erfolgte der Ausbau früher mit Hilfe der Bundesrepublik Deutschland, später mit sowjetischer Unterstützung. 1979/80 waren 23.680 Telefone in Gebrauch. Seit 1928 gibt es Radio, seit 1978 Farbfernsehen. Afghan Radio sendete Programm in Dari, Pashtu, Pashai, Nurestani, Uzbek, Turkmen und Balochi; dazu täglich mehrere Stunden internationales Programm in Urdu, Arabisch, Englisch, Russisch und Deutsch. 1998 waren nach Angaben der US-Regierung nur noch einer der sechs Mittelwellensender, 1 UKW-Sender und drei Kurzwellensender in Betrieb. Während des Krieges haben die Mujahiddin ein gut funktionierendes Sprechfunknetz aufgebaut. Lokale Führer benutzen Satellitentelefone und -faxe.
Quellen:
Barnett R. Rubin: The political economy of war and peace in Afghanistan.
Stockholm 1999 (Online: Center for Afghan Studies).
UN/ESCAP: Statistical Yearbook for Asia and the Pacific. New York:
United Nations Economic Commission for Asia and the Pacific.